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Hermsdorf (Thüringen)

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Wappen Deutschlandkarte
Hermsdorf (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Hermsdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 54′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 50° 54′ N, 11° 51′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Saale-Holzland-Kreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Hermsdorf
Höhe: 330 m ü. NHN
Fläche: 7,51 km2
Einwohner: 8593 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 1144 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 07621–07629
Vorwahl: 036601
Gemeindeschlüssel: 16 0 74 041Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Website: www.hermsdorf-thueringen.de
Bürgermeister: Gerd Pillau (parteilos)

Hermsdorf ist eine Kleinstadt in Ostthüringen und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf. Am 7. Oktober 1969 wurden Hermsdorf die Stadtrechte verliehen, es wurden beschränkt Gedenkmünzen an die Stadtbevölkerung verteilt.

Geografie

Hermsdorf liegt in der Mitte (je ca. 20 km entfernt) zwischen den beiden ostthüringischen Großstädten Jena und Gera. Seinen Bekanntheitsgrad verdankt es u. a. dem Hermsdorfer Kreuz. Hier kreuzen sich die Autobahnen Köln–Dresden (A 4) und Berlin–München (A 9).

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Bad Klosterlausnitz, Reichenbach und Schleifreisen im Saale-Holzland-Kreis sowie Kraftsdorf im Landkreis Greiz.

Geschichte

Hermsdorf wurde 1256 erstmals urkundlich erwähnt. Der Holzreichtum (Thüringer Holzland) und die verkehrsgünstige Lage (Handelsstraße Naumburg–Regensburg mit Umspanne in Hermsdorf) begünstigten die Entwicklung des Ortes. Mit dem Bau der Bahnstrecke Weimar–Gera begann die industrielle Entwicklung. Der Bau des Autobahnkreuzes der heutigen Autobahnen A 9 und A 4 in den 1930er-Jahren brachte eine weitere Verbesserung der Infrastruktur mit sich.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Arbeitskraft von 3.588 Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus 15 europäischen Nationen in der "Hescho", der Hermsdorf-Schomburg Isolatoren GmbH, für Rüstungszwecke ausgebeutet. Darunter befanden sich Kinder aus Polen zwischen acht und 15 Jahren. Der Tod von 140 Kindern und Jugendlichen aus der Sowjetunion zwischen 1941 und 1945 zeugt von der hohen Sterberate. An sie erinnert ein Mahnmal im Park an der Eisenberger Straße.[2]

Die Stadt prägte über viele Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, vor allem während der DDR-Zeit der Großbetrieb VEB Keramische Werke Hermsdorf (KWH). Zum Betriebsgelände gehörte unter anderem Europas damals größtes Freiluft-Hochspannungs-Versuchsfeld, dessen drei, bis zu 75 Meter hohen und kilometerweit sichtbaren Stahlgitter-Prüfbrücken zum bekanntesten Wahrzeichen der Stadt wurden. Diese Landmarke wurde 1992 durch Sprengung abgerissen.

Am 7. Oktober 1969 erhielt Hermsdorf das Stadtrecht. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Ort mehr als 9.000 Einwohner. Mit der Gewährung des Stadtrechts sollte auch die „erfolgreiche sozialistische Entwicklung“ des Ortes gewürdigt werden.


Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1823 bis 1960

  • 1823 - 851
  • 1933 - 3.502
  • 1939 - 4.524
  • 1946 - 5.867 1
  • 1950 - 5.798 2
  • 1960 - 5.694

1981 bis 1997

  • 1981 - 11.056
  • 1984 - 10.835
  • 1994 - 9.463
  • 1995 - 9.361
  • 1996 - 9.261
  • 1997 - 9.122

1998 bis 2003

  • 1998 - 9.101
  • 1999 - 9.009
  • 2000 - 9.006
  • 2001 - 8.907
  • 2002 - 8.865
  • 2003 - 8.745

2004 bis 2007

  • 2004 - 8.699
  • 2005 - 8.609
  • 2006 - 8.591
  • 2007 - 8.593
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 29. Oktober
2 31. August

Politik

Stadtrat

Sitzverteilung im Stadtrat

  • SPD: 7
  • CDU: 5
  • PDS: 4
  • FWG/BI: 4

Bürgermeister

  • Gerd Pillau (seit 1994; gewählt bis 2012)

Wappen

Seit 1994 hat Hermsdorf ein neues Stadtwappen. Dabei steht der Nadelbaum für den Waldreichtum des Thüringer Holzlandes, dessen Zentrum Hermsdorf ist, der Bär steht für das historische Gasthaus „Zum schwarzen Bär“, das älteste Gebäude der Stadt, und das Kreuz im Stützbogenkreuz steht für die Verkehrsadern der Stadt (früher die alten Handelsstraßen, heute das Hermsdorfer Kreuz).

