Spezialeinheit

Eine Spezialeinheit stellt eine geschlossene Einheit eines militärischen, polizeilichen, oder nachrichtendienstlichen Verbandes dar, welche aufgrund zielorientierter Ausbildung und speziellen Trainings Aufträge mit erhöhter Gefährdungslage wahrnehmen kann. Spezialeinheiten haben in der Regel weitergehende Ausrüstung als konventionelle Einheiten.
Vorläufer der militärischen Sondereinheiten waren die deutschen Stoßtrupps im Ersten Weltkrieg, die sowjetischen und deutschen Fallschirmjäger zwischen den Kriegen und die Kommandos des Zweiten Weltkrieges.
Einige militärische Spezialeinsatzkräfte, die mit dem Aufstellen, Ausbilden und Führen einheimischer Widerstandsgruppen in feindlichem Territorium befasst sind, werden auch als so genannte force multiplier (dt. „Kraftmultiplikator“) angesehen, da ihre Effektivität durch ihr Wirken um ein Vielfaches höher ist, als die konventioneller Einheiten.[1]
Militärische Spezialeinheiten
Eliteeinheiten

Der Begriff Spezialeinheit wird häufig missverständlich oder falsch verwendet. Nicht jede herausragende Einheit ist originär auch eine Spezialeinheit. Hier muss insbesondere unterschieden werden zwischen militärischen Eliteverbänden, die zwar einen erhöhten Ausbildungsstand, besonderen Rekrutierungs- und Auswahlverfahren und damit auch eine überdurchschnittliche Kampfkraft haben, und konzeptionellen Sondereinsatzkräften, die einen klar vom regulären Militär abweichenden Auftrag haben, für den sie besonders ausgebildet und ausgerüstet sind und der nicht oder nur unbefriedigend von „normalen“ Formationen ausgeführt werden kann.[2]
Beispiele für solche Eliteverbände sind die französische Fremdenlegion, die Spanische Legion, die Leichte Infanterie der US Army (zum Beispiel die 10. US-Gebirgsdivision) sowie diverse Luftlandeverbände der einzelnen Nationen. Letztere sind im Grunde nur luftlandefähige leichte Infanterie und aufgrund ihres Einsatzprofils, dass regelmäßig von einem auf sich gestellten Kampf gegen überlegene feindliche Kräfte ausgeht, bis Entsatz möglich ist, mit besonders leistungsfähigem und motiviertem Personal ausgestattet.
All diese Eliteverbände führen aber im Gros klassische militärische Aufträge auf breiter Basis aus, auch wenn sie zum Teil über Zusatzausbildungen für den Kampf unter besonderen klimatischen Bedingungen (Dschungel-, Wüsten- und alpine Kriegführung) und zum Teil über eine Kommandofähigkeit (diese beschränkt sich in der Regel allerdings auf eine oder mehrere Kompanien oder auf ein Bataillon und ist nicht in der Breite vorhanden) verfügen.[3]
Konventionelle Spezialeinheiten

Der Auftrag konventioneller Spezialeinheiten bewegt sich in der Regel auf der unteren taktischen Ebene und im Rahmen allgemeiner militärischer Operationen. Bestimmte Einsätze jedoch kann auch eine strategische Bedeutung zukommen, beispielsweise, wenn ein feindliches Führungszentrum oder eine Radarstation durch einen Kommandoeinsatz zertört werden konnte und in Folge dessen ein ungesichere Einflugschneise entsteht, die dann von der eigenen Luftwaffe anschließend für einen oder mehrere vernichteneden Luftangriffe auf weitere strategische Ziele genutzt wird.
