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Haarfärbung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die Haarfarbe zu verändern: die physikalische Farbveränderung und die chemische.

Physikalische Farbveränderung

Diese Methode der Farbveränderung ist semipermanent, es verändert nicht das Naturpigment, man bedient sich sogenannter direktziehender Farbstoffe. Da die Farbe nicht in den Cortex des Haares eindringen kann, lagern sich die Farbstoffe nur an der Cuticula an. Daher hält diese Art der Farbveränderung nur bis zu ca. maximal 12 Haarwäschen. Die Pigmente in den so genannten Direktziehern sind kationaktiv. Durch die elektrisch positive Ladung (kationisch) der Farbe kann sie sich an die negativ geladenen (anionisch) Haare anlagern. Je poröser das Haar ist, umso intensiver legt sich die Farbe an dieser Stelle an und kann so weiter in den Cortex vordringen. Permanente oder aufhellende Ergebnisse sind mit dieser Methode jedoch nicht zu erzielen.

Des Weiteren kann man Pflanzenfarben zu den semipermanenten Farbveränderungen zählen. Bei der Pflanzenfarbe entfallen weitest gehend chemische Zusätze, die Haltbarkeit auf dem Haar ist daher auch eingeschränkt. Da es keine "Färbung" im eigentlichen Sinne ist, sind Hellerfärbungen nicht möglich. Mit Planzenfarbe gefärbtes Haar mit permanenten Haarfarben zu färben ist unratsam.

Unter die Kategorie "Direktziehende Farbstoffe" fallen folgende weitere Produkte:

  • Farbfestiger und Farbfönlotionen
    • Trägermasse: Alkohol; Verwendung: nach dem Haarewaschen Haar abdrücken, mit angefeuchteter Watte partienweise auftragen
  • Farbfönschäume
    • Trägermasse: Alkoholschaum;

Verwendung: nach dem Haarewaschen Haar abdrücken, mit Bürste partienweise auf das abgeteilte Haar auftragen

    • Trägermasse: PVP/VA Copolymere, Pflegestoffe;

Verwendung: mengenmäßig gleichmäßig auftragen - nach Einwirkzeit ausspülen

  • Farbspülung
    • Trägermasse: kationische Pflegestoffe;

Verwendung: nach dem Haarewaschen Haar abdrücken, mit Wasser verdünnt über das Haar gießen.

  • Farbgel/Farbcreme

Trägermasse: kationisches Gel auf Pflegestoffbasis; Verwendung: mengenmäßig gleichmäßig auftragen - trocknen lassen

Chemische Farbveränderung

Für eine dauerhafte Farbveränderung stehen dem Friseur zwei unterschiedliche Methoden zur Verfügung: die Blondierung und die oxidative Färbung.

Ein Produkt, welches bei beiden Arbeitsvorgängen benötigt wird, ist das H2O2 (Wasserstoffperoxid). Bedingt durch die Zugabe von H2O2 kommt es im Haar zu einem oxidativen Prozess, Sauerstoff wird angelagert und verändert die Farbwirkung der Pigmente.

Da die chemische Farbveränderung außer bei einer Blondierung additiv ist, also Farbstoffe angelagert werden, ist eine gezielte Färbung von bereits chemisch gefärbten Haar nicht mehr möglich.

H2O2 wird aufgrund der Reaktionsfreudigkeit des Sauerstoffs genutzt, um Haare färben zu können. Dem Friseur stehen folgende H2O2-Konzentrationen zur Verfügung:

  • 1,9%: leicht aufhellende Wirkung von 0,5 bis 1 Nuance in Verbindung mit Blondierung, sonst Ton-in-Ton Färbungen
  • 3%: sehr gut anwendbar bei Tönungen, Aufhellung bis zu 2 Nuancen bei Blondierung möglich
  • 6%: Permanentfärbung und Aufhellung mit Blondierung bis zu vier Tönen
  • 9%: Permanentfärbung aufhellend bis 2 Töne und Aufhellung von 4 bis 6 Tönen mit Blondierung
  • 12% Permanentfärbung aufhellend bis 4 Töne und Aufhellung von 4 bis 7 Tönen mit Blondierung
  • 18% nicht sinnvoll und notwendig, darf nicht auf Kopfhaut gelangen.

