Hans Waldmann



Hans Waldmann (* 1435 in Blickensdorf, Kanton Zug; † 6. April 1489 in Zürich) war ein Heerführer und 1483–1489 Bürgermeister von Zürich.
Leben
Hans Waldmann, Ritter und Freiherr von Dübelstein, wurde 1435 in Blickensdorf im heutigen Kanton Zug geboren und stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Ab 1452 war er in Zürich zunächst vor allem als Raufbold bekannt. Seine militärischen Kenntnisse erhielt er als Fähnrich und Hauptmann im Dienste des Bischofs von Augsburg. Sein sozialer Aufstieg erfolgte durch die Heirat der Witwe Edlibach (die Mutter des Chronisten Gerold Edlibach), deren Familie es durch Eisenhandel zu Wohlstand gebracht hatte sowie durch seine Beteiligung am Söldnergeschäft, das er später als Bürgermeister bekämpfte. Waldmann war unter anderem Zunftmeister der Zunft zum Kämbel und Mitglied des Kleinen Rates der Stadt Zürich.
Während der Burgunderkriege 1476–1477 führte der militärisch erfahrene Waldmann das Heer der Eidgenossenschaft in der Schlacht bei Murten am 22. Juni 1476, bei welcher der Burgunderherzog Karl der Kühne entscheidend geschlagen wurde, sowie bei der Schlacht von Nancy, in der Karl der Kühne fiel.
Nachdem sein Versuch fehlgeschlagen war, in der Stadt Zürich durch die adlige Gesellschaft zur Constaffel emporzukommen, wurde Waldmann zu einem Verfechter einer weiteren Verstärkung des Einflusses der Zürcher Handwerkerzünfte (→Brunsche Zunftverfassung). Seit 1473 gehörte er als Zunftmeister der Zunft zum Kämbel dem Stadtrat an und war seit 1480 als oberster Zunftmeister Vorsitzender des Zunftmeisterkollegiums. Auf sein Betreiben hin entwickelte sich dieses Gremium zu einer Art Nebenregierung von Zürich. Bei den Wahlen im Dezember 1482 wurde Waldmann zum Bürgermeister gewählt. Nachdem sich während drei Jahren die Bürgermeister Heinrich Röist, Heinrich Göldli und Hans Waldmann halbjährlich abwechselten, wurde 1486 Göldli zugunsten von Waldmann ausgeschaltet, so dass sich wieder wie früher zwei Bürgermeister halbjährlich ablösten.
Waldmann und seine Anhänger benutzten ihren Sieg, um die Stellung der Patrizier zugunsten der Zünfte weiter einzuengen. Die zwölf Ratssitze der Patrizier sollten auf drei vermindert werden. Zugleich wurde auch der Rat teilweise ausgeschaltet, indem Waldmann begann, zusammen mit einem Kreis von Vertrauten ein persönliches und selbstherrliches Regiment zu führen. Dadurch zog sich Waldmann nicht nur die Feindschaft der Constaffel, sondern auch anderer einflussreicher Zürcher zu. Auch seine politischen Ziele, eine Vereinheitlichung der Rechtsverhältnisse in der Zürcher Landschaft, die Abschaffung des Söldnerwesens und eine Anlehnung an das Deutsche Reich anstelle derjenigen an Frankreich schuf ihm Feinde.

Zu seinem Verhängnis wurde schliesslich die Aufwiegelung der Landbevölkerung Zürichs und Intrigen, unter anderem wegen der Ermordung des Stadthauptmannes Schneevogels. Besonderen Unwillen erregte die Drosselung des landschaftlichen Textilgewerbes zugunsten eines wirtschaftlichen Monopols der städtischen Zünfte. Der Befehl, die wildernden Hunde der Bauern abzuschlachten, weil sie den Wildbestand schädigten, war der Anlass zu einer offenen Empörung. Es ist heute umstritten, ob die Massnahme zum Schutz des Wildes oder als Prävention gegen die Tollwut ergriffen wurde. Die Bauern sahen das Vorgehen als Einschränkung ihrer Freiheit, da sie die grossen Hunde tatsächlich zur Jagd verwendeten; die Jagd mit Pferden und Fernwaffen war dem Adel vorbehalten. Waldmann wurde am 1. April 1489 gefangen genommen, in den Wellenberg gebracht und nach einem Schnellverfahren am 6. April 1489 auf der Hegnauermatte (bei der heutigen Rämistrasse – Hohe Promenade) durch Enthaupten hingerichtet. Die Intriganten («Höhernerrat») kamen durch den Tod von Hans Waldmann zwar kurzfristig an die Macht, wurden aber im Nachhinein gestürzt und ebenfalls hingerichtet.
Über die Regierungszeit von Hans Waldmann gibt es wenig Quellen, da seine Feinde ihn aus den Archiven herausstrichen, so sind auch von der Gerichtsverhandlung kaum Dokumente vorhanden. Familie und Verwandte mussten aus der damaligen Eidgenossenschaft fliehen und siedelten sich in Augsburg an.
Grabplatte

