Graupapagei
Graupapagei | ||||||||||
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![]() (Kongo-)Graupapagei (Psittacus erithacus erithacus) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Psittacus erithacus | ||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Graupapagei (Psittacus erithacus) ist eine Vogelart aus der Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae). Er ist die einzige Art der Gattung Psittacus. Mit ca. 33 cm Körperlänge und bis zu 450 g Körpergewicht ist er einer der großen Papageien Afrikas. [1]
Graupapageien werden auch in Europa häufig in Zoos und Privathaltung gehalten und gezüchtet. Aufgrund ihrer hohen Intelligenz und ihrer Sprachbegabung zählen sie in der Kognitionsforschung zu einer der bedeutenden Tierarten. Berichte und Forschungen an freilebenen Graupapageien sind dagegen seltener. Sie tauchen auf Bildern europäischer Künstler nach dem erstmaligen Erreichen des afrikanischen Verbreitungsgebietes durch europäische Seefahrer auf.
Aussehen und Unterarten
Aussehen
Graupapageien besitzen ein namensgebendes überwiegend graues Gefieder, das Gesicht ist weiß und um die Augen unbefiedert, das Gefieder am Kopf heller. Die Wachshaut ist weiß, der Schnabel schwarz, die Iris gelb bzw. weißgelb. Weibchen sind wie Männchen gefärbt oft etwas kleiner. Jungtiere besitzen ein leicht braungraues Gefieder am Rücken und Flügeln, sowie eine abweichende Schwanzfärbung. Die Iris färbt bei ihnen von schwarz über dunkelgrau, grau nach 6-8 Monaten nach weißgelb um. [2] Die Nominatform, hat einen leuchtend hellroten Schwanz. Der Timneh-Graupapagei ist etwas kleiner, seine Schwanzfedern sind schmutzig weinrot, der Oberschnabel ist nicht schwarz sondern heller bräunlich-rosa und das Gefieder dunkler grau.[3] Je nach Herkunftsgebiet weist der Kongo-Graupapagei Unterschiede in der Körpergröße und in der Färbung auf. So sind Vögel aus Kamerun dunkler grau gefärbt als Vögel aus dem Kongo.
Unterarten

Heute werden unter Psittacus erithacus Linne 1758 die beiden früher als eigenständige Arten aufgefassten Unterarten Kongo-Graupapagei (P. e. erithacus Linne 1758 und Timneh-Graupapagei (P. e. timneh Fraser 1844) zusammengefasst. [4] Zwischen beiden Unterarten existiert eine kleine Verbreitungslücke.[5] Eine dritte Unterart (P. e. princeps) die aufgrund ihrer beschränkten Verbreitung auf den Inseln Principe und Bioko sowie ihrer dunkleren Gefiederfärbung unterschieden wurden gilt heute nicht mehr als valide.[6]
Farblich abweichende Tiere
Mutationszucht spielt bei Graupapageien keine Rolle. Bei den sogenannten Königsgraupapageien, die zahlreiche rote Federn am Körper besitzen, und deren Existenz vor allem in seichter Literatur, bei Haltern und Züchtern sowie in Internetforen ein Thema ist, liegt vermutlich eine krankhafte oder ernährungsbedingte Abweichungen der Gefiederfärbung vor. [7]
Verbreitung
Der Graupapagei bewohnt Zentral- und Westafrika und ist in seinem gesamten Areal Standvogel. Die Verbreitung gibt recht genau das Vorkommen tropischer Regenwälder wieder und reicht an den Arealrändern noch etwas in den Bereich der Feuchtsavannen hinein.
Der Kongo-Graupapagei ist nordwärts bis Süd-Nigeria, Kamerun und in die Zentralafrikanische Republik verbreitet, nach Osten bis West-Kenia und Nordwest-Tansania. Kernbereiche der Verbreitung sind Gabun, die Republik Kongo sowie der Norden und die zentralen Teile der Demokratischen Republik Kongo. Westliche Arealaußenposten liegen in Süd-Ghana und im Südosten von Côte d'Ivoire sowie als „Príncipe-Graupapagei“ auf den Inseln Bioko (Fernando Poo), São Tomé und Príncipe.
Der Timneh-Graupapagei kommt im Südwesten von Côte d'Ivoire, in Sierra Leone, Liberia und im Südosten von Guinea vor.
Lebensraum
Der Graupapagei ist ein typischer Baumbewohner. Sein Lebensraum umfasst tropische Regenwälder, Mangroven und Feuchtsavannen. Er hält sich gern im Randbereich der Wälder zur offenen Landschaft hin auf, besucht dort auch Kulturland und Gärten, meidet aber menschliche Siedlungen.
Ernährung und Lebensweise


Der Graupapagei bevorzugt vegetarische Nahrung wie Früchte (Nüsse, Beeren), Samen, Blüten und Knospen. Sie sind als wenig spezialisierte Generalisten anzusehen. Die Hauptnahrungsquellen der Papageien sind Früchte und Pflanzenteile die auf Gehölzen wachsen. Graupapageien sind aufgrund ihres Kletterfußes und des zum Klettern genutzten Schnabel hervorragend an das Leben in Baumwipfeln angepasst.
