Ardennen
Die Ardennen (auch: Ardenner Wald, von keltisch Arduenna für Hochland) sind der Westteil des Rheinischen Schiefergebirges.
Vorwiegend im Südosten Belgiens, aber auch auf luxemburgischem (Ösling) und französischem Staatsgebiet gelegen (Departement Ardennes), handelt es sich um ein ausgedehntes Waldgebirge, das zwischen Mosel und Maas ein raues Bergland bildet und sich jenseits der Maas an den Ufern der Sambre allmählich zum flandrischen Tiefland verflacht.
Im Nordosten der Ardennen schließen sich nahtlos das Hohe Venn sowie – eher politisch als landschaftlich getrennt – die Eifel an (siehe auch Islek). Der Baraque de Fraiture im Norden der Provinz Luxemburg (Belgien) ist mit 652 m NN die höchste Erhebung der Ardennen. Bisweilen wird auch das Hohe Venn zu den Ardennen gezählt, das eine Höhe von 694 m erreicht. Geologisch ist die Abgrenzung ebenfalls sehr unscharf, die Ardennen gehen ohne wesentliche Trennung in das linksrheinsche Schiefergebirge über.
Geschichte
Aufgrund der ungünstigen klimatischen Bedingungen blieben die Ardennen lange Zeit frei von einer regelmäßigen menschlichen Besiedlung. Erst am Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu Beginn der La-Tène-Zeit wurde das Gebiet von den Kelten besiedelt. Die Römer kannten die Ardennen als Arduenna Silva (Ardenner Wald), verstanden darunter jedoch ein sehr viel größeres Gebiet. So reichen sie nach den Angaben von Cäsar und Strabon vom Rhein bis zur Schelde. Sie waren der Jagd- und Waldgöttin Diana heilig, die davon den Beinamen Arduinna erhielt; viele Denkmäler des Diana-Kultes finden sich hier in Form von Altären, Statuen und Inschriften. Cäsar erwähnt den Ardenner Wald mehrfach als Rückzugsgebiet der Gallier während des Gallischen Krieges.
Die strategische Lage der Ardennen machte sie jahrhundertelang wiederholt zum Schlachtfeld der europäischen Mächte. Während der frühen Neuzeit wechselte die Region mehrmals den Besitzer. So gehörten die belgischen Ardennen in ihrer Gesamtheit oder teilweise zu Frankreich, Deutschland, den Spanischen oder Österreichischen Niederlanden oder zum Vereinigten Königreich der Niederlande.
Die Ardennen waren Schauplatz der Schlacht von Sedan (1870) im Deutsch-Französischen Krieg, der Schlacht im Argonner Wald (Erster Weltkrieg), der Offensive der Deutschen Wehrmacht gegen Frankreich am 10. Mai 1940 in den Ardennen und der Ardennenoffensive (1944) im Zweiten Weltkrieg.
Landschaft


Die Ardennen haben eine mittlere Höhe von 550 m, während ihre höchsten Berge 650 m kaum übersteigen. Das Gebirgsplateau wird von Flusstälern durchzogen, die oft tief und schluchtartig mit steilen Abstürzen von 200 m Höhe eingeschnitten sind und an vielen Stellen kaum Platz für Bewirtschaftung oder Besiedlung bieten. An den Hängen der größeren Flußtäler sind immer wieder bizarre Felsformationen von der Erosion freigelegt, welche manche Teile der Ardennen zu einem Kletterparadies machen.
Das Hochland ist im allgemeinen öde. Der größere Teil der Plateaus bietet flachwellige Heide, entweder weite sumpfige und der Kultur unzugängliche Strecken oder schlechte Weideplätze, die nur nach einem Zwischenraum von 15 bis 20 Jahren und durch ein besonderes Verfahren zum Anbau zu benutzen sind. Große Teile des Hochlandes sind von weiten Wäldern bestanden. Die Täler hingegen werden meist von Wiesen und fruchtbarem Ackerland eingenommen.
Die bedeutenden Flusstäler sind als Hauptspalten zu betrachten, von denen eine Unzahl Nebenrinnen auslaufen, die sich durch das Hochland hinziehen und das ganze Gebirge durchfurchen. Die Höhe der Talböden liegt zwischen 80 m NN an der Maas und etwa 200 m an den oberen Abschnitten der größeren Bäche und Flüsschen, die Quellhöhen bei 400–500 m NN. Die wichtigsten Flüsse sind die in die Nordsee entwässernde Maas, die auf der Linie von Charleville-Mézières bis Namur die Nebenflüsse Korn (fr.: Chiers), Semois, Lesse und Ourthe aufnimmt, sowie auf die Mosel ausgerichtete Sauer (frz. Sûre) und die Our.
