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Stötteritz

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Stötteritz war bis zu seiner Eingemeindung im Jahr 1910 eine selbständige Gebietskörperschaft im Südosten Leipzigs. Heute ist Stötteritz ein Ortsteil des Leipziger Stadtbezirks Südost (amtliche Ortsteilsnummer: 31). Er ist 3,8 km² groß und hatte Ende 1997 11.734 Einwohner. Der Name ist aus altsorb. stodor "seichter Acker auf Felsengrund", auch "Felsen, Bergrücken, Hauten" und "Ort auf steinigem Grund" abgeleitet.

Datei:Stötteritz.gif
Lage des Ortsteils


Lage

Der Ortsteil Stötteritz umfasst den größten Teil der Gemarkung Stötteritz (mit dem alten Ortskern von Stötteritz) sowie kleine Teile der Gemarkungen Reudnitz, Thonberg und Prokbstheida. Er wird umgrenzt von der Oststraße und den Südgrenzen des Ostfriedhofes und der Sternsiedlung Ost im Norden, von den Gemarkungsgrenzen zwischen der Gemarkung Stötteritz und den Gemarkungen Mölkau, Zweinaundorf und Holzhausen im Osten, von der Gemarkungsgrenze zwischen der Gemarkung Stötteritz und der Gemarkung Probstheida, der Kolmstraße, den Südgrenzen der Grundstücke der Großsteinberger Straße, der Augustinerstraße, der Naunhofer Straße, den Nordgrenzen der Kleingartenanlage Marienhöhe und des Freundschaftsparkes im Süden und von der Prager Straße sowie der (neuen) Verbindungsbahn zwischen Dresdner Eisenbahn und Bayerischer Eisenbahn im Westen.


Geschichte

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  • um 1000 v. Chr./Jungbronzezeit : Funde an der heutigen Oststraße deuten auf eine Siedlungsstelle hin.
  • nach 700 : Während der altsorbischen Landnahme entstehen Stötteritz und, nördlich davon (vermutlich im Bereich der heutigen Papiermühl- und Oststraße), Melschen mit wohl je 2 bis 5 Bauernstellen als Rundlinge. Von diesen gibt es keine Überlieferung mehr, wohl aber Urnenfunde am ehemaligen Mühlweg. Die älteste Dorfanlage von Stötteritz ist auf etwas erhöhtem Gelände, um den Bereich der Kirche anzunehmen. Der Fund einer porphyrenen Schleuderkugel in einer Schlammschicht auf dem Gelände des heutigen Wäldchens könnte auf eine Wasserburg hindeuten.
  • 1. Hälfte des 10. Jh. : König Heinrich I. erobert die Region.
  • nach 1136 : Seit der Belehnung Konrads von Wettin mit der Mark Osterland beginnen der Markgraf und sein Sohn Otto mit dem intensiven Landesausbau. Zwar hat es keine bedeutende Zusiedlung deutscher Bauern nach Stötteritz gegeben, mit der deutschen Kolonisation ist das Dorf aber vermutlich deutschen Rittern dienstpflichtig. Es entsteht eine deutsche Wallanlage (Wasserburg, Herrenhof) am Nordrand des alten Ortskerns im östlichen Gutsbereich. Die einst rechteckige Burginsel ist mit der nordöstlichen Gebäudeecke des Gutsgevierts überbaut. Vom Rechteckgraben sind ein Teil der nördlichen und die östliche Erstreckung wasserführend erhalten.
  • 1213 : Das benachbarte, vermutlich von flämischen Siedlern gegründete Baalsdorf erstmal erwähnt. Vermutlich wird das altsorbische Stötteritz von Baalsdorf aus christianisiert und kommt das Kirchenpatronat Stötteritz zusammen mit Baalsdorf an das neu gestiftete Thomaskloster zu Leipzig.
  • 1325 : "Sthodericz" wird erwähnt, als das Thomaskloster Hufenbesitz in Stötteritz und Baalsdorf erwirbt.
  • 1335 wird erstmals "Mylschene" erwähnt.
  • 1350 heißt Stötteritz "Ztedericz" bzw. "Stadericz".
