Regulärer Ausdruck
Reguläre Ausdrücke (Abk. RegExp oder Regex, engl. regular expression) bilden eine Familie von kompakten, leistungsfähigen formalen Sprachen mit denen sich (Unter-)Mengen von Zeichenketten beschreiben lassen. Diese Sprachen werden von vielen Texteditoren und Hilfsprogrammen (hauptsächlich unter Unix) verwendet, um bestimmte Muster zu suchen und dann durch etwas anderes zu ersetzen oder eine Aktion auszuführen. Programme, die reguläre Ausdrücke benutzen, sind z.B. egrep, sed und awk, aber auch in Programmiersprachen wie Perl, Java, C#, Python, Tcl, PHP, Ruby und Gambas oder Texteditoren wie Emacs und vi lassen sich reguläre Ausdrücke verwenden.
Reguläre Ausdrücke werden in der Informatik, genauer in der Theorie der formalen Sprachen und der Automatentheorie untersucht. Hier bilden die Sprachen, die durch reguläre Ausdrücke beschrieben werden können (so genannte Reguläre Sprachen) die unterste Stufe der Chomsky-Hierarchie, also die einfachste Klasse von Sprachen. Reguläre Ausdrücke sind in ihrer Mächtigkeit gleichwertig mit den endlichen Automaten. Das bedeutet, dass sich ein regulärer Ausdruck immer als endlicher Automat realisieren lässt, was auch in der Praxis häufig angewandt wird.
Der Mathematiker Stephen Kleene benutzte eine Notation, die er reguläre Mengen nannte. Ken Thompson nutzte diese Notation um qed (eine Vorgängerversion des Unix-Editors ed) zu bauen und später das Werkzeug grep zu schreiben. Seither implementieren sehr viele Programme Funktionen um reguläre Ausdrücke zu nutzen. Viele davon benutzen die regex-Bibliothek von Henry Spencer oder PCRE von Philip Hazel.
Mit regulären Ausdrücken kann man die Grammatik einer regulären Sprache beschreiben. Sie entspricht dem Typ 3 der Grammatiken in der Chomsky-Hierarchie. Das bedeutet, dass man damit die Morphologie einer natürlichen Sprache beschreiben kann.
Elemente, mit denen sich ein regulärer Ausdruck festlegen lässt
Eine häufige Anwendung regulärer Ausdrücke besteht darin, spezielle Zeichenketten in einer Menge von Zeichenketten zu finden. Die im Folgenden angegebene Beschreibung ist eine (oft benutzte) Konvention, um Konzepte wie Zeichenklasse, Quantifizierung, Verknüpfung und Zusammenfassen konkret zu realisieren. Hierbei wird ein regulärer Ausdruck aus den Zeichen des zugrunde liegenden Alphabets in Kombination mit sogenannten Metazeichen ([, ], (, ), {, }, ?, +, *, ^, $, \, .) gebildet. Alle übrigen Zeichen des Alphabets stehen für sich selbst.
Zeichenliterale
Diejenigen Zeichen, die direkt (wörtlich, literal) übereinstimmen müssen, werden auch direkt notiert. Je nach System gibt es auch Möglichkeiten, den Oktal- oder Hexadezimalcode anzugeben.
Beliebiges Zeichen
Ein Punkt bedeutet, dass an seinem Platz ein (fast) beliebiges Zeichen stehen kann. Abhängig vom verwendeten Programm kann ein Punkt auch eine Newline beinhalten, die meisten Implementierungen sehen jedoch die Newline nicht als beliebiges Zeichen an.
Ein Zeichen aus einer Auswahl
Mit eckigen Klammern lässt sich eine Zeichenauswahl definieren. Der Ausdruck in eckigen Klammern steht dann für genau ein Zeichen aus dieser Auswahl (Einzeichenmuster).
Beispiele:
[Aa] | einfaches Aneinanderreihen von Zeichen, hier entweder "A" oder "a" |
[egh] | eines der Zeichen "e", "g" oder "h" |
[0-6] | Bindestrich für einen Bereich, hier also eine Ziffer von "0" bis "6" |
[A-Za-z0-9] | ein beliebiger Buchstabe oder eine beliebige Ziffer |
[^a] | ein beliebiges Zeichen außer "a" |
Vordefinierte Zeichenklassen
Es gibt vordefinierte Zeichenklassen. Die wichtigsten sind:
- \d : eine Zahl [0-9]
- \D : keine Zahl [^0-9]
- \w : ein Buchstabe, eine Zahl oder der Unterstrich [a-zA-Z_0-9]
- \W : kein Buchstabe, keine Zahl und kein Unterstrich [^\w]
- \s : Whitespace-Zeichen, meistens [ \f\n\r\t\v]
- \S : alle Zeichen außer die Whitespace-Zeichen [^\s]
Quantoren (auch Quantifizierer oder Wiederholungsfaktor, Angabe der Anzahl Wiederholungen)
Quantoren erlauben es, den vorherigen Ausdruck in verschiedener Vielfachheit in der Zeichenkette zuzulassen:
- ? : Der voranstehende Ausdruck ist optional, er kann einmal vorkommen, muss es aber nicht, d. h. der Ausdruck kommt null- oder einmal vor.
