Ozeaneum Stralsund
Eingangsbereich des Ozeaneums in Stralsund | |
Daten | |
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Ort | Stralsund |
Art |
Naturmuseum
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Architekt | Behnisch Architekten |
Eröffnung | 11. Juli 2008 |
Leitung | |
ISIL | DE-MUS-011921 |
Das Ozeaneum in der Hansestadt Stralsund ist ein Museum, das zur Stiftung Deutsches Meeresmuseum gehört. Im Ozeaneum auf der Stralsunder Hafeninsel werden auf 8.700 m² Ausstellungsfläche parallel zu den Ausstellungen in dem in der Halle der Katharinenkirche untergebrachten Meeresmuseum Tiere und Unterwasserpflanzen in einer den Ozeanen nachempfundenen Umwelt gezeigt.
Ausstellung
Im Stralsunder Ozeaneum sind neben lebensgroßen Walexponaten auch Schwarmfischbecken für Heringe, Makrelen, Flundern, Hechte, Lachse, Dorsche, Störe, Haie, Hummer und Raubfische, insgesamt 39 Großaquarien und ein Aquarientunnel zu sehen. Sechs Millionen Liter Wasser fassen die Becken insgesamt.
Über zwei Etagen wurde das Helgoland-Aquarium errichtet. Ein Gezeitenbecken, ein Brandungsbecken sowie das mit 2.600 m³ größte Aquarium Deutschlands bieten Einblicke in die Lebenswelten der europäischen Kaltwassermeere bis zur polaren Unterwasserwelt. Es existieren die Ausstellungen „Weltmeer“, „Die Ostsee“, „Erforschung und Nutzung der Meere“, „Meer für Kinder“ und „Riesen der Meere“.
Zur Ausstellung gehören auch Exponate der Meeresforschung, wie das Tauchboot „Geo“, ein Tiefseelander und ein Epibenthosschlitten. Auch ein Modell des Frachters Beluga SkySails wird gezeigt.
Aquarien
Stralsunder Hafenbecken
Der Rundgang beginnt mit einem zehn Meter langen Aquarium, in dem die Verhältnisse im nur wenige Meter entfernten Stralsunder Hafenbecken nachgestellt sind. Barsche, Plötzen, Bleie, Hechte und Zander schwimmen im Becken, das auch ein 1982 hier gefundenes verrostetes Fahrrad enthält.
Das Becken enthält 126.000 Liter Wasser mit einem Salzgehalt von 5 g/l und einer Tempratur von 12° C. Auf einer Grundfläche von 34,9 m² beträgt der Wasserstand 3,60 Meter. Die Scheibe des Beckens misst 5,90 m x 2,95 m, ist 17,3 cm dick und wiegt 4,1 t.
Greifswalder Bodden
Anschließend folgt ein sechs Meter langes Brackwasserbecken, das dem Greifswalder Bodden nachempfunden ist und das auch Teile eines kleinen Schiffswracks enthält.
Das Aquarium enthält 47.500 Liter Wasser mit einem Salzgehalt von 5 g/l und einer Temperatur von 12° C. Auf einer Grundfläche von 19 m² beträgt der Wasserstand 2,50 Meter. Die Scheibe des Beckens misst 4,65 m x 2,40 m, ist 11,9 cm dick und wiegt 1,9 t.
Seegraswiesen
Es folgt ein Aquarium mit Darstellungen der Seegraswiesen der Flachwassergebiete der Ostsee.
Kreideküste
Aquarium, in dem Rügens Küste nachgestellt ist und die Großfische der Ostsee gezeigt werden. Das Aquarium enthält 100.000 Liter Wasser mit einem Salzgehalt von 15 g/l und einer Temperatur von 9° C. Auf einer Grundfläche von 30 m² beträgt der Wasserstand 3,35 Meter. Die Scheibe des Beckens misst 4,10 m x 2,95 m, ist 13,7 cm dick und wiegt 2,4 t.
