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Ostkirchhof Ahrensfelde

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Kapelle des Ostkirchhofs Ahrensfelde

Ostkirchhof Ahrensfelde ist die Bezeichnung für den am 30. Juni 1908 eröffneten Friedhof der evangelischen Kirchengemeinden des Berliner Stadtsynodalverbandes auf dem Gebiet der brandenburgischen Gemeinde Ahrensfelde.

Der parkartig angelegte Friedhof liegt nordöstlich von Berlin außerhalb der Stadtgrenzen und weist mit 25 Hektar heute nur noch einen Bruchteil der für ihn ursprünglich geplanten Belegungsfläche auf. Das Areal, auf dem sich eine Jugendstil-Kapelle mit einer Steinmeyer-Orgel befindet, steht seit dem Jahr 2001 unter Denkmalschutz.

Geschichte

Grundlagen der Planung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich in den städtischen Bereichen von Berlin, das 1877 Millionenstadt wurde, eine Verknappung der verfügbaren Begräbnisplätze ab. Infolge des stetigen Bevölkerungswachstums und der Vorhaltung der zunehmend knapper gewordenen Freiflächen der Innenstadt für den Wohnungsbau entstanden Planungen für mehrere große, ausbaufähige Friedhöfe im Berliner Umland. Als zentraler Wirtschaftsverwaltung der evangelischen Kirche war der 1895 gegründete Stadtsynodalverband mit dieser Aufgabe betraut.

Nachdem schon 1881 der Berliner Gemeindefriedhof Friedrichsfelde, der erste vor den damaligen Toren Berlins gelegene Großfriedhof, auf Beschluss und in Eigentum des Berliner Magistrats eröffnet wurde, sah der Berliner Stadtsynodalverband die Anlage dreier großflächiger Zentralfriedhöfe in Ahrensfelde, Stahnsdorf und Mühlenbeck vor. Zur Konzipierung einer einheitlichen Gestaltung der Friedhöfe lobte man in der Zeitschrift „Die Gartenkunst“ einen Wettbewerb aus, deren eingereichte Entwürfe jedoch nicht den Vorstellungen der Verantwortlichen im Synodalverband entsprachen, weshalb für die Planung und Ausführung der Friedhofsanlagen der Architekt Gustav Werner (1859–1917) und der Garteningenieur der Berliner Stadtsynode Louis Meyer (1877–1955) beauftragt wurden.[1] Während so 1908 der Ostkirchhof Ahrensfelde und 1909 der Südwestkirchhof Stahnsdorf als Eigentum der evangelischen Kirchengemeinden entstanden, wurde die Anlage des Nordkirchhofs in Mühlenbeck nie realisiert.[2]

Entstehung

Am 29. März 1906 beschloss der Berliner Stadtsynodalverband in der Gemeinde Ahrensfelde nordwestlich der Wriezener Bahn für 1,33 Millionen Mark eine Fläche von etwa 1800 Morgen (450 Hektar) Land zu erwerben.[3][4] Ausschlaggebend für den Standort war der schon vorhandene Eisenbahnanschluss mit der geplanten Einrichtung eines Vorortverkehrs von Berlin in Richtung Werneuchen. In die im Zusammenhang mit der geplanten Errichtung des Kirchhofes an die Gemeinde gestellten Auflagen, der Pflasterung der Hauptzufuhrstraße des Lindenberger Weges, die Regulierung des Flusses Wuhle und die Beibehaltung der ortsüblichen Umsatzsteuern, willigte diese ein.[5]

Wuhlegraben auf dem Kirchhof

Schon Anfang Mai 1906 waren Ingenieure und Feldmesser dabei, das Gelände des künftigen Zentralfriedhofs zu vermessen und zu kartieren. Der Ostkirchhof sollte eine Musteranlage des Deutschen Reiches und dabei die zweitgrößte Beerdigungsstätte Deutschlands werden. Eine ähnliche Anlage existierte bis dahin nur mit dem Friedhof Ohlsdorf bei Hamburg. Gustav Werner und Louis Meyer schufen in Ahrensfelde unter Berücksichtigung der topographischen Besonderheiten einen weitläufigen, durchgrünten Parkfriedhof, deren Grundlage die vorhandenen 150 Morgen (37,5 Hektar) Waldungen bildeten.[6]