Natürliche Ressourcen

Den Hauptreichtum des Gebirges bilden die Waldungen, die zumeist aus Eichen und Buchen mit untermischten Erlen, Birken, Eschen und anderen Baumarten bestehen. Manche Bereiche wurden mit Nadelbaum-Monokulturen bepflanzt, vor die Randgebiete des Hohen Venns. Das reichlich vorhandene Wasser der Ardennen ist eine Grundlage für die Trinkwassergewinnung in zahlreichen Talsperren, die beliebte Ziele des regionalen Tourismus darstellen. Unter den reich vorhandenen Montanschätzen ist neben den in vielen, oft riesigen Steinbrüchen ausgebeuteten reichen Natursteinvorkommen wie Kalkstein, Dolomit und Schiefer der Abbau von Eisen und Blei (bei Longwilly), Antimon (bei Goesdorf), Kupfer (bei Stolzemburg) und Mangan (bei Bihain) zu erwähnen, ferner die Gewinnung von plastischem Ton. Die größte wirtschaftliche Bedeutung hatten die fast unerschöpflichen Steinkohlenlager, die sich vom Nordrand Lüttichs bis Valenciennes erstrecken. Sie sind hier an der Erdoberfläche aufgeschlossen und wurden von hier aus zunächst im Tagebau, später dann durch Bergwerke erschlossen. Der Steinkohlebergbau hat Belgiens Metallverarbeitung und bedeutende Industrien begründet.
Seit den 1960er Jahren ist die Montanindustrie weitestgehend zum Erliegen gekommen. Der dadurch verursachte Strukturwandel war eine schwere Belastung für die regionale Wirtschaft. Seit den 1980er Jahren nahm die Bedeutung des Tourismus stetig zu und erlangte wirtschaftliche Bedeutung. Die Ardennen sind heute Bestandteil des grenzüberschreitenden Naturparks Eifel – Ardennen.
Geologie

Die Ardennen sind Teil der rhenoherzynischen Zone der mitteleuropäischen Varisziden und stehen in engem geologischem Zusammenhang mit dem auf deutschem Gebiet liegenden Rheinischen Schiefergebirge. Ihre Gesteine werden dem kaledonischen und dem variszischen Gebirgsbildungs-Zyklus zugerechnet.
Die ältesten, nur stellenweise vorkommenden Gesteine der Ardennen, sind kambrische, ordovizische und silurische Tonschiefer und Quarzite mit einigen Lagen vulkanischer Gesteine, die schon vor dem Devon gefaltet und teilweise erodiert wurden. Diese Schichten des Altpaläozoikums bilden das Basement der Ardennen. Altpaläozoische Gesteine sind aufgeschlossen in der so genannten Schwelle von Condroz, im Rocroi-Massiv und in den kleineren Massiven von Givonne und Serpont. Das flächenmäßig größte Gebiet mit Altpaläozoikum ist der teilweise schon auf deutschem Gebiet liegende Stavelot-Venn-Sattel, welcher einen Großteil des Hohen Venns aufbaut.[1]
Die flächenmäßig vorherrschenden Gesteinsarten der Ardennen sind jüngere devonische und karbonische Tonschiefer, Sandsteine und Kalke. Diese Abfolge beginnt mit Schichten des Gedinne, die im Synklinorium von Neufchâteau (Belgien) und am Nordrand des Synklinoriums von Namur und des Synklinoriums von Dinant (Dinant-Mulde) vorkommen. Diese Schichten haben sich auf dem gefalteten Altpaläozoikum ablagert. Verbreitet sind im unteren Teil des Gedinne konglomeratische und grobsandige Gesteine ausgebildet, die von der nach von Süden nach Norden ausgreifenden Transgression des Meeres zeugen, das die Südküste des Old Red-Kontinents langsam überflutete. Die Meeresküste lag etwas nördlich des heutigen Synklinoriums von Namur. Der Boden des Devonmeeres sank an großen Abschiebungen südlich des heutigen Stavelot-Venn-Sattels stetig weiter ab. Es vertiefte sich jedoch nur allmählich, da die Sedimentation mit der Absenkung Schritt hielt. Vor allem im Bereich der südlichen Ardennen wurden mächtige Folgen von sandigen Schiefern und Sandsteinen abgelagert, während die gleichalten Sedimente im Norden deutlich weniger mächtig sind. Im Mitteldevon bildete sich ein Riffgürtel im Schelf des Old Red-Koninents und es kamen zum Teil mächtige Riffkalke zur Ablagerung. Im Bereich des Dinant-Synklinoriums lässt sich ein regelrechtes Barriereriff des Mitteldevons rekonstruieren.
