David Ray Griffin

David Ray Griffin (* 1939) ist ein emeritierter US-amerikanischer Professor für Religionsphilosophie und Theologie.
Zusammen mit John B. Cobb, Jr. wird er als einer der fundamentalen Denker in der Prozesstheologie betrachtet. Erst seit wenigen Jahren präsentiert er Verschwörungstheorien zu den Terroranschlägen am 11. September 2001, die der offiziellen Version widersprechen [1]. Griffins Theorien unterstellen einigen Teilen der US-Regierung eine Beteiligung an den Anschlägen.
Hintergrund
David Ray Griffin lebt seit langer Zeit in Santa Barbara in Kalifornien, USA und war von 1973 bis April 2004 hauptberuflich Wissenschaftler. Er ist aktuell Co-Direktor des 'Center for Process Studies' und einer der führenden gegenwärtigen Vertreter der Prozesstheologie basierend auf der Prozessphilosophie von North Whitehead und Charles Hartshorne. Er ist auch einer der führenden Vertreter von Verschwörungstheorien, die die offizielle Version der Anschläge vom 11.09.2001 in Frage stellen.
Griffin wuchs in einer kleinen Stadt in Oregon auf, wo er in der Kirche 'Disciple of Christ' aktiv war. Nachdem Griffin sich entschieden hatte Pfarrer zu werden, ging er in das 'Northwest Christian College', war aber enttäuscht von der konservativ-fundamentalistischen Theologie, die dort gelehrt wurde. Nachdem er sein Studium als Magister an der Universität von Oregon abschlossen hatte, nahm er an einer Vorlesungsreihe von Paul Tillich an der 'Graduate Theological Union' in Berkeley, Kalifornien teil. In dieser Zeit faßte Griffin den Entschluß, sich auf philosophische Theologie zu konzentrieren. An der Claremont Graduate University promovierte Griffin 1979 zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.).
Als Student in Claremont war Griffin anfangs an asiatischen Regionen insbesondere an Vedanta interessiert. Dennoch begann er sich der Prozesstheologie zuzuwenden, als an John B. Cobbs Seminar über die Philosophie von Whitehead teilnahm. In der Anwendung Whiteheads Gedanken zu traditionellen theologischen Gebieten der Christologie und Theodizee entdeckte er, daß Prozesstheologie auch eine gute Grundlage für aktuelle soziale und ökologische Themen bildet. Nachdem er selbst Theologie und asiatische Religionen an der Universität von Dayton unterrichtet hatte, begann er zusätzlich die ausgeprägten postmodernen Aspekte von Whiteheads Gedanken besonders zu schätzen. Im Speziellen empfand Griffin Whiteheads nonsensationalistische Erkenntnistheorie und panexperientialistische Ontologie äußerst hilfreich bei Befassen mit den großen Problemen der Philosophie. Diese schließen folgenden Bereiche ein: Probleme der Interaktion von Körper und Geist, die Interaktion von freien oder festen Dingen, die Entstehung von Erfahrung aus Nicht-Erfahrung und die Entstehung von Zeit im Entstehungsprozess. 1973 ging Griffin zurück nach Claremont, um mit Cobb das 'Center for Process Studies' zu gründen.
Während des Forschungsfreisemesters 1980/81 an der Universität von Cambrigde und Berkeley entwickelte sich der Kontrast zwischen Moderne und Postmoderne zum Schwerpunkt in seinen Werken. Viele seiner Schriften sind der Entwicklung postmoderner Vorschläge zu aufkommenden Konflikten zwischen Religion und moderner Wissenschaft gewidmet. Griffin gelangte zu der Überzeugung, dass vieles von der Spannung zwischen Religion und Wissenschaft nicht nur das Ergebnis reaktionären Supranaturalismus ist, sondern auch der mechanistischen Weltsicht in Verbindung mit dem Aufkommen der modernen Wissenschaft im 17. Jahrhundert. 1983 gründete Griffin das 'Center for a Postmodern World' in Santa Barbara und wurde Herausgeber SUNY-Reihe 'Constructive Postmodern Philosophy' zwischen 1987 und 2004.