  • 1397 : Markgraf Friedrich belehnt Johans Albern, Bürger zu Leipzig, mit 4 Hufen zu "Sthodericz" (eventuell ist damit das Gebiet des Herrenhofs gemeint).
  • 1487 geht ein Teich "bey Stöderitz" nach dem Ableben von Balthar Schultz an dessen Söhne über.
  • 1490 ist Melschen noch als Dorf bezeichnet.
  • seit Anfang des 16. Jh. : In Stötteritz bilden sich ein, später zwei Rittergüter, das obere und das untere, heraus. Es gibt keine Bauernstellen, weil die altsorbischen Bauern wahrscheinlich "gelegt" worden sind, worauf die Gutssiedlung mit Häuslerzeilen sowie die blockförmigen Gutsschläge und Parzellen hindeuten. Die Güter wechseln häufig ihre zumeist bürgerlichen Besitzer. Da die Entwicklung Stötteritz' durch die Güter bestimmt wird, entstehen zwei relativ selbständige Ortsteile.
  • 1500 schätzt Erich Fachs sein Gut, "das untere Vorwergk zu Stodericz" auf 4.000 Gulden.
  • 1515 gibt es Streitigkeiten beim Verkauf des "Vorwergs Stöderiz".
  • 1517, 13. März verkauft Helena Krahin das (obere, sich wohl zuerst herausbildende) Gut an Ludovico Langschneider, "Vorsteher des heiligen Altars St. Annae in der Thomaskirche". Dabei ist die "Melscher Marck" (neben Stötteritz) genannt. Melsch ist also wüst. Seine Flur geht in die von Stötteritz ein.
  • 1540 geht das Gut wieder in bürgerlichen Besitz über. Sigmund Breutigam und Ehefrau werden mit dem Gut "Stöderitz" belehnt. Die Kirche des Dorfes ist eine Filialkirche der von Baalsdorf.
  • 1543 kauft der Rat zu Leipzig die Klostergüter Baalsdorf und Melschen (von leterem gibt es nur noch die Mark), d.h. Stötteritz (?).
  • 1547: Im Schmalkaldischen Krieg bezieht Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen sein Hauptquartier bei Stötteritz im Haus Hans Schwartzens. Bei seinem Abzug verschont er den Ort. Stötteritz gehört zum Amt Leipzig.
  • 1551 gehört Stötteritz grundherrschaftlich zum Rittergut Stötteritz. Die Melscher Mark wird als "Stoderitzermargk" bezeichnet.
  • 1559 verkauft Ernst Fachs 2 1/4 Hufen Land an Mölkauer Besitzer, 20 Acker davon sind Melscher Besitztum, ein Teil kommt zu Crottendorf und Reudnitz.
  • 1574 fordert man die Anstellung eines Küsters, der auch Lehrer, Kantor und Organist sein soll.
  • bis 1580 wohnt das Gesinde auf den Gutshöfen. Seitdem werden für diese eigene Häuser gebaut.
  • 1581 wird die Mühle am heutigen Kärrnerweg privilegiert.
  • 1587 ist der Leipziger Ratsherr Peter Heintze Besitzer des offenbar einzigen Rittergutes.
  • Ende des 16. Jh. : Erstmals ist ein Kohlgärtner nachweisbar.
  • 1612 wohnen 11 Gärtner (Hauseigentümer mit Land und landwirtschaftlicher Tätigkeit im Nebengewerbe) mit ihren Familien in Stötteritz. Pfarr- und Rittergutsfamilien und an das Gut gebundene Leibeigene hinzugezählt hat das Dorf etwa 100 Einwohner.
  • 1622 verkauft Dr. Friedrich Scipio das Gut an den Handelsmann Jacob von Rüßeln.
  • 1629 ist das Vorwerk Stötteritz genannt.
  • 1633 : Im Dreißigjährigen Krieg beschießen kaiserliche Truppen von Thonberg und Stötteritz aus Leipzig.
  • 1637 ist Stötteritz durch Plünderung, Brand und Pest fast ausgestorben.
  • 1642 rückt der schwedische General Torstenson zur Belagerung Leipzigs an und nimmt das Stötteritzer Gut als Quartier.
  • 1650 sterben 103 Einwohner an der Pest.
