Wirtschaft Kubas
Wirtschaft Kubas | ||
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Währung | 1 Kubanischer Peso (CUP) = 100 centavos | |
Finanzjahr | Kalenderjahr | |
Statistiken | ||
BIP Rangfolge (2007) | 90. nach Kaufkraftparität (PPP); | |
BIP PPP | $44,54 Milliarden (2006 gesch.) | |
BIP-Wachstumsrate | 10% (2007 gesch.) | |
BIP pro Kopf | $3900 (2006) | |
BIP nach Branche | Landwirtschaft: 5.1%, Industrie: 27.2%, Dienstleistungen: 67.6% | |
Inflationsrate | 5% (2006) | |
Einwohner unter der Armutsgrenze | NA% (2006) | |
Anzahl der Arbeitskräfte | 4,82 Millionen (Staat: 78%, nicht-staatlicher Sektor: 22%) (2006) | |
Arbeitskräfte nach Beschäftigung | Landwirtschaft: 21,2%, Industrie: 14,4%, Dienstleistungen: 64,4% (2005) | |
Arbeitslosenquote | 1,9% (2006) | |
Hauptindustriezweige | Zucker, Öl, Tabak, Bauwesen, Nickel, Stahl, Zement, Landmaschinen, Pharmaprodukte | |
Handelspartner | ||
Exporte | $2,956 Milliarden f.o.b. (2006 gesch.) | |
Hauptpartner | Niederlande 22,8%, Kanada 20,6%, China 7,7%, Russland 7,5%, Spanien 6,4%, Venezuela 4,4% (2005) | |
Importe | $9,51 Milliarden f.o.b. (2006 gesch.) | |
Hauptpartner | Deutschland 14,1%, USA 8,7%, Frankreich 8%, Niederlande 7,2%, Belgien 5,5%, Italien 4,9%, China 4,1%, Irland 4% (2005) | |
Staatsfinanzen | ||
Verbindlichkeiten | $15,15 Milliarden (Peso convertible); weitere $15-20 Milliarden Schulden bei Russland (2006 gesch.) | |
Einkünfte | $35,07 Milliarden (2006 gesch.) | |
Ausgaben | $36,41 Milliarden (2006 gesch.) | |
Wirtschaftshilfe | Empfänger $68,2 Millionen (1997 gesch.) |
Die Wirtschaft Kubas ist eine weitgehend vom Staat kontrollierte Planwirtschaft, obwohl es auch eine signifikante Anzahl ausländischer Investitionen und Firmen in Kuba gibt. Der Großteil der Produktion geschieht in staatlichen Betrieben und die meisten Beschäftigten sind beim Staat angestellt. Allerdings gibt es auch einen Trend hin zu mehr Beschäftigung im privaten Sektor. Im Jahr 2000 waren 76% im öffentlichen und 23% im privaten Sektor beschäftigt. Im Jahr 1981 war das Verhältnis noch 91% zu 8%.[1] Kapitalinvestitionen sind beschränkt und bedürfen der Genehmigung der Regierung. Die kubanische Regierung legt den Großteil der Preise und die rationierten Waren für die Bevölkerung fest. Hierfür ist das Ministerium für Wirtschaft und Planung verantwortlich.
Sonderperiode
→ Haupartikel: Sonderperiode in Kuba
Die kubanische Wirtschaft ist immer noch dabei, sich vom Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um mindestens 35 Prozent (wahrscheinlich aber über 50%) zwischen den Jahren 1989 und 1993 aufgrund des Verlustes von 80 Prozent seiner bisherigen Handelspartner, welche hauptsächlich aus der Sowjetunion und deren Satelliten bestanden, zu erholen. Diese Ära nannte sich Sonderperiode in Friedenszeiten (span. periodo especial en tiempo de paz), später dann nur noch kurz Sonderperiode. Die Regierung unternahm in diesen Jahren einige Reformen, um die Auswirkungen überschüssiger Liquidität einzudämmen, die Motivation zur Arbeit zu erhöhen, sowie ernste Engpässe bei Nahrungsmitteln, Konsumgütern und Dienstleistungen zu mildern. Um die allgemeine Wirtschaftskrise abzuschwächen, wurden ein paar marktwirtschaftliche Reformen durchgeführt, inklusive der Öffnung zum Tourismus, der Genehmigung für ausländische Investments, der Legalisierung des US-Dollar (was später teilweise wieder zurückgenommen wurde) und der Erlaubnis zur Selbstständigkeit in ungefähr 150 Bereichen. Diese Maßnahmen hatten einen bescheidenen Aufschwung zur Folge. Liberalisierte Märkte für landwirtschaftliche Produkte gab es ab Oktober 1994. Dort durfte überschüssige Ware aus staatlicher oder privater landwirtschaftlicher Produktion zu marktgerechten Preisen verkauft werden. Dies hatte eine Stärkung des legalen Verkaufs und eine Schwächung des Schwarzmarktes zur Folge.