- + : Der voranstehende Ausdruck muss mindestens einmal vorkommen, darf aber auch mehrfach vorkommen.
- * : Der voranstehende Ausdruck darf beliebig oft (auch keinmal) vorkommen.
- {min,} : Der voranstehende Ausdruck muss mindestens min-mal vorkommen.
- {min,max} : Der voranstehende Ausdruck muss mindestens min-mal und darf maximal max-mal vorkommen.
- {n} : Der voranstehende Ausdruck muss exakt n-mal vorkommen.
Beispiele:
- "a+" erlaubt ein "a" oder ein "aa" oder auch "aaaa" etc.
- "[ab]+" dagegen erlaubt ein "a", "b", "aa", "baab" etc.
- Ein "[0-9]{2,5}" findet "13", "28333", "123", aber nicht "0", "123123223" etc.
Gruppierung mit runden Klammern
Ausdrücke lassen sich mit runden Klammern "(" und ")" zusammenfassen: Etwa erlaubt "(abc)+" ein "abc" oder ein "abcabc" etc.
Einige Programme speichern die Gruppierung ab und ermöglichen deren Wiederverwendung im Regulären Ausdruck oder bei der Textersetzung: Ein Suchen und Ersetzen mit
AA(.*?)BB
als Regulären Suchausdruck und
\1
als Ersetzung ersetzt alle Zeichenketten, die von AA und BB eingeschlossen sind, durch den zwischen AA und BB enthaltenen Text. D. h. AA und BB und das dazwischen wird ersetzt durch das dazwischen, also fehlen AA und BB im Ergebnis. \1, \2 usw. nennt man Rückwärtsreferenzen. \1 bezieht sich auf das erste Klammerpaar, \2 auf das zweite usw.; dabei zählt man die öffnenden Klammern.
Interpreten von regulären Ausdrücken, die Rückwärtsreferenzen zulassen, entsprechen nicht mehr dem Typ 3 der Chomsky-Hierarchie. Mit dem Pumpinglemma lässt sich einfach zeigen, dass folgender regulärer Ausdruck, der feststellt, ob in einem String vor und nach der 1 die gleiche Anzahl von 0 steht, keine reguläre Sprache ist.
/^(0*)1\1$/
Alternativen
Man kann alternative Ausdrücke mit dem "|"-Symbol zulassen:
- "(ABC|abc)" bedeutet "ABC" oder "abc", aber z. B. nicht "Abc".
Spezielle Zeichen
Um die oft auf Textdateien bezogenen Anwendungen auf dem Computer zu unterstützen, werden in der Regel die folgenden Sonderzeichen definiert:
- ^ steht für den Zeilenanfang.
- $ steht für das Zeilenende.
- \b steht für die leere Zeichenkette am Wortanfang oder am Wortende.
- \B steht für die leere Zeichenkette, die nicht den Anfang oder das Ende eines Wortes bildet.
- \< steht für die leere Zeichenkette am Wortanfang.
- \> steht für die leere Zeichenkette am Wortende.
- \d Ziffer
- \D keine Ziffer
- \s Whitespace
- \S kein Whitespace
- . Zeichen
- + voriges Zeichen mindestens ein mal
- * voriges Zeichen beliebig oft
- ? voriges Zeichen null oder ein mal
Jedes der Metazeichen kann durch das "\"-Symbol aufgehoben werden. Beispielsweise lässt der Ausdruck "(A\*)+" die Zeichenketten "A*", "A*A*" etc. zu.
Werkzeuge
- Tcl Regular Expression Visualiser
- Regex-Coach - Programm, das anschaulich demonstriert, welche Auswirkungen reguläre Ausdrücke auf einen bestimmten Text haben, erlaubt Abarbeiten/Matchen des Ausdrucks in Schritten und vieles mehr
Siehe auch: Kleensche Hülle
Literatur
- Jeffrey Friedl: Reguläre Ausdrücke. O'Reilly, ISBN 3-89721-349-4. Sehr umfassendes, praxisnahes Buch, das aber auch einführende Kapitel aufweist, die für viele Arbeiten bereits ausreichen
- Tony Stubblebine: Reguläre Ausdrücke - kurz und gut. O'Reilly, ISBN 3-89721-264-1
- Mehran Habibi: Real World Regular Expressions with Java 1.4. Springer, ISBN 1-59059-107-0
Weblinks
- Reguläre Sprachen, reguläre Ausdrücke
- Regex-Kurs
- http://RegExLib.com/
- Beschreibung von SELFHTML
- http://www.regular-expressions.info/
- Regex-Trainings-Programm (donationware)
- http://ffm.junetz.de/members/reeg/DSP/node16.html
- http://www.php-resource.de/tutorials/read/10/1/
- http://regexp-evaluator.de/
- RefEx Tutorial (engl.)