Zum Inhalt springen

Liste geflügelter Worte/D

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Juli 2008 um 13:39 Uhr durch 193.111.40.193 (Diskussion) (Den Dank, Dame, begehr ich nicht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Der Löwe und das Mäuschen

Diese drohende Redewendung geht wohl auf Äsops Fabel Der Löwe und das Mäuschen zurück. Dort wird erzählt wie eine kleine Maus versehentlich über einen schlafenden Löwen läuft und ihn dadurch aufweckt. Der Löwe greift die Maus, diese aber fleht ihn an:

Verzeih mir meine Unvorsichtigkeit, und schenk mir mein Leben, ich will dir ewig dafür dankbar sein. Ich habe dich nicht stören wollen."

Daraufhin schenkt ihr der Löwe amüsiert die Freiheit und fragt, wie sie ihm wohl seinen Dank zeigen könne. Kurze Zeit später findet die Maus den Löwen in einem Netz gefangen und zernagt die Knoten des Netzes.

Nach anderen Quellen geht die Redensart geht auf den Gertrudentag am 17. März zurück. An diesem Tag beginnt nach dem Bauernkalender der Frühling. Und damit wurde es Zeit, Winteraufgaben wie das Spinnen zu beenden. Legte jemand jedoch die Spindel nicht aus der Hand, beißt eine Maus den Faden ab. In einem österreichischen Sprichwort heißt es:

Gertrud hört mit Spinnen auf, sonst läuft die Maus den Faden auf und beißt ihn ab.[1]

Diese Redewendung stellt etwas Unumstößliches fest, wie zum Beispiel in Karl Mays Roman Der Ölprinz:

Wir sind von heute an geschiedene Leute; da beißt keene Maus keenen Faden nich![2]

Da bleibt kein Auge trocken.

Diese umgangssprachlich oft gebrauchten Worte stammen aus dem Gedicht Paul. Eine Handzeichnung des Theologen und Schriftstellers Johannes Daniel Falk. Es kann bedeuten, dass alle lachen, bis ihnen die Tränen kommen oder alle gerührt sind und weinen.

Da hört sich doch alles auf!

Diese gebräuchliche Redewendung mit der Bedeutung „Das ist ja unerhört!“ stammt aus der Posse des Lustspieldichters Louis Angelys Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten - Komisches Gemälde in fünf Aufzügen, die größtenteils nach französischen Lustspielen in Berlin lokalisiert wurde. Im der ersten Szene des zweiten Akts heißt es dort:

Da hört allens auf.

Der Schriftsteller Paul Heyse schreibt in seinen Jugenderinnerungen über dieses Stück:

Den ersten vollen Eindruck einer richtigen Bühnenkunst empfing ich durch eine Posse im Königstädter Theater, »Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten«, in der mich Beckmanns komisches Talent bezauberte.[3]

Da liegt der Hund begraben.

Diese Redewendung geht auf eine Denksteininschrift aus dem 17. Jahrhundert zurück:

Anno 1660 Jar ... ward ein Hund hieher begraben.
Das in nicht sollen fressen die Raben...

Da wo der Hund begraben ist, liegt der Kern einer Sache.

Möglicherweise hat diese Redewendung aber auch nichts mit dem Haustier zu tun, sondern mit dem mittelhochdeutschen Wort hunde, das Beute, Schatz bedeutet: Da liegt der Schatz begraben.

Da weiß man, was man hat.

Mit diesen bekannten Werbeslogan warb der Henkel-Konzern ab dem Jahr 1973 für seine Waschmittelmarke Persil.

Der so genannte Persil-Mann, der im Fernsehen, seriös wie ein Tagesschau-Sprecher, seine Werbebotschaft in der Art einer Nachrichtensendung vortrug, sollte Zuverlässigkeit vermitteln. Das war notwendig, denn der Marktanteil von Persil war zurückgegangen, da viele Hausfrauen lieber zu billigeren Waschmitteln griffen.

Da werden Sie geholfen!

Die Entertainerin Verona Pooth (damals noch Verona Feldbusch) warb 1997 für die Telefonauskunft von Telegate mit diesen Werbespruch:

Hallö-chen, hier ist Verona ... ich kann nicht schreiben ...! Die Werbung der 118800 - die Auskunft für Deutschland.

Der Slogan, bei dem Pooth bewusst mit mangelnder Grammatik-Sicherheit im Deutschen kokettiert, bekam Kultstatus und wurde oft abgewandelt. Außerdem verhalf sie damit dem Börsen-Neuling Telegate zur publikumswirksamen Erstnotiz an der Frankfurter Börse. Der Kurs der Telegate-Aktie legte vom Emissionspreis kurzzeitig um beinahe 100 Prozent zu, bevor sich die Anleger wieder dem Tagesgeschäft zuwandten.

Dabei sein ist alles.

„Dabei sein ist alles“ oder „Dabei sein ist mehr als Siegen“ wird immer wieder als olympischer Gedanke bezeichnet, dabei ist es meist der gängige Trost für Verlierer, denn das offizielle olympische Motto ist Citius, altius, fortius - „Schneller, Höher, Stärker“.

Voll verarscht - Dabei sein ist alles (englischer Originaltitel The Ringer) ist ein Film des US-amerikanischen Regisseurs Barry W. Blaustein aus dem Jahr 2005. In der Komödie lässt sich der Hausmeister Stavros dazu überreden die Special Olympics, einen Wettbewerb für geistig Behinderte zu manipulieren, indem er selbst als Athlet teilnimmt.

Dann sollen sie eben Kuchen essen!

Brioche

Dann sollen sie eben Kuchen essen!“ soll die französische Königin Marie Antoinette auf die Bemerkung, die Armen könnten sich nicht einmal mehr Brot leisten, geantwortet haben:

S’ils n’ont pas de pain, qu’ils mangent de la brioche![4]
Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen.

Dieser Satz wurde Marie Antoinette, da sie als abgehoben und verschwenderisch galt. Tatsächlich stammt er aus den Bekenntnissen (Confessions) von Jean-Jacques Rousseau und wurde 1782 veröffentlicht, als Marie Antoinette noch ein Kind war. Im vierten Buch seiner Bekenntnisse schreibt er:

Endlich erinnerte ich mich des Notbehelfs einer großen Prinzessin, der man sagt, die Bauern hätten kein Brot, und die antwortete: Dann sollen sie Kuchen essen!

Brioche ist ein kleines Hefegebäck, das traditionell zum französischen Frühstück gehört. Die Übersetzung von Brioche mit 'Kuchen' ist ahistorisch, da das Gebäck im 18. Jahrhundert wenig Butter und Zucker enthielt und eher Weißbrot entsprach.

Daran erkenn ich meine Pappenheimer.

Graf zu Pappenheim in Pappenheim

„Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ geht auf Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim zurück, dessen Truppen wesentlich am Stürmen und Plündern Magdeburgs 1631 beteiligt waren. Die Grafen von Pappenheim aus dem Altmühltal waren im alten Reich als Erbmarschälle für das kaiserliche Krönungszeremoniell zuständig.

Dieser Satz wird oft in der Form „Ich kenne meine Pappenheimer“ zitiert und stammt aus Schillers Drama Wallensteins Tod. Dort ist es überhaupt nicht ironisch gemeint. Als im dritten Akt des Dramas zehn Kürassiere aus Pappenheim herausbekommen wollen, ob Wallenstein zu den Schweden überlaufen wolle, sagt ein Gefreiter zu ihm:

Wir aber glauben's nicht, daß du ein Feind
Und Landsverräter bist, wir halten's bloß
Für Lug und Trug und spanische Erfindung.

(Treuherzig.)

Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,
Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,
Das höchste Zutraun haben wir zu dir,
Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,
Den guten Feldherrn und die guten Truppen.

Wallenstein antwortet darauf dankbar: „Daran erkenn ich meine Pappenheimer.“

Heute ist die Bezeichnung „Pappenheimer“ eher mit der augenzwinkernden Einsicht in Unzulänglichkeiten verbunden. Die Süddeutsche Zeitung erklärt unter der Überschrift Auf diese Phrasen können Sie bauen diesen Bedeutungswandel:

Doch nicht erst ironisierende Studienräte des 19. Jahrhunderts machten den Begriff „Pappenheimer“ zu einem pejorativen; da die Pappenheimer Marschälle auch für die Säuberung der Straßen der Stadt Nürnberg von Exkrementen zuständig waren, lag die Anrüchigkeit des Namens schon lange vor Schiller in der Luft. „Da ran der Dreck / heraber keck / nach Pappenhaimers Regel“, zitiert der „Grimm“ einen anonymen Dichter aus dem 16. Jahrhundert.[5]

Das begreife ein andrer als ich.

Dieses Zitat stammt aus der Oper Zar und Zimmermann von Albert Lortzing. Der wichtigtuerische Bürgermeister van Bett muss erfahren, dass er unter anderem auch den russischen Gesandten als „Staatsverräter“ verdächtigt hat und ruft aus:

O Donnerwetter! Was soll das sein?
Das begreife ein andrer als ich.

Das Zitat wird auf Vorgänge bezogen, die man nicht nachvollziehen kann.


Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder.