Jedoch ist H2O2 nicht alleine für den Schädigungsgrad der Haare verantwortlich!

Inhaltsstoffe

1. Farbvorstufen

Dieses sind unentwickelte Pigemente, die aufgrund ihrer geringen molekularen Größe sehr gut ins Haar vordringen können und damit eine regelmäßige Anfärbung erreichen. Erst durch die Zugabe von H2O2 wird der oxydative Vorgang ausgelöst. Durch den aktiven Sauerstoff blähen sich die Pigmente auf, die Farbe wird sichtbar. Da sich dieser Farbstoff überproportional ausdehnt kann er sich im Cortex des Haares festhalten. Nur wenn eine Haarfarbe Farbvorstufen enthält, kann weißes Haar zu 100 % abgedeckt werden. Grundsätzlich gibt es nur 2 Gruppen von Farbvorstufen, diese sind jedoch beide in jedem Naturton in unterschiedlichen Mengen enthalten.

  • Gruppe 1=braun-schwarz
  • Gruppe 2=gelb-grün

2. Nuanceure

Nuanceure sind teils entwickelte oder anoxydierte Farbbildner, welche einer Farbe eine bestimmte Richtung geben. Alle Farbstoffe werden aus verschiedenen chemischen Grundstoffen hergestellt und haltbar gemacht. Der strukturelle Aufbau der Haarfarbe ist teilweise sehr kompliziert. Das Farbmolekül Rot ist sehr klein und kann daher leicht ins Haar eindringen. Um ein gleichmäßiges Farbergebnis zu erzielen bzw. um den gefürchteten "Grünstich" ,meist bei Dunkelfärbungen zu verhindern,wird ein wenig Farbe mit Rotnuance zum Grundton beigemischt, da Rot die Komplementärfarbe zu Grün ist und sich somit beide gegenseitig neutralisieren. Bei Vermeidung von Rotstich wird ein Asch- oder Mattton beigemischt. So verhält sich auch Orange zu Blau und Violett zu Gelb.

3. Alkalien

In allen Haarfarben wird als Alkalisierungsmittel Ammoniakwasser oder ähnliche Stoffe verwendet (Toluene, Diamine, Resorcinol u.v.a.). Dabei sind Menge und pH-Wert unterschiedlich. Es hat die Eigenschaft sich zu verflüchtigen (abzugasen), deswegen sinkt die Konzentration mit der Länge der Einwirkzeit. Alkalien sind für das Haarefärben unabdingbar, da diese das Haar aufquellen und das Haar somit aufnahmefähiger machen. Erst dadurch kann die Farbe in den Cortex vordringen.

4. Trägermassen

Dazu gehören Lösungsmittel wie Isopropanol oder Ethanol... Creme (s.g. Nullmassen) oder Gels sind die gebräuchlichsten Trägermassen in der Farbkosmetik. Sie bestehen meist aus fettähnlichen, kationisch eingestellten Grundsubstanzen, welche pflegend wirken.

5. Netzmittel

fördern das Eindringen aller Wirkstoffe, da sie die Oberflächenspannung der Feuchtigkeit herabsetzen und sorgen für eine gleichmäßige Verteilung auf dem Haar.

6. Pufferstoffe

sorgen für einen gleichmäßigen Abbau der Wirkstoffe, d.h. sie sorgen dafür, dass nach dem Zusammenmischen der Farbmasse der Arbeitsablauf nicht explosionsartig von statten geht. Sie halten den pH-Wert konstant.

7. Reduktionsmittel

sie halten die Farbe in der Packung stabil und setzen die Oxidationsempfindlichkeit der Farbstoffe herab. Obwohl diese nicht verhindern können dass z.B. Rot-Farbstoffe schon nach einem halben Jahr nur noch zu ca. 70 % reaktionsfähig sind.

