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Marcomagus

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Die Provinz Germania auf der Tabula Peutingeriana (Kopie des 17. Jahrhunderts)

Marcomagus ist ein römerzeitlicher Siedlungsbezirk an der Römerstraße von Trier nach Köln. Er ist im Itinerarium Antonini und auf der Tabula Peutingeriana verzeichnet. Marcomagus ist in der Gemarkung Marmagen auf dem Nettersheimer Rücken westlich der Urft anzunehmen. Der ursprünglich Straßenvicus entwickelte sich in der römischen Kaiserzeit zu einem umfangreichen Siedlungsbezirk mit Tempelanlagen, Werk- und Fabrikationsplätzen und einem dementsprechenden dichten Netz von Wegen und Straßen. Eine hohe Funddichte römischer Spuren auf dem Nettersheimer Rücken belegt eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Bei Marcomagus beginnt eine ca. 100 km lange römische Wasserleitung, der sogenannte Römerkanal, die im 2. Jahrhundert Eifelwasser in die CCAA nach Köln leitete.

Der Eifelort Marmagen im Kreis Euskirchen leitet seinen Namen von diesem römischen Vicus ab. Da aber die heutige Ortslage von Marmagen nur wenige römerzeitliche Siedlungsspuren aufweist, ist davon auszugehen, dass siedlungsgeschichtlich nach der Römerzeit eine Verschiebung stattgefunden hat, wie sie als fränkische Siedlungsverschiebung für andere Orte nachgewiesen ist.[1]

Überlieferungen

Eifelkarte von Alexander von Wiltheim (1604-1695)
Römischer Meilenstein aus dem 3. Jahrhundert gefunden bei Nettersheim

In den Gesta Treverorum des 12. Jahrhunderts wird berichtet, dass zur Zeit des Hl. Maternus die Trierer einen unterirdischen Kanal durch den Bedagau bis Köln erbaut hätten, um ihre Kölner Freunde auf diese Weise mit Wein zu versorgen. Im Volksmund erhält das Bauwerk den Beinamen Teufelskanal.

In der geographisch-historischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, so bei Aegidius Gelenius [2], Christopherus Brouwer[3] und Friedrich Schannat[4] stellen Marcomagus, die Römerstraße-Köln-Trier und der Römerkanal eine ungeschiedene Dreieinheit dar. Die römische Wasserleitung zählt zu den bekanntesten römischen Altertümern. Die Römerstraße wird in dieser Zeit noch in Teilen als Verkehrsweg benutzt. Berichte von römischen Heiligtümern wie dem Matronentempel „Görresburg“ bei Nettersheim und Nachrichten von zahlreichen römischen Siedlungsspuren fundieren eine klares Bild: Marmagen = Marcomagus liegt an der Römerstraße Trier-Köln, dort wo die römische Wasserleitung entspringt.

Erst im 19. Jahrhundert, ausgelöst durch die französische und preußische Kartenaufnahme der Rheinlande 1800-1828, rückt die Frage in den Mittelpunkt, wo geographisch genau Marcomagus anzusiedeln sei. Ingenieure wie Friedrich Wilhelm Schmidt [5] und Alexander Eicks machen sich anhand der alten Beschreibungen in die Eifel auf und finden die Quellen der römischen Wasserleitung mehrere Kilometer entfernt vom Dorf Marmagen im Urfttal in einer Flur namens „Grüner Pütz". [6]


Der Marmagener Meilenstein

Ein Streit über das Alter der Römerstraße ausgetragen in den Schriften des Vereins der Altertumsfreunde Bonn [7] entzündet sich an dem sogenannten Marmagener Meilenstein[8]

Friedrich Schanat berichtet auf den ersten Seiten der Eifelia illustrata von 1726[9], dass der Graf von Manderfeld-Blankenheim in seinem Museum auf Burg Blankenheim einen römischen Meilenstein beherbergt, den er im Jahre 1590 im "Busch Morall" bei Marcomagus gefunden habe. Eine frühere Nachricht von diesem Meilenstein ist im 4. Kapiel des 3. Buches der Luxemburgensia von 1680 des luxemburgischen Gelehrten und Archäologen Alexander von Wiltheim (1604-1684) zufinden, in dem er die Römerstraße Trier-Köln beschreibt. Die von Schannat und Witheim überlieferte Inschrift des Meilensteines ist aber nicht übereinstimmend.