  • 1666 wird an der Kirche ein Halseisen zur Bloßstellung von Übeltätern angebracht.
  • 18. Jh. : Der Name Melscher Mark verschwindet, weil sie von Stötteritz aus überbaut wird.
  • um 1700 wird von der heutigen Ferdinand-Jost-Straße bis zur heutigen Papiermühlstraße eine "lange Reihe" (Gasse) von Häusern für das untere Gut errichtet.
  • 1702 wird die alte baufällige Meß-Kapelle bis auf ein Stück an der Nordseite abgerissen.
Die Marienkirche und das Herrenhaus des Ritterguts unteren Teils um 1850
  • 1703, 3. Advent : Die Marienkirche wird eingeweiht. Unterstützt wird der Bau durch die Familie Rink von Dorstig (Gut oberen Teils) und die Familie von der Burgk (Gut unteren Teils).
  • 1706 : Im Nordischen Krieg fallen schwedische Reiter in Stötteritz ein. Engelbert von der Burgk, Gutsherr unteren Teils, Assessor am Leipziger Konsistorium, lässt 7 niedergebrannte Häuser wieder aufbauen.
  • 1712 : Die neue Kirche erweist sich als zu klein.
  • 1713 wird der Kirchturm vollendet. Dazu werden Steine aus den Feldern nach Probstheida (am Rande des Mühlweges, etwa Holzhäuser Straße) gegraben. Die Kirche wird auch mit einer Empore, neunen Herrschaftsstuben und Kirchenständen ausgestattet.
  • 1714 trifft ein Brand das obere Gut.
  • 1734 werden zwei der Kirchenglocken gegossen. Der Krämermeister Quandt baut am Weg nach Connewitz (heute Napoleonstein) eine Tabaksmühle.
  • 1745 wird eine weitere Kirchenglocke gegossen.
  • 1746-1753 ist Hofrat Glafey Besitzer des Gutes oberen Teils und Gerichtsherr beider Teile des Ortes.
  • 1753-1811 besitzt der Domherr, Appellationsrat und Orinarius Dr. Heinrich Gottfried Bauer das Gut oberen Teils.
  • 1754 erhält die Kirche eine Orgel.
  • 1764 gehört das Dorf zum Amt Leipzig, grundherrschaftlich zum Rittergut Stötteritz. Es zählt 91 Gärtner und 46 Häusler, mit der sonstigen Bevölkerung um 700 Einwohner sowie 2 1/2 Hufen je 12 Acker und 18 (Ritterguts-)Hufen ja 20 Acker.
  • 1765-1860: Für viele Bewohner wird der Tabakanbau u.a. am Schwarzacker zum Haupterwerbszweig. In der Blüte des Tabakanbaus wird der Ertrag (scherzhaft "Stänkeriko" genannt) mit 10.000 Zentnern angegeben. Die Häuser von Stötteritz sind im Herbst mit gelben trocknenden Tabakblättern behängt. Andere Stötteritzer arbeiten als Tagelöhner in Leipzig. Der Einfluss der Güter nimmt ab.
  • 1780-1790 wird auf dem Gut unteren Teils das barocke Herrenhaus gebaut.
  • 1785 hält sich Friedrich Schiller in Stötteritz auf.
  • 1790 erwirbt Felix Christian Weiße, Kreissteuereinnehmer und als Dichter von "Komischen Opern" Beherrscher der Bühne in Leipzig, das untere Gut. Weiße gestaltet es völlig um; er veranlasst die Anlage eines Parks nach englischem Vorbild (später "Das Wäldchen"). Das Antlitz des Gutshofes wandelt sich von einem Wirtschaftshof zu einem freundlichen Sommerhaus mit Garten und Park. Auf dem Gut entfaltet sich ein reges kulturelles Leben, das besonders durch die literarischen Ambitionen Weißes, derselbst viele Kinderbücher schreibt, geprägt ist. Das Gut ist ein Treffpunkt zahlreicher Dichter (Christian Garve, Christoph Martin Wieland, Moritz August von Thümmel, Jean Paul).