Bemühungen der Regierung, die Subventionen für nicht profitable Unternehmen zu kürzen und den Geldumlauf einzuschränken, hatten zur Folge, dass der inoffizielle Wechselkurs des kubanischen Peso von Spitzenwerten von bis zu 120 pro US-Dollar im Sommer 1994 auf 21 zum Jahresende 1999 fiel. Der Lebensstandard von 1999 blieb weit unter dem Niveau von 1989. Neue Steuern, im Jahr 1996 eingeführt, halfen die Zahl der Selbständigen erheblich zu reduzieren.
1995 gab die kubanische Regierung bekannt, dass das BIP zwischen 1989 und 1993 um 35% gesunken ist, als Folge des Verlustes der Unterstützung der Sowjetunion, sowie hausgemachter Ineffizienz. Der Abfall des BIP konnte augenscheinlich im Jahre 1994 gestoppt werden, als Kuba ein Wachstum von 0,7% verkündete. Im Jahr 1995 erhöhte sich das Wachstum dann auf 2,5% und 1996 auf 7,8%. In den beiden darauffolgenden Jahren verlangsamte sich das Wachstum wieder auf 2,5% 1997 bzw. 1,2% 1998. Einer der Hauptgünde dafür war, dass nicht erkannt wurde, dass die Zuckerproduktion extrem unökonomisch wurde. Später gab Kubas Präsident Fidel Castro dann viele Fehler zu, die während der Sonderperiode gemacht wurden: „Das Land hat viele Ökonomen und es ist nicht meine Absicht, sie zu kritisieren, aber ich würde sie gerne fragen, warum sie nicht schon früher erkannten, dass die Aufrechterhaltung unseres Niveaus der Zuckerproduktion unmöglich sein würde. Die Sowjetunion war zusammengebrochen, Öl kostete über 40 Dollar je Barrel, die Zuckerpreise waren auf dem Tiefpunkt, also warum haben wir das nicht mitbekommen?“[2]
Erholung

Die Wachstumsraten erholten sich erneut im Jahre 1999 mit einem Anstieg des BIP um 6,2%. Dies geschah hauptsächlich auf Grund des kontinuierlichen Anstiegs des Tourismus. Die zentrale Lenkung ist erschwert durch die Existenz der informellen Wirtschaft. In den letzten Jahren erstarkte das Wachstum signifikant. Allein im Jahr 2005 stieg das BIP gemäß offizieller Angaben der kubanischen Regierung um 11,8%.
Auf Grund veralteter Generatoren aus der Sowjetära kam es in großen Teilen Kubas regelmäßig zu lang anhaltenden Stromausfällen, was weiteren Druck auf die Gesellschaft erzeugte. Um diesem Problem zu begegnen, unterzieht sich Kuba gegenwärtig einer so genannten „Energierevolution“. Dabei wird vor allem auf geringeren Stromverbrauch sowie auf innovative Nutzung effizienterer, kleinerer, miteinander verschalteter Stromerzeuger Wert gelegt. Kuba erhöhte die Anzahl von Solar- und Windkraftwerken. Allerdings wurde diese Entwicklung aufgrund der durch die Hurrikane Dennis und Wilma verursachten Schäden erschwert, die ca. die Hälfte der Stromproduktion in den betroffenen Gebieten in Mitleidenschaft zogen.
Aktuell kann das Land den nationalen Strombedarf aus eigener Produktion decken.[3] Dennoch erinnerte der Interimsstaatschef Raúl Castro die Kubaner daran, das die Sonderperiode noch nicht ausgestanden sei.[4]
Steuerpolitik
Nach der Revolution von 1959 mussten die Kubaner keine Einkommenssteuer bezahlen, da in ihren Gehältern schon sämtliche Steuern berücksichtigt waren. Allerdings begann der Staat ab 1996 Einkommenssteuern von Leuten einzuziehen, die harte Währung einnahmen, hauptsächlich aus selbständiger Arbeit.[5]
Tourismus
→ Hauptartikel: Tourismus in Kuba
In der Mitte der 1990er Jahre überflügelte der Tourismus die Bedeutung des Zuckers, welcher lange Zeit die Hauptstütze der kubanischen Ökonomie war, als Hauptquelle für Deviseneinnahmen. Der Tourismus nimmt eine Hauptrolle im Entwicklungsplan der Regierung ein. Ein hoher Repräsentant der Regierung nannte ihn sogar das „Herz der Wirtschaft“. Kuba verwendete große Ressourcen, um neue Touristeneinrichtungen zu schaffen und historische Strukturen zu erneuern, um sie im Tourismusbereich zu verwenden. 1999 besuchten laut offiziellen kubanischen Schätzungen rund 1,6 Millionen Touristen Kuba und sorgten für einen Bruttomsatz von rund 1,9 Milliarden Dollar.