Zar Alexander I.

Das ist der Refrain eines Schlagers aus dem Film Der Kongreß tanzt, der im Jahr 1931 gedreht wurde. Am bekanntesten sind die beiden ersten und die beiden letzten Zeilen des Kehrreims:

Das gibts nur einmal, das kommt nie wieder,
das ist zu schön, um wahr zu sein!
Das kann das Leben nur einmal geben,
denn jeder Frühling hat nur einen Mai!

Gesungen wurde das Lied von Lilian Harvey, in der Rolle der jungen Handschuhmacherin Christel Weinzinger, die während des Wiener Kongresses eine Romanze mit dem russischen Zaren Alexander I. erlebte. Weinzinger bewirbt ihr Geschäft, indem sie ein Bukett Blumen mit ihrer Visitenkarte in jede Kutsche, die vorbeifährt, wirft. Dabei trifft sie den russischen Zaren Alexander an den Kopf. Zunächst wird sie eines Attentatversuches bezichtigt. Der Zar verliebt sich in Christel und nutzt die Visitenkarte, um sie in ihrem Geschäft zu besuchen. Eine Romanze entsteht und der Zar lässt sie mit einer prunkvollen Kutsche abholen.

Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man lässt.

Diese Feststellung stammt aus dem Schlusswort zu der Bildergeschichte Die fromme Helene von Wilhelm Busch. Mit diesen Worten stellt Busch die Ordnung wieder her. Auf der Website des Bayerischen Rundfunks heißt es dazu:

Max und Moritz enden als Hühnerfutter, die fromme Helene verbrennt und findet sich wieder im Schlund der Hölle. Das Gute siegt, aber mitgefiebert hat man mit den Bösewichtern.[6]

Das höchste Glück der Erde

Das von Reitern häufig zitierte angebliche „Arabische Sprichwort“ stammt von dem deutschen Dichter Friedrich von Bodenstedt, der 1851 in seinen „Liedern des Mirza-Schaffy“ Folgendes schreibt:

Das Paradies der Erde
Liegt auf dem Rücken der Pferde,
In der Gesundheit des Leibes
Und am Herzen des Weibes.

Gegner des Reitsports haben den Spruch im Sinne der Pferde umgedreht zu:

Das höchste Glück der Pferde
ist der Reiter auf der Erde
.“

Das ist mehr als ein Verbrechen, das ist ein Fehler.

Als Napoléon Bonaparte den Duc d´Enghien hinrichten ließ, der gegen die Republik gekämpft hatte, sagte Talleyrand (oder der Polizeiminister Joseph Fouché):

C´est pire qu´un crime, c´est une faute.

Obwohl er aktiv an der französischen Revolution beteiligt war, neigte Talleyrand doch zu einer gewissen Nostalgie für das Ancien Régime.

Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang.

„Das Leben ist kurz, die Kunst aber (währt) lang.“ ist ein Ausspruch des Arztes Hippokrates von Kós. Lateinisch lebt dieser Satz weiter unter Vita brevis, ars longa und wurde vom römischen Dichter Seneca in seiner Schrift „De brevitate vitae“„Über die Kürze des Lebens“ überliefert. Dort heißt es in 1,1:

Der größere Teil der sterblichen Menschen, Paulinus, beklagt sich über die Mißgunst der Natur, dass wir nur für eine kurze Lebenszeit geboren werden, und dass so schnell und stürmisch die uns gegebene Lebensfrist abläuft, und zwar so, dass mit Ausnahme weniger das Leben die übrigen bereits bei der Vorbereitung des Lebens im Stich lässt. Und über dieses allgemeine Übel, wie man meint, seufzt nicht nur die große Masse und der unwissende Pöbel."

Der Aphorismus des Hippokrates beginnt mit den folgenden Worten:

Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang, der rechte Augenblick geht schnell vorüber...

Nicht nur die ärztliche Kunst braucht lange bis zur Vollendung.

Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.

Um die Übertragungsqualität des von ihm entwickelten ersten Telefonapparates zu testen, nahm Philipp Reis Verbindung mit einem Freund auf. Die Worte sollten, für den Fall, dass sie nur unvollkommen ankämen, nicht zu erraten sein. Die Geschichte geht zurück auf einen Lehrer-Kollegen, der in seinen Erinnerungen eine Vorführung im Hause Reis schildert: Reis’ Schwager las am Telefon im Garten ein Buch vor, Reis wiederholte dem Publikum laut den Text, den er dem Empfänger abgelauscht hatte. Der Kollege konterte, er kenne vielleicht das Buch auswendig:

Deshalb ging ich selbst in den Raum, in dem das Telefon stand, und sprach einige Sätze wie „Die Sonne ist von Kupfer“ oder „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“.

Reis verstand zwar nicht genau, was das Pferd frisst und dachte, die Sonne sei aus Zucker, aber der Kollege war dennoch überzeugt.

Das Prinzip Hoffnung

Das Prinzip Hoffnung ist ein dreibändiges Werk des deutschen Philosophen Ernst Bloch, der es zwischen 1938 und 1947 im US-amerikanischen Exil schrieb. Ursprünglich sollte sein Hauptwerk „The dreams of a better life“ (dt.: Die Träume von einem besseren Leben) heißen.

  1. Der erste Band umfasst „Kleine Tagträume“ (Bericht), das philosophische Herzstück „Das Antizipierende Bewusstsein“ (Grundlegung) und „Wunschbilder im Spiegel“ (Übergang).
  2. Der zweite Band analysiert die „Grundrisse einer besseren Welt“ (Konstruktion).
  3. Der dritte Band „Wunschbilder des erfüllten Augenblicks“ (Identität).

Das süße Leben

„Das süße Leben“ („La Dolce Vita“) heißt ein Film nach einem Drehbuch von Federico Fellini. Im Film geht es um das Leben der „High Society“ im Rom der fünfziger Jahre. Das Leben zwischen Straßenflirt und allabendlichen Partys wird gestört durch die existenziellen Fragen des Lebens.

Der Boulevard-Journalist Marcello ist auf der Jagd nach den „süßen“ Geheimnissen der Prominenz auf der Via Veneto mit ihren exklusiven Nachtclubs und Cafés.

Die Anregung für den Film bekam Fellini durch den Fotografen Tazio Secchiaroli. Dieser war durch einen Schnappschuss von König Faruk von Ägypten bekannt geworden als der Monarch aus Wut über aufdringliche Fotografen einen Tisch umwarf. Im Film heißt er Paparazzo. Namensgeber war der Hotelbesitzer Coriolano Paparazzo aus Catanzaro, der im Reisführer By the Jonian Sea von George Gissing erwähnt wird. Fellini hatte das Buch während der Vorbereitung zu dem Film gelesen und war von dem Namen fasziniert. Paparazzo (Plural Paparazzi) wurde durch den Film in vielen Sprachen zum Synonym für Boulevardfotografen, die Prominente verfolgen.

Das Wandern ist des Müllers Lust.

Die Frage, warum ausgerechnet die Müller einen besonderen Hang zum Wasser haben sollen, beantwortet sich von selbst, wenn man weiß, das der Text zu diesem Volkslied vom Dichter Wilhelm Müller verfasst wurde.

Das Lied beginnt mit den folgenden Versen:

Das Wandern ist des Müllers Lust...
Das muß ein schlechter Müller sein,
dem niemals fiel das Wandern ein...
[7]

Müller verfasste den Anfang des Liedes in Bad Sooden-Allendorf.

Déjà-vu

Als Déjà-vu-Erlebnis [deʒaˈvy] (frz. „schon gesehen“; auch Erinnerungstäuschung oder kurz Déjà-vu), auch als Déjà-entendu-Phänomen [deʒaɑ̃tɑ̃ˈdy] (frz. „schon gehört“) oder Déjà-vécu-Erlebnis [deʒaveˈky] (frz. „schon gelebt“) bezeichnet man ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine an sich völlig neue Situation schon einmal exakt so erlebt, gesehen oder geträumt zu haben. Dabei handelt es sich nicht um eine falsche Wahrnehmung, sondern um ein paradoxes Gefühlserleben.

Der Begriff wurde von dem französischen Psychologen Émile Boirac in seinem Buch „L'Avenir des sciences psychiques“ („Die Zukunft der psychischen Wissenschaften“) geprägt.

Das Gegenteil des Déjà-vu-Erlebnisses, nämlich das Gefühl von Fremdheit in einer vertrauten Umgebung, heißt Jamais-vu-Erlebnis [ʒamɛˈvy] (frz. „nie gesehen“) und kann unter ähnlichen Umständen auftreten.

Den Dank, Dame, begehr ich nicht.

In Friedrich Schillers Ballade Der Handschuh geht es um einen fragwürdigen Liebesbeweis. Ein Hoffräulein lässt versehentlich ihren Handschuhe in die Arena mit wilden Tieren fallen und bittet dann einen Ritter, der um sie wirbt, den Handschuh zu holen. Der Ritter steigt tatsächlich in die Arena und holt den Handschuh. Doch dann verhält er sich anders als alle es erwarten:

Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr ich nicht“,
Und verlässt sie zur selben Stunde.


Den Heiko machen.