  • 1801-1809 befindet sich bis zu einem Brand nahe der Kreuzung Ferdinand-Jost-/Eichstädtstraße eine von Johann Christoph Ludwig nach holländischer Art erbaute Papiermühle, die u.a. braunes Backpapier herstellt. Das im Mühlteiche gestaute Wasser dient zum Einweichen der Hadern.
Stötteritz auf einem Plan von 1810
  • um 1801 weist der "Neue Plan von der Stadt Leipzig nebst der umliegenden Gegend" Stötteritz als Mehrfachstraßendorf (heutige Oberdorf-, Zuckelhäuser-, Sommerfelder Straße, Lange Reihe) mit Kirche, Gütern, Teichen, 2 Windmühlen und Papiermühle aus. Oberdorf- und Sommerfelder Straße weise nach West einen Anbau aus.
  • 1813, 17. Oktober : Während der Völkerschlacht soll Napoléon Bonaparte, von seinem Reudnitzer Quartier kommend, im Herrenhaus unteren Teils eingetroffen und von da aus zur Quandtschen Tabaksmühle geritten sein. Am Abend wird das Hauptquartier Napoleons nach Stötteritz verlegt.
  • 1813, 18. Oktober : Die Stötteritzer Flur liegt im unmittelbaren Kampfgebiet. An der ältesten der fünf Stötteritzer Windmühlen (bei der heutigen Gärtnerei am Kärrnerweg) hat Marschall Macdonald seinen Befehlsstand. Er wird mit seinen Truppen durch russische Kavallerie ins Dorf zurückgedrängt. Die napoleonischen Truppen plündern den Gutshof. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Kämpfe abgebrochen. Nachts ziehen sich die erschöpften napoleonischen Soldaten nach Leipzig zurück.
  • 1813, 19. Oktober : Husarenpatroullien der Hauptarmee der Verbündeten reiten nach Stötteritz und Probstheida, um die napoleonischen Stellungen zu erkunden. Sie kehren bald mit der Meldung zurück, dass beide Dörfer vom Feind verlassen seien. Nach anderen Angaben werden die französischen Truppen aus dem Dorf vertrieben. Alle Futtervorräte und Lebensmittel sind geplündert, die Bevölkerung ist größtenteils vertrieben. Von 145 Häusern sind 15 sowie die Quandtsche Tabaksmühle abgebrannt, 40 beschädigt. Die Marienkirche ist als Lazarett eingerichtet. Die Orgelpfeifen sind gestohlen. An die tausend Gefallene liegen im Ort. Sie werden in der Folge von den zurückkehrenden Dörflern seitlich am Ostausgang des Dorfes am Eichenwäldchen längs der heutigen Seifertshainer Straße bestattet.
  • 1817 verkaufen Heinrich Bauers Erben das Gut oberen Teils an Friedrich Herrmann.
  • 1818 wird das Gut oberen Teils an Ferdinand Semmel, Stadthauptmann von Gera, verkauft.
  • 1819 erfolgt der Verkauf des Gutes oberen Teils an Oeconomieinspektor Friedrich Richter.
  • 1823 wird das Gut oberen Teils an den Jenenser Professor Dr. Eichstädt verkauft.
  • 1824 heißt es, Stötteritz sei "ein Dorf, welches in die Ober- und Untergemeinde zerfällt, ...das größte im ... [Leipziger] Kreise, indem es an 1.200 Bewohner enthält ... [Es] gehört zu beinahe gleichen Hälften zu den beiden hiessigen ... Rittergütern ..., liegt 1/2 bis 3/4 Stunde östlich von Leipzig auf einer fast von allen Seiten allmählich ansteigenden Fläche. Die Kirche steht fast mitten im Dorfe. Zu erwähnen sind ... außer mehreren hübschen Landhäusern für Leipziger Familien (zum Theil mit angenehmen Gärten) der Gasthof und mehrere Schenken, so wie die am nördlichen Ende stehende Windmühle. Eine der Schenken am südlichen Ende des Dorfes war früher eine Papiermühle ... Die beiden Rittergüter sind nur von mittlerer Stärke und haben angenehme Gärten und kleine, gefällige Herrenhäuser. Für den Tabaksanbau ist Stötteritz ... der wichtigte Ort im Königreich."