8. Duftstoffe

überlagern den starken Geruch speziell bei Alkalien.

Ablauf

Nach dem Zusammenmischen der Farbe mit H2O2 ergibt sich folgender Ablauf:

Alkalien (oder pH-6,8) quellen das Haar auf und neutralisieren die Stabilisierung des H2O2. Dadurch wird aktiver Sauerstoff frei. Dieser hellt, je nach Konzentration, das Naturpigment auf. Die Trägermasse sorgt dafür, dass die Haarfarbe haften bleibt und nicht "wandert". Die Netzmittel erleichtern die Aufnahmefähigkeit des Haares, Pufferstoffe regeln den gesamten Ablauf. Ab einer Zugabe von mind. 6% H2O2 wird das Naturpigment zuerst aufgehellt und gleichzeitig die Nuanceure ins Haar gebracht. Diese überlagern nun das Naturpigment, was schlussendlich zum gewünschten Ergebnis nach einer bestimmten Einwirkzeit (üblicherweise 25-30 min.) führt. Unabdingbar für den Friseur ist die genaue Bestimmung des Naturtons der Kundin, um die richtige H2O2-Konzentration zu bestimmen. Hierbei ist zu bedenken, das sich die Pigmente ab Tonstufe Mittelbraun auf Mittelblond von Phäomelanin zu Eumelanin ändert. Bei Hellerfärbungen ist dies besonders zu bedenken, da Hellerfärbungen wie physikalische Färbungen funktionieren und deshalb mit Blondierungen nicht zu verwechseln sind. Deshalb kann es passieren, das Färbungen von Mittelbraun auf Blond nur eingeschränkt funktionieren können.

Blondieren

Blondieren ist die intensivste Möglichkeit, künstliche und natürliche Farbpigmente aus dem Haar zu entfernen. Es kommt bei dieser, in einem Arbeitsgang, zu einem reduktiven (bei künstlichen) und zu einem oxydativen (bei natürlichen Pigmenten) chemischen Vorgang. Da die Blondierung nicht nur Farbpigmente zerstört, sondern auch viel der „Kittmasse“ des Cortex, ist Blondierung nur von Fachpersonal ohne größere Schäden einzusetzen. Andernfalls kann unsachgemäße Anwendung von Blondierung sogar bis zum Haarausfall führen. Im Blondierpulver sind Ammoniak und Persulfate enthalten, die die Wirkung des H2O2 auslöst . Die Unterschiede bei der Schnelligkeit der Aufhellung liegen ausschließlich an der Einwirkzeit und der Wärmezufuhr mittels Climazon o.ä. Um das Haar um 4- 5 Töne aufzuhellen benötigt man 6% H2O2 (Mischungsverhältnis mit Blondierpulver 1- 1,5)Achtung: Je höher die H2O2-Konzentration, desto heller wird das Ergebnis. Die Einwirkzeit beträgt 30- 45 min. mit Wärme etwas weniger, bei höheren H2O2 Konzentrationen (9 od. 12%) etwas mehr. Schonender für die Haare ist eine niedrige H2O2- Konzentration (z.B. 3- 1,9%) und dafür eine längere Einwirkzeit. Da die Phäomelanine (rot-orange-Pigmente im Haar) länger benötigen, um abgebaut werden zu können, erhält man so ein besseres und schöneres Farbergebnis (kein Gelbstich). Je höher die H2O2-Konzentration, umso höher die Haarschädigung. Der Oxidationsvorgang quillt das Haar und erzeugt Wärme. Verstärkt man diese, wird der Prozess beschleunigt und das H2O2 wird schneller aufgebraucht.


Saurer Abzug

Durch den sauren Abzug kann oxidative Haarfarbe wieder entfernt werden. Dies geschieht durch die Wegnahme des Sauerstoffmoleküls am Pigment und die dadurch verkleinerten Moleküle können dadurch mit reichlich Wasser wieder ausgespült werden und im besten Fall die Naturhaarfarbe wieder zum Vorschein kommen.

Siehe auch