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Blender (Software)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Blender


Bildschirmphoto von Blender v2.46
Basisdaten

Entwickler Blender Foundation
Erscheinungsjahr 2. Januar 1994[1]
Aktuelle Version 2.46
(19. Mai 2008)
Aktuelle Vorabversion 3.0.0-alpha[2]
(16. April 2021)
Betriebssystem Windows, Linux, Mac OS X, Solaris, FreeBSD, IRIX u. a. m.
Programmier­sprache C[3][4], C++[3], Python[3]
Kategorie 3D-Grafik-Software
Lizenz Dual license Blender license[5]/GPL.
deutschsprachig ja
www.blender.org

Blender ist eine freie (mit der GPL lizenzierte) 3D-Grafik-Software. Sie enthält Funktionen, um dreidimensionale Körper zu modellieren, sie zu texturieren, zu animieren und zu rendern. Blender besitzt einen eingebauten Videoschnitteditor und eine Spiel-Engine. Die sehr aktive Entwicklung hat zu einem großen und sich ständig erweiternden Funktionsumfang geführt, der z. B. die Simulation von Flüssigkeiten und Compositing einschließt. Als Skriptsprache wird Python benutzt.

Die deutsch- und englischsprachige Online-Dokumentation ist sehr ausführlich und aktuell, eine Reihe von (deutsch- und englischsprachigen) Büchern zu Blender ist in diesem Jahr erschienen bzw. für das nächste Jahr geplant.

Funktionalität

Das Programm ist trotz seines Funktionsumfanges verhältnismäßig klein (Download von 8 bis 11 MB) und läuft auf den meisten gebräuchlichen Rechnersystemen. Da es im Quellcode verfügbar ist, kann es bei Bedarf auch für die eigene Plattform kompiliert werden. Es ist für hohe Portabilität ausgelegt und bietet auf vielen Systemen die Möglichkeit, ohne Installation betrieben zu werden (z. B. von einem Netzwerklaufwerk oder USB-Stick).

  • Blender arbeitet mit Polygon-Netzen, Bézierkurven, NURBS-Oberflächen, Metaball- und Text-Objekten. Die Unterstützung für die Bearbeitung von Polygon-Netzen ist dabei ein deutlicher Schwerpunkt. Dafür sind unter anderem verfügbar:
    • Unterteilungsflächen (Subdivision Surfaces)
    • Multiresolution-Netze, also Objekte in mehreren Auflösungsstufen
    • Sculpting-Werkzeuge (Abbildung 1), mit denen das Objekt ähnlich Ton bearbeitet wird.
  • Blender besitzt Material- und Texturierungswerkzeuge:
    • Verschiedene UV-Unwrapping-Methoden (u.A. Angle-Based, Conformal, Smart Projections)
    • Einen nodebasierten Materialeditor, der sehr komplexe Materialien erlaubt (Abbildung 2).
    • 3D-Malwerkzeuge erlauben das Malen direkt auf dem Modell
    • Grafiktablettunterstützung
  • Die Animationswerkzeuge umfassen unter anderem:
    • Shape-Keys (Morph Targets)
    • Skelett-Animationen (Armatures) mit direkter- und inverser Kinematik
    • Kurven- und Lattice(Käfig)-basierte Verformungen
    • SoftBodys (Simulation elastischer Objekte) einschließlich Kollisionserkennung
    • Kleidungssimulation
    • RigidBodys (Festkörper) ebenfalls mit Kollisionserkennung
    • Partikelbasierte Haare, Gräser etc.
    • Partikel mit Kollisionserkennung
    • Flüssigkeitsdynamik
  • Neben dem internen Renderer können verschiedene externe Renderengines eingesetzt werden (z. B. YafRay, Kerkythea, Indigo). Der voll multithreadfähige interne Renderer unterstützt dabei zur Zeit:
    • Kantenrendern (Cartoon-Kanten)
    • Raytracing
    • Umgebungsverdeckung (Ambient-Occlusion)
    • Radiosity
    • Mehrschichtiges Rendering und Compositing
    • Verschiedene Ausgabeformate einschließlich HDR, EXR und DivX-Animationen (je nach installierten Codecs).
  • Das Blend-Dateiformat ist proprietär, allerdings plattformübergreifend und auf- und abwärtskompatibel. Import- und Exportskripte sind für verschiedene Formate integriert, z. B. für OBJ- und 3DS-Dateien.
  • Als Skriptsprache dient Python.
  • Ebenfalls in Python wird die 3D-Spieleengine programmiert. Mit dieser können eigenständige Echtzeitanwendungen in Blender erstellt werden.
  • In Blender ist ein einfaches, aber funktionales Videoschnittprogramm – insbesondere zum ressourcensparenden Umgang mit großen Dateien – enthalten.

Kritik

Häufiger Kritik ist die Benutzeroberfläche von Blender ausgesetzt.

  • Blender bricht einige Gewohnheiten beim Umgang mit Programmen: so dient z. B. nicht die linke Maustaste zum Auswählen von Objekten, sondern die rechte (dies kann jedoch recht einfach in den Benutzer-Standardeinstellungen getauscht werden), es gibt kein einheitliches Kontextmenü.
  • Objekte werden nicht kopiert und später an anderer Stelle eingefügt, sondern dupliziert (kopiert und eingefügt in einem Schritt, wie es bei verschiedenen 3d-CAD-Anwendungen durchaus üblich ist).
  • Objekteigenschaften werden von einem aktiven Objekt auf vorher ausgewählte Objekte übertragen und können nicht kopiert/eingefügt werden.
  • Viele Funktionen liefern keine unmittelbare visuelle Rückmeldung oder funktionieren nur in bestimmten Kontexten (sind aber trotzdem anwählbar).