Schannat vermerkt auch, dass dieser Meilenstein verloren gegangen sei, nachdem die Grafen von Manderfeld-Blankenheim ihren Blankenheimer Besitz verlassen mussten. Die von ihm erwähnte Ortsbezeichnung "Busch Morall" findet sich im Blatt "Blankenheim" der Tranchot-Karte von 1805 und bezeichnet einen bewaldeten Hügel (570m) in der Gemarkung Nettersheim östlich der Urft, der bis zu der im Urfttal vermuteten Römerstraße hinab reicht.

Da auf der überlieferten Inschrift des Steines der römische Statthalter Marcus Vipsanius Agrippa erwähnt wurde, der 24 v. Chr. gestorben ist, begründen Schannat und in der Folge viele andere Eifelhistoriker damit die Annahme, dass die Römerstraße Köln-Trier schon vor Christus gebaut worden sei und folgern daraus, dass der Vicus Marcomagus 2000 Jahre alt ist. Diese Vermutung wurde schon im 19. Jahrhunderts widerlegt.

A. Eicks[10] und andere Epigrammotographen[11] weisen darauf hin, dass in der Inschrift des Meilensteines die Colonia Agrippina, das römische Köln, erwähnt wird, wohin die Entfernung mit 39000 Passus angegeben ist. Da aber die Colonia Agrippina erst 50 n.Chr. ausgerufen worden sei, so ihre Argumentation, könne dieser Stein nicht aus vorchristlicher Zeit stammen. Er könne zum Gedenken des erwähnten Markus V. Aprippa errichtet worden sein und sei in das 3. Jahrhundert zu setzen.[12]

Einzelnachweise

  1. Ibler u.a.,Archäologie in Nettersheim. Nettersheim 1998
  2. Aegudius Gelenius: De Admiranda, Sacra et Civili magnitudine Coloniae. Liber 4. Urbis et Sacrium. Köln 1645. S.157
  3. Christopherus Brouwer: Antiquitates et Annales treverenses., Tomus I, Lüttich 1670, S.82
  4. Eiflia illustrata, Handschrift von 1739, HStA Düsseldorf, Depositum Stadt Köln, Bd. 5
  5. Fr.W.Schmidt: Die Römerstraßen der Rheinprovinz. In:Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande. Heft 31. Bonn 1861
  6. Alexander Eick: Die römische Wasserleitung von der Eifel nach Köln Bonn 1867
  7. Alexander Eick: Der berüchtigte Marmagener Meilenstein. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Heft XXIV, Bonn 1857
  8. Johann Wilhelm Hüpsch: Epigrammotographie oder Sammlung von Inschriften der Niederdeutschen Provinzen, Köln 1801, Nr.37
  9. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Depositum Stadt Köln, Bd. 5
  10. Alexander Eick: Der berüchtigte Marmagener Meilenstein. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Heft XXIV, Bonn 1857, S.29ff
  11. Steiner: Codex inscriptorum romanorum Rheni, Darmstadt 1857
  12. Alexander Eick: Der berüchtigte Marmagener Meilenstein. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Heft XXIV, Bonn 1857, S.32

Quellen

  • Alexander Wilheim: Luxemburgensia sive Luxemburgum Romanum. hrsg. von August Neyen, Luxemburg 1842
  • Schamnat-Bärsch: Eiflia illustrata oder die geographische und historische Beschreibung der Eifel., Bonn 1825
  • Johann Wilhelm Freiherr von Hüpsch: Epigrammotographie oder Sammlung von Inschriften der älteren, mittleren und neueren Zeiten der Niederdeutschen Provinzen." Köln 1801
  • Steiner: Codex inscriptorum romanorum Rheni. Zweiter Theil." Darmstadt 1837
  • Alexander Eick: Der berüchtigte Marmagener Meilenstein." In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Heft XXIV, 1857
  • Agidius Gelenius: De Admiranda, Sacra et Civili magnitudine Coloniae. Liber 4. Urbis et Sacrium. Köln 1645