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Freies Radio

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Freie Radios sind selbstbestimmte, offene Medien insbesondere für Unbekanntes und Vernachlässigtes in Wort und Musik. Deren Vorläufer waren teilweise politische Piratensender und als eine Spezialform könnte z.B. freies Kulturradio gelten.

In der BRD sind Freie Radioinitiativen in elf Bundesländern aktiv und konnten in bisher sieben Ländern medienrechtliche Grundlagen für eigenständigen Hörfunk durchsetzen. In drei weiteren Bundesländern senden Freie Radioinitiativen in Offenen Kanälen bzw. im Bürgerfunk. In Österreich sind 11 und in der Schweiz 7 freie Radios aktiv.

Im November 1993 wurde während einer Medientagung in Hattingen der Bundesverband Freier Radios (BFR) gegründet und hat seitdem (fast) jedes Jahr einen Kongress und ein Hörfestival (Hirn & Hertz) veranstaltet. Neben diesen Veranstaltungen gab es immer wieder die Initiative zu einzelnen Projekten, für die weitere Treffen stattfanden.

Die Mitglieder von BFR, AFF, VFRÖ und UNIKOM betreiben nichtkommerziellen, basis-demokratischen Gesellschaftsrundfunk, der sich kritisch mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt. Sie stellen ihre Medien insbesondere denjenigen Personen und Gruppen zur Verfügung, die gesellschaftlich marginalisiert, sexistisch und /oder rassistisch diskriminiert sind und deshalb zur herkömmlichen Medienproduktion keinen oder nur begrenzten Zugang haben. Freie Radios sind kollektiv und gesellschaftlich organisiert und lehnen Finanzierung durch kommerzielle Werbung ab.

Der Bundesverband Freier Radios vertritt die Interessen seiner Mitglieder nach außen. Der BFR organisiert die gemeinsame Weiterentwicklung (medien)politischer Zielsetzungen freier Radios sowie von Programminhalten und Sendeformen. Er fördert den Informations- und Programmaustausch unter den Mitgliedsinitiativen sowie mit anderen Medienprojekten.

weitere Informationen:

siehe auch

Zitate

Freie Radios... ...sind selbstorganisierte Projekte, die sich ihre eigenen Regeln schaffen. Deren Freiheit besteht in der Abwesenheit von IntendantInnen und ChefredakteurInnen, aber auch von Putzfrauen und Sekretärinnen. Dass dabei neben Plattenteller und Mundwerk auch Müll, Wischmob, jede Menge Bürokratiekram und festgefahrene Positionen bewegt werden, das unterscheidet sie vom Offenen Kanal. Wer was mitzuteilen hat und Freiheit weder in der Vereinzelung noch in der Hingabe an eine festgefügte Ordnung sucht, organisiert sich hier. Freie Radios ziehen bunte Vögel an und sind so zum Treffpunkt für DissidentInnen in bewegungsarmer Zeit geworden. Da sind aber auch die, die gerne mal berühmter RadiomoderatorIn werden wollen. Und die, die es schlicht cool finden "in the mix" zu sein. Und natürlich die, die einfach ihre "Erleuchtung" anderen mitteilen wollen. Freie Radios sind keine geschlossenen Gesellschaften, und darum vernehmen die HörerInnen nicht nur Gutes, Wahres und Schönes. Dennoch bieten sie die Möglichkeit, zu verändern: Die Entscheidungsstrukturen sind transparent, Mitglieder bestimmen, wenn's um die richtige richtung geht.

aus: jungle World, 22.7.98