Der starke Anstieg des Tourismus hatte weitreichende ökonomische und soziale Auswirkungen im Land und ließ Spekulationen über eine Zwei-Klassen-Ökonomie[6] und eine Förderung von einer Art Touristenapartheit, wie die Trennung der Touristen von der Bevölkerung auch genannt wird, aufkommen. Die Situation war außerdem erschwert durch den Einfluss des US-Dollars auf die kubanische Wirtschaft in den 1990er Jahren, welcher die Basis für eine potentielle Parallelökonomie bildete; auf der einen Seite die des Dollars – der Touristenwährung – und auf der anderen Seite die des Pesos. Knappe Importgüter und auch selbst einige einheimische Produkte, wie zum Beispiel Rum und Kaffee konnten praktisch nur noch in Dollar-Läden erworben werden, waren jedoch kaum oder gar nicht zu Peso-Preisen zu erstehen. Dies hatte zur Folge, dass Kubaner, welche nur Tätigkeiten in der Pesowirtschaft abseits des Tourismussektors ausübten, wirtschaftlich benachteiligt waren. Diejenigen mit Dollareinkommen aus Tourismusdienstleistungen begannen dagegen komfortabler zu leben. Dies vergrößerte die Kluft zwischen den verschieden Lebensstandards und stand im Widerspruch zu den sozialistischen Grundsätzen der kubanischen Gesellschaft.[7]
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft in Kuba hat ein erhebliches Potenzial, denn 51 Prozent des kultivierbaren Bodens liegen brach oder werden mangelhaft bewirtschaftet. Zahlreiche bürokratische Hemmnisse der staatlich gelenkten Planwirtschaft und der allgegenwärtige Mangel an Ersatzteilen und Treibstoff machen den Landwirten das Leben schwer[8]. Insgesamt ist die Landwirtschaft Kubas seit den neunziger Jahren von einer exportorientierten Wirtschaftsweise umstrukturiert worden in Richtung einer verstärkten Produktion von Lebensmitteln für den eigenen Binnenbedarf.[9]
Zucker
Zucker bleibt ein wichtiger Teil der kubanischen Wirtschaft mit einer großen landwirtschaftlichen Nutzfläche, vielen Arbeitskräften und anderen Ressourcen, die dieser Industrie zugeordnet sind. Früher war Kuba weltweit der wichtigste Zuckerproduzent und -exporteur. 1989 wurden über acht Millionen Tonnen Zucker produziert. Diese Menge fiel jedoch auf ca. 3,5 Millionen Tonnen in den Jahren 1994 und -95, ein Negativrekord. Insbesondere auf Grund chronischer Unterfinanzierung sowie Naturkatastrophen nahm Kubas Zuckerproduktion dramatisch ab. Im Jahr 2002 wurden mehr als die Hälfte der Zuckermühlen geschlossen. Kubas Zuckerproduktion von 1,1 Millionen Tonnen (2007) war die niedrigste seit fast einhundert Jahren[10], vergleichbar nur mit denen von 1903 und 1904. Aussichten auf Verbesserung dieses Produktionsniveaus sind schlecht, solange die kubanische Regierung keine substantiellen Reformen der Zuckerindustrie durchführt, wovon sie aber abgeneigt ist, seit es offizielle Politik der kubanischen Regierung ist, die Zuckerproduktion absichtlich auslaufen zu lassen.
Tabak
Kuba hat nach Griechenland die zweitgrößte Anbaufläche für Tabak weltweit.[11] Die Tabakproduktion in Kuba ist seit den späten neunziger Jahren ungefähr gleich geblieben. Kubanische Zigarren sind weltberühmt, und fast die ganze Produktion wird exportiert.[12] Das Zentrum der kubanischen Tabakproduktion ist die Provinz Pinar del Rio. Tabak ist die drittgrößte Devisenquelle für Kuba;[13] das Volumen der kubanischen Zigarrenexporte wird auf 200 MioUS$ geschätzt.[14] Die beiden Hauptsorten an Tabak, die in Kuba gepflanzt werden sind Corojo und Criollo.
