Karl Leipold
Karl Leipold (eigentlich Philipp Carl Leipold; * 12. Januar 1864 in Duisburg, † 1. April 1943) war ein deutscher Maler.
Leben
Leipold wurde als Sohn des aus Schlüchtern in Hessen stammenden Hutmachers Adam Leipold und seiner Frau Caroline geb. Bölling in Duisburg geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums Duisburg belegte er von 1880 - 1883 ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Andreas Müller, Heinrich Lauenstein und Peter Janssen und von 1884/1885 an der Akademie der Bildenden Künste München unter Karl von Piloty. Zwischenzeitlich war er 1887/1888 auf Reisen in England. 1889/1890 erfolgte die Fortsetzung des Studiums in Paris an der Académie Julian.
1890 war die Heirat mit Pauline Henriette Ambrosius aus Duisburg. Sie wurden 1891 in München und von 1892 bis ca. 1922 auch in Dießen am Ammersee ansässig. Von 1893 - 1895 hatte er Aufenthalte in Emden und Duisburg, und von 1897 - 1899 in Cuxhaven. In den 1890er Jahren unternahm Leipold ausgedehnte Fahrten als Seemann auf Fischdampfern in der Nordsee und auf Frachtenseglern u.a. in den Orient und nach Südamerika. 1899 erwarb er ein auf einer Warft gelegenes ehemaliges dänisches Zollhaus in Störort, einer kleinen Ansiedlung an der Mündung der Stör in die Elbe bei Glückstadt, in dem er bis zu seinem Umzug nach Schlüchtern im Jahr 1940 wohnte. Er unternahm zahlreiche Fahrten mit dem eigenen Segelschiff auf Unterelbe, Nord- und Ostsee.
Leipold unterhielt in verschiedenen Städten Ateliers, in denen er sich periodisch aufhielt: 1891 - 1942 in München, 1902/1903 zunächst in Altona (heute ein Stadtteil von Hamburg), dann in Hamburg, wo eine kleine Straße nach ihm benannt ist, 1931 - 1943 in Berlin, 1940 - 1943 in Schlüchtern. Er unternahm mehrere Reisen nach Italien: um 1903 und 1911 nach Venedig, 1912 nach Capri und 1926 nach Venedig und Rom.
1939 erfolgte die Ernennung zum Professor e,h.. Er galt als "geehrter Künstler" (Reinhard Merker, Die Kunst im Deutschen Reich, DuMont Verlag, Köln 1983).
Er war Mitglied im Verein Berliner Künstler, der Schleswig-Holsteinischen Kunstgenossenschaft, der Münchner Künstlergenossenschaft und der Vereinigung nordwestdeutscher Künstler.
Karl Leipold starb am 1. April 1943 in Würzburg, wo er sich gerade mit Wohnung und Atelier niederlassen wollte.
Werk
Karl Leipold schuf vorwiegend Ölgemälde. Der Öffentlichkeit wurde er erstmals 1893 mit einem Gemälde aus maritimen Sujet bekannt. Geprägt durch seine frühen Seereisen blieb er der Marinemalerei sein Leben lang verbunden. Wie kein zweiter hat es Leipold verstanden, das Wasser in all seinen Stimmungen zu erfassen.
Sein künstlerisches Leben lässt sich in drei Schaffensperioden gliedern:
Die frühe Zeit
In seinen frühen Bildern setzte sich Leipold hauptsächlich mit der Landschaft seiner Aufenthaltsorte auseinander. Die Werke zeichnen sich durch realistische Gestaltung und gegenständliche Motive aus. Bei der Umsetzung des Gesehenen legte der Künstler sein Hauptaugenmerk auf die naturgetreue Abbildung der Licht- und Luftverhältnisse. Er hat es verstanden, den wolkenverhangenen grauen Himmel und die diesige feuchte Luft Norddeutschlands nachfühlbar wiederzugeben. Stilistisch sind diese Bilder stark vom Impressionismus beeinflusst. Es sind Naturschilderungen, in Farbe und Stimmung umgesetzt.
Die mittlere Schaffensperiode
Diese Periode wurde durch die Venedigreisen des Künstlers ausgelöst und setzte gleichzeitig einen neuen Themenschwerpunkt in seinem Werk (venezianische Periode, ungefähr ab 1905). Charakteristisches Merkmal dieses Zeitabschnitts ist eine stärkere Farbigkeit und Helligkeit der Bilder, ausgelöst durch den auch bei anderen Malern erkennbaren Eindruck südlichen Lichtes. Neben weiterhin naturalistischen Darstellungen gibt es jetzt aber verstärkt Bilder, die allein aus der Phantasie des Künstlers entstammten. Eindrücke und Atmosphäre von Landschaften und Städteansichten und anderen Motiven, die ihn inspiriert haben, gestaltet er nach seinen Vorstellungen aus dem Kopf.