Theorien zu den Anschlägen vom 11. September
Nach dem Anschlägen des 11.09.2001 richtete Prof. Griffin seine Aufmerksamkeit von Fragen der Philosophie und Religion zu Politik und Geschichte, besonders zum Thema „Amerikanische Expansion und Imperialismus“. Er hatte vor ein Buch zu schreiben, das 9/11 als eine Antwort auf die aggressive US-Außenpolitik in 20. Jahrhundert erklärt:
„Bis zum Frühling 2003 habe ich mir nicht einen einzigen Beweis angesehen. Ich war mir zwar irgendwie bewusst, dass es Leute gab, zumindest im Internet, die Beweise aufzeigten gegen die offizielle Darstellung zu 9/11... Ich wusste zwar, dass die US-Regierungen bereits mehrmals Beweise gefälscht hatte, um in den Krieg zu ziehen, nichtsdestotrotz nahm ich diese Möglichkeit nicht ernst...ich war fest überzeugt, dass sie nicht recht haben konnten.“ [2]
Nachdem er die Werke von Paul Thompson und Nafeez Ahmed gelesen hatte, war er überzeugt von der Behauptung, es müsse eine Mittäterschaft von Einzelpersonen innerhalb der USA gegeben haben. Er trat der 9/11-Wahrheitsbewegung (9/11 Truth Movement) bei, die eine umfangreiche Untersuchung durch die US-Medien, den Kongress und die 9/11-Kommission fordert. Zu dieser Zeit machte er sich an sein erstes Buch zu diesem Thema, das er „The New Pearl Harbor: Disturbing Questions About the Bush Administration and 9/11“ (dt.etwa: Das neue Pearl Habour: beunruhigende Fragen über die Bush-Regierung und den 11. September) nannte.
Teil Eins des Buches beleuchtet die Ereignisse des 11. Septembers, indem es nacheinander alle Flüge, das Verhalten von Präsident Bush und seinen Schutz durch den Secret Service behandelt. Teil Zwei untersucht 9/11 in einem ausgedehnteren Kontext in der Form von vier „beunruhigenden Fragen“. Prof. Griffin bespricht das Buch und die Behauptungen in einem Interview mit Nick Welch unter der Überschrift „Thinking Unthinkable Thoughts: Theologian Charges White House Complicity in 9/11 Attack“ (dt. etwa: Denken undenkbarer Gedanken: Theologe beschuldigt das Weisse Haus der Mittäterschaft an den Anschlägen vom 11. September) [3].
Kritiker von Prof. Griffins Thesen, wie z.B. Chip Berlet behaupten, dass viele der Anschuldigungen in dem Buch widerlegbar seien. Griffin wies diese Kritik zurück widersprach Berlet. Andere Rezensenten wie Mike Williams behaupten zahlreiche Probleme gefunden zu haben.
Griffins zweites Buch zu diesem Thema ist eine direkte Kritik des 9/11-Kommissionsberichts mit Namen „The 9/11 Commission Report: Omissions And Distortions“ (dt. etwa: Der Kommissionsbericht des 11. Septembers: Auslassungen und Falschdarstellungen). Griffins Artikel „The 9/11 Commission Report: A 571-page Lie“ (dt. etwa: Der Kommissionsbericht des 11. Septembers: eine 571-Seiten-Lüge) fasst das Buch zusammen, indem es 115 Beispiele von entweder Auslassungen oder Falschdarstellungen von Beweisen in dem Untersuchungsbericht behauptet und den ganzen Bericht als ein Werkzeug einer großen Lüge darstellt: die offizielle Version zum 11. September sei wahr.
In seinem nächsten Buch „Christian Faith and the Truth Behind 9/11: A Call to Reflection and Action“ (dt. etwa: Christlicher Glaube und die Wahrheit hinter dem 11. September: ein Aufruf zum Nachdenken und Handeln) fasst er zusammen, was er für Beweise einer Mittäterschaft der US-Regierung hält und reflektiert über die Auswirkungen für Christen. Der Verlag des Buches 'Presbyterian Publishing Corporation' bemerkt, dass Griffin ein angesehener Theologe sei, lobt den religiösen Inhalt des Buches, sagt aber auch: „Das Gremium glaubt, dass die Verschwörungstheorie unberechtigt sei und auf fragwürdigen Untersuchungen basiere.“
2006 gab Griffin zusammen mit Peter Dale Scott das Buch „9/11 and the American Empire: Intellectuals Speak Out“ (dt. etwa: Der 11. September und das Amerikanische Imperium: Akademiker äußern sich) heraus, das eine Sammlung von Abhandlungen enthält; u.a. den Aufsatz von Prof. Dr. Steven E. Jones „Why Indeed Did The World Trade Center Towers Collapse?„ (dt. etwa: Warum nur stürzten die Türme des World Trade Centers ein?).
Sein Werk von 2007 „Debunking 9/11 Debunking“ (dt. etwa: Entlarvung der Entlarvung (der Verschwörungstheorien) zum 11. September) betrachtet, wie die Massenmedien, speziell die Zeitschrift 'Popular Mechanics' versuchen, die alternativen Theorien zum 11. September zu entlarven und deren Taktiken, den Leser zu überzeugen, dass Ihnen diese Entlarvung auch gelungen sein.