Waldmann wurde im Zürcher Fraumünster beigesetzt. Seine aus Sandstein gefertigte Grabplatte (205x114x16cm) südlich des Eingangs an der Ostwand fixiert. Es ist denkbar, dass Gerold Edlibach sie errichten liess, dessen Mutter Anna Landolt in zweiter Ehe mit Waldmann verheiratet war. Im oberen Teil ist Waldmanns Wappen mit den fünf Tannen als Relief angebracht. Gerahmt wird die Platte von einer Inschrift in Antiqua. Sie beginnt links in der Mitte und setzt sich über die obere Schmalseite und die rechte Seite fort: VF DEN 6 TAG//ABRELL 1489 IST// (GERICHT) HANS WALDMANN. Das Wort «GERICHT» (hingerichtet) soll um 1705 weggemeisselt worden sein im Zusammenhang mit Versuchen Waldmann zu rehabilitieren. Im 19. Jahrhundert mündeten diese in eine eigentliche Heroisierung («Waldmannsche Zeit»).
1629 fand man beim Ausheben eines Grabes auf den Sarg eines Enthaupteten, den man für Hans Waldmann hielt. Aus Furcht vor politischen Unruhen wurde das Grab wieder zugeschüttet und die Anwesenden zu Stillschweigen verpflichtet. Bericht wegen eines enthaupteten toten cörpers in der Frauw-münster Kirchen: wann man vill darvon sagte, gebe es ein großes zulaufen und wurden viel auch fürnemmer Herren disen todten cörper sehen wollen auß welchem lrichtlich große ungelegenheit entstehen und villerleÿ widerwertige urtheil ... gefället werden möchte [1]
1695 lag die Platte unter Brettern, auf denen Bänke standen. 1768 wurde sie in der Kirche oder einem Waschhaus deponiert und war fortan verschollen. In den 1820er Jahren wurde sie unter dem Holzboden der Kirche wieder gefunden und 1845 von der Antiquarischen Gesellschaft am jetzigen Ort aufgestellt.
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Hans Waldmann wird in den Wellenberg gebracht
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Bewaffneter Aufmarsch der Bauern im Waldmannhandel. «Hönggerbericht» um 1500.
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Waldmann lässt die Hunde der Bauern erschlagen, Diebold Schilling
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Die Hinrichtung von Hans Waldmann in der Amtlichen Luzerner Chronik, Diebold Schilling, 1513
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Zeichnung der Hinrichtung
Verschiedenes
- An dem 1937 errichteten Reiterstandbild an der Münsterbrücke beim Fraumünster von Hermann Haller entzündeten sich heftige Kontroversen, da patriotische Kreise ein traditionelleres Standbild wünschten.
- Nach Hans Waldmann ist ein Pfadfinderkorps der Stadt Zürich benannt.
Weblinks
- Otto Sigg: "Hans Waldmann, der 1489 hingerichtete Zürcher Bürgermeister. Person, Macht, Herrschaft und sozio-agrarische Aspekte am Ausgang des Spätmittelalters" (PDF 4,5 MB)
- Abbildung von Waldmanns Bürgermeisterkette
Literatur
- Ernst Gagliardi. Hans Waldmann und die Eidgenossenschaft des 15. Jahrhunderts. Basel: Basler Buch- und Antiquariatshandlung, 1912.
- Ernst Gagliardi (Hg.): Dokumente zur Geschichte des Bürgermeisters Hans Waldmann. (Quellen zur Schweizer Geschichte. Neue Folge. Abteilung II: Akten, Bde. 1–2). Basel 1911–1913.
Einzelnachweise
- ↑ Abegg/Barraud Wiener: Kunstdenkmäler des Kt. Zürch II.I, S. 70 und 286
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Waldmann, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Bürgermeister von Zürich |
GEBURTSDATUM | 1435 |
GEBURTSORT | Blickensdorf, Kanton Zug |
STERBEDATUM | 6. April 1489 |
STERBEORT | Zürich |