Wer länger mit Blender gearbeitet hat, empfindet die Bedienung als komfortabel. Die Programmoberfläche lässt sich in weiten Teilen den eigenen Bedürfnissen anpassen, es lassen sich beliebig viele Arbeitsumgebungen einrichten und speichern. Für eine der nächsten Versionen ist die freie Belegung der Tastenzuordnungen geplant.

Häufig geäußerte Wünsche zur Erweiterung der Funktionalität betreffen insbesondere folgende Punkte:

  • NGons, also Polygone mit mehr als vier definierenden Ecken und entsprechende Bearbeitungswerkzeuge. (in Entwicklung)
  • Bessere Materialvorschau
  • Mehr Werkzeuge zum exakten Positionieren und Ausrichten von Objekten
  • Volumetrische Partikel, um z. B. realistisches Feuer und Explosionen erzeugen zu können
  • Volle Unterstützung der Materialeigenschaften bei Nutzung von externen Renderern

Geschichte

Ursprünglich war Blender ein firmeninternes Programm des niederländischen Animationsstudios NeoGeo. Der Chefentwickler Ton Roosendaal gründete 1998 die Firma NaN (Not a Number Technologies), um Blender weiterzuentwickeln und zu vertreiben. Nach dem Bankrott von NaN stimmten die Gläubiger zu, Blender für einen Betrag von 100.000 Euro unter die freie Softwarelizenz GNU General Public License (GPL) zu stellen. Am 18. Juli 2002 wurde daher von Ton Roosendaal die Stiftung Blender Foundation mit dem Ziel gegründet, Spenden zu sammeln. Am darauffolgenden 7. September war das Ziel erreicht, 100.000 Euro zu sammeln. Diese Strategie der Spendensammlung nennt man auch das Street Performer Protocol.

Wesentliche Entwicklungsschritte machte das Programm mit den Versionen:

  • 2.03: Handbuch »The official Blender 2.0 guide«
  • 2.26 (Feb. 2003): Erste freie Version
  • 2.30 (Okt. 2003): Neues Interface; zum ersten Mal die Möglichkeit, Bearbeitungsschritte rückgängig zu machen
  • 2.32 (Jan. 2004): Raytracing im internen Renderer, Unterstützung für Yafray
  • 2.34 (Aug. 2004): LSCM UV-Unwrapping, Interaktion von Objekten mit Partikeln
  • 2.37 (Mai 2005): Softbodies, Verbesserung des Subdivision-Surfaces Systems
  • 2.40 (Dez. 2005): Stark verbessertes Animationssystem mit besseren Armatures, Aktionen und einem Editor für nichtlineare Animationen, Simulation von Flüssigkeiten, Haare. Der große neue Funktionsumfang beruhte zu einem guten Teil auf den Projekten des Google Summer of Code 2005.
  • 2.42 (Jul. 2006): Der Film Elephants Dream bewirkte einen großen Entwicklungsschub in allen Bereichen, die für die Produktion eines Films notwendig sind. Insbesondere das Node-System (Material- und Composite-Nodes) wurde implementiert.
  • 2.43 (Feb. 2007): Sculpt-Modelling als Ergebnis des Google Summer of Code 2006
  • 2.44 (Mai 2007): Geringfügige Ergänzungen gegenüber der Vorgängerversion, im wesentlichen Volumenstreuung (SubSurface-Scattering)
  • 2.46 (Mai 2008): Mit der Produktion des neuen Open-Movies "Big Buck Bunny" wurde Blender um Funktionen erweitert, um Fell einfach zu erzeugen und schnell zu rendern.

Eine Übersicht über alle erschienenen Programmversionen erhalten Sie im deutschsprachigen Handbuch im Abschnitt Die Geschichte von Blender.

Beispiele für den Einsatz von Blender

„Einsames Haus“ - in Blender modelliert, mit Texturen versehen und gerendert.
Bild aus dem Film "Big Buck Bunny"
  • Die Galerie auf der Programm-Homepage liefert einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Programmes.
  • Im September 2005 begannen einige der angesehensten Blender-Künstler und -Entwickler die Arbeit an einem Kurzfilm. Dabei benutzten sie hauptsächlich freie Software. Dieses Projekt ist als Orange Movie Project bekannt. Der daraus entstandene Film Elephants Dream hatte am 24. März 2006 Premiere, wurde im Mai 2006 auf DVD herausgebracht und über Tauschbörsen zum Download freigegeben.
  • In Argentinien entsteht der Film Plumiferos.
  • Erfahrene Spieleentwickler arbeiten gerade am OpenGame Apricot, welches mit Blender realisiert wird. Als Grafikengine kommt die OpenSource Engine Crystal Space zum Einsatz.


Literatur

Quellen

  1. www.blender.org.
  2. builder.blender.org.
  3. a b c wiki.blender.org.
  4. www.openhub.net.
  5. http://www.blender.org/BL/ Blender License
Wikibooks: Deutschsprachiges Blenderhandbuch – Lern- und Lehrmaterialien
Wikibooks: Liste deutschsprachiger Tutorials – Lern- und Lehrmaterialien
Commons: Blender 3D – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Magazine ( .PDF )

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