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Graffiti

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Datei:Mh strassenbahn graffiti pre.jpeg
Eine mit Graffiti bemalte Strassenbahn
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Graffiti ist eine Verballhornung der Bezeichnung Scraffito (Mz. Scraffiti, ital. kratzen), einer Kratzputz-Technik zur künstlerischen Gestaltung von Hausfassaden. Der Singular ist unüblich, so dass häufig auch von einem Graffiti (und nicht von einem Graffito) gesprochen wird.

Graffiti werden sehr kontrovers eingeschätzt. In der Hip Hop-Kultur bildet Graffiti, besonders unter noch jungen Jugendlichen und Kindern, eines der vier wesentlichen Elemente, der Graffiti schaffende Künstler wird allgemein als Writer bezeichnet. Oft werden mit den gesprühten Bildern auch Gebiete (Turfs, englisch für Revier) markiert. Es kann zwischen diversen Pieces unterschieden werden. Throw up oder Quickpiece, TtoB (Top to Bottom, engl. für "von oben bis unten"), und EtoE (End to End, engl. für "vom einen Ende bis zum andern", bezieht sich vor allem auf Eisenbahn-, U-Bahn und Strassenbahnwagen), Blockbuster, Silverpieces etc. Weiter gilt eine Unterscheidung in Letters (Buchstaben, Schrift) und Characters (Bilder, meist im Stil von Comics-Figuren).

"Nicht-Hip-Hopper" hingegen empfinden insbesondere die kurzen Tags (Signaturkürzel) als Verunstaltung, von behördlicher Seite wird die Bemalung von Wänden, Fensterscheiben, Zügen mit Sprühdosen als Sachbeschädigung eingestuft. Graffiti gilt als illegale Untergrundaktion unter Jugendlichen und damit auch als Mutprobe.

Inzwischen geht man dazu über, die Täter selbst für ihre Beschädigung zur Verantwortung zu ziehen, indem man sie an der Entfernung der Farbe beteiligt. Nachweislich kommen viele Täter dadurch zur Einsicht und unterlassen weitere Beschädigungen. Auch hohe Geldstrafen werden ausgesetzt.

Um jugendliche Sprayer aus der Illegalität herauszuholen wird Graffiti häufig auch als Jugendprojekt angeboten.

Als professionelle Künstler konnten sich nur wenige Writer durchsetzen, wie z. B. der New Yorker Keith Haring, der allerdings nicht der Hip-Hop-Kultur entstammte. Ein bekannter Writer aus Deutschland ist Daim. Seine Spezialität sind dreidimensionale Letters und meist haben seine Buchstaben keine Outlines (Bilder davon auf Daims Homepage).

Der Zusammenhang von Hip Hop und Graffiti ist nicht lückenlos. Graffiti gibt es länger als Hip Hop, und in den frühen 1980er Jahren waren Writers oft eher Punks, und auch heute sind es nicht die "modischen Discogänger"-Hip-Hopper, die selber Writers sind. Auch mit Hausbesetzern gibt es immer wieder Überschneidungen, was man dann an den farbenfrohen Fassaden sehen kann.

Graffitiforschung

Die Graffitiforschung beschäftigt sich mit dem sozialen und kunstgeschichtlichen Aspekt von Wandmalereien.

Dieser Forschungszweig sieht sich in der Tradition der Altertumsforscher, die vor ca. 300 Jahren begannen, antike Wandinschriften zu suchen, auszuwerten und zu publizieren. Der Begriff Graffitiforschung wurde erst ca. 1980 geprägt. Er setzte sich 1995 weltweit durch.

Die Graffitiforscher gehen von der Annahme aus, dass Graffiti eine Menetekel-Funktion erfüllen und als politisches Thermometer angesehen werden können, sofern transpersonale Zusammenhänge eine Rolle spielen. Dies ist besonders in politisch unsicheren Zeiten von Bedeutung.