2008 erschien sein neues Buch „9/11 Contradictions: An Open Letter to Congress and the Press“ (dt. etwa: 11. September - Widersprüche: ein offener Brief an den Kongress und die Presse), das diesmal keine Theorien enthält, sondern sich ausschließlich auf die internen Widersprüche der Aussagen der Kommission konzentriert.
Prof. Griffin hat zahlreiche Vorlesungen gehalten, die bei der „9/11-Wahrheitsbewegung“ populär sind und hat außerdem Interview in alternativen Mediensendungen gegeben, wie die „Alex Jones Radio Show". Eine Vorlesung mit dem Titel „9/11 and American Empire: How should religious people respond?“ (dt. etwa: Der 11. September und das Amerikanische Imperium: wie sollten gläubige Menschen reagieren?), gehalten an der Universität von Wisconsin-Madison, wurde sogar auf C-SPAN (Sender für Regierungsnachrichten) gehalten. Am Ende einer seiner Vorlesungen, „9/11: The Myth and the Reality“ (dt. etwa: Der 11. September – Mythos und Realität) wurde Griffin gefragt, warum ein Theologe solch ein Interesse am 11. September habe, worauf er antwortete: „Wenn der 11. September kein theologisches Thema, dann weiß ich nicht, was eines wäre.“
In einer Rezension, die in dem Magazin „The Nation“ erschien, verwarf der frühere CIA-Agent Robert Baer die Hauptpunkte von Griffins Schriften als nur eine von einer langen Liste von Verschwörungstheorien zu nationalen Tragödien, gab aber an, daß die Bush-Regierung ein Klima der Verschwiegenheit und des Mißtrauens geschaffen hat, die gerade solche Erklärungen erst hervorrufen. Später sagte er noch:
„Wenn wir nicht eine vollständige, ehrliche und transparente Untersuchung bekommen – nicht eine, die auf Bekenntnissen durch Folter beruht -- werden wir niemals erfahren, was am 11. September geschehen ist.“
Literatur
- God, Power, and Evil: A Process Theodicy, Westminster/John Knox Press 2004, ISBN 0-664-22906-9
- The New Pearl Harbor: Disturbing Questions about the Bush Administration and 9/11, Olive Branch Press / Interlink Publ. 2004, ISBN 1-56656-552-9
- Debunking 9/11 Debunking: An Answer to Popular Mechanics and Other Defenders of the Official Conspiracy Theory, Interlink Publ. 2005, ISBN 1-56656-686-X
- The 9/11 Commission Report: Omissions and Distortions, Interlink Publ. 2005, ISBN 1-56656-584-7
- The American Empire and the Commonwealth of God: A Political, Economic, Religious Statement, Westminster John Knox Press 2006, ISBN 0-664-23009-1
- Christian Faith and the Truth Behind 9/11: A Call to Reflection and Action, Westminster John Knox Press 2006, ISBN 0-664-23117-9
- 9/11 and American Empire, Volume 1: Intellectuals Speak Out, Interlink Publ. 2006, ISBN 1-56656-659-2
- The New Pearl Harbor: Disturbing Questions about the Bush Administration and 9/11, Neuauflage, Arris Publ. 2007, ISBN 1-84437-067-4
- 9/11 Contradictions: An Open Letter to Congress and the Press, Interlink Publ. 2008, ISBN 1-56656-716-5
- New Pearl Harbor Revisited: 9/11, the Cover-up and the Expose, Arris 10/2008, ISBN 1-84437-076-3
- America in Peril von Bob Aldridge und David Ray Griffin (Vorwort), Hope Pub House 2008, ISBN 1-932717-15-3
- The 9/11 Mystery Plane: And the Vanishing of America von Mark Howard Gaffney und Dr David Ray Griffin (Vorwort), Trine Day 2008, ISBN 0-9799886-0-8
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Griffin, David Ray |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Professor für Religionsphilosophie und Theologie |
GEBURTSDATUM | 1939 |
- ↑ The Disbelievers - 9/11 Conspiracy Theorists Are Building Their Case Against the Government From Ground Zero. Washington Post
- ↑ David Ray Griffin, Richard Falk: The New Pearl Harbor: Disturbing Questions About the Bush Administration and 9/11. 2004, ISBN 1-56656-552-9, S. 13 (bogusstory.com [abgerufen am 26. Juli 2007]).
- ↑ Native Forest Council: News