Robinson Crusoe
Robinson Crusoe ist ein Roman von Daniel Defoe, der die Geschichte eines Seemannes erzählt, der mehrere Jahre auf einer Insel als Schiffbrüchiger verbringt. Das Buch erschien 1719 und gilt als der erste englische Roman. Das literarische Motiv des Eingeschlossenseins auf einer Insel bezeichnet man nach ihm auch als Robinsonade.
Der vollständige Titel des englischen Originals lautet: The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner: who lived Eight and Twenty Years, all alone in an uninhabited Island on the coast of America, near the Mouth of the Great River of Oroonoque; Having been cast on Shore by Shipwreck, wherein all the Men perished but himself. With An Account how he was at last as strangely deliver'd by Pirates. Written by Himself. („Das Leben und die seltsamen überraschenden Abenteuer des Robinson Crusoe aus York, Seemann: der 28 Jahre allein auf einer unbewohnten Insel an der Küste von Amerika lebte, in der Nähe der Mündung des großen Flusses Oroonoque; Durch einen Schiffbruch an Land gespült, bei dem alle außer ihm ums Leben kamen. Mit einer Aufzeichnung, wie er endlich seltsam aus den Händen von Piraten befreit wurde. Geschrieben von ihm selbst.“)
Inhalt

Robinson Crusoe, Sohn eines nach England ausgewanderten Bremer Kaufmanns mit dem ursprünglichen Namen Kreutznaer, wurde 1632 in York geboren. Sein Vater schärfte dem jungen Robinson ein, er gehöre in den Mittelstand, und warnte ihn eindringlich davor, zur See zu gehen, dort würde er seinen Untergang finden. Diese Ermahnungen missachtend wird Robinson Crusoe auf einer seiner ersten Fahrten vor der Küste Nordafrikas von maurischen Piraten überfallen und versklavt. Erst nach zweijähriger Gefangenschaft gelingt ihm zusammen mit dem ebenfalls versklavten Jungen Xury die Flucht; beide segeln entlang der afrikanischen Atlantikküste nach Süden.
Schließlich werden sie von einem portugiesischen Kapitän auf hoher See aufgenommen und dieser bringt sie über den Ozean nach Brasilien; Robinson verkauft Xury an den Kapitän. In Brasilien kommt Robinson durch geschicktes Handeln schnell zu Geld. Er erwirbt eine eigene Plantage und bewirtschaftet diese so gut er es vermag. Doch bald treibt es ihn erneut zur See, um schwarze Sklaven für seine und andere Plantagen aus Guinea in Afrika zu holen. Auf dieser Fahrt erleidet er bei einem Sturm in der Karibik Schiffbruch und strandet an einer abgelegenen Insel im Mündungsgebiet des Orinoco, kein anderes Mitglied der Schiffsbesatzung überlebt. Crusoe kann an den folgenden Tagen mit einem selbstgebauten Floß noch verschiedene Ausrüstungsgegenstände von seinem Schiff retten, bevor er eines Morgens feststellen muss, dass es nach einem weiteren Sturm verschwunden ist.
Robinson baut sich eine kleine „Festung“, in deren Schutz er lebt. Er beginnt, Getreide anzubauen, zu jagen und Kleidung aus Ziegenfellen herzustellen. Etwa am zwölften Tag seit seiner Landung auf der Insel errichtet er ein großes Kreuz, in das er den 30. September 1659 als Datum seiner Ankunft auf der Insel einritzt, und beschließt, fortan an jedem Tag eine Kerbe in das Kreuz zu ritzen. Auch führt er ein Tagebuch, bis ihm schließlich die Tinte ausgeht. Seine Festung rüstet er mit von dem Schiff stammenden Musketen aus. All dies tut er mit äußerster Vorsicht, da er sich auf der Insel nicht sicher fühlt.
Crusoe erkrankt ernsthaft. Im Fieber erscheint ihm ein Mann, der von einer schwarzen Wolke auf einer großen Flamme herabsteigt und ihm sagt, dass sein Leben ihn noch nicht zur Reue gebracht hat. Robinson gesundet letztlich wieder. Zuvor nicht religiös gewesen, erstarkt sein Glaube an Gott zunehmend, dem er nach seiner Ansicht auch sein Leben und alles verdankt, was er auf der Insel besitzt. So liest er jeden Morgen in einer Bibel, die er von dem Schiff bergen konnte.
