Nikolaikirche (Siegen)

Die evangelische Nikolaikirche ist in der Stadt Siegen auf dem Siegberg gelegen. Sie ist mit ihrem charakteristischen Krönchen weithin sichtbar und prägt so zusammen mit dem Oberen Schloss die Silhouette der Stadt. Unterhalb der Kirche liegt das Rathaus mit dem Marktplatz.
Architektur
Das Besondere an der Architektur der Nikolaikirche Siegen ist ihr romanisches Hallenhexagon. Nördlich der Alpen ist dies einzigartig. In östlicher Richtung schließen sich ein rechteckiger Chor und die halbrunde Apsis an. Die Sakristei befindet sich in südlicher Richtung unmittelbar am oben erwähnten Chor. Während die Kirche anfangs ein Satteldach hatte, wurde bei Renovierungsarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Dachkonstruktion geändert, um den Charakter der sechseckigen Halle stärker zu betonen. Nach der Bombardierung Siegens am 16. Dezember 1944 wurde die Kirche bis auf den massiven Kirchturm fast völlig zerstört. Bei dem folgenden Wiederaufbau wurde das Dach in seiner heutigen Form als Zeltdach gebaut. Nach 1970 wurde die Kirche in den Farben Weiß und Ochsenblutrot gestrichen. Dieser Anstrich wurde 2002 erneuert.
Geschichte

Die Geschichte der Kirche beginnt schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und ist von vielen Umbauten geprägt. Im Jahre 1530 wurde die Nikolaikirche evangelisch. Seit der Reformation ist sie Haupt-Pfarrkirche der Stadt Siegen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche vor allem von dem Territorialherren Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen einige Male umgebaut. So wurde zum Beispiel die ursprünglich gotische Turmhaube durch eine barocke ersetzt. Aber auch im Inneren der Kirche fanden einige Umbauarbeiten statt, zum Beispiel wurden eine Nord- und eine Südempore gebaut. Außerdem wurde der Altar in die Mitte der Kirche verlegt und die Positionierung der Bänke geändert. Auch das Krönchen auf dem Turm der Nikolaikirche stammt aus dieser Zeit. Die Treppenhäuser nördlich und südlich vom Turm stammen aus dem Jahr 1666.
Unter dem Dach der Nikolaikirche befand sich über viele Jahre hinweg bis zum Jahr 1817 eine Lateinschule. Die Räume waren unmittelbar über dem Gewölbe der Kirche und über ein separates Treppenhaus erreichbar. Aus dieser Lateinschule ging das heutige Gymnasium am Löhrtor hervor.
Krönchen

Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen ließ im Jahr 1658 aus Dank für seine Erhebung in den Reichsfürstenstand ein Krönchen auf dem Turm der Nikolaikirche anbringen. Oberhalb einer Windrose ist die Krone mit einem Durchmesser von 2,35 m angebracht, darüber befindet sich noch ein Windpfeil mit einer Länge von ca. 3 m. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieses Krönchen stark durch Korrosion beschädigt. Immer wieder sind zahlreiche Reparaturen durchgeführt worden, 1993 brach jedoch bei einer starken Sturmböe der Mast. Daher wurde das ursprüngliche Krönchen durch ein Replikat aus Edelstahl und Kupferblech ersetzt. Dieses Replikat ist mit 23 3/4 karätigem doppelstarkem Blattgold vergoldet worden.
Kirchenschätze
Sowohl die Abendmahlsgeräte als auch die Taufschale wurden der Kirche 1958 von Fürst Johann Moritz geschenkt.
Abendmahlsgeräte
Die zwei Becher, die bis zum heutigen Tag beim Abendmahl verwendet werden, stammen aus dem Besitz der Eltern von Fürst Johann Moritz. Dies ist den Inschriften im Fuß der Becher zu entnehmen. Ebenso sind hier die Wappen der Grafschaften Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez zu erkennen. Die Becher bestehen aus Silber und sind vergoldet, ihr Herstellungsjahr ist 1623.
Auf dem kleinen Abendmahlsteller (auch Patene) findet sich das Wappen von Fürst Johann Moritz. Aus den dargestellten Bestandteilen des Wappens lässt sich das Alter auf die Jahre zwischen 1652 und 1654 eingrenzen.
Taufschale
Die weit über Siegen hinaus bekannte und kunstgeschichtlich interessante Taufschale wird bis heute bei Taufen verwendet. Sie stammt aus der Zeit, in der Fürst Johann Moritz in Brasilien als General-Gouverneur für Niederländisch-Brasilien diente. Die Übersetzung der im Fuß befindlichen Inschrift lautet: Johann Moritz, Fürst von Nassau, weiht 1658 dieses Geschenk, das er, als er in Brasilien Regierungsgeschäfte wahrnahm, von einem afrikanischen König im Kongo erhielt, zum Gebrauch bei der heiligen Taufe der reformierten Kirche Siegens. Diese vergoldete Silberschale war ursprünglich als Handwaschschüssel gedacht und wurde erst für die Schenkung an die Kirche mit einem Fuß versehen. Hergestellt wurde sie vermutlich in Peru in den achtziger Jahren des 16.Jahrhundert. Der lange Weg von dort über den Kongo nach Brasilien, und von dort letztendlich bis in Siegens Nikolaikirche folgt ein Stück der damaligen Kolonialgeschichte.
Gemeindeleben
Das Gemeindeleben ist geprägt von Angeboten in der Kirche und den zwei Gemeindehäusern Altstadt und Hain. Die Kirche ist auch ein Ort der Kirchenmusik, so beheimatet sie zum Beispiel die Kantorei Siegen.
Literatur
- Friedrich Muthmann: Die silberne Taufschale zu Siegen: ein Werk aus der spanischen Kolonialzeit Perus. Winter, Heidelberg 1956, ISBN 978-3-8253-0024-1.
Weblinks
Koordinaten: 50° 52′ 29,2″ N, 8° 1′ 33,8″ O