Bis August 1907 wurde das erste große Gebäude errichtet, das neben Wohnungen und Geräteräumen auch die Maschinen für den Wasserturm aufnahm.[7] Es folgten die Arbeiten an der Regulierung der Wuhle, die Pflasterung der Hauptzufahrtsstraße, das Abtragen des historischen Postberges, die Einfriedung der einzelnen Begräbnisplätze, das Aufstellen einer hölzernen Kapelle, die vorher auf dem Andreasfriedhof der Zwingligemeinde in Berlin-Friedrichshain stand, und der Bau eines Treibhauses in der Gärtnerei.[8] Der Termin der Erstbelegung am 1. Januar 1908 konnte jedoch nicht gehalten werden.[9] Anfang 1908 bis Mitte März des Jahres ruhten die Arbeiten sogar.[10] Ebenfalls im März 1908 wurden für längere Jahre nicht für Kirchhofszwecke benötigte Flächen, etwa 435 Morgen (circa 109 Hektar), zur Pacht ausgeboten.[11]

Entwicklung

Mit der Weiherede zur Einweihung der Kapelle durch den General-Superintendent Probst D. Faber am 30. Juni 1908 um 17 Uhr wurde der Ostkirchhof Ahrensfelde seiner Bestimmung übergeben. Die Eingangsliturgie hielt Pfarrer Koch (Samaritergemeinde Berlin), die Festpredigt Pfarrer Köster (Lazarusgemeinde Berlin).[12] Bei seiner Eröffnung umfasste der Friedhof eine Fläche von 1200 Morgen (300 Hektar),[13] nach anderen Angaben 285 Hektar,[1] bei einer Ausdehnung von 1700 x 1800 Metern.[13] Die vorläufig durch 20 Gemeinden genutzte Begräbnisstätte sollte später 30 Gemeinden mit insgesamt 30.000 Grabstellen dienen. Am 4. Juli 1908 um 16 Uhr fand durch Pfarrer Koch die erste Beisetzung statt, einer Frau namens Anna Schwarzenberg aus der Samaritergemeinde, die schon am 2. Juli vom Bahnhof Ahrensfelde mit einem Leichenwagen in die Kühlräume der Leichenhalle gebracht wurde.[13] Ihre Ruhestätte ist auf dem Kirchhof als Ehrengrab erhalten. Die Kosten der ersten Grablegung übernahm die Berliner Stadtsynode. Weitere vier Beerdigungen folgten noch am gleichen Tag, drei auf dem Samariter-Friedhof und eine auf dem Lazarus-Friedhof.[14]

Den Ostkirchhof, der in einzelne Gräberfelder zu je 30 Morgen je Gemeinde aufgeteilt war, durchzogen breite Promenaden zwischen den einzelnen Gräbern, Straßen genannt. Die Bestatteten wurden Kopf an Kopf angeordnet, der Zwischenraum zwischen den einzelnen Gräbern betrug 40 Zentimeter. Im Gegensatz zu den bisher üblichen städtischen Reihengräbern, nach der Beisetzung gemeinschaftlich geschlossenen Schachtgräbern, fanden auf den Friedhöfen des Ostkirchhofes nur Einzelbeerdigungen statt. Die Gräberfelder, auf denen zur Zeit der Eröffnung des Kirchhofes vorläufig nur je 3 Morgen für Beerdigungen eingerichtet waren, wurden auf 30 Jahre bis zur Zweitbelegung berechnet. Neben den Reihengräbern waren auch Plätze für von Hecken umgebenen sogenannten Gartengräbern vorgesehen. In der Mitte der Gräberfelder waren Schmuckplätze angelegt, auf dem ganzen Gelände wurden Ruhebänke aufgestellt und zwei Schutzhallen boten Unterstand bei widriger Witterung. Am Haupteingang bot eine Blumenhalle Kränze und Topfgewächse zum Kauf an.[14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Ostkirchhof Ahrensfelde unter Denkmalschutz, Artikel in der Zeitschrift „Friedhofskultur“, Ausgabe Januar 2002
  2. Die Krumme Linie: Friedhofsästhetik vom frühen 19. Jahrhundert bis zur wilhelminischen Zeit, Seite 100
  3. Kaufpreis des Geländes: Ostkirchhof Ahrensfelde unter Denkmalschutz, Artikel in der Zeitschrift „Friedhofskultur“, Ausgabe Januar 2002
  4. Größe der Fläche: Niederbarnimer Kreisblatt, 4. März 1908
  5. Niederbarnimer Kreisblatt 21. März 1906
  6. Niederbarnimer Kreisblatt 6. Mai 1906
  7. Niederbarnimer Kreisblatt, 11. August 1907
  8. Niederbarnimer Kreisblatt, 25. Oktober 1907
  9. Niederbarnimer Kreisblatt, 20. Dezember 1907
  10. Niederbarnimer Kreisblatt, 15. März 1908
  11. Niederbarnimer Kreisblatt, 4. März 1908
  12. Niederbarnimer Kreisblatt, 23. Juni 2008
  13. a b c Niederbarnimer Kreisblatt, 3. Juli 1908
  14. a b Niederbarnimer Kreisblatt, 8. Juli 1908
Commons: Ostkirchhof Ahrensfelde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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