Abseits seiner Festung errichtet sich Crusoe noch eine Laube. Bei einer Expedition zum Westende der Insel macht er in der Entfernung im Ozean Land aus. Auf der Insel gefangene Ziegen verwendet er zur Zucht und gelangt so zu einer eigenen Ziegenherde. - Eines Tages aber entdeckt er im Sand einen Fußabdruck, der etwas kleiner ist als sein eigener Fuß. Zwei Jahre später findet er am Strand die menschlichen Überreste eines Kannibalengelages. Die Insel wird offenbar bisweilen von Kannibalen besucht, die dort ihre Festmahle abhalten. Als Robinson eine Höhle erkundet, starren ihn zwei Augen an; er ist erschreckt, bis er feststellt, dass er einen alten Ziegenbock vor sich hat.
Eines nachts träumt Robinson, dass Kannibalen mit einem Opfer seine Insel aufsuchen, das jedoch entkommt und zu Robinson läuft. Tatsächlich erscheinen anderthalb Jahre später wieder Wilde auf seiner Insel und eines ihrer vorgesehenen Schlachtopfer läuft von zwei Kannibalen verfolgt in Richtung von Robinsons Versteck. Robinson und dem Verfolgten gelingt es, die beiden Kannibalen zu töten. Den zu ihm geflohenen Wilden, der später sein Freund und Diener wird, nennt Robinson Freitag zur Erinnerung an den Tag, an dem er ihm das Leben gerettet hat. Er bringt Freitag die englische Sprache bei und macht ihn vertraut mit der europäischen Lebensweise. Stark religiös geworden, führt er auch den einstigen „Wilden“ an die christliche Lehre heran.
Bevor Robinson nach 28 Jahren schließlich gerettet wird, gelingt es ihm und Freitag noch, einen schiffbrüchigen Spanier und einen anderen Eingeborenen aus den Klauen der Kannibalen zu befreien, die wieder einmal einen Festschmaus auf Robinsons Insel abhalten wollen. Der gerettete Eingeborene stellt sich als Freitags Vater heraus, während der Spanier von weiteren, mit ihm zusammen gestrandeten Spaniern berichtet, die alle auf Freitags Heimatinsel ein bedauerliches Dasein führen. So wird beschlossen, dass Freitags Vater mit dem Spanier losfahren soll, um die anderen Europäer zu Robinsons Insel zu bringen.
Während die beiden noch unterwegs sind, ankert eines Tages ein englisches Schiff vor der Insel, dessen Mannschaft gemeutert und beschlossen hat, den Kapitän und noch zwei Unglückliche auf dieser scheinbar unbewohnten Insel auszusetzen. Nach harten und verlustreichen Kämpfen mit den Meuterern gelingt es Robinson, das Schiff zurückzuerobern. Nun werden die überlebenden Rädelsführer der Meuterei auf der Insel ausgesetzt und Robinson fährt am 19. Dezember 1686 nach England zurück, wo er am 11. Juni 1687 nach 35 Jahren Abwesenheit eintrifft.
Von dort schifft er sich mit Freitag nach Lissabon ein, wo er den alten portugiesischen Kapitän wiedertrifft, der ihm Rechenschaft über seine Pflanzungen in Brasilien gibt. Robinson erfährt, dass er während seiner Abwesenheit zu einem wohlhabenden Mann geworden ist, da seine Plantage inzwischen ein kleines Vermögen eingebracht hat. Für die Rückkehr nach England benutzen Robinson und Freitag zunächst den Landweg, auf dem sie noch Abenteuer mit Wölfen und einem Bären bestehen. Zurück in England verkauft Robinson seine Pflanzungen in Brasilien, legt das Geld an und heiratet.
Nach dem Tod seiner Frau besucht er seine Insel erneut und lässt sich von den Bewohnern ihre Geschichte berichten. Die Spanier haben sich nach zunächst heftigen Kämpfen mit den Meuterern geeinigt, da die Insel von Kannibalen angegriffen wurde. Die Bewohner bilden inzwischen eine friedliche Kolonie, zu der Robinson bei späteren Besuchen sogar Neuansiedler bringen kann.
