EONIA
Der EONIA (Euro Overnight Index Average) ist der offiziell berechnete Tagesgeldzinssatz für den Euro. Er besteht aus dem gewichteten Durchschnitt der Zinssätze, die eine Gruppe größerer Institute im Euro-Währungsgebiet auf dem Interbankenmarkt für unbesicherte Übernachtkontrakte effektiv abgeschlossen haben und ist ein Per-Annum-Zinssatz nach der Methode act/360. Er wird von der Europäischen Zentralbank berechnet und ab ca. 19 Uhr MEZ jeden Bankgeschäftstages veröffentlicht.
Zur Ermittlung des EONIA stellt eine Gruppe von Banken (Panel-Banken), welche derzeit aus 57 Banken besteht, davon 47 aus der Eurozone, 4 aus sonstigen EU-Ländern und 6 aus Banken außerhalb der EU, täglich bis spätestens 18:30 (CET) der Europäischen Zentralbank Daten über Umfang und durchschnittlichen Zinssatz der an diesem Tag vollzogenen unbesicherten Tagesgeldausleihungen zur Verfügung.
Der von der EZB unter Eliminierung der jeweils 15 höchsten und tiefsten Werte ermittelte Durchschnittswert, welcher seit dem 3. September 2007 mit drei Nachkommastellen angegeben wird, wird daraufhin an Reuters weitergeleitet, so dass der EONIA zwischen 18:45 und 19:00 Uhr veröffentlicht werden kann.
Da es sich bei den Daten, die die einzelnen Banken herausgeben, um sensible Informationen handelt, stellt die EZB als unabhängige Institution eine wichtige Voraussetzung zur Berechnung des EONIA dar.
Auf dem EONIA basierende Anlageprodukte
Dieser Zinssatz bildet die Basis für EONIA-Zinsswaps oder EONIA-Indexfonds, wie den von der Deutschen Bank im Jahr 2007 aufgelegte Geldmarktfonds dbx-trackers EONIA (WKN DBX0AN), der binnen kürzester Frist ein Fondsvolumen von 2 Milliarden Euro akquirieren konnte und damit zum erfolgreichsten Index-Fonds wurde, der bisher in Europa emittiert wurde. [1]
Offensichtlich durch diesen Erfolg angeregt, bietet die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland ab Juli 2008 eine auf dem EONIA-Verlauf basierende sogenannte Tagesanleihe [2] an. Die Verzinsung der Tagesanleihe ist direkt an die Entwicklung des EONIA gekoppelt, im Gegensatz zu dem EONIA-Fonds der Deutschen Bank, der durch seine Anlagepolitik lediglich versucht, die Entwicklung des EONIA abzubilden. Als Fonds kann jener auch eine geringe Underperformance gegenüber dem Basiswert aufgrund des Tracking Errors nicht vermeiden und auch keine 100%ige Sicherheit der Geldanlage versprechen. Andererseits ist jedoch die Verwaltungsgebühr des EONIA-Fonds der Deutschen Bank geringer als der Abschlag der Tagesanleihe der Finanzagentur auf den EONIA, so dass der Fonds im Regelfall höhere Renditen erwirtschaften dürfte.
Aufgrund der Sicherheit der Geldanlage und der mit der direkten Kopplung an den EONIA verbundenen Sicherheit, immer einen marktgerechten Zins zu erhalten, ist die Tagesanleihe auch als Wettbewerbsprodukt zu den Tagesgeldangeboten der Banken und Sparkassen einzuordnen. [3]
siehe auch: LIBOR, Euribor, Geldmarkt
Quellen