Zu den von ihnen gefressenen Pflanzen gehören: Elaeis guineensis (Afrikanische Ölpalme), Kigelia pinnata (Leberwurstbaum), Bombax sp., Ceiba sp., Dacryodes sp., Tamarinde Tamarindus indica, Carica papaya (Papaya), Harungana sp., Combretum sp. (bushwillow), Terminalis sp., Macaranga sp., Heisteria sp., Parkia sp., Ficus sp. auch Ficus sykomorus und Ficus sur, Musa sp. (Bananen), Hirse, Zea mays (Mais), Raphia sp., Prunus africana (African Almond), Prunus sp., Akeepflaume Blighia sapida, Cola tragacantha, Celtis sp. (Zürgelbaum). [8] Die Hauptnahrungspflanzen unterscheiden sich vermutlich regional und saisonal nach dem Angebot, unterschiedliche Beobachter geben unterschiedlichen Präferenzen an, was auch schon in der älteren Literatur deutlich wird. [9] Unter den Nahrungspflanzen finden sich auch gebietsfremde Arten wie etwa Bananen oder Mais, was für das Anpassungsvermögen der Graupapageien spricht.
Die scheuen Vögel halten sich tagsüber paarweise oder in Kleingruppen auf. In der Dämmerung finden sie sich oftmals zu durchaus größeren Schwärmen zusammen. Der Flug ist unbeholfen wie Anton Reichenow aus eigener Anschauung berichtet. Angaben zum durchschnittlichen und maximalen Alter wildlebender Graupapageien liegen nicht vor, in Gefangenschaft kann die Art bis zu 60 Jahre alt werden. Als Extremfall ist ein Alter von 73 Jahren belegt. [10]
Stimme
In freier Wildbahn verständigen sich Graupapageien mit Kreischlauten und schrillen Pfiffen. Oft fliegen sie in großer Höhe und kommunizieren untereinander lautstark.
Graupapageien sind, wie alle Papageien, als sprachbegabte Heimtiere bekannt. Sie können mehrere hundert Wörter erlernen und viele davon situationsbezogen und sinnrichtig anwenden. Mit über 800 Wörtern hält ein weiblicher Graupapagei den Rekord.
Fortpflanzung
Graupapageien gehen eine lebenslange Paarbindung ein. Sie brüten außerhalb der regenreichsten Jahreszeit. Die Brutsaison wechselt daher je nach Lage der Regenzeit von Region zu Region. Die Vögel brüten in Baumhöhlen, oft in großen abgestorbenen Bäumen. Die Nesthöhle wird mit Moderholz ausgepolstert. Das Weibchen legt 2–5 Eier und bebrütet sie etwa 4 Wochen lang, während es vom Männchen bewacht und mit Nahrung versorgt wird. Die Jungvögel, um die sich beide Eltern kümmern, brauchen fast 3 Monate, bis sie flügge werden.
Die Reproduktionsleistung eines Paares kann sehr hoch sein. Von 1962-1974 wurden in den USA von einem einzigen Paar mittels Handaufzucht 87 Jungvögel großgezogen.[11] Dies entspricht 7,25 Jungtieren pro Jahr.
Natürliche Feinde, Gefährdung
Zu den natürlichen Feinden zählen Greifvögel und Schlangen. Nester werden oft von Affen ausgeraubt. Eine besondere Bedrohung ist der illegale Fang und Handel. Die IUCN geht zwar davon aus, dass die Bestände im Rückgang begriffen sind, stuft die Art aber momentan noch als "nicht gefährdet" ein.
Haltung


Geschichte der Haltung in Europa
Ob im antiken Europa Graupapageien bekannt waren ist fraglich, da hierfür Beweise fehlen. [12] Erstmalig dürfe die Kunde von Graupapageien Europa erreicht haben als portugisische bzw. spanische Seefahrer die kanarischen Inseln - wo es angeblich Graupapageien gegeben haben soll - nach 1400 bzw. das natürliche afrikanische Verbreitungsgebiet der Papageien etwa 1455 erreichten [13] Conrad Gesners Tierbuch nennt in seiner Ausgabe von 1555 eindeutig einen Graupapageien. [14] Auch Eleazar Albins zwischen 1731 und 1738 erschienene 'Natural history of Birds' enthällt eine farbige Abbildung des Graupapageien. [15] Die aus dieser Zeit stammenden teilweise sehr naturgetreuen Abbildungen auf Gemälden, Stichen oder Aquarellen, deuten darauf hin, dass Graupapageien in Europa auch in Privathand erstmalig häufiger gehalten wurden und somit den Künstlern aus eigener Anschauung bekannt sein konnten. Auf Gemälden dominieren aber die farbenprächtigeren Papageienarten besonders aus Asien und Amerika.
Graupapageien sind eine der wenigen Papageienarten, die Linne in der 10. Auflage seines Systema Naturae von 1758 nennt und heute die einzige Papageienart die noch den ursprünglichen Linneschen Gattungsnamen tragen.