Gerüchterweise stammt dieser Ausdruck aus Kreisen von Bankenberatern. Ein Berater füllte seinen Kaffeebecher immer so schwungvoll ein, dass eine nicht unbeträchtliche Menge neben dem Kaffeebecher landete. Durch Reisen innerhalb Deutschlands verbreitete sich der Spruch in rasanter Geschwindigkeit und kann mittlerweile als Synonym für Unachtsamkeiten gesehen werden.

Den Reinen ist alles rein.

Den Reinen ist alles rein“ ist ein biblisches Zitat aus dem Brief an Titus. Dort schreibt der Apostel Paulus auf Griechisch:

„[[Liste griechischer Phrasen/Pi#Πάντα μὲν καθαρὰ τοῖς καθαροῖς·|Vorlage:Polytonisch]]“ (Panta men kathara tois katharois;) [8]

Es handelt sich hierbei um die Ermahnung, gesetzliche Irrlehrer zurechtzuweisen. Paulus stellt fest, dass den Reinen alles rein sei; den Ungläubigen aber sei nichts rein, denn unrein sei auch ihre Gesinnung. Deshalb bräuchten die Christen keine Speise-, Waschungs- und Kleidungsvorschriften.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche kehrt diesen Satz folgendermaßen um:

‚Dem Reinen ist alles rein‘ – so spricht das Volk. Ich aber sage euch: den Schweinen wird alles Schwein![9]

Den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf.

„Den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf““ ist ein Zitat aus dem 127. Psalm, einem Vertrauenslied und steht heute sprichwörtlich für Glückskinder:

1 Ein Lied Salomos im höhern Chor. Wo der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wo der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. 2 Es ist umsonst, daß ihr früh aufstehet und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er's schlafend.[10]

Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

Datei:Erich honecker.jpg
Erich Honecker

Dieser Slogan wird oft dem Mitbegründer der SPD, August Bebel, zugeschrieben. Erstmals nachweisen lässt sie sich im Sommer 1886 als anonymer Gästebucheintrag am Spindlerturm, dem späteren Müggelturm im Umland Berlins. [11]

Im Jahr 1989 griff der Staatsratsvorsitzender der DDR, Erich Honecker, diesen Satz auf, als es dem VEB Kombinat Mikroelektronik „Karl Marx“ in Erfurt gelang, einen 32-Bit-Mikroprozessor herzustellen. Honeckers Ausspruch vom 14. August 1989 stand am 15. August 1989 auf der Titelseite der SED-Zeitung Neues Deutschland und fand Beachtung, weil dies der einzige öffentliche Auftritt des schwerkranken Honeckers zwischen Juli und September war. Zur gleichen Zeit befanden sich 200.000 DDR-Touristen in Ungarn, von denen viele nicht mehr in die DDR zurückkehren wollten.

Honecker jedoch lobte den Sozialismus und sagte, „dass das Triumphgeschrei westlicher Medien über das Scheitern der sozialistischen Gesellschaftskonzeption nicht das Geld wert ist, das dafür ausgegeben wird“.

Honecker wiederholte den Slogan noch einmal am 6. Oktober 1989 in seiner Rede zum 40. Jahrestag der DDR im Palast der Republik in Anwesenheit des sowjetischen Generalsekretärs Michail Gorbatschow. In der Öffentlichkeit wurde der Satz nun wie eine sture Durchhalteparole empfunden.

Ochs und Esel stammen wohl aus der Darstellungen der Weihnachtsgeschichte im Evangelium nach Lukas.

Den Vorhang zu und alle Fragen offen.

In der Literatursendung Das Literarische Quartett des ZDF verabschiedete sich der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit dem standardisierten Brecht-Zitat von den Zuschauern:

Und wieder sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Das leicht abgewandelte Zitat stammt aus Brechts Drama Der gute Mensch von Sezuan und lautet im Original so:

Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Mit diesem Appell tritt ein Schauspieler auf die Bühne und begründet den offenen Schluss damit, dass das Publikum selbst über die Konsequenzen nachdenken soll.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Diese Redewendung stammt aus Christoph Martin Wieland im Jahr 1768 erschienenen Versdichtung Musarion, oder die Philosophie der Grazien:

Es ist als ob die närrischen Menschen den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen könnten; sie suchen was ihnen vor der Nase liegt, und was sie bloß deswegen nicht finden, weil sie sich in einer Art von Schneckenlinie immer weiter davon entfernen.[12]

Sinn dieser Wendung ist, dass zu viele Einzelheiten den Blick aufs Ganze verstellen können.

Denk ich an Deutschland in der Nacht…

Heinrich Heines Mutter Betty Heine

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ ist der Beginn des Gedichts Nachtgedanken von Heinrich Heine, das dieser im Jahr 1843 schrieb:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Heute wird der Gedichtanfang häufig verwendet, um Zustände in Deutschland zu kritisieren. Solches kann in Heines Gedicht aber höchstens hintergründig mitgelesen werden. Tatsächlich geht es in den Nachtgedanken sehr konkret darum, dass – der in Paris lebende – Heine seine betagte Mutter, Betty Heine, schon zwölf Jahre nicht mehr gesehen hatte:

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd' ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Das Gedicht endet mit dem folgenden Vers:

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heit’res Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.[13]

Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann.

Der römische Politiker und Feldherr Marcus Antonius sagt in William Shakespeares Theaterstück Julius Cäsar in seiner berühmten Leichenrede auf Gaius Iulius Caesar:

For Brutus is a honourable man,
So are they all, all honourable men.
[14]
Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Das sind sie alle, alle ehrenwert.

Bei Caesars Leichnam schüttelt Antonius den Verschwörern die Hände. Dann aber bittet er Caesars Geist um Verzeihung, dass er mit den Verschwörern Frieden geschlossen hat. Brutus gibt einer Bitte Mark Antons nach, den Leichnam zum Forum bringen zu dürfen und dort vor versammelter Volksmenge zu reden. Nach Brutus´ Eröffnungsworten hält das Volk Caesar für einen Tyrannen und die Tat für gerechtfertigt. Dann aber beginnt Mark Anton eine Brandrede gegen Brutus. Mit rhetorischem Geschick gelingt es ihm, das Volk zum Aufstand gegen die Verschwörer anzustiften. Brutus und Cassius fliehen aus Rom.

…denn sie wissen nicht, was sie tun

…denn sie wissen nicht, was sie tun“ (englisch: „Rebel Without a Cause“) ist der Titel der deutschen Synchronfassung des zweiten Films mit James Dean und der erste, in dem die Probleme der verlorenen Generation in Gesellschaft und Familie explizit thematisiert wurden.

Der englische Originaltitel ließe sich mit „Rebell ohne Grund“ übersetzen. Der deutsche Titel nimmt aber auf eine Textpassage im Evangelium nach Lukas Bezug. Die lautet in der modernen Version der Luther-Übersetzung:

Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. (Lk 23,32-34[15])

Der Appetit kommt beim Essen.

Honoré Daumier: Gargantua

Diese Redensart kommt vom französischen Zitat „L'appétit vient en mangeant“, das sich in François Rabelais' Abenteuerroman um die beiden Riesen Gargantua und Pantagruel von 1535 findet:

L'appétit vient en mangeant; la soif s'en va en buvant.[16]
Der Appetit kommt beim Essen; der Durst schwindet beim Trinken.
(„Der Appetit kommt beim Essen, sagt Angeston, aber der Durst verliert sich durchs Trinken.“ Angeston ist der Wundarzt Hieronymus von Hangest. “)

Pantagruel, der Sohn Gargantuas, zeichnet sich hier durch besondere Gefräßigkeit aus.

Diese Wendung wird auch im übertragenen Sinn benutzt, wobei mit „Appetit“ oft Habgier gemeint ist.

Der Bericht über meinen Tod wurde stark übertrieben.

Als sich der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain auf einer Vortragstournee durch Europa befand, verbreitete sich in den Vereinigten Staaten das Gerücht, er sei plötzlich gestorben. Mark Twain kabelte daraufhin die folgende Richtigstellung nach Amerika:

The report of my death was an exaggeration.

Meist zitiert als:

The report of my death has been greatly exaggerated.[17]

Der Arzt hilft, die Natur heilt.

Der Arzt hilft, die Natur heilt.“ oder lateinisch „Medicus curat, natura sanat“ ist ein Aphorismus aus dem antiken Textkorpus, das mit dem Arzt Hippokrates in Verbindung gebracht wird. Es sollte deutlich machen,

  1. dass die eigentliche Heilung im Patienten geschieht,
  2. dass es einen natürlichen Verlauf der Krankheit gibt
  3. und dass ein guter Arzt die natürlichen Abläufe berücksichtigt.

Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.

Diese Äußerung zum Thema Pessimismus stammt vom ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss und spielt dabei auf die Bedeutung des Mists als Dünger in der Landwirtschaft an.

Der Bankier Carl Fürstenberg sagte zum gleichen Thema:

Der Optimist und der Pessimist haben einen gemeinsamen Nenner: den Mist.