Städtepartnerschaften

Hermsdorf unterhält Städtepartnerschaften mit dem rheinland-pfälzischen Lahnstein sowie mit dem ebenfalls rheinland-pfälzischen Grünstadt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Gasthof zum Schwarzen Bär (ehemalige „Umspanne“), 1646 auf den Grundmauern einer älteren Herberge errichtet
  • Stadthaus (ca. 100-jähriges Klinker-Industriegebäude, umgebaut zu Kultur- und Verwaltungsgebäude)

Sport

Die sanierten und umgebauten Sportanlagen liegen mitten im Neubaugebiet der Stadt.

  • Anerkanntes Nachwuchs-Talentezentrum des Landes Thüringen in der Leichtathletik
  • Handball (Regionalliga, Oberligen, etc.)
  • ca. 1200 Mitglieder im SV Hermsdorf / Thüringen e.V.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Maibaumsetzen (Wochenende 14 Tage nach Pfingsten)
  • Straßenfest Alte Regensburger Straße (Europäischer Denkmaltag, 2. Wochenende im September)
  • Weihnachtskonzert mit über 200 Mitwirkenden (4. Advent)

Wirtschaft und Infrastruktur

Auf dem Areal des ehemaligen Großbetriebes Tridelta AG (früher VEB Kombinat Keramische Werke Hermsdorf, KWH) entwickelt sich zur Zeit ein Branchenmix kleiner und mittelständischer Betriebe. Das Gebiet ist zu ca. 70 % ausgelastet. An der Autobahnanschlussstelle Hermsdorf-Ost entwickelt sich ein weiteres Gewerbegebiet. Das Mischgebiet daneben ist bereits voll belegt. Im Rahmen der JenArea21 haben die Stadt Jena und der Saale-Holzland-Kreis ihre Kräfte gebündelt, um die Region wirtschaftlich weiter zu stärken. Die Zusammenarbeit erfolgt v. a. zwischen Firmen aus Jena und Hermsdorf. Erfolgreiche Belege sind dafür z. B. das Projekt fanimat, ein Verbund, der vom Hermsdorfer Institut für Technische Keramik geführt wird. Hermsdorf ist ein Wachstumskern. Hermsdorf ist durch sein Angebot an Arbeitsplätzen ein Einpendler-Standort (auf einen Auspendler kommen zwei Einpendler).

Verkehr

Der sanierte, zweigleisige Bahnhof Hermsdorf-Klosterlausnitz liegt an der Mitte-Deutschland-Verbindung und ist mit drei Linien der Deutschen Bahn an das überregionale Nahverkehrsnetz angeschlossen. Es steht ein rechnerischer 40-Minuten-Takt Erfurt Hbf - Jena West - Göschwitz (Saale) - Hermsdorf-Klosterlausnitz - Gera Hbf zur Verfügung, die Verbindung Göttingen - Erfurt Hbf - Göschwitz (Saale) - Hermsdorf-Klosterlausnitz - Gera Hbf - Chemnitz Hbf/Zwickau (Sachs) Hbf wird zweistündlich bedient. Regionalbusse der JES Verkehrsgesellschaft mbH sowie des Verkehrsunternehms Schröder verkehren nach Jena, Eisenberg, Stadtroda sowie in kleinere Ortschaften der Region. Außerdem ist Hermsdorf Endpunkt bzw. Verknüpfungspunkt mehrerer Buslinien der RVG Regionalverkehr Gera/Land GmbH.

Hermsdorf liegt im Schnittpunkt der A 4/A 9 (Hermsdorfer Kreuz) und hat drei Autobahnabfahrten.

  • A4 Anschlussstelle (56b) Hermsdorf-Ost
  • A9 Anschlussstelle (23) Bad Klosterlausnitz (im Norden)
  • A9 Anschlussstelle (25) Hermsdorf-Süd

Die Landstraßen L 1070 und L 1073 (alte Handelswege NaumburgRegensburg) kreuzen sich ebenfalls in Hermsdorf.

Feuerwehr

In Hermsdorf ist die Stützpunktfeuerwehr Hermsdorf angesiedelt. Vor allem aufgrund der beiden anliegenden Autobahnen sind die Hermsdorfer Kameraden die am meisten alarmierten im Saale-Holzlandkreis.

Bildung

  • Berufsschulzentrum des SHK
  • Holzlandgymnasium
  • Regelschule
  • zwei Grundschulen (erste staatliche Grundschule Hermsdorf und Friedensschule)
  • Staatliche Förderschule

Persönlichkeiten

Quellen

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 212, ISBN 3-88864-343-0
Commons: Hermsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien