Frankenthal-Klasse
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Allgemeine Informationen | ||
Klasse: | Minenjagdboot Klasse 332/01-12 | |
Typboot: | Frankenthal | |
Einheiten | 12 (2 außer Dienst) | |
Bauwerften: | ||
Kiellegung: | 1990 bis 1997 | |
Stapellauf: | 1992 bis 1998 | |
Indienststellung: | 1992 bis 1998 | |
Außerdienststellung: | Frankenthal (332/01; 2006) Weiden (332/02; 2006) | |
Technische Daten und Informationen | ||
Einsatzverdrängung: | 644 t | |
Länge über alles: | 54,40 m | |
Breite über alles: | 9,20 m | |
Seitenhöhe : | 4,85 m (Hauptdeck) 6,44 m (B-Deck) | |
Tiefgang: | 2,50 m (Konstruktion) 2,60 m (Einsatz) | |
Gesamtleistung: | 4.080 kW (5.550 PS) (Konstruktion) 4.480 kW (6.090 PS) (Kurzhöchstleistung) | |
Geschwindigkeit: | 2,0 bis 6,0 kn (Langsamfahrt) 12,0 kn (Marsch) über 18,0 kn (Dauerhöchst) | |
Brennstoffvorrat: | 60,29 m3 | |
Besatzung: | 44 Personen | |
Antrieb: |
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E-Maschinenanlage: |
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- Hauptartikel: Minenabwehrfahrzeuge der Deutschen Marine
Die Boote der Frankenthal-Klasse gehören zur dritten Generation der deutschen Nachkriegsminenjagdboote. Ebenso wie die Hameln-Klasse (Klasse 343), die Kulmbach-Klasse (Klasse 333) und die Ensdorf-Klasse (Klasse 352) wurden die Boote der Klasse auf der Grundlage der Einheitsplattform, welche einen einheitlichen Bootskörper für alle vier Klassen vorsieht, gebaut. Bedingt durch die unterschiedlichen Aufgabenstellungen unterscheidet sích die Frankenthal-Klasse allerdings von den anderen Bootsklassen hauptsächlich im Bereich der Aufbauten. Die Minenjagdboote der Klasse 332 ersetzten die Küsten- minensuchboote der Lindau-Klasse (Klasse 320).
Aufgaben
Hauptaufgabe eines Minenjagdbootes ist das Suchen und Vernichten von Seeminen. Aufgrund ihrer Ausstattung ist es den Booten darüber hinaus möglich, eine genaue Kartographie des Meeresbodens vorzunehmen; daneben können zahlreiche Wrackteile geortet werden, um diese für die Seeschiffahrt zu vermerken. Neben der Minenräumung sind die Boote auch in der Lage als Minenwurfplattform zu dienen.
Vorgeschichte der Beschaffung
Die Taktische-Technische Forderung für die Klasse 332 wurde im Jahre 1980 erstellt, die Erstellung der Definition mit Ablieferung im Frühjahr des Jahres 1987 übernahmen die Firmengruppen AEG und MBB.
Die Klasse 332 wurde parallel zu der Klasse 343 entwickelt, Entwurf und Konstruktion wurde durch die Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, München, die STN Systemtechnik Nord GmbH, Hamburg, die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) 343, Bremen, und ARGE MJ 332, Bremen, ausgeführt.
Die ARGE MJ 332 und ARGE 343 bestanden jeweils aus den Unternehmen Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen, Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG, Lemwerder, und Krögerwerft Rendsburg GmbH, Rendsburg.
Der erste Einzelentwurf sah ein Minenjagdboot mit einer Verdrängung von ca. 400 t vor, die Antriebsmaschinenanlage sollte aus zwei Antriebsdieselmotoren KHD BA 12M 814 LLK-R mit je 600 kW (816 PS), zwei Verstellpropeller auf zwei Wellen und einem E-Zusatzantrieb für Schleichfahrt bestehen. Die E-Maschinenanlage sollte aus insgesamt vier Dieselgeneratoren bestehen. Als Effektoren waren ein 40-mm-Geschütz L/70 Typ 58 und ein Nächstbereich-Flugabwehr-Flugkörper-System RIM-116 RAM, als Sensoren entweder das optronische PEAB 9 L V 100 oder das radar-, infrarot- und lasergestützte PEAB 9 LV 200 MV2 vorgesehen.
Die Vertragsunterzeichnung zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), Koblenz, und dem Generalunternehmer (GU) fand am 30. September 1988 statt. Die Erteilung des Bauauftrages für die ersten zehn Minenjagdboote an die ARGE MJ 332 erfolgte am 24. November 1988. Der Bauauftrag für zwei weitere erfolgte am 13. Oktober 1995, GU waren die STN Atlas Elektronik GmbH, Bremen, und die ARGE MJ 332, Bremen.