Der Gott, der Eisen wachsen ließ

Anfang eines patriotischen Gedichts von Ernst Moritz Arndt, dessen erste Strophe so lautet:

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.
[18]

Diese Verse schrieb Arndt unmittelbar vor den Koalitionskriegen der Jahre 1813-1815, die Deutschland von der Herrschaft Napoleons befreiten. Der Komponist Albert Methfessel ließ sich durch diesen Text zu einer martialischen Melodie anregen.

Obwohl Arndts Verse vom Hass gegen Napoleon inspiriert waren, werden im Liedtext keine aktuellen politischen Ereignisse erwähnt. Später wurde das Lied umgedichtet auf Otto von Bismarck:

Der Gott, der Bismarck werden ließ,
hat's gut mit uns gemeinet;
als er den Odem in ihn blies,
da wollt er uns geeinet.
[19]

Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen.

Diese resignierte Feststellung stammt aus dem alttestamentarischen Buch Ijob, wo der gerechten Dulder Hiob sagt:

Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt![20]

Hiob wird von Satan mit schrecklichen Leiden geschlagen. Er wird als frommer Mann geschildert, dessen Gottestreue geprüft wird, denn eines Tages tritt der Satan vor Gott und behauptet, Hiobs Frömmigkeit käme nur daher, weil Gott ihn und seinen Besitz beschützt. Daraufhin erlaubt Gott es dem Satan, Hiob zu prüfen.

Das biblische Buch behandelt die Frage, wie es sein kann, dass der gerechte Gott duldet, dass guten Menschen Böses widerfährt.

Der Krieg ernährt den Krieg.

Der Krieg ernährt den Krieg ist ein Zitat aus Friedrich Schillers Die Piccolomini, dem zweiten Teil von Wallenstein-Trilogie im Dreißigjährigen Krieg. Dort lässt Schiller Isolani, den General der (als Plünderer besonders berüchtigten) Kroaten, im Ersten Aufzug sagen:

Der Krieg ernährt den Krieg. Gehen Bauern drauf,
Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.

Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.

Das bekannteste Zitat des Carl von Clausewitz lautet korrekt: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ (Vom Kriege I, 1, 24). Gemeint ist damit, dass das Militär der Politik stets untergeordnet ist. Die Politik bestimmt durch den Zweck die Anwendung von militärischer Gewalt, also von Krieg, als Mittel zur Lösung eines Konflikts. Jeder Krieg hat demzufolge einen Zweck, der im Wesentlichen darin bestehe, „dem Gegner unseren Willen aufzuzwingen“. Dieser Zweck wird aber von der Politik bestimmt.

Der Mann ohne Eigenschaften

Der Roman Der Mann ohne Eigenschaften ist das Hauptwerk Robert Musils. Durch den Roman prägte Musil das Wort Kakanien (von „k. k.“ für „kaiserlich-königlich“) als ironische Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie.

Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.

Der französisch-schweizerische Schriftsteller und Philosoph Jean-Jacques Rousseau schrieb in seinem Gesellschaftsvertrag:

Der Mensch wird frei geboren, und überall ist er in Banden. Mancher hält sich für den Herrn seiner Mitmenschen und ist trotzdem mehr Sklave als sie.[21]

Von dieser Behauptung gibt es die Kurzfassung:

L'homme est né libre, et partout il est dans les fers.
Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.

Der Osten ist Rot.

Der Osten ist Rot“ (chinesisch 东方红, Pinyin Dōngfāng Hóng) ist ein Loblied auf den chinesischen Revolutionsführer Mao Zedong, das während der Kulturrevolution nahezu den Status einer Nationalhymne annahm. Der Text stammt von einem Bauern aus der Provinz Shaanxi.

东方红,太阳升,
中国出了个毛泽东。
他为人民谋幸福,
呼尔嗨哟,他是人民大救星!

Dōngfāng hóng, tàiyáng shēng,
Zhōngguó chū liǎo ge Máo Zédōng,
Tā wèi rénmín móu xìngfú,
Hū ěr hei yo, tā shì rénmín dà jiù xīng!

Der Osten ist rot, die Sonne geht auf
China hat Mao Zedong hervorgebracht.
Er plant Glück für das Volk,
Hurra, er ist der große Erlöser des Volkes!

Dong Fang Hong und Dong Fang Hong I sind die Namen chinesischer Satelliten, die in den 1970er Jahren gestartet wurden.

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Dieses Zitat mit Bezug auf den Nationalsozialismus stammt aus dem Epilog von Bertolt Brechts Theaterstück Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. [22]

Der Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde

Die Strophe ist am Fuße der Statue The Minute Man eingraviert.

Der Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde ist in den USA eine bekannte Redewendung, die sich auf den Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bezieht. Die Redewendung stammt aus der ersten Strophe von Ralph Waldo EmersonsConcord Hymn“ von 1837 und beschreibt die Wirkung der Schlacht von Lexington und Concord an der Alten Nordbrücke in Concord (Massachusetts) von 1775.

Die Strophe lautet:

By the rude bridge that arched the flood,
Their flag to April's breeze unfurled
Here once the embattled farmers stood
And fired the shot heard 'round the world.

Bei der einfachen Brücke, die die Flut überspannt
Entfaltete sich ihre Flagge in der Aprilbrise
Hier standen einst die Farmer aufgereiht
Und feuerten den Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde.

Der Würfel ist gefallen

Lage des Flusses Rubikon in Norditalien

Der Ausdruck „den Rubikon überschreiten“ ist die Bezeichnung für eine folgenschwere Entscheidung, wie sie der Übergang Caesars über den Rubikon war, weil durch sie der Bürgerkrieg entfesselt wurde. Als Cäsar nach längerem Schwanken den Entschluss gefasst hatte, über den Rubikon zu gehen, zitierte er das Wort des griechischen Dichters Menander „Der Würfel falle“.

Am 10. Januar 49 v. Chr. marschierte Julius Caesar am Rubikon, dem Grenzfluss zur entmilitarisierten Zone um Rom, dem sich kein römischer Feldherr mit seinen Truppen nähern durfte und sagte zunächst:

„Noch können wir zurück; wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.“

Während er noch dastand, kam ein Hirte, entriss einem Soldaten die Trompete, überschritt den Fluss und blies Alarm. Darauf sagte Caesar:

„Dorthin führt der Weg, wohin die Zeichen der Götter und die Schandtaten der Feinde rufen. Geworfen ist der Würfel.“

Gemäß Athenäus von Naukratis stammt dieser Satz ursprünglich von Menander. Im Leben des Pompejus berichtet Plutarch, dass der Ausspruch auf Griechisch gefallen ist:

„Ἑλληνιστὶ πρὸς τοὺς παρόντας ἐκβοήσας, Ἀνερρίφθω κύβος, διεβίβαζε τὸν στρατόν.“
„Er sprach mit lauter Stimme in griechischer Sprache zu den Anwesenden ‚Hochgeworfen sei der Würfel‘ und führte das Heer hinüber.“ (Plutarch: Leben des Pompejus, Kap. 60)

Sueton gibt eine nicht ganz wörtliche Übersetzung „Iacta alea est!“ Dies wird mit Alea iacta est! („Der Würfel ist gefallen!“) zitiert.

Der Staat bin ich.

Der berühmte Ausspruch „Der Staat bin ich“ (L'Etat c'est moi.) ist unverbürgt und wurde jedenfalls nicht 1655 vor dem Parlament gesprochen. Da soll Ludwig XIV. im Jagdrock, eine Peitsche in der Hand, im Parlament erschienen sein und auf die Bemerkung des ersten Präsidenten, der das Interesse des Staates betonte, „Ich bin der Staat“ geantwortet haben. Zuverlässige Urkunden berichten, dass der König allerdings dem Parlament Schweigen gebot, aber ohne Hochmut. Es wird allerdings an anderer Stelle berichtet, dass Ludwig einen Richter unterbrach, der in einer Rede die Worte „der König und der Staat“ gebrauchte, indem er ausrief: „L'Etat c'est moi.“

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.

„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan; / der Mohr kann gehen.“ ist ein Zitat aus Friedrich Schillers Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Im Original heißt es allerdings nicht „Schuldigkeit“, sondern „Arbeit“.

In dem Drama heißt es im Dritten Aufzug:

Fiesco. Ich höre Tritte. Sie sind's. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich läute.
Mohr (im Abgehen). Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen. (Ab.)

Gianettino Doria sieht in Fiesco eine Gefahr und will ihn durch den Mohren Muley Hassan beseitigen lassen. Der Mordanschlag wird jedoch von dem Mohren verraten und Fiesco bekommt mit ihm den Mann zur Hand, mit dessen Hilfe er seine Gegenintrige ins Werk setzen kann.

Der Stimmzettel ist stärker als die Kugel.

Dies sagte der US-amerikanische Politiker Abraham Lincoln während einer Rede im Jahr 1856 in Bloomington (Illinois):

The ballot is stronger than the bullet.

