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Wörsdorf (Idstein)

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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Wörsdorf ist der größte Stadtteil von Idstein im Rheingau-Taunus-Kreis in Hessen, Deutschland.

Lage

Wörsdorf liegt nördlich des Hauptortes. Westlich des Ortes verläuft die Bundesautobahn 3. Durch den Ort führt die Landesstraße 3026.

Geschichte

Urkundliche Ersterwähnung

Der Ort wurde erstmals im Jahr 790 n. Chr. in der Beurkundung einer Schenkung an das Kloster Lorsch erwähnt. Hier der aus dem Althochdeutschen übersetzte Text:

In Christi Namen, am 31. Oktober im 23. Jahr (790) des Königs Karl. Ich, Warrat, wende zu meinem Seelenheil dem heiligen Nazarius eine Gabe zu. Der Leib des heiligen ruht im Lorscher Kloster, das vom ehrwürdigen Abt Richbodo geleitet wird. Die Übergabe erfolgt nach meinem Wunsch für immer und, wie ich ausdrücklich betone, aus freien Stücken. Ich schenke alles, was ich im Gau Logenehe (im Lahngau), im Dorf Wertorph (Wörsdorf) besitze, außerdem noch fünf Leibeigene. Vertragsabschluss. Geschehen im Lorscher Kloster. Zeit wie oben genannt.

Wörsdorf ist somit der, ab seiner Ersterwähnung gerechnet, zweitälteste Stadtteil Idsteins (nach Walsdorf). Es existieren jedoch keinerlei Aufzeichnungen über das Leben im mittelalterlichen Wörsdorf.

Dreißigjähriger Krieg

Der Dreißigjährige Krieg zehrte stark an der Wörsdorfer Bevölkerung. Fast ständig waren in Idstein und Umgebung Soldaten stationiert, die von der Bevölkerung ernährt werden mussten. In 1625/26 brach zu allem Unglück der Bewohner auch noch eine verheerende Pestepidemie aus, die vermutlich durch durchziehende Söldner eingeschleppt wurde. In der evangelischen Lukaskirche in Wörsdorf legen zwei Steintafeln zum Gedenken an einige Pestopfer Zeugnis darüber ab. 1634 wurden in Wörsdorf 63 bewohnte Häuser gezählt; 13 waren unbewohnt, zehn verfallen. In den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts trat Nassau auf Seiten der Protestantischen Union in den Krieg ein. Für das Land hatte das verheerende Folgen, denn nach der Niederlage der Union in der Schlacht bei Nördlingen, verwüsteten die siegreichen Kaiserlichen das Gebiet, das für sie nun Feindesland war. So kam es, dass die Bevölkerung Wörsdorfs von 390 Personen im Jahr 1566 auf nur noch 145 im Jahr 1648 dezimiert wurde.

Nach der Französischen Revolution

Der nächste große Wandel der Lebensverhältnisse in Wörsdorf kam erst im 19. Jahrhundert mit den napoleonischen Kriegen und den Auswirkungen der Französischen Revolution. In dieser Zeit vollzogen sich zahlreiche politische und gesellschaftliche Veränderungen. Das Heilige Römische Reich war 1806 endgültig zu Grunde gegangen. Dieses Jahr war die Geburtsstunde des Herzogtum Nassaus, zu welchem Wörsdorf nun gehörte. Dieses Herzogtum erwies sich zumindest für die nächsten Jahre als eines der reformdeutigsten Länder des 1815 gegründeten Deutschen Bundes. 1808 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft, 1810 die Freizügigkeit verkündet und 1814 die erste Verfassung eines deutschen Landes überhaupt festgelegt.

Auch vergrößerte sich bedingt durch bessere Hygiene und medizinische Versorgung die Bevölkerungszahl in Wörsdorf erheblich. 1845 waren es ca. 650 Personen, diese Zahl stieg bis 1893/1894 auf 812. Auch wurde mit der Industrialisierung die landwirtschaftliche Prägung des Dorfes geringer. Lebten zu Anfang des Jahrhunderts noch nahezu alle Wörsdorfer von der Landwirtschaft, war es zu dessen Ende nur noch etwa die Hälfte. Die Anderen waren Tagelöhner, Knechte, Mägde, Fabrikarbeiter oder auch Bahnangestellte, denn 1877 erhielt Wörsdorf einen Bahnhof. 1897 wurde ein Poststelle eingerichtet, elektrisches Licht folgte 1908. Trotz dieser zahlreichen positiven Neuerungen bestimmten doch immer noch Krankheiten wie Typhus sowie Mangelernährung und Armut den Alltag der Menschen.

Erster Weltkrieg

Zunächst war auch in Wörsdorf eine große Kriegsbegeisterung zu spüren, die jedoch schnell abebbte und schließlich in Verzweiflung umschwang. Schon 1914 waren sechs Wörsdorfer an der Front gefallen. 1915 kamen die ersten Kriegsgefangenen in den Ort. Sie sollten die Arbeitskraft der 127 fehlenden Männer ersetzen. Je länger der Krieg andauerte, desto mehr spitzte sich die Lage der Einwohner zu: Nahrungsmittel wurden rationiert, Schulkinder mussten Bucheckern und Kamillenblüten zur Ölgewinnung, sowie Laub als Tierfutter sammeln. Durch die Unterversorgung der Bevölkerung konnten sich Krankheiten wie Diphtherie leicht ausbreiten. So forderte der Krieg unter den Wörsdorfern weit mehr Opfer als die 24 gefallenen Soldaten.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Von Beginn an gab es in Wörsdorf Unterstützung für die Nationalsozialisten. Die Wörsdorfer SA drangsalierte die Bevölkerung: es kam zu einer Scheinerschießung, Eigentum wurde konfisziert. Der damalige Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordnete Wilhelm Scherer wurde in Lagerhaft genommen. Jedoch erwirkte Bürgermeister Theodor Forth seine baldige Freilassung. Zahlreiche Wörsdorfer fielen im Zweiten Weltkrieg, jedoch blieb das Dorf selbst größtenteils von Zerstörung verschont. An Ostern 1945 kapitulierte der Ort gegenüber den Amerikanern. Es kam noch zu Kampfhandlungen in der Nähe des Steinchens, wobei die Heckenmühle niederbrannte.

Nachkriegszeit und Eingemeindung

Zunächst fehlte es an allen lebensnotwendigen Dingen. Lebensmittel waren -wenn überhaupt- nur über Marken zu bekommen. Es wurden viele Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostegebieten des Deutschen Reiches aufgenommen. Von 1945 bis 1952 waren es knapp 400 Personen. In Anbetracht des ohnehin knappen Wohnraums und der spärlichen Nahrung war dies eine große Belastung. Schon am 30. September 1945 trat eine demokratische Gemeindevertretung zusammen. Ihr gehörte auch der neue Bürgermeister Wilhelm Scherer an. Eine zentrale Wasserversorgung wurde 1952 eingerichtet. 1954 folgten ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Kindergarten. 1972 wurde Wörsdorf dann im Zuge der Kommunalreform Teil der Idsteiner Gemeinde und verlor somit seine Selbstständigkeit.

Politik

Ortsvorsteher ist Horst Urban, SPD.

Sonstiges

Quellen

  • Wörsdorf im Wandel der Zeit, 1990, Schulz-Kirchner-Verlag