Schärenmeer
Es folgen Becken zum Schärenmeer mit Seewölfen und Saiblingen. Das Aquarium enthält 17.000 Liter Wasser mit einem Salzgehalt von 5 g/l und einer Temperatur von 12° C. Auf einer Grundfläche von 68,9 m² beträgt der Wasserstand 2,50 Meter. Die Scheibe des Beckens misst 4,18 m x 2,35 m, ist 8,4 cm dick und wiegt 1,3 t.
Flussmündung
Das Aquarium befindet sich zur Zeit im (Wieder-)Aufbau. Das Aquarium wird 64.500 Liter Wasser mit einem Salzgehalt von 15 g/l und einer Temepratur von 9° C enthalten. Auf einer Grundfläche von 25,8 m² beträgt der Wasserstand dann 2,50 Meter. Die Scheibe des Beckens misst 7,00 m x 2,30 m, ist 6 cm dick und wiegt 1,6 t.
Kattegat
Das große Kattegataquarium bietet eine acht Meter lange Felskulisse. Das Aquarium enthält 43.000 Liter Wasser mit einem Salzgehalt von 25 g/l und einer Temperatur von 12° C. Auf einer Grundfläche von 13,6 m² beträgt der Wasserstand 2,40 Meter. Die Scheibe des Beckens misst 5,900 m x 2,30 m, ist 11,7 cm dick und wiegt 2,3 t.
Wattenmeer
Das Wattenmeer wird in einem drei Meter langen Becken sowie zahlreichen kleineren Einzelbecken nachgestellt. Die Gezeiten werden hier im Aquarium im Abstand von 30 Minuten imitiert.
Helgoland
Hinweis: Dieses Becken ist zur Zeit noch im Bau.
Durch einen Unterwassertunnel geht es zur Helgoländer Küstenimitation. Vorbei an einem Becken, das die Nordsee darstellt, geht es zum Polarmeeraquarium mit 17.000 Litern Wasser, das nur knapp über 0 Grad Celsius aufweist. In dem anschließenden 17 Meter breiten und neun Meter hohen, runden Becken wird die Weite des Meeres verdeutlicht. 2,6 Millionen Liter Wasser enthält Deutschlands größtes Aquarium; ein Heringsschwarm mit 2000 Tieren sowie Rochen, Meerbrassen und Heringshaie sollen hier angesiedelt werden.
1:1 Riesen der Meere
In der Ausstellung „1:1 Riesen der Meere“ werden in einer 18 Meter hohen Halle naturgetreue Modelle von Blauwal, Buckelwal, Schwertwal und Pottwal gezeigt. In der Halle erklingen Walgesänge, die Besucher können sich auch in Liegen die Modelle von unten ansehen.
Diese Ausstellung wird durch Greenpeace unterstützt, die auch den Transport eines gestrandeten Wals von Wismar nach Stralsund organisiert hatten. Damals wurde der Wal allerdings zunächst für einen Tag nach Berlin vor die japanische Botschaft gebracht, um gegen den Walfang zu protestieren.
Gebäude
Der Entwurf für das neue Museum stammt von dem Stuttgarter Architekturbüro Behnisch, Behnisch & Partner. Der Bau, der sich architektonisch in das Gesamtbild des Stralsunder Hafens einfügen musste, um den Status der Sztralsunder Altstadt als UNESCO-Welterbe mit dem Titel „Historische Altstädte Stralsund und Wismar“ nicht zu gefährden, wurde kleinteilig angelegt. Die vier Gebäudekomplexe symbolisieren vom Meerwasser umspülte Steine.
Die Firma Hydro Sight übernahm zusammen mit Reynolds Polymer den Auftrag, die über 30 Aquarienfenster herzustellen und zu installieren. Als besondere Herausforderung galt das sogenannte Krypta-Fenster, das über eine Breite von 13 m in das Schwarmfisch-Becken blickt.