Des Pudels Kern

„Des Pudels Kern“ stammt aus Johann Wolfgang von Goethes Drama Faust, aus der Szene, in der Faust mit einem Pudel in sein Studierzimmer zurückkommt und versucht, die Bibel in sein „geliebtes Deutsch“ zu übersetzen. Er fühlt sich gestört durch den Hund und versucht ihn mit den Worten „Knurre nicht, Pudel!“ zum Schweigen zu bringen. Doch dann tritt Mephistopheles wie ein fahrender Scholast gekleidet hinter dem Ofen hervor und fragt: „Wozu der Lärm! Was steht dem Herrn zu Diensten?“ Jetzt versteht Faust, was es mit dem Pudel auf sich hat und äußert erstaunt:

Das also war des Pudels Kern!
Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen.

Deus ex machina

Die lateinische Wendung Deus ex machina („Gott aus der Maschine“) ist eine Lehnübersetzung aus dem Griechischen από μηχανής θεός („apo mechanes theos“) und bezeichnet ursprünglich das Auftauchen einer Gottheit mit Hilfe einer Bühnenmaschinerie. In der antiken Tragödie gab es Konflikte, die sich nicht immer aus der Handlung heraus lösen ließen. Ihre Lösung erfolgte von außen durch das überraschende Eingreifen einer Gottheit, die dem Geschehen die entscheidende Wende gab. Der Deus ex machina schwebte in einer Hebemaschine über der Bühne oder landete auf dem Dach des Bühnenhauses.

Deutscher Michel

Der Deutsche Michel, die nationale Personifikation der Deutschen geht vermutlich auf den Erzengel Michael oder einen gewissen Hans-Michael Elias von Obentraut zurück. Die früheste belegte Überlieferung findet sich in einem von Sebastian Franck 1541 herausgegebenen Sprichwörterbuch – also einige Jahrzehnte vor Obentrauts Geburt. Der deutsche Michel bezeichnet hier einen Tölpel und Fantasten. Der Humanismus hatte sich das Latein zur Sprache gewählt. Dadurch entstand zwischen der Sprache der Bildung und der des Volkes eine Kluft.

Deutschland, einig Vaterland

„Deutschland, einig Vaterland“ ist ein Vers aus Auferstanden aus Ruinen, der Nationalhymne der DDR. Nachdem die DDR von der Wiedervereinigung Deutschlands abrückte, wurde der Text unbequem. So entgegnete Willy Brandt 1972 zum Beispiel Willi Stoph auf dessen Aussage, es gebe zwei deutsche Staaten, mit Bezug auf die erste Strophe:

Sie selbst singen doch in Ihrer Hymne von Deutschland, einig Vaterland.

Mit dem Machtübergang auf Erich Honecker verschwand der Text Anfang der 1970er Jahre dann aus der Öffentlichkeit und die Hymne wurde nur noch instrumental aufgeführt.

Deutschland über alles!

Faksimile des Originals des Deutschlandlieds

Der – vor allem im Ausland − oft missverstandene Anfang des Deutschlandlieds „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ war für August Heinrich Hoffmann von Fallersleben keine Aufforderung zur Unterwerfung nichtdeutscher Gebiete.

Kurt Tucholsky sagte dazu:

'Deutschland über alles', ein törichter Vers eines großmäuligen Gedichts. Nein, Deutschland steht nicht über allem und ist nicht über allem – niemals. Aber mit allen soll es sein, unser Land. [23]

Der Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages äußert sich zum gleichen Thema folgendermaßen:

Mit diesem – später oft tendenziös mißverstandenen – Liedbeginn wollte der Verfasser gefühlsmäßig ausdrücken, daß er eine Vereinigung der deutschen Einzelstaaten und damit die Einheit Deutschlands 'über alles in der Welt' wünschte. Nicht geographische Expansion, sondern eine gesamtdeutsche Konstitution war sein politisches Anliegen. [23]

Dichterische Freiheit

Mit historischen Tatsachen in einem belletristischen Werk etwas großzügiger umzugehen, ist dichterische Freiheit. Zum ersten Mal taucht dieser Begriff in einem naturwissenschaftlichen Werk des römischen Gelehrten Lucius Annaeus Seneca auf, der im Kapitel über Blitze schreibt:

Es gehört zur dichterischen Freiheit (poeticam istud licentia decet)“, zu behaupten, Jupiter wechsle die Kraft seiner Blitze, je nachdem, was er damit treffen wolle.

Dichtung und Wahrheit

Dichtung und Wahrheit ist der gekürzte Titel von Goethes autobiografischen Erinnerungen aus den Jahren 1749 bis 1775. Goethe selbst verwendete gelegentlich auch die Version „Wahrheit und Dichtung“, zog aber wohl aus klanglichen Gründen die erste Version vor. Der volle Titel lautet Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.

Heute gebraucht man diese Wendung, wenn man Zweifel daran hat, ob eine Darstellung wirklich den Tatsachen entspricht, und vermutet, dass die Fakten erfunden sind.

Die Antwort kennt nur der Wind.

Die Antwort kennt nur der Wind (französisch: „Seul le vent connaît la réponse“) ist der Titel eines 1974 verfilmten Romans von Johannes Mario Simmel, der seinerseits den Refrain des Songs Blowin' in the Wind des US-amerikanischen Folksängers Bob Dylan aufgreift. Das pazifistische Lied hat drei Strophen. Es werden Fragen gestellt, die jedesmal mit der gleichen letzten Textzeile beantwortet werden:

The answer is blowin' in the wind.
„Die Antwort treibt im Wind.“

In der deutschen Liedtextübersetzung:

„Die Antwort weiß ganz allein der Wind.“

Der Song galt als eine Hymne der Folk-Rock-Bewegung. Dieses Zitat wird oft verwendet, um auf das Offenbleiben einer Frage hinzuweisen.

Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb.

Messi-Wohnung

Mit diesen Worten will Kurt Tucholsky andeuten, dass es der Ordnung dient, wenn man sich von Überflüssigem trennt. Er schreibt dies in einem Zeitungsartikel mit dem sinnigen Titel Das kann man noch gebrauchen -! [24]

Mit einem Seitenhieb auf die Wegwerfgesellschaft in den Vereinigten Staaten schreibt Tucholsky in dem Artikel:

Der Amerikaner wirft alles fort: Tradition, alte Autos, sein Geburtshaus, Staubsauger und alte Stiefel. Warum? – Weil das neue nicht gar so viel kostet; weil dort kein Mensch und kein Unternehmen auf langwierige Reparaturen eingerichtet ist – weil das niemand verstände, dass man einen Gegenstand um seiner selbst willen konserviert, wenn an der nächsten Ecke schon ein anderer steht.

Anders verhält es sich da in Europa:

Der Europäer aber ist anhänglichen Gemütes und bewahrt sich alles auf. Zum Beispiel in der Politik ... [25]

Tucholsky versteht zwar die Hemmung, Güter wegzuwerfen, schreibt aber:

Es ist eine atavistische Hochachtung vor dem Ding, stammend aus der Zeit, wo ein Gegenstand noch mit der Hand hergestellt wurde ... Heute speien ihn die Maschinen aus – wirf ihn weg! wirf ihn weg![26]

Die Bombardierung Russlands beginnt in fünf Minuten.

Mit einem Mikrophontest am 11. August 1984 löste der US-Präsident Ronald Reagan eine schwere diplomatische Krise aus, indem er kurz vor einer Radiosendung sagte:

My fellow Americans, I'm pleased to tell you today that I've signed legislation that will outlaw Russia forever. We begin bombing in five minutes.[27]
Liebe amerikanische Mitbürger, ich habe gerade ein Gesetz unterzeichnet, das Russland für immer vogelfrei erklärt. Die Bombardierung Russlands beginnt in fünf Minuten.

Die Medien veröffentlichten diese Tonprobe, die weltweit zu heftiger Kritik führte.

Die Bürde des Weißen Mannes

Karikatur um 1823

„Die Bürde des Weißen Mannes“ (englisch: „The White Man’s Burden“) ist ein Gedicht von Rudyard Kipling. Das Gedicht wurde unter dem Eindruck der US-amerikanischen Eroberung der Philippinen verfasst:

Take up the White Man's burden —

Send forth the best ye breed —

Go, bind your sons to exile

To serve your captives' need;

To wait, in heavy harness,

On fluttered folk and wild —

Your new-caught sullen peoples,

Half devil and half child.

Ergreift die Bürde des Weißen Mannes –

schickt die Besten aus, die ihr erzieht –

Bannt eure Söhne ins Exil

den Bedürfnissen euerer Gefangenen zu dienen;

in schwerem Geschirre aufzuwarten

verschreckten wilden Leuten –

euren neugefangenen verdrossenen Völkern,

halb Teufel und halb Kind. [28]

Insbesondere, weil Kipling in dem Gedicht die außereuropäischen Völker als „unterentwickelt“ und die weiße Rasse als überlegen darstellte, wird das Werk heute als rassistisch bezeichnet, aber auch einige von Kiplings Zeitgenossen wie Mark Twain sahen es bereits kritisch.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können.

Dieses Zitat ist ein Aphorismus aus dem 1793 erschienenen Roman Die unsichtbare Loge des Schriftstellers Jean Paul. Diese Erkenntnis war damals sicher nicht neu, wurde aber von Jean Paul auf den Punkt gebracht:

Die Erinnerung ist das einzige Paradies,
woraus wir nicht vertrieben werden können.
Sogar die ersten Eltern waren nicht daraus zu bringen.
[29]

Mit den „ersten Eltern“ meint Jean Paul die Stammeltern Adam und Eva, die zwar aus dem Paradies vertrieben wurden, aber die Erinnerung daran behalten konnten.