Sie sind durchgängig sprungtauglich, in weiterführenden Sprungtechniken wie HALO und HAHO und in besonderen Infiltrationstechniken ausgebildet. Klassische Einsatzprofile sind Kommandooperationen, also das gezielte Einnehmen, Unbrauchbarmachen oder Zerstören von feindlichen Schlüsselstellungen, wie Flugplätzen, Kommunikations- und Führungszentren, Artillerie- und Raketenstellungen, Brücken, Häfen, Nachschubbasen, Bunkern oder sonstigen besonders wertvollen Stellungen des Feindes.[4] Diese Überfälle (engl. direct action) [5] werden im Handstreich entweder an der Front oder aber, nach erfolgereicher Infiltration, im feindlichen Hinterland durchgeführt.[6]
Ein weiteres Aufgabengebiet ist die taktische Aufklärung und Bergung von Personal und Ausrüstung hinter feindlichen Linien mit geringer Eindringtiefe (meist bis zu 10 oder 20 Meilen). Viele dieser Einheiten sind auch für Sabotage und Such- und Rettungseinsätze in Gefechtssituationen (CSAR) ausgebildet. Sie können darüber hinaus auch als Vorgeschobener Beobachter und als Forward Air Controller eingesetzt werden, um das indirekte Feuer der Artillerie zu lenken oder Luftnahunterstützung zu leiten.[7]
Typische Vertreter dieser klassischen Kommandotruppen (Stoßtruppen, engl. auch Shock-Troops) sind die US Army Rangers, die britischen Royal Marines Commandos oder die USMC Reconnaissance Battalions.
Unkonventionelle Spezialeinheiten


Die unkonventionellen Spezialeinheiten operieren im Gegensatz zu den klassischen Kommandoeinheiten eher verdeckt und im Untergrund. Das bedeutet, dass sie zwar ebenfalls über die Fähigkeiten dieser Einheiten verfügen (klassischen Kommandokriegführung), aber normalerweise nicht nach den taktischen Grundsätzen regulärer Infanterie operieren. Ihre Einsatzmuster entsprechen eher denen von Nachrichtendiensten. Das heißt, dass sie auch "undercover" und ohne Uniform zum Einsatz kommen können. Ihre Ausbildung geht weit über das Maß einer klassischen Kommandoeinheit hinaus, da diese Einheiten nicht nur wesentlich mehr Einsatzprofile bedienen, sondern auch meist über eine besondere sprachliche und kulturelle Schulung haben, um im Einsatzgebiet besser arbeiten zu können und den sich den dortigen Begebenheiten anzupassen.
Die typischen Auftragsmuster sind Fernaufklärung [8] mit großer Eindringtiefe (bis zu 800 Kilometern), asymmetrische Kriegführung (engl. Unconventional oder Revolutionary Warfare) [9], Anti-Guerilla-Kriegführung, Sabotage und das weite Feld der Sicherheits- und Militärberatung [10], die in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, weil sie den Regierungen die Möglichkeit gibt, diskret und ohne große Militärkontingente politischen Einfluss auf die befreundeten Gastnationen und deren Region zu nehmen, der sonst mittels üblicher Machtprojektion durch Flottenverbänden oder konventionellem Militär so nicht möglich wäre.
Im Rahmen dieser Militärberatungseinsätze, werden neben den militärischen und sicherheitsrelevanten Aspekten, zivile Ziele verfolgt. So wird mittels Ausbildung, infrastrukturellen, sozialen und gesundheitlichen Maßnahmen in den Gastländern dafür gesorgt, dass diese politisch stabilisiert werden und eventuelle Konflikte bereits im Keim erstickt werden (Krisenprävention). Oft sind solche Einheiten auch in pychologischer Kriegführung und militärischer Zivilverwaltung ausgebildet.[11][12]
Man unterscheidet dabei drei Einsatzebenen, die Militärberatung im Frieden, die Krisenintervention und den Kriegseinsatz.[13]
Im letzteren arbeiten diese unkonventionellen Formationen meist völlig auf sich allein gestellt monatelang hinter feindlichen Linien in Kleinstgruppen, die meist nur aus sechs bis zwölf Mann bestehen. Dabei sind sie bestrebt, einheimische Widerstandsgruppen zu rekrutieren, auszubilden und in einem Guerillakrieg (Guerra bedeutet Krieg und Guerilla Kleinkrieg, das heutige Synonym für Partisanenkrieg) gegen den Feind zu führen, den sie auch logistisch unterstützen.
Ein weiters Auftragsprofil solcher Einheiten ist die Terrorismusbekämpfung und die Geiselbefreiung.[14] Dies führt häufig dazu, dass Angehörige solcher Einheiten auch als Personenschützer von zivilen Würdenträgern oder Oberkommandierenden fungieren.
Aufgrund der engen Anbindung an die (militärischen) Nachrichtendienste führen diese Einheiten auch Sondereinsätze (Special Activities) durch, wie gezielte Tötungen [15] oder Entführungen von Einzelpersonen, zum Beispiel eines Diktators oder Kriegsverbrechers oder die verdeckte Aufklärung in einem feindlichen Land. Naturgemäß werden diese Einsätze aufgrund ihrer politischen Brisanz unter besonders strenger Geheimhaltung ausgeführt und oft ist es so, dass die Ausführenden, sollten sie enttarnt und gefangen genommen werden, auf sich gestellt sind, das heißt, dass die verantwortliche Regierung leugnet, dass es sich bei den Soldaten um Angehörige des eigenen Militärs handelt.
Typische Vertreter solcher Einheiten sind die russischen Speznas, der britische Special Air Service, die israelische Sajeret Matkal und die amerikanischen Special Forces, Navy Seals, KSK aus Deutschland und Delta Force.
Polizeiliche Spezialeinheiten
Polizeiliche Spezialeinheiten haben teilweise ähnliche Ausrichtungen, wie militärische, die aber rechtlich und praktisch an die spezifischen Erfordernisse polizeilicher Aufgabenerfüllung angepasst sind. Man unterscheidet drei klassische Gruppen von polizeilichen Sondereinsatzkräften, sowie diverse Fach- bzw. Sonderabteilungen für bestimmte operative Spezialverwendungen, die aber nicht selbständig operieren, sondern regelmäßig entweder als Führungsstelle oder Unterstützungsabteilung bei besonderen Lagen oder Verbrechenstypen zum Einsatz kommen.
Spezialeinsatzkommandos

Nach der Geiselnahme von München 1972 wurde die Spezialeinheit des Bundes, die GSG 9 (vormals Grenzschutzgruppe 9; heute GSG 9 der Bundespolizei (BPOLGSG9), der Begriff Grenzschutzgruppe wird nicht mehr verwendet) im selben Jahr aufgestellt, um in Zukunft derartigen Bedrohungsszenarien adäquat begegnen zu können. Zwei Jahre später beschloss die Innenministerkonferenz im Jahre 1974 durch den „Aufstellungserlass für Spezialeinheiten“ die Aufstellung von Spezialeinsatzkommandos für die einzelnen Länder.
Ähnlich verfuhr man auch in anderen Ländern und stellte dort taktische Spezialeinheiten auf, die für die Terrorismusbekämpfung, die finale Lösung von Geiselnahmen, das Verhaften besonders gefährlicher Krimineller, sowie das Beenden von Amokläufe und Entführungen, speziell ausgebildet und ausgerüstet waren.
Diese Einheiten sind in der Regel aus zwei Gruppen zusammengesetzt, einer Präzisionsschützen-Gruppe (in Deutschland Präzisionsschützenkommando) und einer Zugriffsgruppe. Die erste sichert den Verbrechensschauplatz, die zweite versucht, die Geiseln zu befreien und/oder die Verhaftung durchzuführen. In vielen Nationen, aber auch in Deutschland auf Bundes- und und Landesebene ist der so genannte Finaler Rettungsschuss erlaubt, die gezielte Tötung eines Geiselnehmers oder drohenden Sprengstoffattentäters. Allerdings gelten in Deutschland hohe Ansprüche an die Verhältnismäßigkeit dieser Maßnahme. Die Anwendung ist nicht in allen Polizeigesetzgebungen geregelt.
Typische Vertreter solche Einheiten sind die SEKs der Bundesländer, das Hostage Rescue Team des FBI, die SWATs der US-Polizeibehörden und das österreichische Einsatzkommando Cobra.
Andere Einsatzkommandos
Es gibt auch polizeiliche Spezialeinheiten, die sich nicht primär mit Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung befassen, sondern mit der Bekämpfung anderer Kriminalitätsformen, die dennoch eine besonders ausgebildete Fahndungs-, Obersavations- und Zugriffseinheit erforderlich macht, da diese Lagen den Ausbildungsstand normaler Polizeibeamter überfordern.
In Deutschland sind dies die Mobilen Einsatzkommandos der Bundesländer. Sie haben zwei Einsatzschwerpunkte.

Die verdeckten Observation von potentiellen oder identifizierten Straftätern. Die Observation kann sowohl personell als auch mittels entsprechender Technik durchgeführt werden. Weitere Aufgaben sind Peilung und Ortung, die technische Observation von Personen, Fahrzeugen und Mobiltelefonen sowie die Absicherung von verdeckten Ermittlern bei möglicherweise problematischem Täterkontakt.
