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Hypnose

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Die Hypnose ist ein vorübergehender Zustand geänderter Aufmerksamkeit. Sie wird als tiefer, "konzentrativer" Entspannungszustand beschrieben, der von einer anderen Person oder auch selbst herbeigeführt werden kann und in dessen Verlauf eine Vielzahl von Phänomenen auftreten können. Diese Phänomene schließen ein: Änderungen des Bewusstseins und des Gedächtnisses, vermehrte Empfänglichkeit für Suggestion sowie ein Auftreten von für normales Bewusstsein ungewöhnlichen Reaktionen und Vorstellungen. Die Definition ist nur vage, da die zugrunde liegenden Mechanismen noch nicht besonders gut erforscht sind.

Das Wort Hypnose leitet sich von dem griechischen Wort hypnos für "Schlaf" ab und wurde 1843 von dem britischen Arzt James Braid zum ersten Mal für eine hypnotische Trance verwendet. Der Bewusstseinszustand unter Hypnose ist jedoch nicht mit dem des Schafes gleichzusetzen (siehe unten).

Hypnose findet in der Hypnotherapie Anwendung und gehört zu den wenigen Methoden in der Psychotherapie, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist und als effektiv akzeptiert wird.


Geschichte der Hypnose

Schon in der Steinzeit waren hypnotische Zustände bekannt (siehe Abschnitt Operationen in Hypnose). Wissenschaftlich jedoch wurde die Hypnose um 1770 von Franz Anton Mesmer (1734-1815) wiederentdeckt. Dieser experimentierte mit Magneten, welche er Patienten auflegte. Er nannte den Effekt 'Magnetismus animalis' (der Name taucht auch heute noch auf). Er schrieb jedoch die Heilkräfte den Magneten zu. Aufgrund von Mesmers Popularität nannte man den Vorgang des Hypnotisierens lange Zeit auch "Mesmerisieren" (ein Ausdruck, der im zeitgenössischen Englisch noch existiert).

Im 19. Jahrhundert war Frankreich mit den Schulen in Nancy (Ambroise-Auguste Liebeault, Hippolyte Bernheim) und Paris (Jean-Martin Charcot) führend in der Erforschung der Hypnose.

Auch Sigmund Freud (1856-1939) wurde 1885 bei Jean-Martin Charcot in Paris auf die Experimente von Mesmer aufmerksam und versuchte selbst diese Methode um Patienten zu behandeln; dies wurde zum Ausgangspunkt seiner Studien über Hysterie. Später ließ er diese Methode jedoch wieder fallen und widmete sich seiner Technik der freien Assoziation.

Wesentlich weiterentwickelt wurde die Hypnose im 20.Jahrhundert im deutschen Sprachgebiet zunächst durch Oskar Vogt (1870-1959), dann durch dessen Schüler Johannes Heinrich Schultz, der daraus das autogene Training entwickelte, und später durch Klaus Thomas. Im amerikanischen Sprachgebiet wurde die Hypnose wesentlich weiter entwickelt durch Milton H. Erickson und durch Kroger.

Milton H. Erickson begründete eine neue Form der Hypnotherapie, die heute als die modernste Form der Hypnose gilt und aus der sich weitere psychologische Methoden wie z.B. das NLP (Neurolinguistisches Programmieren) entwickelten.

Wie funktioniert Hypnose

Hypnose kann selbsttätig oder durch Einfluss einer anderen Person erreicht werden. Wesentliche Bedingungen sind Entspannung, eventuell mittels Entspannungsübungen, Autosuggestion oder Fremdsuggestion, Konzentration auf eine Sache, aber auch wiederholte, monotone Reize.

Hypnose funktioniert auf Grund von Suggestionen. Dabei wird dem Patienten mittels geeigneter Worte Muskel-Entspannung suggeriert. Durch Sätze wie "hören Sie nur auf meine Stimme" wird die Konzentration auf den Hypnotiseur und seine Suggestionen eingeengt und eine intensivierte Verbindung zum Unterbewustsein des Patienten aufgebaut (Rapport). Wärend einer Hypnosesitzung erfährt man keine Bewustlosigkeit und auch keinen Schlafzustand. Es handelt sich vielmehr um eine Art Trance, bei welcher die Kritikfähigkeit des Wach-Bewusstseins eingeschrängt wird. Erst bei sehr tiefen Hypnosen (Somnambulismus) können u. U. partiell Amnesien, also Erinnerungslücken auftreten. Das Bewusstsein ist allerdings die ganze Zeit anwesend und der Patien schläft auch nicht. Auch ist es ein Irrglaube, dass der Hypnotisierte seinen Willen verliert. Selbst in Tieftrance ist die Erteilung von Befehlen, welche den Moralvorstellungen des Probanden widersprechen, nicht ohne weiteres möglich (man müsste den Probanden umfassend manipulieren, z.B. durch Halluzinationen, um Derartiges bewerkstelligen zu können). In der Regel würde ein solcher Befehl zu einem innerlichen Widerspruch und damit zum Abbruch des Rapports führen. Unlogische Befehle werden nur desshalb ausgeführt, weil der Probant glaubt, es tun zu müssen. Glaube und Wille stehen dabei in direkter Konkurenz, wobei der Glaube immer mächtiger als der Wille zu sein scheint.

Die Suggestibilität, also die Fähigkeit, sich hypnotisieren zu lassen, ist nicht bei allen Menschen gleich und hängt mit den mental-kreativen Fähigkeiten des Einzelnen zusammen. Etwa 5% der Menschen sind praktisch nicht hypnotisierbar, etwa 10% dagegen sehr leicht.