Die Frau schweige in der Gemeinde.

Der Apostel Paulus schreibt in einem Brief auf Griechisch:

„[[Liste griechischer Phrasen/Alpha#Aἱ γυναῖκες ἐν ταῖς ἐκκλησίαις σιγάτωσαν.|Vorlage:Polytonisch]]“
Hai gynaikes en tais ekklesiais sigatosan.

Dieser Spruch ist einer Gnome des griechischen Dichters Menander nachgebildet, bei dem es heißt:

„Webstühle und nicht Gemeindeversammlungen sind Frauenwerk.“

Bekannter ist die lateinische Version: „Mulier taceat in ecclesia.“ Goethe schreibt im 7. Buch seiner Zahmen Xenien:

„Was waren das für schöne Zeiten! In ecclesia mulier taceat!
Jetzt, da eine jegliche Stimme hat, Was will Ecclesia bedeuten.“

Die ganze Welt ist ein Theater.

Nachbau des Globe Theatres

Auf dem Globe Theatre in London, das vor allem durch Aufführungen von Werken William Shakespeares einen Platz in der Theatergeschichte einnimmt, ließ Shakespeare einen lateinischen Spruch anbringen:

Totus mundus agit histrionem.

Aus Shakespeares Theaterstück Was ihr wollt (2.7.138-9) stammt die englische Version:

All the world's a stage,
And all the men and women merely players.
[30]
Die ganze Welt ist eine Bühne,
Und alle Männer und Frauen sind nur Spieler.

Der irische Dramatiker Oscar Wilde machte daraus:

The world is a stage, but the play is badly cast.[31]
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt.

Die Gelegenheit beim Schopf fassen

Haarschopf des Kairos (Ausschnitt aus einem Fresko des Malers Francesco Salviati)

„Die Gelegenheit beim Schopf fassen“ geht auf den griechischen Mythos vom Gott Kairos (καιρός = günstige Gelegenheit) zurück: mit lockigem Vorhaupt und kahlem Nacken, der im Davonfliegen geschildert wurde, weil man die gute Gelegenheit erst wenn sie entschwunden ist zu ergreifen sucht. Der Gott des günstigen Augenblicks wird in der Kunst mit einem kahlen Hinterkopf und einem Haarschopf an der Stirn dargestellt, an dem man den günstigen Augenblick gut fassen konnte.

Auf Griechisch heißt es Vorlage:Polytonisch (Gignōske kairon. – „Erkenne den rechten Zeitpunkt!“) Der Ausspruch wird dem Pittakos von Mytilene zugeschrieben, dem Heerführer die Mytilener im Kampf gegen die Athener. Mit deren Anführer Phrynon (Olympiasieger im Pankration) kam er überein, den Kampf nur unter den Anführern auszufechten. Im Nahkampf warf er ein Netz über Phrynon und besiegte/tötete ihn; dadurch wurde ohne weiteres Blutvergießen der Kampf gegen Athen gewonnen.

Die janze Richtung paßt uns nicht!

„Die janze Richtung paßt uns nicht!“ war 1890 die Antwort des Berliner Polizeipräsidenten Freiherr Bernhard von Richthofen auf die Frage des Theaterdirektors Oskar Blumenthal, warum das Drama „Sodoms Ende“ von Hermann Sudermann verboten wurde. In dem Stück wurde die städtische Clique der Neureichen anhand einer biblischen Geschichte zum Thema. Es ist ein Vorreiter der naturalistischen Bewegung in Deutschland.

Im Sechzehnten Kapitel der Memoiren einer Sozialistin – Lehrjahre, einem autobiografischem Roman von Lily Braun aus dem Jahr 1909 heißt es über das Stück:

So sahen wir »Die Ehre« und »Sodoms Ende«, dessen ursprüngliches Verbot auf des Kaisers direkten Eingriff zurückgeführt wurde und den Erfolg des Werks von vornherein gesichert hatte. Der tiefe Eindruck, den wir empfingen, setzte sich aus Verblüffung, Entsetzen und Ergriffenheit zusammen. Aber während er sich bei meiner Mutter durch den befreienden Gedanken auslöste, daß hier der verdorbenen Bourgeoisie und den verhaßten Parvenüs ein gräßliches Spiegelbild vorgehalten werde, das sie im Grunde nichts anging, wirkte er in mir schmerzhaft nach. [32]

Die kaiserlose, die schreckliche Zeit

Dies ist eine Formulierung aus Friedrich Schillers Ballade Der Graf von Habsburg. Dort heißt es zur Krönung des Rudolfs von Habsburg, der das Interregnum beendete:

Laut mischte sich in der Posaunen Ton
Das jauchzende Rufen der Menge;
Denn geendigt nach langem verderblichen Streit
War die kaiserlose, die schreckliche Zeit,
Und ein Richter war wieder auf Erden.
Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer,
Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr,
Des Mächtigen Beute zu werden.
[33]

Wenn Schiller das Interregnum als schreckliche Zeit charakterisiert, entstammt dieser Begriff einem die Stauferherrschaft verklärenden Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts, das im Interregnum ein Zeitalter der Wirren sah.

Die Leviten lesen

Bischof Chrodegang von Metz stellte um 760 zur Besserung der verwilderten Geistlichkeit eine Lebensregel auf, die die Geistlichen verpflichtete, sich nach der Morgenandacht vor dem Bischof oder dessen Stellvertreter zu versammeln; dieser las ihnen ein Kapitel der Bibel, besonders aus dem 3. Buch Mose, Levitikus, vor, das religiöse Gesetze für Priester und Leviten enthält und knüpfte daran oft Ermahnungen.

Für die Leviten, die bis heute als eigene Gruppe im religiösen Judentum existieren, gelten eine Reihe besonderer Gesetze und Vorschriften. Unter anderem waren die Leviten für das Einhalten der Regeln im 3. Buch Mose zuständig.

Die Menschen glauben gerne, was sie wünschen.

Diese Erkenntnis schrieb der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar auf lateinisch in seinem Bericht über den Den Gallischen Krieg:

Libenter homines id, quod volunt, credunt.

Die oberen Zehntausend

In einem Leitartikel der New Yorker Zeitung „Evening Mirror“ vom 11. November 1844, sagt Nathaniel Parker Wittis:

„Zur Zeit ist kein Unterschied unter den oberen Zehntausend der Stadt.“
(„At present there is no distinction among the upper ten thousand of the City.“)

Er wählte die Zahl 10.000, weil dies zu seiner Zeit die Anzahl der gesellschaftsfähigen New Yorker war. In England sagt man meist nur „The upper ten“.

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.

Karl Marx sah die Aufgabe der Philosophie in ihrer Aufhebung, das heißt in ihrer praktischen Verwirklichung. [34] Er kritisiert alle Formen einer idealistischen Philosophie und insbesondere der Religion, die nach Marx nur dazu dient, die Existenz des Menschen durch Träumereien und Trost im Jenseits erträglich zu machen und so das faktische Elend zu verlängern und zu legitimieren.

Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.

Mao Zedong stellte in seiner Abhandlung „Probleme des Krieges und der Strategie“ im Jahr 1936 fest:

Jeder Kommunist muss diese Wahrheit begreifen: Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.
„枪杆子里面出政权。“
Qiānggǎnzǐ lǐmiàn chū zhèngquán.

In der Kulturrevolution wurde diese Feststellung in seinen „Ausgewählten Werken“, der so genannten Mao-Bibel aufgenommen und damit weltweit verbreitet.

Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder.

Rubens: Saturn verschlingt seinen Sohn

In Georg Büchners Drama Dantons Tod sagt Danton im 1. Akt:

Die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eigenen Kinder.[35]

Der diesem Zitat zugrunde liegende Ausspruch waren die letzten Worte des französischen Rechtsanwalts und Revolutionärs Pierre Vergniaud kurz vor seiner Hinrichtung am 31. Oktober 1793:

La Révolution est comme Saturne: elle dévore ses propres enfants.

Der antike Gott Saturn kam dadurch an die Macht, dass er seinen Vater überwältigte und kastrierte. Eine Prophezeiung jedoch sagt voraus, dass er durch die Hand seines eigenen Sohnes entmachtet werden wird. Deshalb fraß Saturn alle seine Kinder, bis auf seinen sechsten Sohn Jupiter, den Saturns Gattin Ops auf der Insel Kreta versteckt hielt und Saturn an seiner Stelle einen in Kleider gehüllten Stein anbot.

Die Seele baumeln lassen

Die Seele baumeln lassen“ geht auf den ersten Satz des 6. Kapitels der Sommergeschichte „Schloß Gripsholm“ von Kurt Tucholsky zurück. Dort heißt es wörtlich:

Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.

Die Geschichte behandelt den Sommerurlaub des Ich-Erzählers mit seiner Freundin Lydia in Schweden. Nach einigem Suchen landen beide im Schloss Gripsholm, wo sie etwa drei Wochen verbringen.