Hintergrund der Geschichte

Die Geschichte von Robinson Crusoe kann auf das Leben des Abenteuerers Alexander Selkirk zurückgeführt werden. Dieser gehörte zur Crew des Freibeuters William Dampier und ließ sich 1704 nach einem Streit mit seinem Kapitän auf der zum Juan-Fernández-Archipel gehörigen Insel Mas a Tierra, die heute Robinsón Crusoe heißt, aussetzen.[1] Selkirk blieb vier Jahre und vier Monate auf der Insel, bis er gerettet wurde. Nach seiner Rückkehr nach England zeichnete Richard Steele Selkirks Geschichte auf, die von Steele in seiner Zeitschrift „The Englishman“ 1713 veröffentlicht wurde. Durch diesen Text ließ sich Daniel Defoe vermutlich zu seinem Roman Robinson Crusoe anregen. Angeblich soll Defoe Selkirk auch in einem noch heute existierenden Pub in Bristol getroffen haben. Steeles Erzählungen von Selkirks Abenteuer und Defoes Fantasie vereinten sich zu einem Werk, das heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört.
Dieser Klassiker wurde bereits kurz nach seinem Erscheinen auf einen gut gemachten, aber wenig aussagenden Abenteuerroman reduziert –- Defoes Original ist eigentlich eine zweiteilige Gesellschaftskritik, von denen nur der erste von Robinsons Zeit auf der Insel handelt.
Die chilenische Regierung benannte 1970 die Insel Mas a Tierra in Isla Robinsón Crusoe, die benachbarte Insel Mas Afuera in Isla Alejandro Selkirk um. Die Überreste von Alexander Selkirks Hütte auf der Isla Robinsón Crusoe (Mas a Tierra) sind von dem japanischen Forscher Daisuke Takahashi und seinem Team entdeckt worden. Sie fanden dort ein bläuliches Metallstück, das die Spitze eines bronzenen Stechzirkels war. Dieses Navigationsgerät kann nur Alexander Selkirk gehört haben.
Verfilmungen
Die Geschichte von Robinson Crusoe wurde mehrfach verfilmt. Im Rahmen der Abenteuervierteiler des ZDF wurde die Geschichte um Robinson Crusoe 1964 als erster Stoff ausgewählt, siehe Robinson Crusoe (1964). Die Hauptrolle spielte der bis dahin unbekannte Robert Hoffmann, den Freitag spielte Fabian Cevallos. Die Musik schrieben Georges van Paris (deutsche und französische Fassung), Robert Mellin und Gian Piero Reverberi (englische Fassung). Diese Fassung gilt als die bisher werkgetreueste Verfilmung.
Aus den Kinofilmen ist besonders die russische Fassung Robinzon Kruzo von 1946 zu erwähnen, mit Pawel Kadotschnikow als Crusoe und Juri Ljubimow als Freitag. Dieser Film wurde als 3D-Film in Farbe gedreht und als erster Spielfilm auf einer Drahtraster-Leinwand vorgeführt. Dies ermöglichte es, ihn räumlich ohne die sonst üblichen 3D-Brillen anzusehen.
Eine Beachtung fand auch die von Jack Gold 1975 realisierte Verfilmung unter dem Titel Freitag und Robinson (Man Friday) mit Peter O’Toole (als Robinson) und Richard Roundtree (Freitag) in den Hauptrollen. Jack Gold hielt sich an die Geschichte, benutzte sie jedoch gleichzeitig dazu, die damaligen Vorstellungen vom "zivilisiertem weißen Mann" zu karikieren und somit gleichzeitig eine harsche Kritik am Kolonialismus, Missionarentum, Rassismus und ähnlichen Begebenheiten zu führen.
1976 drehte Sergio Corbucci mit Robinson jr. (auch Robinson Junior genannt) eine im Heute angesiedelte Parodie auf den Defoe-Stoff, in der ein luxusverwöhnter Mailänder Modedesigner (Paolo Villaggio) auf eine einsame Insel gespült wird und später einen weiblichen Freitag (Zeudi Araya) zur Seite bekommt.
1988 gab es eine Fassung aus Großbritannien von Caleb Deschanel, in der Hauptrolle Aidan Quinn, Originaltitel „Crusoe“, deutscher Titel „Robinson Crusoe - Reise ins Abenteuer“. Die Filmmusik wurde von Michael Kamen komponiert.