Das Spätwerk
In den zwanziger Jahren wendete sich Leipold anderen Themen zu, die er durch die Beschäftigung mit neuen Inspirationsquellen wie der Literatur, der Mythologie und der Metaphysik fand. Zu den neuen Themen gehören die verstärkt auftretendden Figurenbilder, die ungewöhnlich detailreich umgesetzt waren und teilweise auf Märchen- und Sagenstoffen basierten. Spätwerke haben daher oft mystische, metaphysische und symbolistische Aussagen. Die Hinwendung zum Symbolismus verlief übrigens parallel zu seinem übrigen Schaffen und begann bereits in seiner mittleren Periode. Die so entstandenen Werke bedürfen zu ihrem vollen Verständnis meist des Wissens um historische Ereignisse oder Erzählungen. Sie sind der Thematik entsprechend nicht ohne "visionären Pathos" (Walter Fröbe) und haben wohl auch dazu geführt, dass Leipolds Werke nach 1945 dem geänderten Zeitgeist entsprechend keine große Beachtung mehr fanden. Erst vor etwa zwanzig Jahren begannen ernsthafte Bemühungen, den Maler Karl Leipold wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Auftragsarbeiten
1934 Berlin: Der Kosmos, Kolossalgemälde für die Große Deutsche Funkausstellung.
Eigene Schriften
Brief an einen Schüler, in: Münchner Jahrbuch für Bildende Kunst, Band IV, München 1909.
Austellungen und Sammlungen
Einzelausstellungen
1902 Hamburg: Altonaer Museum, 1907/08 München: Galerie Heinemann, 1908, 1934 Hamburg: Galerie Louis Bock & Sohn,1916 Hamburg: Galerie Commeter, 1933 Berlin: Kronprinzenpalais (National-Galerie), 1934 und 1938 Essen: Folkwang-Museum, 1938 Düsseldorf: Kunsthalle, 1952 und 1955 Schlüchtern: Heimatmuseum, 1975 Glückstadt: Brockdorff-Palais, 1989 Itzehoe: Kreismuseum Prinzeßhof, 1998 Elmshhorn: Kunstverein, 2007 Glückstadt: Detlefsen-Museum im Brockdorff-Palais, 2008 Emden: Ostfriesisches Landesmuseum.
Gemeinschaftsausstellungen
1893 - 1942 München: Königlicher Glaspalast/Haus der Deutschen Kunst, 1894 - 1918 Berlin: Große Berliner Kunstausstellung, 1898 Hamburg: Altonaer Kunstverein, 1904, 1906, 1908 - 1910 Bremen: Kunstverein/Kunsthalle, 1905 Hamburg: Kunstverein, 1906 Königsberg: Salon Teichert, 1908 Dresden: Große Kunstausstellung, 1909 Kiel: Kunsthalle, 1934 Hamburg: Galerie Commeter, 1935 Berlin: "Seefahrt und Kunst", 1936 Essen: Folkwang Museum, 1940 Hamburg: Kunstraum Lüders, 1941 Berlin: "Italienbilder Deutscher Künstler", 2000 Frankfurt am Main: Schirn-Kunsthalle, Birmingham: Museum and Art Gallery, Stockholm: Prins Eugens Waldemarshudde "SeelenReich. Die Entwicklung des Deutschen Symbolismus 1870 - 1920", 2001 Glückstadt: Detlefsen-Museum "Karl Leipold, Ernst Wehrmann, Hans Wrage".
Öffentliche Sammlungen
(Anzahl der Gemälde nach Hans-Peter Widderich) Berlin: Staatliche Museen (4), Berlin: Deutsches Historisches Museum (19), Dresden: Staatliche Kunstsammlungen (1), Düsseldorf: Kunsthalle (2), Essen: Folkwang-Museum (1), Glückstadt: Detlefsen-Museum im Brockdorff-Palais (10), Halle: Stiftung Moritzburg - Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt (158), Hamburg: Kunsthalle (2), Hamburg: Altonaer Museum - Norddeutsches Landesmuseum (2), Husum: Nordfriesisches Museum - Nissenhaus (1), Kiel: Kunsthalle (2), München: Bayerische Staatsgemäldesammlung (7), Würzburg: Museum im Kunstspeicher (14).
Literatur
Lexika
- Bénézit, E.: Dictionaire des Peintres,Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs, 1976
- Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst, Band 3, München 1982
- Deutsches Künstlerlexikon der Gegenwart, Band I, Leipzig/Berlin 1898
- Dresslers Kunsthandbuch, Band 2, Berlin 1921
- Feddersen: Schleswig-Holsteinisches Künstler-Lexikon, Bredstedt 1984
- Rump, Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Hamburg 1912 und 1980
- Der neue Rump, Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Neumünster 2005
- Vollmer: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1956 und 1992.
Bücher und Schriften (Auszug)
- Berents, Catharina/Scheele, Friedrich/ Widderich, Hans-Peter: Elbe - Venedig - Elbe. Stationen im Werk Karl Leipolds, Katalog zu den Ausstellungen in Glückstadt (2007) und Emden (2008)
- Fröbe, Walter: ... zum Schauen bestellt - Erinnerungen an den Maler Karl Leipold und an Störort, Steinburger Jahrbuch 1974, Herausg. Heimatverband für den Kreis Steinburg
- Kinkel, Hans: Karl Leipold. Der Maler auf Störort, Hamburg o.J. (1988)
- Prause, Antje: Die Marinemalerei von Karl Leipold, VDG Verlag, Weimar 2004 (mit weiteren Literaturangaben)
- Reschke, Wolfgang: Carl Leipold, Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Band 7, Neumünster 1985
- Röper, Gerhard/Widderich, Hans-Peter/Leip, Hans: Karl Leipold, Ausstellungskatalog Kreismuseum Prinzeßhof, Itzehoe 1889 (mit weiteren Literaturangaben)
- Widderich, Hans-Peter: Der Maler Karl Leipold, Steinburger Jahrbuch 1987, Herausg. Heimatverband für den Kreis Steinburg
- Widderich, Hans-Peter: Spurensuche. Karl Leipold auf Störort, Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft, Band 9, Glückstadt 2006