Schiffbautechnische Beschreibung
Der Bootskörper und der Aufbau bestehen aus amagnetischem Chrom-Nickel-Mangan-Molybdän-Stickstoff-Schiffbaustahl und beim Bau wurde das Längsspant- und Querrahmensystem angewandt. Das Minenjagdboot verfügt über eine halbversenkte Back, zehn wasserdichte Abteilungen und ABC-Schutz.
Das Minenjagdboot hat eine Einsatzverdrängung von 650 t bei einer Länge über alles von 54,40 m, einer Breite über alles von 9,20 m, einem Konstruktionstiefgang von 2,50 m und einem Einsatztiefgang von 2,60 m.
Das Minenjagdboot verfügt über zwei Antriebsdieselmotoren MTU 16V 396 TB84 mit je 2.040 kW (2.775 PS), zwei Wellen mit zwei Sulzer-Escher-Wyss-Verstellpropeller mit einem Durchmesser von 1,90 m und zwei Hochleistungsflossenruder. Drei E-Dieselmotoren MWM mit je 230 kW (312 PS) und drei Generatoren mit je 160 kVA komplettieren die Maschinenanlage.
Die Konstruktionsgesamtleistung liegt bei 4.080 kW (5.550 PS), die Kurzhöchstgesamtleistung bei 4.480 kW (6.090 PS). Die Langsamfahrgeschwindigkeit beträgt 2 bis 6 kn, die Marschgeschwindigkeit 12 kn und die Dauerhöchstgeschwindigkeit über 18 n.
Das Minenjagdboot hat einen Brennstoffvorrat von 60,29 m3.
Als Sensoren stehen Navigationsanlage NBD, Funkpeiler, Radargerät Raytheon SPS-64 L-Band, Satellitennavigationsanlage GPS-Navstar, System zur Auswertung und Darstellung taktischer Daten im Minenkampf (SATAM), Datenauswerte- und Informationssystem (DAISY), Minenjagdsystem Atlas Elektronik MWS 80-4 und Sonar Atlas Elektronik DSQS-11M zur Verfügung.

Derzeit wird ein Teil der Schiffe auf das Marineleichtgeschütz (MLG) 27 umgerüstet, bei den meisten Schiffe ist noch ein 40 mm-Bofors-Geschütz L/70) monitert. Außerdem stehen zwei Flugabwehrsysteme FIM-92 Stinger (Fliegerfaust 2), Minenjagdgeräteausstattung und Minenwurfeinrichtung zur Verfügung.
Als ergänzende Ausrüstung verfügt das Minenjagdboot über Magnetischen Eigenschutz (MES), zwei Minenjagddrohnen STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3, Minentaucherausrüstung, Taucherdruckkammer Teleskop-Bordkran, ein Schlauchboot, vier Rettungsinseln und zwei Buganker in Seitenklüsen.
Besatzung
Das Minenjagdboot kann eine Besatzung von bis zu 44 Personen aufnehmen. Zur Besatzung gehörten neben den allgemeinen Soldaten, wie Navigatoren, Singnälern und Technikern auch spezialisierte Minentaucher, für die u.a. eine Taucherdruckkammer zur Verfügung steht.
Minenjagdageräteausstattung
Für die Minenjagd verfügt das Minenjagdboot über das Sonar Atlas Elektronik DSQS-11M, das einen steuerbaren Suchsektor von 90° abdecken kann, sowie die Minenjagddrohne STN Systemtechnik Nord PINGUIN B3 zur Verfügung. Die erfassten Daten werden mit dem System zur Auswertung und Darstellung taktischer Daten im Minenkampf (SATAM) ausgewertet.
Für die Minenbekämpfung stehen 28 Minenvernichtungsladungen zur Verfügung.
Minenwurfeinrichtung
Das Minenjagdboot ist in der Lage bis zu 20 Seeminen (Ankertau- und Grundminen) aufzunehmen, welche sie bei Bedarf vom Achterdeck aus wirft.
Handwaffen und Kampfmittel
Für Wach- und Sicherungsaufgaben werden wenigstens zwei Maschinengewehren MG3, drei Gewehren HK G36, drei Maschinenpistolen MPi2 sowie zwei Pistolen HK P8 und Handgranaten an Bord mitgeführt, sowie eine einläufige und eine doppelläufige Signalpistole.
Geschwader
Ursprünglich gehörten alle zwölf Boote der Klasse zum 1. Minensuchgeschwader, da dieses Geschwader als Typgeschwader Klasse 332 gedacht war. Im Jahre 1999 kam es allerdings zu Umstrukturierungen, in Folge deren die Boote Frankenthal, Sulzbach-Rosenberg und Bad Rappenau dem 3. Minensuchgeschwader unterstellt wurden. Als am 22. Dezember 2005 das 1. Minensuchgeschwader außer Dienst gestellt wurde, kamen die verbleibenden neun Einheiten in das 3. und 5. Minensuchgeschwader.