Cassava
Auf ungefähr 260.000 acres (104.400 Hektar) werden Cassava angebaut.[15] Die Cassava stammt aus der lateinamerikanischen Region[16] und wird fast in jedem Land der Region angebaut. Kuba ist der zweitgrößte Produzent in der Karibik mit einer Jahresproduktion von 300.000 t (2001).[17] Allerdings ist die Produktion pro Hektar die niedrigste aller Karibikstaaten. Der größte Teil der Cassavaproduktion ist für den direkten Verbrauch im Haushalt ohne Weiterverarbeitung bestimmt.[18] Ein kleiner teil der Cassava-Ernte wird in einer in Florida (Zentralkuba) gelegenen Fabrik zu Sorbitol verarbeitet.[19]
Zitrusfrüchte
60 % der Produktion entfallen auf Orangen, 36 % auf Grapefruit.[20] In der Zitrusproduktion wurde 1991 die erste ausländische Investition in Kubas Landwirtschaft offiziell registriert: die Beteiligung einer israelischen Firma an einer Produktions- und Verarbeitungsanlage in Jagüey-Grande, ca. 140 km östlich von Havanna.[21] Die Produkte werden hauptsächlich in Europa unter dem Namen „Cubanita“ vertrieben.
Reis
Reis spielt eine große Rolle in der Ernährung der Kubaner. Er wird hauptsächlich an der Westküste angebaut. Dort sind zwei Ernten im Jahr üblich. Die Mehrzahl der Reisfarmen sind in staatlichem Besitz oder gehören Genossenschaften.[22] Kuba ist ein großer Reisimporteur; die Importe erreichen 500.000 t pro Jahr. Die Reisproduktion ist limitiert durch den Mangel an Wasser, Kunstdünger und moderner Landwirtschaftstechnologie. Die Erntemenge pro Hektar liegt unter dem Durchschnitt der Länder Lateinamerikas und der Karibik.[23]
Kartoffeln
Der pro-Kopf-Verbrauch an Kartoffeln beträgt 25 kg pro Jahr. Kartoffeln werden hauptsächlich in Form von Pommes Frites gegessen. Die Anbaufläche beträgt 14.800 Hektar, hauptsächlich der Sorte Désirée. Die Anbauflächen liegen vor allem im Westen Kubas[24]. Saatkartoffeln werden teilweise lokal erzeugt, teilweise (ca. 40.000 t pro Jahr) aus Kanada und den Niederlanden importiert[25].
Ökologische Umstrukturierung nach 1991
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Ausbleiben der wirtschaftlichen Hilfe sanken die Lebensmittelimporte dramatisch, gleichzeitig blieben Lieferungen von Treibstoff und Kunstdünger aus dem ehemaligen Ostblock aus. Kuba reagierte darauf mit einer Dezentralisierung der Landwirtschaft; große staatliche Betriebe wurden in kleine dezentral geführte Kooperativen umgewandelt. Gleichzeitig wurde die Erzeugung von biologischen Düngern und biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln intensiviert. Auch entstanden viele kleine Gärten für den Anbau von tropischen Früchten und Gemüse nahe bei den Kunden in den Städten. Dieser radikale Umbau der Landwirtschaft führte dazu, dass das nach 1991 drastisch geschrumpfte Lebensmittelangebot wieder anwuchs[26] und heute der Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung bei 2,5% liegt, dem gleichen Wert wie in Deutschland. Die Deutsche Welthungerhilfe förderte den Umbau der Landwirtschaft mit mehreren Projekten im Bereich der klassischen Agrarwirtschaft, aber auch der urbanen Landwirtschaft[27].
Die Erzeugnisse der kleinen Kooperativen dürfen frei verkauft werden und verschaffen den Mitgliedern über dem kubanischen Durchschnitt liegende Einkommen. Die Genossenschaften erzeugen zum Beispiel Tomaten, Paprika, Mango, Ananas und Papaya. Auch die Deutsche Welthungerhilfe half beim ökologischen Umbau der kubanischen Landwirtschaft.[28] Heute dient der Öko-Landbau in Kuba als Vorbild für andere Länder, wie z.B. Kanada, Venezuela und auch europäische Staaten.[29]
Energiewirtschaft
Das Ausbleiben der Ölimporte nach dem Zerfall der Sowjetunion stürzte die Energieerzeugung in Kuba in eine Krise.
