Marathonlauf
Der Marathonlauf (kurz Marathon) ist eine sportliche Laufveranstaltung über 42,195 km. Er ist die längste Laufdisziplin in der Leichtathletik und wird auch bei den Olympischen Spielen ausgetragen. Der Name Marathon wird auch allgemein für lange oder große Ausdauer erfordernde sportliche Ereignisse benutzt, wie z. B. Ultramarathon beim Rennsteiglauf (72,7 km) und Kanumarathon.
Geschichte
Der Name und die Streckenlänge kommen aus der Legende des Pheidippides, des Läufers von Marathon, und zwar aus der Version, in der die Siegesnachricht von Marathon nach Athen (ca. 40 km) getragen wurde.
Der erste organisierte Marathonlauf fand bei den Olympischen Spielen 1896 in Athen statt. Gelaufen wurde die „historische“ Strecke von Marathon nach Athen, also rund 39 km. Ein Pariser Philosoph, Michel Bréal, hatte den Einfall, einen Spartathlon zu starten, reduzierte aber das Projekt auf jene zweifelhafte Strecke zwischen dem berühmten Grabhügel von Marathon und Hauptstadt. Bréals Freund Baron de Coubertin nahm die Idee als Wettkampf ins olympische Programm. Major Papadiamanopoulos wurde im Vorbereitungskomitee damit betraut, den Langlauf auszurichten. Papadiamanopoulos Laufbursche war Spyridon Louis, der den ersten Olympischen Marathon 1896 in einer Zeit von 2:58:50 Stunden gewann. Seit 1984 ist auch der Marathonlauf der Frauen olympische Disziplin.
In den Folgejahren wurde immer eine Strecke von ca. 39 km gelaufen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1908 in London war eine Strecke von 26 Meilen geplant. Nachdem die Veranstalter die Strecke durch die Stadt festgelegt hatten, kam der Wunsch auf, der Start solle direkt vor Windsor Castle und das Ziel vor der königlichen Loge im Stadion sein. Also wurden noch 385 yards hinzugefügt. Aus diesem Grund sollen noch heute angelsächsische Marathonläufer auf dem letzten Kilometer ein God Save the Queen ausstoßen. 1921 wurde diese Strecke (42,195 km, bzw. 26 Meilen und 385 yards) von dem internationalen Verband für Leichtathletik (IAAF) als offizielle Marathondistanz festgelegt. Bei Wettkämpfen darf diese Streckenlänge überschritten, aber nicht unterschritten werden. Der IAAF führt die Liste der offiziellen Weltbestzeiten.
Der erste offizielle deutsche Marathon wurde am 3. Juli 1898 gelaufen. Die Strecke verlief von Paunsdorf bei Leipzig nach Bennewitz und wieder nach Paunsdorf zurück. Sieger war Arthur Techtow, der für die 40 km 3 Stunden, 15 Minuten und 50 Sekunden, und damit 20 Minuten weniger als der Zweitplatzierte, brauchte.
Alle Medaillengewinner bei Olympischen Spielen
Männer
Frauen
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
1984 | Joan Benoit (USA) | Grete Waitz (NOR) | Rosa Mota (POR) |
1988 | Rosa Mota (POR) | Lisa Martin (AUS) | Katrin Dörre (GDR) |
1992 | Walentina Jegorowa (GUS) | Yuko Arimori (JPN) | Lorraine Moller (NZL) |
1996 | Fatuma Roba (ETH) | Walentina Jegorowa (RUS) | Yuko Arimori (JPN) |
2000 | Naoko Takahashi (JPN) | Lidia Simon (ROM) | Joyce Chepchumba (KEN) |
2004 | Mizuki Noguchi (JPN) | Catherine Ndereba (KEN) | Deena Kastor (USA) |
Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften
Männer
Medaillengewinner der Leichtathletik-Weltmeisterschaften: Marathon | |||
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Jahr | Goldmedaille | Silbermedaille | Bronzemedaille |
1983 | Robert de Castella (AUS) | Kebede Balacha (ETH) | Waldemar Cierpinski (DDR) |
1987 | Douglas Wakiihuri (KEN) | Houssein Ahmed Salah (DJI) | Gelindo Bordin (ITA) |
