Sibirien
Dieser Artikel befasst sich mit dem geographischen Gebiet Sibirien, andere Bedeutungen unter Sibirien (Begriffsklärung).
Sibirien (russisch Сибирь) ist die Bezeichnung für ein Gebiet, das den größten Teil von Nordasien bzw. des asiatischen Teils von Russland umfasst. Es umfasst rund die Hälfte des russischen Territoriums und misst 9,6 Mio. km², ist also flächenmäßig etwas größer als die gesamte USA.
In west-östlicher Richtung erstreckt es sich ca. 7.000 Kilometer weit vom Ural bis zu den Gebirgen der pazifischen Wasserscheide. Von Norden nach Süden umspannt es etwa 3.500 km vom Arktischen Ozean (Nordpolarmeer) bis zum Kasachischen Hügelland und der Grenze zur Mongolei und zu China. Der Ferne Osten Russlands wird heute nicht mehr zu Sibirien gerechnet, sondern zur Region Russisch-Fernost.
Der horizontalen Gliederung nach besteht Sibirien aus sieben Teilen: Westsibirisches Tiefland, Nordsibirisches Tiefland, Mittelsibirisches Bergland, Südsibirische Gebirge, Mitteljakutische Niederung, Ostsibirisches Tiefland und Ostsibirisches Bergland.
Große Flüsse sind der Ob (der im Russischen weiblich ist und die riesige Ebene hinter dem Ural entwässert), der Jenissej, die Lena und der Amur. Bei Irkutsk befindet sich der Baikalsee, der tiefste Süßwassersee der Erde. Weit im Osten liegt die große Halbinsel Kamtschatka mit ihren vielen Vulkanen. Nördlich davon grenzt Sibirien an die Beringstraße und Alaska, das 1867 an die USA verkauft wurde.
In Sibirien herrschen starke Klimaschwankungen. Die Landschaft ist großteils von der Taiga, im Norden von der Tundra bestimmt. In Nord- und Ostsibirien liegen sehr weit ausgedehnte Gebiete mit Permafrost (dauernd gefrorener Boden) und der Kältepol der bewohnten Welt östlich der Lena bei Oimjakon (südlich von Werchojansk).
Bevölkerung
Mit rund 23 Millionen Einwohnern ist Sibirien nur schwach besiedelt, die Bevölkerungsdichte beträgt im Mittel nur 2,7 pro km². Der Großteil der Bevölkerung lebt im Süden und Südwesten, wo die Transsibirische Eisenbahn wichtige Großstädte verbindet:
Omsk, Novosibirsk, Irkutsk und Jakutsk und am Pazifik das ferne Wladiwostok.
Den Großteil der Bevölkerung stellen die seit 200 Jahren zugewanderten Russen. Sie überwogen schon im 18. Jahrhundert die Urbevölkerung und wurden durch Ukrainer, Tataren, andere Osteuropäer, Deutsche und viele andere verstärkt. Seit jeher dienten die abgelegenen und unwirtlichen Gebiete Sibiriens und Mittelasiens zur Verbannung von politischen Gegnern und Verurteilten. Schreckliche Berühmtheit erlangte der Archipel GULAG, das System aus Gefängnissen und Straflagern unter der kommunistischen Herrschaft, besonders unter Stalin. Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion hörten die Deportationen in diese Gebiete auf. Ab den 1920ern wurde die Industrie Sibiriens forciert, was die Bevölkerungsstruktur zugunsten der Einwanderer fixierte.
Die indigenen Völker des Russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens setzen sich aus Völkern der altaischen und Uralischen Sprachfamilien und weiteren zusammen. Die größeren sind die Tungusen, Burjaten, Jakuten, Ewenken und Nenzen sowie die Chanten (Ostjaken) und Mansen (Wogulen). Die Sowjets zwangen die meisten Urvölker Sibiriens zur Sesshaftigkeit und oft zur Arbeit in Kolchosen, wodurch die kleineren Völker ihre Kultur und die gesellschaftlich-soziale Struktur verloren.
Die stärkste Bedrohung für die indigenen Völker geht von der industriellen Erschließung der Öl- Gas- und anderer Rohstoffvorkommen im asiatischen Teil Russlands aus. Daneben stellt der Alkoholismus ein gewaltiges Problem dar. Die Sprachen vieler kleinerer Völker befinden sich am Rande des Aussterbens, insbesondere dann, wenn aufgrund industrieller Erschließung das Umfeld verloren geht, in welchem diese Sprache verwandt wurde.
Seit dem Zerfall der UdSSR (CCCP) siedeln sich verstärkt Chinesen in Sibirien an, welche dort vorwiegend als Händler oder Unternehmer tätig sind.
Siehe auch
Russische Großlandschaften:
Russland gliedert sich geographisch hauptsächlich in diese Großlandschaften auf (West-Ost-Richtung):
- Osteuropäische Ebene, westlich des Uralgebirges
- Kaspische Senke, in Südwest-Russland (Kaspisches Meer)
- Westsibirisches Tiefland (Zapadno Sibirskaja), östlich des Uralgebirges
- Nordsibirisches Tiefland, südlich des Nordpolarmeers
- Mittelsibirisches Bergland, zwischen den Flüssen Jenissei und Lena
- Südsibirische Gebirge, die Gebirgszüge im Süden Russlands (bzw. Sibiriens)
- Mitteljakutische Niederung, in der gemeinsamen Niederung der Flüsse Lena und Wiljui
- Ostsibirisches Bergland, mehrere sich aufeinander folgende Gebirge östlich der Lena
- Ostsibirisches Tiefland, südlich der Ostsibirischen See
Weblinks
- Kurzreferat über Rohstoffe, Wasserkraft, Eisenbahn und Schifffahrt.
- Karten & Photos (SWR)
- http://www.trans-sibirien.de
- http://www.irkutsk-baikal.de.vu
- http://www.carookee.com/forum/sib-ir
- Reiseberichte Sibirien: http://sibirien-reisen.com/reiseberichte.html
- Informationen zu den indigenen Völkern Sibiriens
- http://www.prosibiria.de/ Partnerschaft mit Sibirien (indigene Völker)
Siehe auch: Neusibirische Inseln, Ostsibirien, Verwaltungsgliederung Russlands