Die daraus abgeleitete Wendung „Die Seele baumeln lassen“ steht für sich erholen, sich entspannen oder Urlaub vom Alltag.

Die Sonne bringt es an den Tag.

Dieser Satz ist der Titel und der Kehrvers eines Gedichts von Adalbert von Chamisso:

Gemächlich in der Werkstatt saß
Zum Frühtrunk Meister Nikolas,
Die junge Hausfrau schenkt' ihm ein,
Es war im heitern Sonnenschein. -
Die Sonne bringt es an den Tag.
[36]

In dem Gedicht wird von einem Mord erzählt, der am Ende aufgeklärt wird. Am Ende heißt es:

Die Sonne bracht es an den Tag.

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.

Als der spanische Gesandte Izquiero im Jahr 1807 Talleyrand an ein Versprechen erinnerte, erwiderte ihm Talleyrand in Abwandlung eines Ausspruchs von Voltaire:

La parole a été donnée à l´homme pour déguiser sa pensée.“ (

Bei Voltaire heißt es:

Les hommes ne se servent de la pensée que pour autoriser leur injustices et n'emploient les paroles que pour déguiser leurs pensées.

Die Stimme seines Herrn

„His Master's Voice“ Plattenlabel, ca. 1928

His Master's Voice (zu deutsch: „Die Stimme seines Herrn“) ist der Markenname verschiedener Plattenlabels.

Der Name und das dazugehörige Logo gehen auf den Maler Francis Barraud zurück, der 1898 seinen Hund Nipper beim Lauschen eines Edison-Phonographen portraitiert hatte. Die neu gegründete Gramophone Company kaufte ihm das Bild, inklusive Copyright, für 100 Pfund ab, um es in Zeitungsannoncen zu verwenden. Bedingung war allerdings, dass der ursprünglich dargestellte Edison-Phonograph durch ein Berliner-Grammophon übermalt wurde.

Das Logo wurde so populär, dass Gramophone Records den Namen ihres Plattenlabels 1909 in „His Master's Voice“ änderte.

Die Vergangenheit sollte ein Sprungbrett sein, kein Sofa.

Diese Aufforderung stammt vom britischen Verleger und Politiker Harold Macmillan. Er

Die Wahrheit in den Tatsachen suchen

Deng Xiaopings Ausspruch soll seine Abkehr von den maoistischen Phrasen verdeutlichen. Er lautet auf Chinesisch:

实事求是。
Shí shì qiú shì.

Die vorsichtige Einführung marktwirtschaftlicher Elemente in die Planwirtschaft konzentrierte sich zunächst auf die Landwirtschaft und sorgte in kurzer Zeit für eine deutliche Verbesserung der Versorgung.

Ironischerweise stammt diese Parole von Mao Zedong selbst. Sie findet sich in Maos Aufsatz Über die Praxis. So wird Deng Xiaoping 1980 in der Beijing Rundschau zum 4. Jahrestag von Maos Tod folgendermaßen zitiert:

„… der Kernsatz der Mao-Zedong-Ideen lautet, die Wahrheit in den Tatsachen zu suchen und die allgemeingültige Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der chinesischen Revolution zu verbinden…“

Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks.

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel sagte in seinen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte:

Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Periode des Glücks sind leere Blätter in ihr.

In der Weltgeschichte und dem Aufkommen und Untergehen einzelner Staaten wird der objektive Geist zum allgemeinen „Weltgeist“.

Der Historiker Leopold von Ranke schreibt zum gleichen Thema:

Die glücklichsten Zeiten der Menschheit sind die leeren Blätter im Buch der Geschichte.

Der französische Staatstheoretiker Charles-Louis de Montesquieu schrieb:

Glücklich das Volk, dessen Geschichte langweilig ist.

Die Würde des Menschen ist unantastbar

In Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes findet sich diese Formulierung der Menschenwürde:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Weiter heißt es:

Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.[37]

Dieses Grundrecht ist als bewusste Reaktion auf die massive Missachtung der Würde des Menschen durch den nationalsozialistischen Staat zu verstehen.

Dieser Kelch möge an mir vorübergehen.

Im Matthäusevangelium betet Jesus in Todesangst:

„Vater, wenn es möglich, so lasse diesen Kelch an mir vorübergehen.“ [38]

In der Antike war es beim Gastmahl üblich, einen Trinkkelch umgehen zu lassen, der, wenn er mit schlechtem Wein gefüllt war, einfach weitergereicht wurde.

Dieses war der erste Streich.

In der Bildgeschichte Max und Moritz von Wilhelm Busch wird der zweite Streich der beiden Lausbuben im Text mit folgenden Worten angekündigt:

Dieses war der erste Streich, Doch der zweite folgt sogleich.

Don't worry, be happy!

Datei:Meher baba.jpg
Meher Baba

Don't worry, be happy!“ (zu deutsch:„Sorg dich nicht, sei glücklich!“) waren die letzten Worte des indischen Gurus Meher Baba vor seinem Schweigegelübde. Er kritisierte, dass Leute sich anschreien und schwieg deshalb vom 10. Juli 1925 an die restlichen 44 Jahre seines Lebens.

Um sich mitzuteilen, nutzte er Buchstabentafeln und Handzeichen. In dem Hit Don't Worry, Be Happy von Bobby McFerrin aus dem Jahr 1988 verarbeitete McFerrin die letzten Worte Babas.

Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.

Dieses Heinrich Heine-Zitat aus dem Jahr 1821 wurde viel später als prophetisch in Hinblick auf die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten gesehen. Wörtlich lautet es:

Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

Dieses Zitat aus seiner Tragödie "Almansor" bezieht sich - entgegen einem weit verbreiteten Glauben - nicht auf die vier Jahre zuvor durchgeführte Bücherverbrennung während des Wartburgfestes 1817, sondern auf eine Verbrennung des Korans während der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter unter dem inquisitorischen Kardinal Mateo Ximenes de Cisneros 1499/1500 (s. o.). In Heines Toleranzstück spricht der Moslem Almansor ben Abdullah mit Hassan, der verzweifelt gegen die christliche Besatzung kämpft:

Almansor:
Wir hörten daß der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte, zu Granada -
Mir starrt die Zung im Munde - den Koran
In eines Scheiterhaufens Flamme warf!
Hassan:
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

Drakonische Strafe

Die drakonische Strenge und die drakonischen Gesetze des Drakon sind wegen ihrer Strenge und Härte sprichwörtlich geworden. Hierauf weist auch Aristoteles in seiner Politik (II, 1274b) hin, wo er feststellt, dass außer ihrer Strenge nichts Bemerkenswertes an ihnen gewesen sei. In seiner Rhetorik (1400b) zitiert er Herodikos, der sie „Gesetze eines Drachen“, nicht die eines Menschen nennt.

Draußen vor der Tür

Draußen vor der Tür ist ein Theaterstück von Wolfgang Borchert mit dem Untertitel „Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will“, das 1947 zunächst als Hörspiel gesendet wurde.

Ein Mann namens Beckmann kommt mit nur einer Kniescheibe, humpelnd und frierend aus der Kriegsgefangenschaft aus Sibirien nach Hause zurück und trifft alles anders an, als er es verlassen hat. Er ist einer „von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür."

Drei Grazien

Die drei Grazien sind Töchter des Zeus und der Eurynome und heißen Euphrosyne ("Frohsinn"), Thalia ("blühendes Glück") und Aglaia ("Glanz"). Die drei Grazien waren ein beliebter Gegenstand der bildenden Kunst.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet…

Sehr populär war dem bürgerlichen Idealismus des 19. Jahrhunderts Schillers Lied von der Glocke, was sich durch die Fülle der daraus in den Sprachgebrauch übernommenen Wendungen zeigt. Viele werden heute allerdings oft nur scherzhaft gebraucht:

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

Witzbolde haben daraus „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht doch was Besseres findet“ oder auch „Drum prüfe wer sich ewig bindet, wo sich das Standesamt befindet“ gemacht oder „Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich auch das Geld zur Scheidung findet“.

Dritte Welt

die drei Welten
1. Welt: blau
2. Welt: rot
3. Welt: grün

Der Begriff Dritte Welt (Tiers Monde) ist französischen Ursprungs und wurde seit den 1950er Jahren gebräuchlich zur Bezeichnung für die Länder, die weder der ersten Welt der Industrieländer noch der zweiten der Staatshandelsländer angehörten. Da der Begriff bald auf Ablehnung stieß wurde er allmählich zurückgedrängt durch die aus unterschiedlichen Überlegungen geprägte Bezeichnung Eine Welt.

Der Begriff Dritte Welt (von frz. tiers-monde) wurde geprägt vom französischen Demographen Alfred Sauvy, der in seinem Artikel Trois mondes, une planète im L'Observateur 1952 den Ausdruck analog zum Dritten Stand (frz. tiers-état) entwickelte. Als Frantz Fanon in seiner 1961 veröffentlichen Schrift „Die Verdammten dieser Erde“ die Dritte Welt mit der kolonialisierten, unterentwickelten Welt gleichsetzte und den Begriff in den internationalen Sprachgebrauch einführte, war er zumindest im französischen Sprachraum bereits gebräuchlich. Ursprünglich bezeichnete Dritte Welt die blockfreien Staaten, die sich abgrenzend vom Ost-West-Konflikt dritter Block nannten; heute jedoch wird der Begriff häufig als Synonym für Entwicklungsland benutzt.