1991 | Hiromi Taniguchi (JAP) | Houssein Ahmed Salah (DJI) | Steve Spence (USA) |
1993 | Mark Plaatjes (USA) | Lucketz Swaartboi (NAM) | Bert van Vlanderen (NED) |
1995 | Martin Fiz (ESP) | Dionicio Ceron (MEX) | Luiz dos Santos (BRA) |
1997 | Abel Anton (ESP) | Martin Fiz (ESP) | Steve Moneghetti (AUS) |
1999 | Abel Anton (ESP) | Vincenzo Modica (ITA) | Nobuyuki Sato (JAP) |
2001 | Gezahegne Abera (ETH) | Simon Biwott (KEN) | Stefano Baldini (ITA) |
2003 | Jaouad Gharib (MAR) | Julio Rey (ESP) | Stefano Baldini (ITA) |
Frauen
Medaillengewinner der Leichtathletik-Weltmeisterschaften: Marathon | |||
---|---|---|---|
Jahr | Goldmedaille | Silbermedaille | Bronzemedaille |
1983 | Grete Waitz (NOR) | Mariane Dickerson (USA) | Raissa Smechnowa (URS) |
1987 | Rosa Mota (POR) | Soja Iwanowa (URS) | Jocelyne Villeton (FRA) |
1991 | Wanda Panfil (POL) | Sachiko Yamashita (JAP) | Kathrin Dörre (GER) |
1993 | Junko Asari (JAP) | Manuela Machado (POR) | Tomoe Abe (JAP) |
1995 | Manuela Machado (POR) | Anuta Catuna ROM) | Ornella Ferrara (ITA) |
1997 | Hiromi Suzuki (JAP) | Manuela Machado (POR) | Lidia Simon (ROM) |
1999 | Song-Ok Jong (NRK) | Ari Ichihashi (JAP) | Lidia Simon (ROM) |
2001 | Lidia Simon (ROM) | Reiko Tosa (JAP) | Swetlana Sacharowa (RUS) |
2003 | Catherine Ndereba (KEN) | Mizuki Noguchi (JAP) | Masako Chiba (JAP) |
Weltrekorde
Da der Marathonlauf auf öffentlichen Straßen und somit nicht auf genormten Strecken ausgetragen wird, wurden lange Zeit keine Weltrekorde, sondern nur Weltbestzeiten geführt. Seit dem 1. Januar 2004 führt die Internationale Leichtathletik-Föderation IAAF offizielle Weltrekorde. Sie hat die beiden Bestzeiten aus dem Jahre 2003 von Paul Tergat und Paula Radcliffe als erste Weltrekorde anerkannt.
Männer
Frauen
Eine andere „Bestzeit“ lieferte der Japaner Shizo Kanaguri: Er trat bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm zum Marathonlauf an. Unterwegs wurde er immer schwächer und verlangsamte. Bei einem Herren, der ein Glas Saft trank, bat er um eine Erfrischung. Im Haus schlief er ein und verpasste es so, den Wettkampf rechtzeitig zu beenden. 1967 kam er jedoch - inzwischen als 76-jähriger Professor - nach Stockholm zurück und setzte seinen Lauf an der Stelle fort, an der er 1912 abgebrochen hatte. Im Ziel hatte er dann den langsamsten Marathon aller Zeiten gelaufen mit 54 Jahren, acht Monaten, sechs Tagen, 32 Minuten und 20,3 Sekunden.
Weltbestenliste
Männer
Alle Läufer unter 2:07 Stunden
- 2:04:55 Std. Paul Tergat (KEN), Berlin, 28. September 2003
- 2:04:56 Std. Sammy Korir (KEN), Berlin, 28. September 2003
- 2:05:38 Std. Khalid Khannouchi (USA), London, 14. April 2002
- 2:06:05 Std. Ronaldo da Costa (BRA), Berlin, 20. September 1998
- 2:06:14 Ste. Felix Limo (KEN), Rotterdam, 4. April 2004
- 2:06:15 Std. Titus Munji (KEN), Berlin, 28. September 2003
- 2:06:16 Std. Moses Tanui (KEN), Chicago, 24. Oktober 1999
- 2:06:16 Std. Daniel Njenga (KEN), Chicago, 13. Oktober 2002
- 2:06:16 Std. Toshinari Takaoka (JPN), Chicago, 13. Oktober 2002
- 2:06:23 Std. Robert Cheborbor (KEN), Amsterdam, 17. Oktober 2004
- 2:06:33 Std. Gert Thys (RSA), Tokyo, 14. Februar 1999
- 2:06:33 Std. Michael Rotich (KEN), Paris, 6. April 2003
- 2:06:35 Std. Haile Gebrselassie (ETH), London, 14. April 2002
- 2:06:36 Std. António Pinto (POR), London, 16. April 2000
- 2:06:36 Std. Benoit Zwierzchiewski (FRA), Paris, 6. April 2003
- 2:06:44 Std. Josephat Kiprono (KEN), Berlin, 26. September 1999
- 2:06:46 Std. Abdelkader El Mouaziz (MAR), Chicago, 13. Oktober 2002
