Nationalratswahl in Österreich 2008

Die Nationalratswahlen am 28. September 2008 in Österreich[1] wurden nach dem Ende der großen Koalition zwischen SPÖ und ÖVP notwendig. Es werden die 20. Nationalratswahlen in der 2. Republik Österreichs sein.
Hintergründe
Dem Scheitern der großen Koalition gingen Streitigkeiten über Sachthemen voraus.[2] Von der Österreichischen Volkspartei wurde für die Forderung nach Neuwahlen außerdem eine Änderung der SPÖ-Linie zu Abstimmungen über zukünftige Vertragsänderungen des EU-Vertrags sowie die bis zur Neuwahlankündigung bestandene doppelte Parteispitze der SPÖ aus Alfred Gusenbauer und Werner Faymann angeführt. [3]
Wahlwerbende Parteien
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verlautbarte nach der Neuwahlankündigung der ÖVP und der Abhaltung einer bereits seit längerer Zeit geplanten SPÖ-Parteivorstandssitzung, dass er nicht mehr als Spitzenkandidat für die Wahl im September zur Verfügung stehen würde. Designierter Spitzenkandidat der SPÖ ist demnach der bisherige Infrastrukturminister Werner Faymann. [4] Der Parteitag der SPÖ soll am 8. August 2008 stattfinden. Zur Wahlkampfleiterin wurde die Bundesgeschäftsführerin Doris Bures ernannt. Nach eigenen Angaben liegen die Sozialdemokraten in den Umfragen bei 21-23%.
Am 11. Juli 2008 sagte Werner Faymann, dass diesmal wieder Spitzengewerkschafter auf der Liste der SPÖ zu finden sein werden. Bei der Nationalratswahl 2006 wurden diese wegen der BAWAG-Affäre ausgeschlossen.[5]
Laut Aussagen von Werner Faymann schließt die SPÖ eine Koalition mit der Freiheitlichen Partei Österreichs sowie dem Bündnis Zukunft Österreich aus.
Für die ÖVP wird der derzeitige Vizekanzler Wilhelm Molterer als Spitzenkandidat im Wahlkampf auftreten. [6]
Die Grünen begrüßten die Neuwahlankündigung. Grünen-Chef Alexander Van der Bellen kündigte an, dass seine Partei nach den Wahlen einer Regierung angehören wolle. [7]
Der Chef der Freiheitlichen Partei, Heinz-Christian Strache, kritisierte die ÖVP für die Neuwahlankündigung und forderte, dass die Koalitionsparteien die administrativen Kosten für die Neuwahl übernehmen sollten. [8]
Das Bündnis Zukunft Österreich tritt 2008 wahrscheinlich unter dem Spitzenkandidaten Peter Westenthaler an. [9]
Mögliche Kandidaturen
Für ein Antreten in allen Wahlkreisen an der Nationalratswahl sind laut Nationalratswahlordnung 2600 Unterstützungserklärungen bzw. die Unterstützungserklärung von mindestens 3 Nationalrats-Abgeordneten notwendig.
Bürgerforum Österreich
Am 8. Juli gab Fritz Dinkhauser seine Kandidatur in Tirol bekannt.[10] Mit der bereits zur Tiroler Landtagswahl angetretenen Liste FRITZ und der Freien Bürgerliste gründete er das Bürgerforum Österreich. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts market stünde Dinkhausers Partei bei 6%.[11]
Liste Dr. Martin
Obwohl der EU-Abgeordnete Hans-Peter Martin nach der letzten Wahl eine weitere Kandidatur ausgeschlossen hatte, überlegt er ein Antreten mit seiner Liste Dr. Martin für die Nationalratswahl 2008.[12]
Liberales Forum
Das Liberale Forum hat ebenfalls angekündigt, zur Wahl antreten zu wollen.[13]
Linksprojekt
Die Kommunistische Partei Österreichs gab am 8. Juli die Kandidatur für den Nationalrat bekannt. Laut Angaben der Tageszeitung Der Standard ist ein Linksprojekt, ähnlich der deutschen Linkspartei in Vorbereitung. Für ein solches Projekt hat sich bislang neben der KPÖ die Sozialistische Linkspartei bereit erklärt. Die Planungen sehen vor, Politiker aus dem Umfeld der Sozialdemokratischen Partei und der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter ins Boot zu holen. Ein Spitzenkandidat steht noch nicht fest.[14]
Soziale Kultur Österreichs
Der Schauspieler Karlheinz Hackl gab am 10. Juli 2008 seine Kandidatur mit der Partei Soziale Kultur Österreichs bekannt. Das inhaltliche Programm beziehe sich laut Hackl auf Kultur, Wirtschaft, Soziales und Bildung. Erklärtes Ziel seiner Partei ist es, Heinz-Christian Straches FPÖ zu überholen.[15]
Unabhängige Bürgerbewegung – Rettet Österreich
Karl Nowak von der Bürgerinitiative Rettet Österreich erwartet sich nach Ankündigung zum Wahlantritt die Unterstützung der Kronen Zeitung. Spitzenkandidat soll Adrian Hollaender sein. Die Parteilinie ist nach eigenen Angaben EU-kritisch aber proeuropäisch.[16]
Umfragen
Die folgende Tabelle zeigt den Verlauf aktueller Umfragen. Hierbei sind nur die im Parlament vertretenen Parteien angegeben. Alle Angaben in Prozent.