Der Anteil regenerativer Energiequellen an der Energieerzeugung steigt seit Jahren, aber das Potenzial der alternativen Energiequellen ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Bis zu 60 % des kubanischen Energiebedarfs ließe sich aus Biomasse decken, so eine Studie aus den neunziger Jahren[30]. Hier spielen auch die Zuckerfabriken eine Rolle, die traditionell die Bagasse in ihren Kesseln verfeuern, um Strom und Prozessdampf zu erzeugen. Die Stromerzeugung basierte 2004 bereits zu 31,9 % auf erneuerbaren Energiequellen. Biomasse kam dabei auf eine Quote von 30,9 % an der gesamten Stromproduktion, insbesondere Bagasse mit 26,6 %[31].
Mehr als 100 kleinere Biogas-Anlagen sind bereits in Betrieb[32].
Es bestehen Pläne, die Bioethanol-Produktion in Kuba bis 2010 auf 500 Millionen Liter pro Jahr auszubauen[33].
Windkraft wird in Kuba schon seit langem beim Betrieb von windgetriebenen Wasserpumpen genutzt. Etwa 6.500 solcher Anlagen sind in Betrieb. Außerdem bestehen erste Anlagen zur Stromerzeugung aus Windkraft [34].
Photovoltaik wird vor allem genutzt, um in abgelegenen Gebieten eine dezentrale Stromversorgung z.B. für Gesundheitszentren und Schulen sicher zu stellen[35].
Kernkraft
Mehrere Projekte wurden begonnen, z.B. das Kernkraftwerk Juraguá, aber keines dieser Kraftwerke wurde in Betrieb genommen.
Statistik
- Elektrizität - Produktion: 15.650 GWh (2004)
- Elektrizität - Produktion nach Quelle (1998):
- fossile Brennstoffe: 89,52%
- Wasser: 0,65%
- Kernkraft: 0%
- andere: 9,83% (1998)
- Primärenergieproduktion (2004)[36]
- Erdöl 57,0%
- Erdgas 10,2%
- Zuckerrohrprodukte 28,0%
- Holz 4,2%
- Biogas/Wasser/Sonne/Wind 0,6%
- Elektrizität - Verbrauch: 14,62 TWh (2003)
- Elektrizität - Export: 0 kWh (2003)
- Elektrizität - Import: 0 kWh (2003)
Industrie

Derzeit boomt Kubas Industrie für biotechnologische und pharmazeutische Produkte, mit denen sie eine der Führenden auf dem Weltmarkt ist und deren Bedeutung für die kubanische Wirtschaft wächst. Dies soll Kubas Hauptquelle für den Außenhandel werden. Unter anderem werden Impfstoffe gegen verschiedene virale oder bakterielle Krankheitserreger exportiert und versprochen, Anti-Krebs-Medikamente ausführlichen klinischen Tests zu unterziehen.
Einige kubanische Wissenschaftler, wie zum Beispiel V. Verez-Bencomo haben internationale Preise für ihre Entdeckungen im Bereich von Biotechnologie und Zuckerrohr gewonnen. Kubanische Impfstoffe werden in viele Länder, wie Russland, China, Indien, Pakistan und viele lateinamerikanische Länder geliefert.
Internationaler Handel
Größte Handelspartner Kubas im Exportbereich sind Kanada mit einem Anteil von 18,5%, die Niederlande (18,5%), China (16%), Bermuda (14,5%) und Spanien (5,1%). Die wichtigsten Exportgüter sind Zucker, Nickel, Tabak, Fisch, pharmazeutische Produkte, Zitrusfrüchte und Kaffee. Das Exportvolumen betrug 2006 geschätzte 2,956 Milliarden US-Dollar.
Die wichtigsten importierten Produkte sind Öl, Nahrungsmittel, Fahrzeuge und Maschinen sowie deren Zubehör und Chemieerzeugnisse und kamen hauptsächlich aus Venezuela mit 27% Anteil, China (15,8%), Spanien (9,7%), Deutschland (6,5%), Kanada (5,6%), Italien (4,4%) und den USA (4,4%). Das Gesamtimportvolumen betrug im Jahre 2006 geschätzte 9,51 Milliarden Dollar.[37]
Ausländische Investitionen
Seit der Sonderperiode buhlte Kuba aktiv um ausländische Investments. Alle zukünftigen Investoren mussten Joint Ventures mit der kubanischen Regierung bilden. Die einzige Ausnahme dieser Regel bildet Venezuela. Dieses Land darf auf Grund eines Wirtschaftsabkommens zwischen beiden Ländern 100% an einem Unternehmen halten. Gemäß offiziellen Angaben gab es Anfang des Jahres 1998 insgesamt 332 dieser Gemeinschaftsunternehmen. Investoren wurden durch den Helms-Burton-Act eingeschränkt, der diejenigen, die Geschäfte mit ehemaligem Eigentum von US-Bürgern machen, mit Sanktionen belegt. So wurde im März 1998 15 Vorständen von drei ausländischen Unternehmen die Einreise in die USA verweigert. Mehr als ein Dutzend Firmen zogen sich aus Kuba zurück oder haben ihre Investitionspläne auf Grund dieses Gesetztes geändert.
