Prager Plempe
Die Plempe war eine studentische Fechtwaffe, die nur über einen kurzen Zeitraum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Austragung von Mensuren bei den deutschsprachigen Studenten in Prag Verwendung fand. Sie kann am ehesten mit dem Glockenschläger verglichen werden.
Der Begriff Plempe wird im Grubenbergbau außerdem für die nasse Masse im Schachtsumpf verwendet.
Als Prager Besonderheit bestand diese Waffe aus einer Schlägerklinge und einem französischen Säbelkorb. Entstanden ist diese Kombination durch den Anfang der sechziger Jahre in Prag unterrichtenden französischen Fechtmeister Le Gros. Dieser weigerte sich akademisches Schlägerfechten zu unterrichten, so dass auf Basis des von Le Gros weiterhin vermittelten französischen Säbelfechtens der reichsdeutsche Stil nach bestem Wissen kopiert wurde. Hierfür verwendete man den gewohnten Säbelkorb und zog eine gerade Schlägerklinge ein. Unterstützt wurde die Entwicklung durch enge Beziehungen einiger Korporationen zu Glockenschläger fechtenden Korporationen, was auch fast zu einer Einführung des Glockenschläger als Prager Commentwaffe geführt hätte. Das dort jedenfalls verwendete vergleichsweise offene Gefäß ähnelte dem Säbelgefäß und erlaubte eine Übertragung des Fechtstils und wohl auch die Nutzung gleicher Bandagen. Dies führte auch dazu, dass in einigen Fällen die Hälfte jeder Mensur mit Glockenschläger und die andere Hälfte mit Plempe gefochten wurde. Das Ende der Plempe kam durch den Wechsel des Fechtmeisters Hergsell nach Prag, der dort auch im Korbschläger unterrichtete sowie durch den aufgrund überörtlicher Zusammenschlüsse bedingten Zwang zum Korbschläger als einheitliche altösterreichische Commentwaffe.
Die erste historisch belegte Mensur auf "Prager Plempe" wurde am 6. Juni 1861 gefochten. Schon wenige Jahre später schafften die Prager Corps die Plempe ab und führten im Jahre 1877 den Korbschläger ein. Die Prager Burschenschaften taten dies im Jahre 1880. Das Wort Plempe wird heute umgangssprachlich für den Korbschläger verwandt.
In der deutschen Umgangssprache ist "Plempe" seit den 1920er Jahren die Bezeichnung für einen Säbel, später auch für eine Schusswaffe. Spezifisch westfälisch ist die Bedeutung "dünne Flüssigkeit" (ähnlich wie "Plörre"), "Erde oder Sand im gewässerten Zustand (Matsch)" oder daraus abgeleitet "Mahlzeit, die aus einem Gemisch unterschiedlichster Zutaten besteht", auch abwertend "unappetitliche Mahlzeit". In diesem Zusammenhang ist wohl auch das hochdeutsche Wort "verplempern" im Sinne von "verschütten", "verschwenden" zu sehen.
Siehe auch: Liste verbindungsstudentischer Begriffe, Mensur (Studentenverbindung)
Literatur
Peter Reeh: Mensur auf Prager Plempe um 1877. Zur Geschichte und Rekonstruktion eines verschollenen Ölgemäldes. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch 2005 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung. Band 50, Neustadt an der Aisch 2005, S. 153-159