Quelle | Datum | SPÖ | ÖVP | FPÖ | Grüne | BZÖ | Rest | Tortengrafik |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
profil-OGM | 21. Juni 2008 | 33 | 33 | 16 | 14 | 4 | k.A. | Datei:Nationalratswahl in Österreich 2008 Umfrage2.png |
News-market | 2. Juli 2008 | 27 | 33 | 21 | 14 | 3 | 2 | Datei:Nationalratswahl in Österreich 2008 Umfrage1.png |
Presse-Fessel-GfK | 8. Juli 2008 | 28 | 35 | 20 | 14 | 3 | 0 | Datei:Nationalratswahl in Österreich 2008 Umfrage3.png |
News-market | 9. Juli 2008 | 26 | 33 | 22 | 14 | 4 | 1 | Datei:Nationalratswahl in Österreich 2008 Umfrage4.png |
Gallup | 10. Juli 2008 | 27 | 32 | 19 | 16 | 4 | 2 | Datei:Nationalratswahl in Österreich 2008 Umfrage5.png |
Die folgende Tabelle zeigt den Verlauf der Umfragewerte mit Kleinparteien. Die hier verwendeten Parteibezeichnungen der Kleinparteien bezieht sich auf die Kurzbezeichnung der letzten Wahl.
Quelle | Datum | SPÖ | ÖVP | FPÖ | Grüne | BZÖ | MATIN | FRITZ | LIF | KPÖ | SKÖ | Rest | Tortengrafik |
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Gallup | 10. Juli 2008 | 21 | 23 | 18 | 14 | 5 | 4 | 7 | 2 | 2 | 2 | 2 |
Quellen
- ↑ Nationalrat: Neuwahl-Antrag einstimmig angenommen. Die Presse, 9. Juli 2008, abgerufen am 9. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Austria Presse Agentur: Gesundheitsreform gescheitert. In: Oberösterreichische Nachrichten. nachrichten.at, 6. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Regierung in Österreich vor dem Aus. Deutsche Welle, 7. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Kanzler Gusenbauer gibt auf. Financial Times, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Austria Presse Agentu: Kandidatenliste: Faymann holt Gewerkschafter zurück ins Boot. Die Presse, 11. Juli 2008, abgerufen am 11. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Austria Presse Agentur: Wilhelm Molterer im Porträt - Sein größter Tag: Der Vizekanzler will nun Kanzler werden. Die Presse, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Austria Presse Agentur: Grüne wollen Vizekanzler stellen. Die Presse, 7. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Austria Presse Agentur: Reaktionen: Opposition begrüßt Neuwahlen. Kurier, 8. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ WESTENTHALER: Heute ist ein Tag der Erlösung! Bündnis Zukunft Österreich, 7. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Bundesweites Antreten nicht ausgeschlossen. news.orf.at, 8. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Wolfgang Weisgram/Conrad Seidl: Dinkhausers Liste kann mit sechs Prozent rechnen. Der Standard, 10. Juli 2008, abgerufen am 11. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ 28. September als Wahltermin fixiert. Austria Presse Agentur, 10. Juli 2008, abgerufen am 11. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Liberale treffen Vorbereitungen für Wahlantritt. Liberales Forum, 8. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Anita Zielina: Rote Trennungstendenzen: "Die Zeit ist reif für etwas Neues". Der Standard, 8. Juli 2008, abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Magdalena Raos: Hackl: "Möchte stärker werden als Strache". Der Standrad, abgerufen am 11. Juli 2008 (deutsch).
- ↑ Austria Presse Agentur: Anti-EU-Initiative "Rettet Österreich" kandidiert. Vorarlberg Online, 8. Juli 2008, abgerufen am 9. Juli 2008 (deutsch).
Weblinks
- politikportal.at: Das APA-OTS-Portal für multimediale Presseaussendungen im politischen Umfeld
- Spiegel.de: Österreichs Koalition geplatzt: Schnelles Ende der Wurstel-Truppe. Abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- Oberösterreichische Nachrichten: Molterer: "Es reicht!" Abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ORF: Parteien bekommen mehr für Wahlwerbung. Abgerufen am 8. Juli 2008 (deutsch).
- ORF: Nationalrat beschließt Neuwahl: Harte Töne vor Abstimmung. Abgerufen am 9. Juli 2008 (deutsch).