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Philipp II. (Spanien)

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Datei:Philipp II (Spanien).jpg

Philipp II. (* 21. Mai 1527 in Valladolid; † 13. September 1598) erbte als einziger Sohn von Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, und Isabella von Portugal das Königreich von Spanien, die amerikanischen Kolonien, die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, das Königreich Sizilien und das Herzogtum Lombardei.

Philipps erste Frau war Prinzessin Maria von Portugal, die er 1543 ehelichte und mit der er einen Sohn, Don Carlos (1545-1568), hatte. Diese Hochzeit vereinigte 1580 Portugal mit Spanien.

Nach Marias Tod 1546 strebte er ein Bündnis mit England an und heiratete 1554 die katholische Königin Maria I. von England, auch Maria Tudor oder Bloody Mary bekannt (1516-1558). Diese Ehe war bei ihren Untertanen unbeliebt und, soweit es Philipp betraf, eine rein politische Allianz. Am 16. Januar 1556 folgte Philipp, nach der Abdankung seines Vaters Karl, auf den spanischen Thron, jedoch war er bis zu dessen Tod, zwei Jahre später, nicht mehr im Land.

Nachdem seine zweite Frau, Maria Tudor, 1558 kinderlos gestorben war, machte Philipp ihrer jüngeren Schwester Elisabeth I. von England Avancen, doch sein Plan schlug wegen einer ganzen Reihe von Gründen fehl. Philipp glaubte auch, dass sein Sohn Don Carlos gegen ihn intrigierte und ließ ihn verhaften. Als der Prinz nur kurze Zeit später starb, klagten Philipps Feinde ihn an, den Mord an seinem eigenen Sohn in Auftrag gegeben zu haben.

Spanien und England wurden Feinde, insbesondere wegen des Erstarkens der spanischen Inquisition. 1559 endete der sechzigjährige Krieg mit Frankreich durch Unterzeichnung des Vertrags von Cateau-Cambrésis. Eine Bedingung des Friedensvertrages war Philipps dritte Hochzeit mit Prinzessin Elisabeth von Valois, der Tochter Heinrichs II. von Frankreich, die allerdings zuerst Philipps Sohn Don Carlos versprochen war. Elisabeth (1545-1568) schenkte ihm zwei Töchter (Isabella Clara Eugenia (* 15661633) und Catalina Micaela (* 15671597)), aber keinen Sohn. Philipps vierte Frau, Anna von Österreich, Tochter von Kaiser Maximilian II., schenkte ihm den ersehnten Erben, Philipp III. von Spanien. Anna gebar ihm insgesamt vier Söhne und eine Tochter, die bis auf Philipp III. jedoch schon im Kindesalter verstarben.

Während Philipps Regentschaft wurden die philippinischen Inseln erobert und nach ihm benannt, außerdem wurde eine noramerikanische Kolonie in Florida etabliert. Seine Herrschaft war jedoch durch finanzielle Instabilitäten gekennzeichnet und durch eine drohende muslimische Invasion bedroht. Auch der Konflikt mit England und den Niederlanden wuchs beständig an. Die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, dem Nachfolger der Utrechter Union von 1579, erklärte sich 1581 unabhängig vom spanischen König. Währenddessen erbte Philipp den portugiesischen Thron und seine Erfolge während der Kolonisation Amerikas verbesserten seine finanzielle Situation, was ihm erlaubte, größeren Druck auf seine Feinde aufzuüben. Die Enthauptung der schottischen Königin Maria Stuart gab ihm die Rechtfertigung für eine Invasion Englands durch die Spanische Armada, die von den besser bewaffneteren und schnelleren englischen Schiffen unter der Führung von Sir Francis Drake 1588 besiegt wurde. Das ungünstige Wetter half den Engländern sicherlich auch.

Von 1590 bis 1598 führte Philipp auf Seiten des Papstes und des Herzogs von Guise den französischen Religionskrieg gegen den Hugenottenkönig Heinrich IV. von Frankreich.

Phillip ist in die Geschichte als der "düstere König" eingegangen. Er residierte mitten in der Einöde des kastilischen Hochlandes, in seiner Gründung, dem Kloster San Lorenzo de El Escorial, wo er in pedantischer Einförmigkeit dahinlebte. Er trug immer schwarz, aß jeden Tag pünktlich dieselben Speisen und machte jeden Tag dieselbe Ausfahrt durch die einförmige Hochebene. In seinen späteren Lebensjahren verlies er sein Zimmer nur mehr, um die Messe zu hören. Er verkörperte das Ideal der undurchdringlichen Ruhe und Gelassenheit wie kein anderer: nie soll er gelacht haben, und weder bei der Nachricht seines größten Sieges (der Seeschlacht von Lepanto) noch bei der seiner größten Niederlage (dem Debakel der Armada) auch nur eine Mine verzogen haben.

Er umgab sich mit einem undurchdringlichen Hofzeremoniell, nur die allerhöchsten Granden hatten Zutritt zu ihm, und das oft nur nach monatelanger Wartezeit. Er sprach soviel mit ihnen, wie gerade notwendig: seine Befehle erteilte er in kryptischen Halbsätzen, die man erst deuten musste. Durch diese Unnahbarkeit galt er fast schon als eine Art Gottheit, ein weltentrückter Mönchskönig.

Legendär ist auch sein Bürokratismus: jedes noch so kleine Detail in seinem Weltreich musste von ihm persönlich entschieden werden, was die Verwaltung dieses Reiches natürlich unglaublich schwerfällig machte. Dazu kam ein gewisser Hang zum Verfolgungswahn hinzu: er misstraute allen, auch und gerade jenen, die sich für das spanische Reich Verdienste erworben hatten. Es liegt auch auf der Hand, das dies sich mit seinen weltumspannenden Plänen von einer katholischen Universalmonarchie überhaupt nicht vertrug. Am Ende seines Lebens musste er dem Aufstieg all derer zusehen, die er erbittert bekämpft hatte, vor allem England unter Elisabeth I..

Philipp II. starb 1598 im Escorial bei Madrid, sein Nachfolger wurde sein Sohn, König Philipp III. von Spanien.