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Theudebert I.

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Theudebert I., (* um 500, † Ende 547 oder Anfang 548), war ein merowingischer König, der seit 533 in Austrasien herrschte und in Reims residierte.

Leben

Theudebert war der Sohn des Frankenkönigs Theuderich I. und in erster Ehe seit 532 mit Deuteria verheiratet, einer Gallo-Römerin, die er um 537/538 verstieß, in zweiter Ehe dann mit Wisigarda, der Tochter des Langobardenkönigs Wacho. Er schloss später noch eine dritte Ehe mit einer unbekannten Frau. Mit Deuteria hatte er einen Sohn, Theudebald (* 533/535, † 555), darüber hinaus eine Tochter, Berthoara, die von einer der beiden anderen Frauen stammt.

Bereits im Jahre 532 führte Theudebert die Eroberung südaquitanischer civitates – in der Spätantike waren dies Siedlungskammern mit einer zentralen Festungsanlage und zugehörigen Siedlungen sowie kleinere Befestigungen – zusammen mit Chlothars Sohn Gunthar durch. Nach Theuderichs I. Tod Ende 533 konnte Theudebert seinen Erbanspruch durch die Unterstützung der Großen seines Reiches gegen den versuchten Zugriff seiner Onkel Childebert I. und Chlothar I. durchsetzen. Schon bald danach verbündete sich der kinderlos gebliebene Childebert mit Theudebert und beteiligte ihn an der Aufteilung des Erbes Chlodomers in Burgund. Bald darauf adoptierte er ihn.

Gemeinsam gingen die merowingischen Könige dann gegen die Ostgoten vor; diese befanden sich seit 535 im Krieg mit Ostrom und überließen den Merowingern daher einige südgallische Gebiete, um nicht an zwei Fronten kämpfen zu müssen. Doch Theudebert hielt sich nicht an die Vereinbarungen: Im Bündnis mit den Langobarden – dazu hatte er die Königstochter Wisigarda geheiratet – und den Gepiden gewann Theudebert die norischen Provinzen sowie Raetien. Große Teile Venetiens wurden 545 unter Ausnutzung der heftigen Kämpfe zwischen den Ostgoten und dem oströmischen Kaiser Justinian I. besetzt, die Konfrontation mit den Oströmern aber weitgehend vermieden. Der oströmische Historiker Prokopios von Caesarea berichtet, dass die fränkischen Truppen geradezu barbarisch in Italien gehaust und sogar Menschen geopfert haben sollen.[1] Die Ostgoten, mit denen die Franken ja eigentlich verbündet waren, sollten diesen fränkischen Einfall bis zu ihrem Ende nicht vergessen.

Theudebert war sowohl ein begabter Herrscher als auch ein oft rücksichtslos agierender Machtmensch. Sein imperiales Auftreten unterstrich er mit der Prägung von Goldmünzen mit eigenem Bild – ein Privileg, das bislang dem oströmischen Kaiser, dem nominellen Oberherren auch des westlichen Mittelmeerraumes, vorbehalten gewesen war – und der Ausrichtung von Circusspielen im von ihm eroberten Arles. Ebenso erklärte er in einem Brief an Justinian, dass er ein Reich beherrsche, welches sich vom Westgotenreich und der Nordsee bis nach Pannonien erstrecke[2], was freilich keinesfalls der Realität entsprach und eher die Machtambitionen Theudeberts verdeutlicht. Eine direkte Konfrontation mit Kaiser Justinian I. vermied Theudebert allerdings weiterhin.

Theudebert, mit dem sich die spätantike Phase des Frankenreichs dem Ende näherte (wobei bei allen Merowingern [wenigstens bis ins späte 6. Jahrhundert] grundsätzlich die Problematik der Zuordnung Spätantike/Frühmittelalter besteht), starb schon im 14. Jahr seiner Regierung (Ende 547 oder Anfang 548). Als König folgte ihm sein Sohn Theudebald nach.

Literatur

Quellen

Sekundärliteratur

  • Roger Collins: Theodebert I, "Rex Magnus Francorum". In: Festschrift für J.M. Wallace-Hadrill, 1983, S. 7–33.
  • Eugen Ewig: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511–613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1952.
  • Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-017044-9.
  • Reinhard Schneider: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hirsemann, Stuttgart 1972.
  • Karl Ferdinand Werner: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995.
  • Erich Zöllner: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck, München 1970.

Einzelnachweise

  1. Prokop, Bella, 6,25.
  2. Epistolae Austrasiacae 20, in: Epistolae (in Quart) 3: Epistolae Merowingici et Karolini aevi (I). Herausgegeben von Wilhelm Gundlach, Ernst Dümmler u. a. Berlin 1892, S. 133 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)


VorgängerAmtNachfolger
Theuderich I.König in Franken /Teilreich Metz
534-548
Theudebald