- 2:06:47 Std. Fred Kiprop (KEN), Amsterdam, 17. Oktober 1999
- 2:06:47 Std. Raymond Kipkoech Chemwelo (KEN), Berlin, 29. September 2002
- 2:06:47 Std. Wilson Onsare (KEN), Paris, 6. April 2003
- 2:06:48 Std. Driss El Himer (FRA), Paris, 6. April 2003
- 2:06:49 Std. Tesfaye Jifar (ETH), Amsterdam, 17. Oktober 1999
- 2:06:49 Std. Simon Biwott (KEN), Berlin, 29. September 2002
- 2:06:50 Std. Belayneh Dinsamo (ETH), Rotterdam, 17. April 1988
- 2:06:50 Std. William Kiplagat (KEN), Amsterdam, 17. Oktober 1999
- 2:06:51 Std. Atsushi Fujita (JPN), Fukuoka, 3. Dezember 2000
- 2:06:52 Std. Vincent Kipsos (KEN), Berlin, 29. September 2002
- 2:06:54 Std. Ondoro Osoro (KEN), Chicago, 11. Oktober 1998
- 2:06:57 Std. Takayuki Inubushi (JPN), Berlin, 26. September 1999
- 2:06:57 Std. Tesfaye Tola (ETH), Amsterdam, 17. Oktober 1999
Frauen
(Stand: Ende 2004)
Einen Marathon laufen
Einen Marathon zu beenden wird oft als übermenschliche Leistung angesehen, aber viele Trainer meinen, dass dieses Ziel für jeden erreichbar ist, der die erforderliche Zeit und Anstrengung aufbringen will. Viele Läufer, die einen Marathon beenden, gehen die Strecke zum Teil oder sogar ganz.
Glykogen und "die Wand" bzw. "Der Mann mit dem Hammer"
Die Kohlenhydrate, die ein Mensch isst, werden zur Speicherung von der Leber und den Muskeln in Glykogen umgewandelt. Glykogen wird schnell verbrannt und liefert so schnelle Energie. Läufer können ungefähr 2000 kcal in Form von Glykogen im Körper speichern; das genügt, um ungefähr 32 km zu laufen. Viele Läufer berichten, dass das Laufen an diesem Punkt merklich schwieriger wird. Wenn das Glykogen zur Neige geht, muss der Körper, um Energie zu gewinnen, gespeichertes Fett verbrennen, das nicht so effizient verbrannt wird. Wenn dies passiert, erlebt der Läufer einen dramatischen Ermüdungsschub. Dieses Phänomen wird als "Gegen die Wand laufen" oder "Vom Mann-mit-dem-Hammer getroffen werden" bezeichnet. Nach Ansicht vieler Trainer sollte es das Ziel des Marathon-Trainings sein, die limitierten Glykogen-Reserven zu maximieren, damit der Leistungseinbruch bei Erreichen der "Wand" nicht so dramatisch ausfällt.
Training
Für die meisten Läufer ist der Marathon die längste Strecke, an die sie sich je gewagt haben. Viele Trainer sind der Ansicht, dass das wichtigste Element im Marathon-Training das Laufen langer Strecken ist. Freizeitläufer versuchen, während des Trainings eine maximale Einzelstrecke von 30 km und ein wöchentliches Pensum von 60 km zu erreichen. Erfahrenere Marathonläufer laufen auch längere Strecken und mehr Kilometer pro Woche.
Ein guter Trainingsplan dauert fünf oder sechs Monate, wobei die gelaufene Strecke nach und nach alle zwei Wochen zunimmt.
Während des Marathon-Trainings ist es wichtig, dem Körper ausreichend Zeit zur Erholung zu geben. Wenn man Erschöpfung oder Schmerzen verspürt, sollte man ein paar Tage aussetzen, damit sich der Körper regenerieren kann.
Vor dem Rennen
Während der letzten zwei oder drei Wochen vor einem Marathonlauf reduzieren die Läufer üblicherweise ihr wöchentliches Pensum (typischerweise um bis zu 50%-75% der Maximalstrecke) und pausieren mindestens zwei Tage lang völlig, damit sich der Körper vor der harten Belastung des Marathons noch einmal erholen kann. Viele Marathonläufer führen in der Woche vor dem Marathon ein Carbo-Loading (eine erhöhte Kohlenhydrat-Zufuhr) durch, damit der Körper mehr Glykogen aufnehmen kann. Diese Trainingsphase wird auch als "Tapering" ("Zuspitzung") bezeichnet.