Man spricht bei der intensivsten Form der Hypnose (der tiefste Trance-Zustand) vom Somnambulismus. Die Existenz dieses Zustandes durch die Hypnose wird allerdings angezweifelt, besonders seitens der Therapiehypnotiseure.

Aufgrund von unsachgemäß angewendeter Hypnose kann es auch zu einem körperlichen oder geistigen Schaden des Probanden kommen.

Selbsthypnose

Es existieren verschiedenste Methoden, einen hypnotischen Trancezustand bei sich selbst hervorzurufen, zu den bekanntesten zählt das autogene Training oder die Meditation.

Es gilt der Grundsatz: Jede Hypnose ist eine Selbsthypnose! Wenn jemand nicht hypnotisiert werden will, kann man ihn nicht hypnotisieren. Da aber wenn Wille und Glaube sich feindlich gegenüberstehen ausnahmslos der Wille unterliegt, wird eine Person auch dann hypnotisierbar sein wenn sie nicht will - falls sie glaubt dass sie hypnotisiert werden kann.

Hypnose und Glauben

Im Allgemeinen vertritt man den Standpunkt, dass Hypnose nichts mit Magie oder Glauben zu tun hat. Bezeichnend hierfür ist aber, dass in manchen Glaubensrichtungen hypnoseähnliche Zustände hervorgerufen werden (speziell in Sekten, um die Gläubigen zu beeinflussen). In gewissen Religionen oder bei einzelnen Vertretern und Richtungen bestimmter Religionen wird die Hypnose als etwas Okkultes angesehen. In diesem Fall müsste die Kritik im Detail analysiert werden; möglicherweise werden nämlich tatsächlich nur bestimmte Formen der Hypnose abgelehnt.

Gefahren bei Hypnose

Entgegen der von Seiten einiger Therapiehypnotiseure vorherrschenden Meinung, ein Mensch könne unter Hypnose niemals etwas wider seinem Willen tun, stehen Fälle gegenüber, wo Menschen unter Hypnose eine Bank überfallen haben oder auch versucht haben sollen, eine ihm nahestehende Person umzubringen.

Dabei braucht der Hypnotisierte nicht einmal eine latente Bereitschaft zu etwas moralisch Verwerflichem zu besitzen. Durch bestimmte Suggestition im schwersten Hypnose-Zustand, des Somnambulismus, ist es möglich, dem Hypnotisierten Umstände einzureden, die dazu führen, dass der Hypnotisierte die Umgebung einzig in der Form wahrnimmt, wie es der Hypnotiseuer bestimmt. Vermittelt man also den Hypnotisierenden den Eindruck, eine in Wirklichkeit verbrecherische Handlung wäre etwas legitimes und sogar notwendiges oder positives, besteht die Gefahr, dass der Hypnotisierte dieses Verbrechen tatsächlich begeht.

Auch wird von Fällen berichtet, wo ein Hypnotiseur seinen Patienten suggerierte, er sei eine begehrenswerte Person, um sie so zum Geschlechtsverkehr zu bewegen.

Diese Art von Hypnose, die einen schweren Trance-Zustand voraussetzt, wird vor allem von Bühnen-, Variete-, oder Showhypnotiseure beherrscht und häufig von Therapiehypnotiseure abgestritten.

Zu beachten gilt aber, dass ebendiese Therapiehypnotiseure immer wieder vor solchen Hypnotiseuren warnen, weil die Möglichkeiten, die sie beherrschen unberechenbar wären.



Bühnen, Variete-, oder Showhypnose

Bühnen, Variete-, oder Showhypnose sind Veranstaltungen, wo ein Hypnotiseur zur Unterhaltung eines Publikums Freiwillige hypnotisiert. Das Spektrum der hierbei erzielten Ergebnisse ist von enormer Größe. So berichten Anwesende, wie dem Hypnotisierten suggeriert wird, er sei ein Hahn, und er tatsächlich anfängt zu krähen, eine ganze Zitrone isst, ohne das Gesicht zu verziehen, im Glauben es sei ein Pfirsisch, ein beliebiges Münzstück auf die Hand bekommt, mit der Suggestiotion es sei glühend heiß, und der Körper darauf mit einer Brandblase reagiert.

Die Glaubwürdigket der Showhypnose leidet an Hochstaplern, die sich in ihren Shows Hilfsmittel bedienen, wie zum Beispiel Äther um den Anschein zu erwecken, dass die Leute auf Kommando 'in Hypnose fallen'. Andere nutzen auch schlicht den Effekt der Massenpsychologie. Dabei benimmt sich eine Person bspw. wie ein Kind, nicht weil sie hypnotisiert sind, sondern weil sie vor einem großen Publikum stehen.


Weitere Phänomene durch Hypnose

Umstritten ist die sogenannte Reinkarnationstherapie, in der Menschen über ihren Geburtszeitpunkt in die Vergangenheit zurückversetzt werden. Einige Patienten berichten dann über angeblich erlebte Erlebnisse in ihrem früheren Leben.

Weitere Phänome, die durch Hypnose ermöglicht werden sollen, ist das Sehen durch feste Materie, das Erkennen einer Karte an der Rückseite und der Kontakt mit Verstorbenen und Geistwesen.

Auch diese Phänomene sind stark umstritten.


Wo darf Hypnose nicht angewendet werden

Bei geistig Behinderten sollte Hypnose nicht angewendet werden.


Siehe auch: Neurolinguistische Programmierung, Konzentration, Hypnotherapie, Psychotherapie, Portal Psychotherapie