Kabuki

Kabuki (jap. 歌舞伎, dt. „Gesang und Tanz“) ist das traditionelle japanische Theater des Bürgertums der Edo-Zeit. Kabuki ist eine im wesentlichen säkulare Kunstform und etwas weniger formell als das ältere, vom Buddhismus geprägte Nō-Theater der Samurai. Im wesentlichen besteht ein Kabuki aus Gesang, Pantomime und Tanz. Kabuki wurde im Jahr 2005 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
Geschichte


Es wurde 1603 von Okuni vom Izumo-Schrein, einer Miko (Schreinmädchen), begründet, die ihren Tanz auf einer Bühne in den trockenen Flussläufen von Kyōto aufführte, der sofort populär wurde.
Ursprünglich war Kabuki also ein Tanz-Ensemble von Frauen. Das Tokugawa-Shogunat, die militärische Diktatur Japans von 1603 bis 1868, missbilligte diese Herausstellung der Frauen und verbannte im Jahre 1629 (Onna Kabuki) alle Frauen unter dem Vorwand der Unmoral und dem Vorwurf der Prostitution von der Bühne. Kurzerhand ersetzten die Theater die Frauen durch junge Männer (Wakashu Kabuki) Als die Regierung gegen den Verfall der Moral 1652 auch junge Männer von dem Schauspiel ausschloss, entwickelte sich Kabuki zu einer anspruchsvollen, hochstilisierten Nur-Männer-Form, genannt Yarō Kabuki (野郎歌舞伎, dt. „Kerlkabuki“). Die Männer, welche die Frauen spielen, werden Onnagata (女形 oder 女方, weibliche Form beziehungsweise weibliche Person) genannt. Sie unterstreichen ihre Rollen mit betont verfeinerten Bewegungen und einer typischen „falsetto“ Stimme. Die zwei anderen Hauptstile, sozusagen die Männerrollen sind Aragoto (荒事, dt. „harter Stil“) und Wagoto (和事, dt. etwa: „weicher Stil“). Die Darsteller unterstreichen ihre Rollen durch ein traditionelles Make-Up, Kostüme und Stimmlage. Das Aussehen des Aragata wurde geprägt durch den Schauspieler Ichikawa Danjūrō I. in Edo und der Wagoto durch Sakata Tōjūrō I. im Kyōto-Ōsaka-Gebiet (Kansai-Region).
Die Stücke werden in drei Kategorien eingeteilt: Jidaimono (時代物, dt. „Historienstück“), Sewamono (世話物, dt. „bürgerliches Stück“) und Shosagoto (所作事, dt. „Tanzstück“). Die meisten Stücke handeln allerdings von Samurai.
Die Aufführung
Ein wichtiges Merkmal des Kabuki ist die Mie (見得), eine charakteristische Pose des Darstellers. Viel verkauft wurden billige Farbdrucke mit Mie, also charakteristischen Posen der Darsteller, die nicht selten ein ganzes Gefolge von Verehrern darunter auch Damen und Kurtisanen des Shogunatspalastes hatten. Später wurde auch der Hanamichi (花道, dt. „Blumenweg“) üblich, eine Art Laufsteg durch das Publikum, als zweite Bühne auf dem der Darsteller zum Charakter wird.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts kamen auch Hub- und Drehbühnen in Gebrauch mit denen die drei großen Theater in Edo, Kyoto und Osaka, die Scharen von Schaulustigen anzogen, ausgestattet waren. Laternen an den Decken trugen die Embleme der wichtigsten Schauspieler.
Eine Kabuki-Vorstellung war ein ganztägiges gesellschaftliches Ereignis, während dessen auch gegessen und getrunken wurde. Immer wieder vertraten sich die Gäste auch die Beine in den Wandelgängen der Theater, wo man die anwesenden Schönheiten bewunderte, bzw. diese sich bewundern ließen.
Besonders faszinierend fand das Publikum die üppige, farbige Bühnenausstattung und die ebenfalls farbenfrohen Kostüme der Darsteller.
In historischen Dramen tragen die Darsteller die Schminke dick, unwirklich, maskenhaft (kumadori). In den anderen Stücken ist der Schminkstil realistischer, verhaltener. Soweit die Onnagata junge Frauen oder Kurtisanen spielten, schminkten sie sich aufreizend.
Die Schauspieler stammten aus Schauspielerfamilien, in denen Rollen, Posen, Bewegungen, Kostüme und Schminkstil von Kind auf trainiert bzw. gelehrt wurden.
Ein typisches Stück ist „Die tausend Kirschbäume von Yoshitsune“ (Yoshitsune Senbon Zakura) über ein Abenteuer des Yoshitsune, Held der Seeschlacht von Dan-no-ura.
Moderne
Kabuki-Theater hat auch im modernen Japan noch begeisterte Anhänger. Berühmt sind das Kabukiza (vgl. Bild oben) in Tokio, das Minamiza in Kyoto und das Shochikuza in Osaka.
Weblinks
- Commons: Kabuki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Kabuki Story 2001 Japan Festival Award
- WebJapan Kabuki Fact Sheet
- Kabuki 21
- Musikbeispiel von Kokaji und Musume Dojoji (auf der Seite runterscrollen)
- Sagi Musume, Bandō Tamasaburō V (video)
- Three videos of kabuki played by geishas
- Unokichi Tachibana, Meister der Kabuki-Schriftarten