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Evangelisch-Lutherische Kirche Berlin

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Evangelisch-Lutherische Kirche Berlin

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Berlin, Annenstraße 52-53, ist heute ein Gotteshaus der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und befindet sich in der Luisenstadt im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin. Es ist die erste Kirche der Evangelisch-Lutherischen (altlutherischen) Kirche der Stadt. Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Berlin-Brandenburg. Eine Besonderheit ist, dass sie seit Gründung keinen Namen besitzt. Im Ortsteil wird sie zwar als Annenkirche bezeichnet, das ist aber nicht ihre offizielle Bezeichnung.

Geschichte

Im Königreich Preußen erhob sich um das Jahr 1830 Widerstand gegen die von Friedrich Wilhelm III. eingeführte Vereinigung (Union) zwischen der lutherischen Kirche und der reformierten (calvinistischen) Tradition, die ihren Ausdruck im Agendenstreit fand. Etliche lutherische Pfarrer und Gemeinden lehnten die Zwangsvereinigung ab. Ihre Bitte um Wiederherstellung der lutherischen Kirche mit der Gültigkeit des lutherischen Bekenntnisses, den eigenen konfessionell lutherischen Gottesdiensten und selbständiger Verfassung, wurden von der preußischen Regierung abgeschlagen. Stattdessen wurden die Lutheraner jahrelang verfolgt, ihre Pfarrer inhaftiert, ihre Glieder vom Staat benachteiligt und teilweise unter Einsatz des Militärs schikaniert, so dass viele nach Nordamerika und Australien auswanderten. 1841 kam es zur staatlichen Duldung, später zur vollen Anerkennung. Zeitweise diente sie nach der preußischen Union auch als Garnisonskirche für die sächsischen Soldaten, die Lutheraner waren. König Friedrich Wilhelm IV. untersagte der Gemeinde die weitere Nutzung der Garnisonskirche, woraufhin sie eine eigene Kirche bauen musste.

Unter vielen Mühen und Kosten wurde die Kirche in der Annenstraße nach den Plänen des späteren Stadtbaurates und Schinkelschülers Hermann Blankenstein gebaut und nach nur zweijähriger Bauzeit am 11. Oktober 1857 geweiht. Somit ist sie heute das zweitälteste Kirchgebäude in der Luisenstadt nach der in der Oranienstrasse gelegenen evangelischen St. Jacobi-Kirche (1844-1845) . Einer der ersten Pfarrer der Gemeinde war Pastor Lasius, dessen Grabstein vor der Kirche steht. Bis 1908 gab es eine gemeindeeigene Schule. Das Schulhaus wurde 1945 völlig zerstört, während die Kirche Brand und Bombenschäden aufwies. Die Kirche wurde 1946 wieder hergestellt. In den Jahren 1956, 1975 bis 1981 und 1989/90 wurden Kirche, Pfarrhaus und Orgel renoviert bzw. erneuert. Heute finden ca. 1200 Personen in ihr Platz. Eine Besonderheit für das sonst protestantisch-uniert geprägte Berlin sind die sonntäglich gefeierten lutherischen Hochmessen.

Das Jahr 1961 markiert durch den Bau der Berliner Mauer nochmals einen tiefen Einschnitt in die Gemeindegeschichte. Etliche Gemeindeglieder waren von ihrer Kirche abgeschnitten. Das führte zur Gründung einer neuen, bis heute bestehenden Tochter: Der Paulus Gemeinde in Neukölln. Weitere Tochtergemeinden dieser Kirchengemeinde, die zur SELK gehören, gibt es noch in folgenden Berliner Bezirken: Spandau, Wilmersdorf, Wedding, Steglitz, Zehlendorf und Marzahn.

Kirchbau

Die Kirche ist ein Klinkerverblendbau. An den Seiten befinden sich je fünf Rundbogenfenster, welche christliche Symbole aus buntem Glas zeigen. Im Altarbereich befinden sich noch einmal drei Rundbogenfenster, von denen das mittlere die Lutherrose darstellt. Da den Altlutheranern verboten war Kirchtürme zu bauen, wurde lediglich der Mittelteil zur Straßenfront leicht erhöht und das Kruzifix darauf angebracht. Im Inneren des dreischiffigen Baus befindet sich noch die Original-Kanzel. Der Altar wurde nach dem Krieg von Wilhelm Groß gestaltet. Die Orgel wurde 1989/90 von der Firma Schuke gebaut, wobei das Original-Prospekt aus der Erbauungszeit restauriert wurde.

Am 31. Oktober 1864 wurden das Pfarrhaus und das Schulgebäude eingeweiht, die links und rechts, in ähnlichem Stil, direkt an die Kirche angebaut wurden. Während das Schulgebäude im Krieg schwer beschädigt uns später abgerissen wurde, blieb das Pfarrhaus erhalten. 1888 wurde auf dem Hof hinter der Schule ein Lehrerhaus errichtet, welches heute als Mietshaus genutzt wird.

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Stier: 100 Jahre Lutherische Kirche in Berlin. 1835–1935. Luth. Bücherverein, Breslau 1935.
  • Der Kirchenvorstand, Dr. Ewald Schlechter (Hrsg.): 1857–2007. 150 Jahre Evangelisch-Lutherische Kirche, Annenstraße, Berlin-Mitte. Herrenhut 2007.

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