In den USA gab es 1997 eine weitere Verfilmung mit Pierce Brosnan als Robinson Crusoe und William Takaku als Freitag, die jedoch der Originalerzählung nicht so nah ist, wie die anderen. Die Regie führten George Miller und Rodney K. Hardey.
2002 drehte Thierry Chabert eine französische Fassung (16:9) (Originaltitel: "L'île de Robinson") mit Pierre Richard als Robinson (ca. 190 Min). Auch diese Fassung ist gesellschaftskritisch. So verlangt Robinson von seinem Diener Freitag zivilisiertes Verhalten und begründet es als Fortschritt gegenüber Freitags Volk, den Wilden. Jedoch zeigen sich die zivilisierten Europäer in diesem Film häufig als Feiglinge, Lügner und Mörder, wohingegen Freitag als Wilder eher die typischen Tugenden wie Mut, Charakterstärke, Treue und Ehrlichkeit aufweist. Abweichend von der Romanfassung begleitet Freitag Robinson am Ende zu seiner Plantage zurück und erlebt dort die Unterdrückung und Ausbeutung der Sklaven. Als Dunkelhäutiger wird er von den Weißen nicht respektiert. Sowohl Robinson als auch Freitag versuchen die Sklaven zu beschützen. Die anderen Plantagenbesitzer zünden daraufhin Robinsons Haus an. Robinson und Freitag flüchten nach Europa. Dort will Robinson die Idee verbreiten, dass alle Menschen gleich sind.
Das Motiv der Geschichte bildet die Basis für weitere Filme. So weist unter anderem Robert Zemeckis Film Cast Away – Verschollen, mit Tom Hanks als Verschollenem, unverkennbare Parallelen zur Darstellung des Crusoe auf.
Bereits 1964 schon drehte der US-amerikanische Regisseur Byron Haskin unter dem Titel Robinson Crusoe on Mars, vom deutschen Verleih Notlandung im Weltraum betitelt, eine Variante mit einer Science-Fiction-Version.
Im Jahr 2005 drehte die Private Media Group eine Porno-Adaption namens Robinson Crusoe on Sin Island die mit einem AVN Award ausgezeichnet wurde.
In Deutschland sind zusätzlich einige Hörspiele und Lesungen erschienen. Besonders erwähnenswert sind hierbei eine Lesung von Rufus Beck, erschienen bei „Hörbuch Hamburg“ und ein Hörspiel in der Bearbeitung und unter der Regie von Sven Stricker, erschienen 2005 beim Münchner „Hörverlag“. Das Hörspiel bezieht sich auf die Urfassung des Stoffes.
== Einzelnachweise == liebe
- ↑ O. Zelt: Gemein, brutal und lasterhaft- Die echten Piraten alten Schlages waren ganz anders als die in Hollywood-Filmen. Berliner Zeitung. 24. Mai 2007, Vermischtes S.32
Literatur

Der Klassiker ist auch heute noch in verschiedenen Ausgaben im Buchhandel erhältlich. Hier nur eine Auswahl:
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, AREA Verlag, ISBN 3899961455
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Arena, ISBN 3401002562
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Carl Ueberreuter Verlag ISBN 3800020149
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Hase und Igel Verlag
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Für den Schulgebrauch gekürzter Abenteuerroman, Hamburger Lesehefte Verlag ISBN 3872911155
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Manesse-Verlag, ISBN 3717510924
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Erster und zweiter Band, Patmos Verlag ISBN 3491960827
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Tosa Verlag ISBN 3850010201
- Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Winkler Dünndruckausgabe ISBN 3538050295
Weblinks
- Robinson Crusoe im Literaturnetz (Deutscher Text)
- Robinson Crusoe (London: W. Taylor, 1719)., englischer Text nach der ersten Auflage mit Kommentar und Begleitamterialien.
- http://www.digbib.org/Daniel_Defoe_1661/Robinson_Crusoe - Englischer Text mit unklarer Herkunft und nicht originaler Kapiteleinteilung
- http://www.digbib.org/Daniel_Defoe_1661/The_Further_Adventures_Of_Robinson_Crusoe (engl.) Text der Fortsetzung, die Defoe noch 1719 anhängte
- Bericht in „Die Zeit“ über die Insel
- über die Expedition von Daisuke Takahashi zur Insel (englisch)
- Verfilmungen (IMDb)
- Die Insel des Robinson Crusoe (1877)