Zu Beginn des Karbons verlor sich der Gegensatz zwischen Kontinent im Norden und Meeresbecken im Süden. Das nun gleichmäßig flache Meer griff weit nach Norden aus und im gesamten Gebiet der Ardennen kam es zur Bildung des Kohlenkalkes. Im Oberkarbon stellten sich die Bedingungen vollständig um: im Süden erhob sich langsam das veriszische Gebirge aus dem Meer, und im Norden wurden auf die stetig absinkende Kohlenkalk-Plattform mehr als 3.500 m Konglomerate, Sandsteine und Tonschiefer geschüttet, welche als Vorland-Molasse der variszischen Gebirgsbildung zu verstehen sind. In flachen Meeresbereichen entstanden ausgedehnte Sümpfe, die später zur Bildung von Kohlenflözen führten. Die überlieferte Gesteinsfolge endet mit Sedimentgesteinen unterschiedlichen Alters: Namur A (bis etwa 319 Mio. Jahre vor heute)[2] im Synklinorium von Dinant, Westfal C (bis etwa 308 Mio. Jahre vor heute) im Synklinorium von Namur.[3]
Die gesamte Schichtenfolge wurde im Oberkarbon gefaltet, verschuppt und an großen Überschiebungen aufeinander überschoben. Die größte dieser Überschiebungen ist die Faille du Midi, die sich nach Nordosten in die Eifler Überschiebung und die Aachener Überschiebung fortsetzt. An ihr sind Gesteine der Mulde von Dinant und der Stavelot – Venn – Sattel mehrere Zehner Kilometer auf die Mulde von Namur überschoben worden. Im so genannten Fenster von Theux ist die Überschiebungsfläche von der Erosion noch einmal angeschnitten worden, so dass die überschobenen Gesteine der Mulde von Namur wieder ans Tageslicht kommen.
Die Hauptstreichrichtungen der Ardennen sind W-E im Westteil und SW-NE im Ostteil der Ardennen. Fast alle Strukturen der Ardennen lassen sich nach Nordosten auf deutsches Gebiet verfolgen, wo sie jedoch teilweise andere Namen tragen. So setzt sich das Synklinorium von Neufchâteu in das Eifel-Synklinorium fort, das Dinant-Synklinorium bis in die Inde-Mulde im Aachener Gebiet und das Synklinorium von Namur in die Aachener Wurm-Mulde.
Die jüngsten paläozoischen Gesteine sind im Graben von Stavelot/Malmedy erhalten geblieben, es handelt sich um Reste permischer Sedimente, die sich nach der Faltung der älteren Gesteine in neu gebildeten Bruchstrukturen erhalten haben.
Seit dem Perm sind die Ardennen im wesentlichen Festland geblieben und unterlagen der Abtragung, bis nur noch einen weitgehend flacher Gebirgsrumpf erhalten war. Nur für kurze Zeit und nur randlich wurde dieser vom Meer überflutet, so in der Oberen Kreide und im Tertiär. Seit dem Pliozän begannen die Ardennen und das Rheinische Schiefergebirge im Vergleich zu ihrer Umgebung aufzusteigen. Dieser Aufstieg führte dazu, dass sich die Bäche und Flüsse in die flachwellige Landschaft einschnitten und das heutige Gesicht des Mittelgebirges mit flachen Hochebenen und tief eingeschnittenen Tälern herausbildeten.[4],[5]
Berühmte Persönlichkeiten der Ardennen
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Walter 1992, S.149
- ↑ Ansicht Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002, Deutsche Stratigraphische Kommission (DSK), 2002, ISBN 3-00-010197-7
- ↑ Die Bezeichnungen Namur und Westfal sind Bezeichnungen aus der Einteilung für das mitteleuropäische Karbon.
- ↑ Walter 1992, S. 157ff
- ↑ http://www.webwalking.lu/de/projects/landschaft Landschaftsgeschichte des Ösling mit einem Trickfilm zur Talentstehung
Literatur
- Geologie von Mitteleuropa. R. Walter et al., 5. Auflage, Schweizerbarth’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1992, ISBN 3-510-65149-9