  • nach 1830 wird die Tragkorbgemeinde gebaut. Sie ist eine Tabakarbeitersiedlung.
Stötteritz auf einem Plan von 1832
  • 1832 : Durch das sächsische Gesetz über Ablösungen und Gemeinheitsteilungen werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Feudalverhältnisse auf dem Lande zu überwinden. Das untere Gut geht von Prof. Christian Ernst Weiße an dessen Sohn, Prof. Christian Hermann Weiße, über.
  • 1834 : Stötteritz hat rund 2.200 Einwohner und 192 Häuser, die sich entlang der späteren Haupt- (heute Holzhäuser), der Leipziger (Stötteritzer, Papiermühl-), der Kirch- (Oberdorf-), der Mittelstraße (Lange Reihe) und der Kreuzstraße (Zuckelhäuser-/Kolmstraße) befinden.
  • 1839 erfolgt die Einführung der sächsischen Landgemeindeordnung, die Gemeindevorstandswahlen erlaubt.
  • 1844 : Da man sich nicht einigen kann, werden in Stötteritz oberen und unteren Teils je eine neue Schule gebaut.
  • 1850 wohnen in Stötteritz ca. 2.500 Menschen. Der Ort entwickelt sich zu einem der bevölkerungsreichsten Vororte Leipzigs.
  • 1856 wird die Stötteritzer Kleinkinderbewahranstalt eröffnet. Der Ort hat 204 bewohnte Gebäude mit 716 Famlienhaushaltungen und 2.950 Einwohnern.
  • 1856 : DIe Patrimonialgerichte werden aufgehoben. Stötteritz gehört verwaltungsmäßig zum Gerichtsamt Leipzig I.
  • vor 1860 : Eine Karte verzeichnet die Situation wie um 1801. Oberdorf und Unterdorf wachsen baulich zusammen. Die Anbauen an Obedorf- und Sommerfelder Straße im Westen sind verlängert worden. Eine Mühle ist ausgewiesen.
Stötteritz auf einem Plan von 1860
  • 1864 oder 1868 : Stötteritz hat 3.976 Einwohner. Das Gut unteren Teils geht in den Besitz des Leipziger Rates über; Pächter bewirtschaften es.
  • zwischen 1865 und 1907 wird an der Flurgrenze zu Stötteritz das Probstheidaer Wasserwerk errichtet.
  • 1866 wird die Brauerei Gebr. Ulrich in Stötteritz gegründet.
  • 1866 : Im Deutschen Krieg schleppen preußische Soldaten die Cholera in Stötteritz. Von den knapp 4.000 Einwohnern erkranken 663, davon sterben 240.
  • 1869-1888 pachtet Mothes das Rittergut unteren Teils von der Stadt.
  • noch 1870 wird in Stötteritz Erntefest gefeiert. Der Umzug führt vom Gutshof unteren Teils durch die Lange Reihe, die Schmiedegasse (Sommerfelder) und die Oberdorfer Straße zurück zum Gut. Mit der rasch fortschreitenden Verstädterung von Stötteritz und der Ansiedlung kleinerer und größerer Gewerbebetriebe verringert sich abermals die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion und Güter für den Ort.
  • 1870-1910 dient der neugebaute Oberhof (Oberdorfstraße 22) als Dorfgasthof "Deutsches Haus" (auch "Schulzes Kuchengarten")
  • 1872 wird der Stötteritzer Friedhof neu angelegt.
  • 1875 zählt Stötteritz 4.699 Einwohner. Es gehört zur Amtshauptmannschaft Leipzig.
  • 1875-1880 wird der Gutshof unteren Teils ausgebaut. Man beginnt, ein Stück des westlichen Teils des angrenzenden Teiches trockenzulegen, da der Bau neuer Pferdeställe geplant ist. Bei der Herrichtung des Baugrundes werden die Reste der alten Wasserburg entdeckt.
  • um 1880 eröffnet Rudolf Herrmann eine Eisengießerei.
  • bis 1883 : Dort, wo die heutige Prager Straße die Eisenbahn überquert, steht eine Windmühle.
  • 1884 erhält der Dorfgasthof "Deutsches Haus" einen Saalanbau.