MEKs führen auch Festnahmen von Personen durch. Der geplante Zugriff durch ein MEK erfolgt für den Festzunehmenden überraschend aus seiner Bewegung, also aus einer mobilen Lage (fahrender/laufender Täter), bei den Spezialeinsatzkommandos (SEKs) hingegen aus der statischen Lage (Wohnung) heraus. Allerdings sind sowohl MEKs als auch SEKs qualifiziert ausgebildet, um jeweils beide polizeilichen Lagen zu bewältigen. Ist jedoch bereits im Vorfeld beim polizeilichen Gegenüber mit starker Bewaffnung, hohem Widerstand oder mit verschlossenen Türen zu rechnen, wird meist die Unterstützung durch ein mit einem besseren Eigenschutz ausgestattetes SEK angefordert.
In anderen Ländern gibt es ähnliche Einheiten, die zwar für besondere Lagen und Einsätze ausgebildet sind, sich aber nicht mit terroristischen oder schwerkriminellen Bedrohungen befassen. Dennoch sind sie besonders ausgerüstet und ausgebildet und als Einheit nicht in den normalen Polizeidienst integriert, sondern kommen ausschließlich situationsabhängig und punktuell zum Einsatz.
Beispiele für solche Einheiten sind die WEGA der Wiener Polizei, die russische OMON und die schweizer Spezialeinheit Enzian.
Observations- und Aufklärungsgruppen
Diese Spezialeinheiten oder auch Einsatzabteilungen befassen sich hauptsächlich mit der Observation von für die Sicherheitsorgane interessanten Personen, um diese zu überwachen und ihre Bewegungsprofile und Gewohnheiten zu ermitteln. Dies können potentielle oder identifizierte Straftäter, Informanten, Undercover-Ermittler, Terrorverdächtige, nachrichtendienstlich relevante Personen und ausländische Bürger oder Diplomaten sein. Normalerweise werden Observationen mit Vier-Mann-Teams durchgeführt, können aber auch mit mehreren Teams stattfinden. Dies richtet sich nach der Bedeutung der Zielperson und nach dem Umstand, ob sie selbst in Observationstechniken und deren Erkennen ausgebildet ist. Dabei wird auch auf technische Hilfsmittel wie Sender, Transponder, UV-Farbmarkierungen oder Reflektoren (an Fahrzeugen) und, in Fällen allerhöchster Bedeutung, auch militärische Satelliten zurückgegriffen.
Die zweite typische Aufgabe solcher Einheiten ist die taktische Aufklärung von Stadtvierteln, Gebäuden oder ländlichen Umgebungen, in denen sich relevante Personen, gefangene Geiseln, Attentäter, Amokläufer, Entführer oder Objekte aufhalten oder befinden. Dies geschieht in der Regel als Vorbereitung für einen späteren Zugriff (Einsatz) oder um strafrechtlich relevantes Material oder Umstände zu ermitteln.
Oft werden Teile des Einsatzprofils solcher Observations- und Aufklärungsgruppen aber auch von Sondereinsatzkommandos selbst übernommen oder gehören bereits zum Einsatprofil andere Einsatzkommandos, wie beispielsweise bei den die MEKs.
Ein Beispiel für eine solche Spezialeinheit ist das englische Special Reconnaissance Regiment, das zwar der British Army angehört, aber genau, wie der Special Air Service, auch polizeiliche Aufgaben wahrnimmt.
Spezialisierte Fachabteilungen
Spezialisierte Fachabteilungen sind keine Spezialeinheiten im eigentlichen Sinne, da sie nicht selbständig operieren, und keine Verbandsstruktur aufweisen. Sie werden bei besonderen Lagen als spezialisierte Unterstützungsgruppe (-Abteilung) oder Führungsstelle herangezogen und arbeiten als Teil einer Kriseninterventionsgruppe bei Geiselnahmen, Lagen mit terroristischen oder schwerkriminellen Hintergrund und bei Naturkatastrophen oder aber als Teil einer speziell eingerichteten Sonderkommission (SOKO) mit individuell festgelegter Zielrichtung. Ein Beispiel für so eine spezialisierte Fach-, beziehungsweise Kriseninterventionsführungsstelle ist die Critical Incident Response Group des FBI.