Als Welterstzucht gelten zwei Bruten die in Frankreich 1799 stattfanden. Weitere nationale Erstzuchten fanden 1843 in England, 1899 in Deutschland, 1931 in den USA, 1953 in Schweden statt. Bei Timneh-Graupapageien liegen die Daten der Erstzuchten später. [16] Inzwischen ist die auch die Zucht kein Problem mehr, sie werden in so großer Zahl gezüchtet, dass der Bedarf für die Privathaltung nicht mehr aus dem Freiland gedeckt werden muss. Der Graupapagei ist heute eine der am häufigsten gehaltenen und bekanntesten Papageienarten, sieht man von Wellensittichen ab.
Hinweise zur Haltung
Diese Tiere sollten allerdings nur von Personen gehalten werden, die genügend Tagesfreizeit zur Verfügung und Zeit und Muße für ihren neuen gefiederten Lebensgefährten haben können. Die sehr intelligenten Vögel sind äußerst sensibel und reagieren auf jede räumliche Veränderung geradezu hysterisch. Daher ist der Graupapagei, entgegen der weit verbreiteten Auffassung, durchaus nicht problemlos zu halten.
Eine gruppen- oder zumindest paarweise Haltung sollte selbstverständlich sein, die Einzelhaltung ist hingegen nicht artgerecht. Im Sinne einer annähernd tiergerechten Haltung ist Volierenhaltung vorzuziehen. In einer solchen Voliere von mindestens 2 x 1 x 2 m (Breite x Tiefe x Höhe) sollten beispielsweise frische Zweige oder anderen geeigneten Gegenstände vorhanden sein. [17].
Bei dem Kauf und der Einfuhr von Wildvögeln ist das Gesetz über den Artenschutz zu beachten. Jedes legale Tier verfügt über eine sog. CITES-Bescheinigung.
Literatur
- Juniper, T./ Parr, M. (1998): Parrots. London - New Haven
- Lars Lepperhoff (2006): Der Graupapagei in Afrika und in Menschenobhut – Teil 1. In: Papageien 6/2005, Teil 2. In: Papageien 7/2005
- Lars Lepperhoff (2007/2008): Graupapageien. (Teil 1). In: WP Magazin 6/2007, (Teil 2). In: WP Magazin 1/2008
- Diana May (2002): Frei lebende Graupapageien im Kongobecken. Teil 1. In: Papageien xx/2002 Teil 2. In: Papageien 10/2002
Weblinks
- Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien des deutschen Verbraucherministeriums
- 47991 in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Abgerufen am 9. Mai 2006.[ScientificName fehlt]
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Psittacus erithacus in der Internet Bird Collection
Einzelnachweise
- ↑ Größenangaben: Lantermann, W. (1999): Papageienkunde. Berlin; Robillier, F. (1997): Papageien Bd.2. Walsrode; Juniper, T./ Parr, M. (1998): Parrots. London - New Haven
- ↑ Wolfgang DeGrahl (1990): Papageien in Haus und Garten. Stuttgart. S.124
- ↑ Wolfgang DeGrahl (1990): Papageien in Haus und Garten. Stuttgart. S.124
- ↑ Beispiel für die heutige Auffassung: Juniper, T./ Parr, M. (1998): Parrots. London - New Haven S. 375f; Mit Autorennamen der Unterarten: Thomas Arndt: Steckbrief Graupapagei [1]; Beispiel für die ehemalige Auffassung als zwei Arten: Reichenow, A. (1901-1905): Die Vögel Afrikas.
- ↑ Verbreitungskarte: Juniper, T./ Parr, M. (1998): Parrots. London - New Haven S. 376
- ↑ Juniper, T./ Parr, M. (1998): Parrots. London - New Haven S. 376
- ↑ http://www.vogelforen.de/archive/index.php/t-17542.html http://www.papageientreff.org/showthread.php?t=7214&highlight=K%F6nigsgraupapagei
- ↑ Zusammenstellung der Nahrungspflanzen aus: Juniper, T./ Parr, M. (1998): Parrots. London - New Haven; Reichenow, A. (1901-1905): Die Vögel Afrikas. Neudamm: Neumann; Fry, H.C. & Keith, S.& Urban, E.K. (1988): Birds of Africa. London Academic Press
- ↑ Zusammenstellung von Beobachtungen z.B. in Reichenow, A. (1901-1905): Die Vögel Afrikas. Neudamm: Neumann
- ↑ Wolfgang DeGrahl (1990): Papageien in Haus und Garten. Stuttgart. S.126
- ↑ Lantermann: Papageienkunde S. 440
- ↑ Strunden, H. (1984): Papageien einst und jetzt. Bromlitz
- ↑ Strunden, H. (1984): Papageien einst und jetzt. Bromlitz
- ↑ Hans-Jürgen Pfeffer: Conrad Gesner und die Papageien
- ↑ Strunden, H. (1984): Papageien einst und jetzt. Bromlitz Strunden gibt als Autor William Derham an richtig ist aber Eleazar Albin. Gemeint ist Tafel 12 Abbildung
- ↑ Robillier, F. (1997): Papageien Bd.2. Walsrode
- ↑ Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien (10.01.1995)