  • 1885 hat Stötteritz 4.985 Einwohner in 1.131 Haushalten.
  • nach 1885 wird ein großer Teil der Felder des oberen Gutes an die Leipziger Immobiliengesellschaft verkauft. Auch Teile des unteren Gutes werden verkauft.
  • seit 1887 hat Stötteritz eine Pfarrkirche mit eigenem Pfarrer. In der Folge wird das Pfarrhaus auf dem alten Friedhof gebaut. Das Gut oberen Teils (letzter Besitzer: Baumeyer) wird an die Leipziger Immobiliengesellschaft (Direktor: Justizrat Dr. Ludolf Colditz) und an die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt, Leipzig, verkauft.
  • seit dem Ende der 1880er Jahre sorgt der Gemeinderat für eine Verbesserung des Straßenwesens, führt die Ortsbeschleusung durch, versorgt den Ort von Leipzig her mit Gas und Wasser, richtet eine Straßenbeleuchtung ein, bemüht sich um die Einrichtung einer Postanstalt, einer Güterlade- und Personenhaltestelle der Staatseisenbahn und die Errichtung einer Apotheke im Ort. Die Leipziger Immobilien-Gesellschaft schließt Teile ihres Areals mit neu errichteten Straßen dem politischen Gemeindebezirk Stötteritz an. Auf dem so gewonnenen, sehr regelmäßig und geradlinig trassierten Bauland zwischen Schule und Verbindungsbahn bzw. Leipziger (heute Papiermühl-) und Haupt- (heute Holzhäuser= Straße entstehen neue Wohnhäuser. Der Ortsteil Marienhöhe entsteht. Auch im alten Ortsteil setzt eine rege Bautätigkeit ein, der ältere Gebäude weichen müssen.
  • um 1890 : Die heutige Weiße-, Rudolf-Herrmann- und die Schönbachstraße werden angelegt.
Stötteritz auf einem Plan von 1890
  • 1890 zählt das Dorf 5.924 Einwohner und hat 13 Straßen. Die Volksbücherei wird gegründet. Die Kleinkinderbewahranstalt befindet sich in der Sommerfelder Straße 29.
  • 1891 : Der Stötteritzer Bahnhof wird eingerichtet. Durch den Auf- und Ausbau der Bahnstrecke wird Stötteritz industrieller Vorort. Es entsteht in der Folge in dem Teil von Stötteritz, der unterhalb der heutigen Holzhäuser Straße liegt, die jetzt noch erkennbare Zusammensetzung von Geschäften, kleineren und größeren Betrieben und Wohnhäusern.
  • 1894 hat Stötteritz 6.600 Einwohner. Eine Gemeindesparkasse wird eröffnet.
  • 1894, 27. Mai : Im Brauereigarten zu Stötteritz veranstaltet der Arbeiterverein ein Sängerfest. Es werden 10.000 Besucher gezählt.
  • um 1895 : Die heutige Ferdinand-Jost-Straße wird bis zur Ecke Lange Reihe angelegt. Außerdem entstehen Teile der heitgen Wasserturm-, Eichstädt-, Arnold-, Ludolf-Colditz- und der Naunhofer Straße. An der Papiermühlstraße setzt im westlichen Abschnitt eine rege Bautätigkeit ein.
  • 1895 heißt es über Stötteritz, es "...hat Post, Telegraph, Sparkasse; Eisengießerei, Brauerei, Ziegelei, Cigarrenfabrikation, Gärtnereien und in der Nähe die Leipziger Irrenheil- und Pflegeanstalt." Die von Wilhelm Schimmel 1885 gegründete Flügel- und Pianofabrik zieht nach Stötteritz.
  • 1897 erfolgt der Abbruch der alten Schule an der heutigen Rudolf-Herrmann-Straße.
Stötteritz auf einem Plan von 1897
  • 1898 wird Stötteritz an das elektrische Straßenbahnnetz angeschlossen.
  • 1899 : Die einfache Volksschule wird in eine mittlere Volksschule umgewandelt.
  • 1900 wird das Stötteritzer Rathaus, Holzhäuser Straße 65, eingeweiht. Der Ort zählt 9.067 Einwohner, hat 294 ha Flur.

Quellen