Dies können sein, psychologisch geschulte Verhandlungsführungssgruppen (bei Geiselnahmen), so genannte Profiler-Gruppen bei Ermittlungen gegen Serientäter oder auch spezielle EDV-Ermittlungsgruppen, die sowohl Internetfahndung als auch gesetzlich legitimiertes Hacken betreiben, das gezielte Eindringen in fremde geschützte IT-Systeme. Ein Beispiel für einer Profilerfachabteilung ist die Behavioral Analysis Unit des FBI.
Bestimmte Abteilungen des Bundeskriminalamts, die ähnliche Ableger in den Strukturen den Landeskriminalämtern haben, wie beispielsweise der Staatsschutz, die Abteilung SO – Schwere und Organisierte Kriminalität (unter anderem zuständig für Organisierte Kriminalität, Rauschgiftkriminalität und Verdeckte Ermittlungen und Führung von Vertrauenspersonen) und die Abteilung SG– Sicherungsgruppe (Personenschutz), sind ebenfalls Spezialfachabteilungen. Allerdings verwischen hier die Grenzen und es wird deutlich, wie schwierig eine Abgrenzung zu Spezialeinheiten im klassischen Sinne ist, da es kein verbindliches Unterscheidungssystem gibt. Erschwerend kommt auch die unterschiedliche Einordnung und Klassifizierung verschiedener Nationen von Einheiten mit dem gleichen Einsatzprofil hinzu.
Nachrichtendienstliche Spezialeinheiten
Auch Nachrichtendienste unterhalten Spezialeinheiten, meist mit paramilitärischen Charakter. Im Unterschied zu den administrativen Fachabteilung der Dienste, haben diese oft eine geschlossene Verbandsstruktur und rekrutieren sich primär aus besonders qualifizierten und erfahrenen Soldaten der Streitkräfte, die bereits in Sondereinsatztruppen gedient haben.
Wenn diese Soldaten den Dienstherren wechseln, dann erhalten sie eine Zusatzausbildung in operativer Nachrichtendienstarbeit. Dabei wird die gesamte Bandbreite der Fertigkeiten, die ein Agent im Einsatz beherrschen muss, von Nachrichtendienst-Instrukteuren gelehrt. Diese umfassen unter anderem Observation, Gegenobservation, direkte konspirative Kontaktaufnahme mit Informanten aber auch indirekten nichttechnischen Nachrichtenaustausch (zum Beispiel die Nutzung toter Briefkästen) und die verdeckte Infiltration in feindliche Operationsgebiete. Dabei steht nicht so sehr die klassische nachrichtendienstliche Informationsgewinnung im Vordergrund, sondern eher die Weiterleitung von Informanten- und Agentenerkenntnissen und die Sondierung der Lage. Die Angehörigen solcher Einheiten sollen in die Lage versetzt werden, unentdeckt undercover in feindlichem Territorium zu operieren. Oft beherrschen die ehemaligen Soldaten viele dieser Fertigkeiten bereits, weil sie beim Militär bereits an den Schnittstellen zu Nachrichtendiensten eingesetzt waren oder bereits gemeinsame Operationen durchgeführt haben.
Der Einsatzschwerpunkt solcher Einheiten umfasst die ganze Bandbreite der Missionsprofile unkonventioneller Spezialeinheiten. Da Nachrichtendienste meist anderen gesetzlichen Grundlagen folgen, als die Streitkräfte des jeweiligen Landes, hat die Eingliederung solcher militärischen Potentiale unter dem Dach eines Nachrichtendienstes den Vorteil, dass Einsätze mit eigenen Mitteln durchgeführt werden können, ohne dass andere Behörden oder Ministerien involviert werden müssen, und so die Geheimhaltung oft besser gewahrt werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die Eliminierung möglicher Reibungsverluste bei gemeinsamen Operationen mit anderen Diensstellen und die Sicherstellung, dass das involvierte Personal die besonderen Gesichtspunkte einer nachrichtendienstlichen Operation kennt und so von vorneherein mögliche Fehlerquellen ausgeschlossen werden können.