Die Gesamtkosten für den Bau wurden zunächst mit ca. 50 Millionen Euro beziffert, wobei sich der Bund mit 25, das Land Mecklenburg-Vorpommern mit 12,5, die Stiftung Deutsches Meeresmuseum mit 7,4 und die Hansestadt Stralsund mit 5,1 Millionen Euro beteiligen sollten. Im Dezember 2007, nach 15 Monaten Bauzeit, wurden die Baukosten bereits mit rund 60 Millionen Euro[1] angegeben, was vor allem auf gestiegene Stahlpreise zurückzuführen war.
Technik
Geschichte
Im Jahr 1998 wurde die Idee entwickelt, das Meeresmuseum weiterzuentwickeln. Das meistbesuchte Museum Norddeutschlands in der ehemaligen Katahrinenkirche war an seine räumlichen Grenzen gestoßen. Unter der Leitung des Museumschefs Harald Benke wurde die Idee eines Ozeanariums mit gläsernen Tunneln, einer Robbenanlage und weiteren Ausstellungen entwickelt. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung unter dem Oberbürgermeister Harald Lastovka wurde die Idee weiter getragen. Am 1. August 2002 informierte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder in Stralsund über das Vorhaben und versicherte, dass „sich der Bund einem solchen tollen Vorhaben nicht verschließen“ werde.[2] Im Februar 2003 erfolgte die Zusage der finanziellen Mittel durch den Bund.
Im Juni 2003 hatte die Stralsunder Bürgerschaft das Bebauungsplanverfahren für das Ozeaneum eingeleitet, das am 23. Juni 2005 mit dem einstimmigen Beschluss der Satzung durch die Bürgerschaft erfolgreich abgeschlossen wurde.
Am 6. September 2005 erfolgte im Beisein des Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns, Harald Ringstorff (SPD), der erste Spatenstich. Am 24. November 2005 begannen die Bauarbeiten auf dem Areal mit dem Setzen von Pfahlgründungen im Verdrängungsverfahren. Am 15. September 2006 erfolgte die Grundsteinlegung, u. a. im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ministerpräsident Harald Ringstorff und Stralsunds Oberbürgermeister Harald Lastovka.
Das Projekt Meereswelten vermittelte bis Ende Oktober 2006 auf der Hafeninsel in einer Traglufthalle bereits einen kleinen Einblick in die Welt der Ozeane. Die „Halbkugel“ wurde im November 2006 abgebaut und die Ausstellung als Wanderausstellung durch Deutschland geschickt. Im Kanonenschuppen auf der Kronlastadie wurden Modelle, Pläne und Informationen rund um den Bau des Ozeaneums geboten. Die Tourismuszentrale Stralsund bot Führungen zum Bau und zur weiteren Hafenentwicklung an.
Im Sommer 2007 gab es erste öffentliche Führungen zur Baustelle, und am 23. Juni 2007 fand am Ozeaneum der Bundesauftakt zum Tag der Architektur statt. In den USA angefertigte großformatige Aquarienscheiben wurden im Juli 2007 mittels Kranen in das Gebäude eingehoben. Auf die gleiche Weise wurde auch Deutschlands längste freitragende Fahrtreppe eingesetzt. Die Außenverkleidung ist mit weiß gestrichenen Stahlblechen gestaltet.
Im Oktober 2007 wurden die ersten ca. 3000 Fische aus dem Nordatlantik von einer dort tätigen Forschungsexpedition des Deutschen Meeresmuseums in einem Kühltransporter nach Stralsund gebracht und in die bereits fertigen Aquarien (Quarantänebecken) gesetzt.
Am 13. Dezember 2007 wurde das Richtfest gefeiert, die Ausstellungen und Aquarien wurden schließlich am 11. Juli 2008 durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. Die Eröffnung für das Publikum findet am 12. Juli 2008 statt, wobei noch nicht alle Ausstellungen komplett sind.
Einzelnachweise
- ↑ Ostsee-Zeitung, 14. Dezember 2007
- ↑ Ostsee-Zeitung, Sonderveröffentlichung am 10. Juli 2008