Direkt vor dem Rennen verzichten viele Läufer darauf, festes Essen zu sich zu nehmen, um Verdauungsprobleme zu vermeiden. Weiterhin achtet man darauf, dass man ausreichend getrunken hat, und sucht noch einmal die Toilette auf. Bei vielen Rennen stehen mobile Toiletten bereit, aber die Schlangen können lang sein, besonders bei größeren Veranstaltungen. Leichte Streckübungen vor dem Rennen helfen, die Muskeln locker zu machen.
Während des Rennens
Trainer empfehlen, während eines Marathonlaufs ein möglichst gleichmäßiges Tempo zu halten. Man sollte darauf achten, regelmäßig Wasser oder isotonische Getränke zu trinken; diese werden entlang der Strecke angeboten. Kohlenhydrat-Gele sind eine gute Energiequelle, aber sie sollten beim Verzehr mit Wasser verdünnt werden, da sie sonst zu Übelkeit und Erbrechen führen können.
Typischerweise gibt es eine zulässige Höchstzeit von fünf Stunden und dreißig Minuten (in Deutschland) bis sechs Stunden und dreißig Minuten (in einigen anderen Ländern), nach deren Ablauf die Strecke geschlossen wird; bei einigen großen Veranstaltungen bleibt die Strecke aber wesentlich länger offen. Bei Freizeitläufern kann eine Zeit unter vier Stunden als sehr gute Leistung angesehen werden. Wenn man sich ein zeitliches Ziel steckt, ist es einfacher, ein regelmäßiges Tempo zu halten.
Nach dem Marathonlauf
Muskelschmerzen nach dem Lauf sind normal. Dieser "Muskelkater" kann bis zu einer Woche anhalten. Eine komplette Erholung vom Marathonlauf benötigt aber eine wesentlich längere Zeit. Man rechnet in Trainerkreisen mit zwei Monaten bis zur vollständigen physischen wie psychischen Regeneration. Aus diesen Gründen laufen erfolgreiche Athleten auch nicht mehr als zwei Marathons im Jahr.
Bekannte Stadtmarathons
Inzwischen gibt es unüberschaubar viele Marathonläufe, quasi jede Stadt, bzw. Region hat eine eigene Veranstaltung. Es folgt eine kleine Liste der berühmtesten Läufe:
- New York City-Marathon - einer der teilnehmerstärksten, grandiose Atmosphäre; gilt als Mekka unter den Marathonläufern
- Honolulu-Marathon - einer der teilnehmerstärksten vor paradiesischer Kulisse
- Berlin-Marathon - einer der teilnehmerstärksten und schnellsten, grandiose Atmosphäre
- Hamburg-Marathon - zweitgrößter deutscher Lauf
- Köln-Marathon - tolle Atmosphäre (mit viel Samba und etwas Kölner Karneval)
- London-Marathon - einer der teilnehmerstärksten mit vielen skuril gekleideten Läufern
- Boston-Marathon - der älteste (seit 1897), Teilnehmer/innen müssen sich vorher qualifizieren
- Chicago-Marathon - einer der teilnehmerstärksten in der "Windy City", extrem schneller Kurs
- Wien-Marathon - der größte österreichische Stadtmarathon
- Düsseldorf-Marathon - interessanter Stadtlauf, mit super Zuschauern
- Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg - schnelle flache Strecke mit Zieleinlauf im Fußball Stadion MSV-Arena
- Ruhr-Marathon im Ruhrgebiet - Zwillingsläufe Dortmund-Essen, Oberhausen - Essen.
Daneben gibt es auch Veranstaltungen, die über die Marathondistanz hinausgehen und/oder diese mit einer weiteren Schwierigkeit kombinieren. So führen einige Bergläufe über diese Distanz und verbinden damit mehrere 100 Meter Höhendifferenz. Einer der ersten Läufe dieser Art war der Swiss Alpine Marathon.
Siehe auch
Weblinks
Weltrekorde
Beim DLV registrierte Marathontermine
Termine, Nachrichten, etc.
- http://www.marathon.de/
- http://www.lauftreff.de
- http://www.marathon-kalender.de/
- http://www.halb-marathon.de/
- http://www.marathon.at/
- http://www.laufreport.de/
- http://www.laufinfo.de/
- http://www.laufplatz.de/
- http://www.lauf-doku.de/
Trainingspläne, Lauftipps, etc.
Olympische Spiele
Beschreibung aller Marathonläufe mit deutschen Teilnehmern auf der Seite des Berlin-Marathon:
Lesestoff
- http://www.lauf-doku.de/ Ein Buch und ein Film über zwei Extremläufer