US Dollar
Im Jahre 1993 legalisierte die kubanische Regierung den Besitz und die Nutzung des US-Dollars, im Volksmund Fulas genannt. Von nun an, bis zum Jahre 2004, wurde diese Währung zur Hauptwährung. Um die durch Tourismus und Geldsendungen aus dem Ausland an Verwandte auf der Insel strömenden Devisen – geschätzte 500 bis 800 Millionen Dollar jährlich – abzugreifen, richtete die Regierung staatsbetriebene "Dollargeschäfte", vergleichbar mit den Intershops in der DDR, ein, wo als Luxus eingestufte Lebensmittel, Haushaltswaren und Bekleidung verkauft wurden, im Gegensatz zum Grundbedarf, welcher für Pesos gekauft werden konnte. Dadurch entstand eine Diskrepanz im Lebensstandard der Bevölkerung zwischen denjenigen, welche Zugang zu harter Währung hatten, und denjenigen, den dieser verwehrt war. Tätigkeiten, bei denen man Gehalt in Dollar oder Trinkgeld von ausländischen Touristen oder Geschäftsleuten beziehen konnte, waren hoch begehrt. Es war normal, dass Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler und andere Berufsgruppen nun auf einmal in Restaurants oder als Taxifahrer arbeiteten.
Als Folge verschärfter ökonomischer Sanktionen seitens der USA und auch weil die Regierung zufrieden mit Kubas wirtschaftlicher Erholung war, entschied sie im Oktober 2004, den US-Dollar aus dem Geldumlauf zu entfernen. An dessen Stelle trat der Peso convertible, welcher, obwohl nicht international gehandelt, an den Dollar gekoppelt ist. Um weitere Einnahmen zu erzielen, wurde ein 10%-iger Aufschlag für den Umtausch von US-Dollars nach Pesos convertibles eingeführt, der aber für andere Währungen nicht fällig wird. Demzufolge sind Touristen geraten, mit anderen Währungen, wie Euro, Schweizer Franken oder Pfund Sterling einzureisen. In vielen Touristengebieten wird auch direkt der Euro als Zahlungsmittel für viele Geschäfte akzeptiert.
Biotechnologie und Informatik
Seit Beginn der Revolution reifte die Idee einer breiter angelegten und anspruchsvolleren Gesundheitspolitik. Während einer frühen Rede sagte Fidel Castro: "Die Zukunft Kubas muss eine Zukunft von wissenschaftlich tätigen Menschen sein." In der Mitte der 80er Jahre und während der gesamten 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wuchs dieser Traum in Form mehrerer Institute der Biotechnologie im Westen Havannas. Dieser so genannte Pol der Wissenschaft des Westens (spanisch: polo cientifico del oeste) ist ein biotechnologischer Park westlich der kubanischen Hauptstadt Havanna, bestehend aus einigend Dutzend Instituten, welche sich der Forschung auf dem Gebiet der humanen, zoologischen und landwirtschaftlichen Biotechnologie widmeten. Dieser Technologiepark nahm für sich in Anspruch, wegen verschiedener patentierter Medikamente und einem Jahresumsatz von einigen Hundert US-Dollar, ein erfolgreiches Experiment der kubanischen Wirtschaft zu sein. Trotz alledem erwirtschafteten die meisten der Institute einen Negativ-Saldo und waren auf staatliche Subventionen angewiesen. Erfolgreiche Medikamente und Impfstoffe größerer Institutionen, wie zum Beispiel das Zentrum für Molekularimmologie (Centro de Immunología Molecuar) oder das Zentrum der Ingenieurwissenschaft für Genetik und Biotechnologie (Centro de Ingenería Genética y Biotecnlogía), glichen dieses Defizit mehr als aus und machten diese Branche zu einer der wichtigsten der kubanischen Wirtschaft.