Sonstiges
Ursprünglich sollte die Klasse Weiden-Klasse heißen, da die Weiden das älteste Boot dieses Typs war, allerdings wurde die Frankenthal, obwohl später auf Kiel gelegt, früher als die Weiden in Dienst gestellt. In manchen Quellen findet man den Namen Weiden-Klasse parallel zum eigentlichen Namen.
Galerie
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Minenjagdboot Weiden auf der Slipanlage
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Minenjagdboot Weiden im Marinearsenal Kiel
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Propeller des Minenjagdbootes Weiden
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Steuerstand des Minenjagdbootes Weiden
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Munition für das 40-mm-Geschütz L/70
Minenjagdboote der Frankenthal-Klasse
Klasse, Name |
Optisches Rufzeichen, Internationales Rufzeichen |
Bauwerft | Kiellegung, Stapellauf, Indienststellung |
Dislozierung/Verbleib |
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332/11 Fulda |
M 1058 DRFC |
Abeking & Rasmussen | n.a. 29.09.1997 05.06.1998 |
3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/12 Weilheim |
M 1059 DRFD |
Lürssenwerft | n.a. 26.02.1998 26.11.1998 |
3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/02 Weiden |
M 1060 (DRES) |
Abeking & Rasmussen | 01.03.1990 14.05.1992 30.03.1993 |
30.06.2006 außer Dienst; Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate, für diese am 30.06.2006 als AL HASBAH in Dienst der VAE-Marine. |
332/03 Rottweil |
M 1061 DRET |
Lürssenwerft | n.a. 12.03.1992 07.07.1993 |
Minentaucherboot der Spezialisierten Einsatzkräfte (SEK M) |
332/10 Sulzbach-Rosenberg |
M 1062 DREU |
Lürssenwerft | n.a. 27.04.1995 23.01.1996 |
3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/04 Bad Bevensen |
M 1063 DREV |
Lürssenwerft | n.a. 21.01.1993 09.12.1993 |
5. Minensuchgeschwader, Kiel (ab Ende 2008 zu SEK M) |
332/06 Grömitz |
M 1064 DREW |
Krögerwerft | n.a. 29.04.1993 23.08.1994 |
5. Minensuchgeschwader, Kiel (ab Ende 2008 zu SEK M) |
332/08 Dillingen |
M 1065 DREX |
Abeking & Rasmussen | n.a. 26.05.1994 25.04.1995 |
3. Minensuchgeschwader, Kiel |
332/01 Frankenthal |
M 1066 (DREY) |
Lürssenwerft | n.a. 06.02.1992 16.12.1992 |
30.06.2006 außer Dienst; Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate, für diese am 30.06.2006 als AL MADJAN in Dienst. |
332/05 Bad Rappenau |
M 1067 DREZ |
Abeking & Rasmussen | 03.06.1993 19.04.1994 |
5. Minensuchgeschwader, Kiel (ab Ende 2008 zu SEK M) |
332/07 Datteln |
M 1068 DRFA |
Krögerwerft | n.a. 27.01.1994 08.12.1994 |
5. Minensuchgeschwader, Kiel (ab Ende 2008 zu SEK M) |
332/09 Homburg |
M 1069 DRFB |
Krögerwerft | n.a. 21.04.1994 26.09.1995 |
3. Minensuchgeschwader, Kiel |
Literatur
- Stephen Saunders (Hrsg.) (2007). Jane's Fighting Ships 2007-2008. Coulsdon (UK): Jane's Information Group Limited.
- Hannes Ewerth, Peter Neumann (2006). Deutsche Marine. The German Navy. Hamburg, Berlin, Bonn: Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH.
- Presse- und Informationszentrum Marine (Hrsg.) (2006). Die Flotte. 9. Auflage. Glücksburg: Presse- und Informationszentrum Marine.
- Sigurd Hess, Guntram Schulze-Wegener, Dieter Stockfisch, Heinrich Walle (Hrsg.) (2006). 50 Jahre Deutsche Marine im Bild. Bonn, Frankfurt am Main: Report Verlag GmbH.
- Sigurd Hess, Guntram Schulze-Wegener, Heinrich Walle (Hrsg.) (2005). Faszination See. 50 Jahre Marine der Bundesrepublik Deutschland. Hamburg, Berlin, Bonn: Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH.
- Hendrik Killi (2002). Minensucher der Deutschen Marine. Hamburg, Berlin, Bonn: Koehlers Verlagsgesellschaft mbH/Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH.
- Siegfried Breyer, Gerhard Koop (1996). Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute. Bonn: Bernhard & Graefe Verlag GmbH.