Du bist Deutschland.

Du bist Deutschland.

Du bist Deutschland ist eine auf Positives Denken und auf ein neues deutsches Nationalgefühl zielende Social-Marketing-Kampagne. Sie wurde im Rahmen der Initiative Partner für Innovation von 25 Medienunternehmen ins Leben gerufen und von Bertelsmann koordiniert. Die großangelegte Kampagne wurde kontrovers diskutiert. Initiator der Kampagne war Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG.

Du siehst die Weste, nicht das Herz.

Dies ist ein Zitat aus Schein und Sein. Nachgelassene Gedichte von Wilhelm Busch:

Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Dass man sie nicht wie Nüsse knackt.

Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.
[39]

Durch Abwesenheit glänzen

„Durch Abwesenheit glänzen“ (Briller par son absence) geht auf Tacitus zurück, der in seinen Annalen (III, 76) erzählt, wie die Frau des Cassius und Schwester des Brutus, bestattet wurde. Nach römischer Sitte wurden dem Leichenzug die Bilder der Verwandten voran getragen, „aber Cassius und Brutus leuchteten gerade dadurch hervor, daß man ihre Bildnisse nicht sah“, denn es war verboten, in der Öffentlichkeit die Bilder der Mörder Cäsars zu zeigen. Auf dieser Quelle fußend, schreibt Marie Joseph de Clunier in seiner Tragödie „Tibére“:

„Brutus et Cassius brillaient par leur absence.“ („Brutus und Cassius glänzten durch ihre Abwesenheit.“)

Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.

Der deutsche Bundespräsident Roman Herzog sagte in seiner Berliner Rede am 26. April 1997 im Berliner Hotel Adlon:

Aber es ist auch noch nicht zu spät. Durch Deutschland muß ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen:
- die Arbeitgeber, indem sie Kosten nicht nur durch Entlassungen senken.
- die Arbeitnehmer, indem sie Arbeitszeit und -löhne mit der Lage ihrer Betriebe in Einklang bringen.
- die Gewerkschaften, indem sie betriebsnahe Tarifabschlüsse und flexiblere Arbeitsbeziehungen ermöglichen.
- Bundestag und Bundesrat, indem sie die großen Reformprojekte jetzt rasch voranbringen.
- die Interessengruppen in unserem Land, indem sie nicht zu Lasten des Gemeininteresses wirken.
[40]

Dieser Ruck wird bis heute immer wieder gern, oft auch satirisch gemeint, zitiert. Auch der spätere Bundespräsident Horst Köhler bezog sich in seiner Antrittsrede am 23. Mai 2004 auf Herzogs „Ruck“-Rede:

Warum bekommen wir den Ruck noch immer nicht hin? Weil wir alle noch immer darauf warten, dass er passiert!

Durch diese hohle Gasse muss er kommen.

Hohle Gasse in Küssnacht

Das Zitat „stammt aus Wilhelm Tells Monolog in Friedrich Schillers gleichnamigen Drama, wo Tell den Reichsvogt Gessler erwartet, um ihn zu töten:

Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht. - Hier
Vollend ich's. - Die Gelegenheit ist günstig.[41]

In der Süddeutschen Zeitung heißt es unter der Überschrift Auf diese Phrasen können Sie bauen zu diesem berühmten Schiller-Zitat:

Kein Schauspieler, der in der dritten Szene im vierten Akt des „Wilhelm Tell“ den Monolog des Attentäters zu exekutieren hat, kommt an diesen Quälgeistern vorbei.
Sie sind, anders als die „schönen Stellen“ einer Opernarie, vor allem eins: Stolpersteine. „Durch diese hohle Gasse muß er kommen“, der Vers will genommen sein wie eine Hürde, und ein Trost ist nur, dass es dem Schauspieler, der den Gessler gibt, wenig später nicht anders ergehen wird, wenn er „Das ist Tells Geschoß“ ächzt und dabei den Tod sehr viel weniger fürchtet als die Lacher im Publikum.
[42]

Die Hohle Gasse ist ein künstlich gebauter Hohlweg zwischen Küssnacht am Rigi und Immensee. In der Hohlen Gasse soll 1307 Wilhelm Tell den habsburgischen Landvogt Hermann Gessler erschossen haben.

Durch meine Schuld

„Meine Schuld, meine Schuld, meine übergroße Schuld!“ („Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!“) steht im Schuldbekenntnis der katholischen Messe, wo es hieß:

„Confiteor Dei omnipotenti, beatae Mariae Virgini […] et vobis, fratres, quia peccavi nimis cogitatione, verbo et opere: mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!“
(„Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, der seligen Jungfrau Maria […] und euch, Brüdern, daß ich viel gesündigt habe in Gedanken, Worten und Werken: durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine übergroße Schuld.“)

Die Formel findet sich zum ersten Mal in den „Ordines Romani“, deren Verfasser wohl der Kardinal Jakob Cajetan war, und ist auch in die Liturgien der protestantischen Kirche übergegangen. Vor dem Zweiten Vatikanum wurde ausschließlich die lateinische Fassung gebetet, deren Verwendung zwingend vorschrieben war. Das Gebet war Bestandteil des Stufengebetes, welches der Priester im Wechsel mit dem Ministranten oder der Gemeinde vor dem Zutreten zum Altar zu Beginn der Messe betete.

Einzelnachweise

  1. http://de.wiktionary.org/wiki/da_bei%C3%9Ft_die_Maus_keinen_Faden_ab
  2. Karl May: Der Ölprinz
  3. Paul Heyse: Jugenderinnerungen und Bekenntnisse. Zitiert nach http://gutenberg.spiegel.de/?id=12&xid=1194&kapitel=4&cHash=9a763eeba92
  4. http://www.zeit.de/2006/46/Stimmts-Revolutionskuchen
  5. http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/752/52700/11/
  6. http://www.br-online.de/kultur/archiv/wilhelm-busch-satiriker-zeichner-ID1199894874164.xml
  7. Zitiert nach http://www.singenundspielen.de/id152.htm
  8. Brief des Paulus an Titus, 1.15
  9. Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra 3. Teil, Kap. 4
  10. http://www.bibel-online.net/buch/19.psalmen/127.html
  11. http://www.linksnet.de/drucksicht.php?id=2795
  12. Musarion oder Die Philosophie der Grazien. Zitiert nach http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=3097&kapitel=163&cHash=5ecf570cd12#gb_found
  13. aus: Neue Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 290f
  14. William Shakespeare: Julius Cäsar, 3,2
  15. http://www.bibel-online.net/buch/42.lukas/23.html
  16. François Rabelais: Gargantua und Pantagruel, 1, Kap. 5
  17. Mark Twain, a Biography
  18. Zitiert nach http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=76&kapitel=47&cHash=63b54f14e1gotteise#gb_found%7C
  19. Zitiert nach http://www.uni-koeln.de/ew-fak/Mus_volk/leitartikel/adm45.html
  20. Buch Ijob, 1.21
  21. Jean-Jacques Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag, Buch I, Kapitel 1
  22. Bertolt Brechts Theaterstück Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, Epilog, 1958
  23. a b http://www.frankfurter-verbindungen.de/studentenlieder/liedderdeutschen.html
  24. Das kann man noch gebrauchen -!, in: Neue Leipziger Zeitung, 19. August 1930
  25. Zitiert nach http://www.textlog.de/tucholsky-noch-gebrauchen.html
  26. Zitiert nach http://www.textlog.de/tucholsky-noch-gebrauchen.html
  27. Zitiert nach http://radio.about.com/od/funradiothingstodo/a/aa060503a.htm
  28. http://www.loske.org/html/school/history/c19/burden_full.pdf
  29. Zitiert nach http://www.uni-siegen.de/lili/ausgaben/1997/lili105.html?lang=de
  30. Was ihr wollt, 2.7.138-9
  31. Oscar Wilde: Lord Arthur Saviles Verbrechen, 1. Akt
  32. http://de.wikisource.org/wiki/Memoiren_einer_Sozialistin/Sechzehntes_Kapitel
  33. Zitiert nach http://www.literaturwelt.com/werke/schiller/habsburg.html
  34. Karl Marx: Thesen über Feuerbach. MEW 3, S. 535, 1845
  35. Georg Büchner: Dantons Tod, 1. Akt, 5. Szene
  36. http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=310&kapitel=198&cHash=09052beb9dsonne#gb_found
  37. Zitiert nach http://de.wikisource.org/wiki/Grundgesetz_der_Bundesrepublik_Deutschland_(Stand_2006)
  38. Matthäusevangelium, 26,39
  39. Zitiert nach http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Busch_Werke_v4_p_391.jpg
  40. Zitiert nach http://www.bundespraesident.de/Reden-und-Interviews/Berliner-Reden-,12086/Berliner-Rede-1997.htm
  41. Friedrich Schillers: Wilhelm Tell IV, 3
  42. http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/752/52700/9/