In den vergangenen Jahren versuchte die kubanische Regierung den Erfolg im Biotechnologiebereich bei vergleichbaren Investments zu wiederholen, diesmal im Bereich von Technologieparks mit angeschlossener Informatik-Universität. Obwohl in beiden Fällen der Markt eine große Herausforderung darstellt, vertraut Kuba auf seinen weltweit beachteten Bildungsstandard, um mit dem schnellen Wissenszuwachs auf diesen Gebieten mitzuhalten.
Selbständigkeit
Arbeitern, die wegen der ökonomischen Krise entlassen wurden, wieder zu einer Beschäftigung zu verhelfen, war für die Regierung eine schwierige Aufgabe. Deshalb versuchte sie einige Schwarzmarktaktivitäten zu legalisieren und demzufolge kontrollierbar zu machen. Im Jahre 1993 wurden ungefähr 150 private Erwerbstätigkeiten legalisiert.
Die kubanische Regierung nimmt starken Einfluss auf den neu erschaffenen, in der Zahl zwischen 150.000 und 209.000 Unternehmen schwankenden privaten Sektor, indem sie ihn reguliert und Steuern erhebt. So dürfen zum Beispiel Eigentümer eines privaten Restaurants (in Kuba Paladar, Mz. Paladares genannt) nicht mehr als 12 Sitzplätze bereithalten[38] und dürfen ausschließlich Familienmitglieder beschäftigen. Monatliche Abgaben müssen unabhängig von den Einnahmen geleistet werden. Kontrollen zogen regelmäßig harte Strafzahlungen nach sich, sollten irgendwelche Verstöße gegen die Regularien der Selbständigkeit festgestellt worden sein. Anstatt die Privatwirtschaft zu fördern, versuchte die Regierung, die privaten Unternehmungen zurück in die staatliche Wirtschaft zu drängen. Viele wählten jedoch den informellen Sektor oder gar den Schwarzmarkt.
In den letzten Jahren entwickelte sich so etwas, wie eine "städtische Landwirtschaft". Die Produktion geschieht in winzigen Parzellen innerhalb der Stadt. Biogärten wurden für Kleinproduzenten aus der Stadt immer interessanter, um dann die Produkte, die sie anbauten, am selben Platz wieder zu verkaufen.
Beziehungen zu Venezuela
Die Beziehungen zwischen Kuba und Venezuela, welche sich in den letzten Jahren stark entwickelten, waren Ergebnis einer Vereinbarung zwischen beiden Ländern. Venezuela lieferte günstiges Öl und Kuba stellte im Ausgleich dafür Ärzte für sogenannte Missionen bereit, um dem venezolanischen Gesundheitssystem auf die Sprünge zu helfen. Kuba, das Land mit der zweithöchsten Anzahl von Ärzten pro Kopf der Bevölkerung weltweit, nach Italien, sendet zehntausende Ärzte in andere Länder, um zu helfen und natürlich auch, um gute Handelsbedingungen zu bekommen.
Kuba begleicht Teile der Rechnungen mit Experten, Medikamenten, Büchern und anderen Dingen statt mit Geld (Tauschhandel). Nach Meinung einiger Analysten bedeute dies, dass Kuba damit ungefähr 80.000 Dollar jährlich für jede in Venezuela tätige Arbeitskraft einnähme, um die eigenen Ölimporte zu finanzieren.
Wirtschaftliche Freiheit
Auf dem Index der ökonomischen Freiheit[39] wurde Kuba im Jahr 2006 auf Platz 150 von 157 untersuchten Nationen gelistet. Die Studie stellt fest, dass typische Importgüter Lebensmittel, Treibstoffe, Kleidung und Maschinerie waren. Exportiert wurden hauptsächlich Nickel, Zigarren, sowie vom Staat gesponserte Arbeitskräfte, für welche die Regierung ein Vielfaches des normalen Gehalts einnahm. Auf Grund fehlender Investitionen ist Kubas Zuckerindustrie nicht mehr brauchbar. Die Insel wurde auch hier zu einem Importeur. Venezuela liefert derzeit bis zu 80.000 Barrel Öl täglich zu sehr günstigen Konditionen. Kuba selbst fördert in kleinem Umfang qualitätsmäßig schlechtes und schwefelhaltiges Erdöl. Die Hilfe Venezuelas erlaubte jedoch der kubanischen Regierung, einen Großteil der kleinen marktwirtschaftlichen Reformen, wie zum Beispiel Genehmigungen zur Selbständigkeit als Imbissverkäufer oder als Fahrradreparateur, wieder rückgängig zu machen.[40]
Weitere Statistiken
- Landwirtschaft- Produkte: Zuckerrohr, Tabak, Zitrusfrüchte, Kaffee, Reis, Kartoffeln, Bohnen; Vieh
- Exporte - Waren: Zucker, Medizinprodukte, Nickel, Tabak, Schalentiere, Zitrusfrüchte, Kaffee
- Importe: $6,916 Milliarden f.o.b. (2005 gesch.)