In vielen Ländern führt die Einbindung paramilitärischer Spezialeinheiten in nachrichtendienstliche Behörden zu erweiterten Einsatzbefugnissen, die über militärische oder polizeiliche hinausgehen und diese dann verquicken. Das führt nicht selten dazu, dass diese von den jeweiligen Regierungen missbraucht und zur Repression politischer Gegner und zum reinen Machterhalt diktatorischer Regime eingesetzt werden. Dies führt bei politischen Beobachtern, Fachautoren und der Presse oft zu einer generell eher kritischen Bewertung paramilitärischer Formationen unter dem Dach von Nachrichtendiensten.
Typische Beispiele solcher Formationen sind die US-amerikanische Special Activities Division der CIA, die israelische Sajeret Matkal des Aman und die russische ALFA des FSB.
Aktive Spezialeinheiten
Militär
Polizei
Nachrichtendienst
Name der Einheit | Gattung/Organisation/Verband | Land | Gründung |
---|---|---|---|
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FSB (Inlandsnachrichtendienst) | Russland | ? |
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Aman (Militärischer Nachrichtendienst) | Israel | 1964 |
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Central Intelligence Agency (Auslandsnachrichtendienst) | Vereinigte Staaten | 1995 |
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GRU (Militärischer Nachrichtendienst) | Russland | 1950 |
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FSB (Inlandsnachrichtendienst) | Russland | 1981 |
Ehemalige Spezialeinheiten
Auswahl polizeilicher und militärischer Einheiten, die aufgelöst wurden:
Verweise
Literatur
- Bewaffnung und Ausrüstung von Spezialeinheiten. Ein Bildlexikon, Motorbuchverlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01581-1
- Christoph Rojahn: Militärische Antiterroreinheiten als Antwort auf die Bedrohung des internationalen Terrorismus und Instrument nationaler Sicherheitspolitik - das Beispiel Amerika, ?, München 2000, ISBN 3-896-75841-1
- David Bohrer: US-Eliteverbände, , ISBN 3-613-02151-X
- Frank B. Metzner/Joachim Friedrich: Polizei-Sondereinheiten Europas, Motorbuch Verlag ?, ISBN 3-613-02249-4
- Hartmut Schauer: Die US „Green Berets“. Soldaten aus dem Dunkel, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-613-01052-6
- Hartmut Schauer: US Air Commandos - Die "Special Forces" aus der Luft, Motorbuchverlag ?, ISBN 3-613-02243-5
- Hartmut Schauer: US Navy SEALs, Motorbuchverlag, Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01864-0
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- John Prados: Presidents' Secret Wars. CIA and Pentagon Covert Operations from World War II through the Persian Gulf. Rev. and exp. edition. I.R. Dee, Chicago 1996, ISBN 1566631084. (englisch)
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- Markus Gollner: Speed Action Surprise - Das Einsatzkommando COBRA, ? 2008, ISBN 978-3-200-01101-4
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- Reinhard Scholzen: KSK – Das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr, Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-02384-9
- Reinhard Scholzen: SEK - Spezialeinsatzkommandos der Deutschen Polizei, Motorbuch Verlag 4. Auflage 2000, ISBN-10: 978-3613020160
- Richard Marcinko: Rogue Warrior, ?, New York 1993. ISBN 0-671-00982-6
- Sören Sünkler: "Die Spezialverbände der Bundeswehr". Motorbuch Verlag 2007, ISBN 3-613-02592-2
- Sören Sünkler: "Elite- und Spezialeinheiten Europas", Motorbuch Verlag, 2008, ISBN 3-613-02853-0
- Susan L. Marquis: Unconventional Warfare. Rebuilding U.S. Special Operations Forces. Brookings, Washington D.C. 1997, ISBN 0-8157-5476-0. (englisch)
- Tom Clancy/John Gresham: Special Forces. Die Spezialeinheiten der U.S. Army, Heyne, München 2002, ISBN 3-453-86912-5
- Terry White: Eliteverbände der Welt, Motorbuchverlag ?, ISBN 3-613-01688-5
- Wilhelm Probst: Kampfschwimmer der Bundesmarine. Innenansichten einer Elitetruppe, Motorbuchverlag Oktober 2001, ISBN 3-613-02148-X
- Wolfdieter Hufnagl: Spezialeinheiten der Österreichischen Polizei und Gendarmerie, Motorbuchverlag 1999, ISBN 3-613-01941-8
- Wolfdieter Hufnagl: Jagdkommando, Spezialeinheit des Österreichischen Bundesheeres, Motorbuchverlag ?, ISBN 3-613-02079-3 2.Auflage 2001
- Wolfdieter Hufnagl: COBRA, das Gendarmerieeinsatzkommando, Motorbuchverlag 2002, ISBN 3-613-02248-6
- Yers Keller/Frank Fosset: Frankreichs Elite, ?, ISBN 3-613-02103-?