- Importe - Waren: Öl, Nahrungsmittel, Maschinen, Chemieprodukte
- Importe - Partner: Spanien 14,7%, Venezuela 13,5%, USA 11%, China 8,9%, Kanada 6,4%, Italien 6,2%, Mexiko 4,9% (2004)
- Handelbilanz: $-748 Millionen (2005 geschätzt)
- Auslandsschulden: $15,15 Milliarden (Peso convertible); weitere $15-20 Milliarden Schulden bei Russland (2006 gesch.)
- Wirtschaftshilfe als Empfänger: $68,2 Millionen (1997 est.)
- Wechselkurse: Kubanische Pesos (CUP) pro US-Dollar - 25 (2005) (nicht-konvertibler, offizieller Wechselkurs, gekoppelt an den US-Dollar)
Einzelnachweise
- ↑ Social Policy at the Crossroads Oxfam America Report
- ↑ Mail&Guardian online Castro's new soldiers
- ↑ Electricity production in Cuba exceeds maximum demand
- ↑ The Revolution’s most important weapon: the people
- ↑ New York Times: Well-to-Do in Cuba to Pay an Income Tax. November 1995, abgerufen am 29. Januar 2007.
- ↑ Tourism in Cuba during the Special Period
- ↑ Lessons From Cuba Travel Outward
- ↑ Kuba will Selbstversorgung ausbauen 15.04.2008
- ↑ Modell Kuba?
- ↑ Neues Deutschland, 31. Januar 2008
- ↑ Nation´s encyclopedia
- ↑ MSN encarta
- ↑ Cubanet
- ↑ CNN: The color and complexity of Cuba’s cigars April 9, 2007
- ↑ Cuba´s Non-Sugar Agriculture
- ↑ http://www.ciat.cgiar.org/webciat/asia_cassava/pdf/proceedings_workshop_00/632.pdf
- ↑ Foodmarket Exchange
- ↑ FAO Corporrate Document Repository
- ↑ EVD - Niederlande
- ↑ http://www.ers.usda.gov/publications/agoutlook/oct1998/ao255h.pdf
- ↑ http://lanic.utexas.edu/project/asce/pdfs/volume11/rossmayo.pdf
- ↑ FAO Corporate Document Repository
- ↑ FAO Corporate Document Repository
- ↑ World Potato Atlas
- ↑ Cuba works toward seed potato deal with North Dakota in: The Bismarck Tribune.com
- ↑ Biolandbau als Vorwärtsstrategie
- ↑ Agrecol Bericht 1998
- ↑ DIE ZEIT 2006
- ↑ 3Sat
- ↑ Neues Deutschland, 22. Mai 2007
- ↑ bfai Kuba nutzt alternative Energiequellen 08.10.2007
- ↑ Use of Biogas Expands in Cuba von Patricia Grogg
- ↑ bfai Kuba nutzt alternative Energiequellen 08.10.2007
- ↑ Lexikon der Nachhaltigkeit
- ↑ Lexikon der Nachhaltigkeit
- ↑ Achillesferse Energie
- ↑ CIA-The World Factbook - Cuba - Wirtschaft
- ↑ P. J. O'Rourke: Eat the Rich: A Treatise on Economics. Grove/Atlantic, 1998, ISBN 978-0-87113-719-7.
- ↑ Index of Economic Freedom
- ↑ Index of Economic Freedom: Cuba
Siehe auch
Weblinks
- Ökonomische Illegalitäten und Untergrundwirtschaft in Kuba von Archibald Ritter, Professor für Ökonomie, Carleton Universität (engl.)
- Verband für ökonomische Studien in Kuba (ASCE) (engl.)
- Was Castro will- Eine Geschichte des Time-Magazins über das US-Embargo. (engl.)
- Kuba kommt aus der Kälte- Council on Hemispheric Affairs (engl.)
- Kuba: Ein wirtschaftlicher Tiger in der Karibik? (engl.)
- Kubas Schulden bei Spanien (span.)
- Florianne Koechlin: Biolandbau als Vorwärtsstrategie, WOZ 21/23.5.2002