Weblinks
- Sondereinheiten.de - Deutsche Spezialeinheiten im Internet
- SEK-TEAM.net - Spezialeinheiten im Visier
- specialoperations.com (englisch)
- specwarnet.net (englisch)
- spezialeinheiten.net
- spezialeinheiten-online.de
- Über internationale militärische Spezialeinheiten bei cos.free.fr (französisch)
Einzelnachweise
- ↑ Chapter 4: Special Operation Forces in Annual Report to the President and the Congress (1998). US Government, abgerufen am 6. Juli 2008.
- ↑ Seite 14 bei Hartmut Schauer: US Navy SEALs, Motorbuchverlag Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01864-0
- ↑ Seite 14 bis 15 bei Hartmut Schauer: US Navy SEALs, Motorbuchverlag Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01864-0
- ↑ Seite 14 bei Hartmut Schauer: US Navy SEALs, Motorbuchverlag Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01864-0
- ↑ Direct Action missions are short duration strikes that are used when Special Forces want to seize, capture, recover or destroy enemy weapons and information or recover designated personnel or material. bei goarmy.com (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Seite 14 bei Hartmut Schauer: US Navy SEALs, Motorbuchverlag Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01864-0
- ↑ Seite 15 bei Hartmut Schauer: US Navy SEALs, Motorbuchverlag Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01864-0
- ↑ Special Forces teams are infiltrated behind enemy lines to provide the theater commander with intelligence on the enemy or to gather information on the terrain, local populace, etc. of an area. Verify, through observation or other collection methods, information concerning enemy capabilities, intentions, and activities in support of strategic/operational objectives or conventional forces. Reconnaissance and surveillance actions conducted at strategic or operational levels to complement national and theater-level collection efforts. Collect meteorological, hydrographic, geographic, and demographic data; provide target acquisition, area assessment, and post-strike reconnaissance data. bei groups.sfahq.com (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Unconventional Warfare (UW) includes a broad spectrum of military and paramilitary operations conducted in enemy-held, enemy-controlled, or politically sensitive area. UW includes, but is not limited to, guerilla warfare, evasion and escape, subversion, sabotage, and other operations of a low visibility, covert, or clandestine nature. bei globalsecurity.org (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Foreign Internal Defense operations, SF's main peacetime mission, are designed to help friendly developing nations by working with their military and police forces to improve their technical skills, understanding of human rights issues, and to help with humanitarian and civic action projects. bei globalsecurity.org (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Induce or reinforce foreign attitudes and behavior favorable to U.S. objectives. Influence emotions, motives, and behavior of foreign governments, organizations, groups, and individuals. bei groups.sfahq.com (eingesehen am 30. Juni 2008)
- ↑ Establish, maintain, influence, or exploit relations among military forces, civil authorities, and civilian populations to facilitate military operations. May be conducted as stand-alone operations or in support of a larger force. May include military forces assuming functions normally the responsibility of the local government. bei groups.sfahq.com (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Special Forces units perform five doctrinal missions: Foreign Internal Defense, Unconventional Warfare, Special Reconnaissance, Direct Action and Counter-Terrorism. These missions make Special Forces unique in the U.S. military, because it is employed throughout the three stages of the operational continuum: peacetime, conflict and war. bei globalsecurity.org (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Offensive measures taken to prevent, deter, and respond to terrorism. Preempt or resolve terrorist incidents. Interagency activity using highly specialized capabilities bei groups.sfahq.com (eingesehen am 17. Juni 2008)
- ↑ Deswegen brauchen sie normalerweise auch die ausdrückliche Genehmigung des Präsidenten (was als „Finding“, Beschluss, bezeichnet wird) und eine durch ein Mandat des Kongresses festgelegte Aufsicht Seite 36 bei Tom Clancy, John Gresham: Special Forces – Die Spezialeinheiten der U.S. Army.. Heyne, München 2002 ISBN 3-453-86912-5