Berlin-Britz
Britz Ortsteil von Berlin | |
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Koordinaten | 52° 27′ 0″ N, 13° 26′ 0″ O |
Einwohner | 38.251 (31. Dez. 2005) |
Eingemeindung | 1. Okt. 1920 |
Postleitzahlen | 12347, 12359 |
Ortsteilnummer | 0802 |
Bezirk | Neukölln |
Quelle: Statistisches Landesamt |
Britz ist ein Ortsteil im Bezirk Neukölln von Berlin. Britz ist bekannt geworden durch die Sendeanlage des Deutschlandradios (früher Sendeanlage des RIAS), die Hufeisensiedlung und die Großwohnsiedlung Britz-Buckow-Rudow, die seit 2002 einen eigenen Ortsteil Berlin-Gropiusstadt bildet.
Geschichte
Britz wird 1237 erstmals urkundlich erwähnt als Dorf Britzig, im Landbuch Kaiser Karls IV wird es als Briczik geführt. Der Ursprung des Namen liegt im sorbisch-wendischem, zu vergleichen mit den obersorbischen přistaw (der Hafen) oder předměsto (Vorstadt bzw. Vorort). Hierbei ist zu erwähnen, dass die Orte Neuköllns (Nowe Chelno) von jahrhundertelanger Ansiedlung vorwiegend nordböhmischer Handwerker geprägt wurden.
Eingemeindungen
Bei der Bildung Groß-Berlins 1920 kam Berlin-Britz als Landgemeinde mit 13.475 Einwohnern zum Bezirk Neukölln.
Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke
- Die Dorfkirche, Backbergstraße 40, ist eine Feldsteinkirche der Zeit um 1250. Nach Brandschäden 1948 wiederhergestellt, erhielt die Kirche Glasmalereien von Charles Crodel (Weihnachts- und Tauffenster).
- Der Gutshof Britz mit historischem Pferde- und Ochsenstall, Alt-Britz 81/89, gehörte wie die Dorfkirche zum ehemaligen Rittergut.
- Das Schloss Britz mit Gutsgarten, Alt Britz 73, ist das einstige Gutshaus der Britzkes. Es geht auf das abgebrannte Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert zurück. 1706 wurde das jetzige Herrenhaus unter dem Gutsherr Feldmarschall von Erlach errichtet. 1880 erfolgte die letzte große Umgestaltung nach Entwürfen von Julius Wrede, der Ausstattung und Turm im Neurenaissance-Stil hinzufügte.
- Die Britzer Mühle, eine Holländerwindmühle 1863 erbaut und 1985 im Rahmen der der Bundesgartenschau umfassend restauriert, heute ein produzierendes Denkmal.
- Die Hufeisensiedlung (Siedlung Britz) entstand von 1925 bis 1933 nach Plänen von Bruno Taut und Martin Wagner. Sie ist eines der ersten Projekte des sozialen Wohnungsbaus.Im Juli 2008 wurde die Hufeisensiedlung zusammen mit fünf weiteren Berliner „Siedlungen der Berliner Moderne“ in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
- Marktplatz Britz-Süd: Das unter Denkmalschutz stehende Bauensemble stammt aus den 1950er Jahren und gehört ebenfalls zur "Siedlung Britz".
- Anton-Schmaus-Haus: Beim Anton-Schmaus-Haus handelt es sich um eine Jugendeinrichtung der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken. Die Einrichtung war schon mehrfach Ziel von rechtsextremen Angriffen.
- Die Ideal-Siedlung in Britz wurde 1907 erbaut
- Der 1992 von Axel Schultes entworfene Erweiterungsbau der Albert-Einstein-Oberschule.
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Goldener Esel (Rostesel)
- Der Legende nach wurde der Goldene Esel von den Stammgästen einer Kneipe – in Erinnerung an dieselbe – errichtet. Die Kneipe hat sich in einem (zuletzt einzeln stehenden) Wohnhaus am Standort des Denkmals eines Rostesels an der Ecke Mohriner Allee/Britzer Damm befunden.
- Gedenkstein für Erich Mühsam
- In der Hufeisensiedlung – nur wenige Meter vom einstigen Wohnhaus entfernt – befindet sich ein Gedenkstein für den politischen Aktivisten und Schriftsteller Erich Mühsam.
- Freilandlabor Britz
- Das Freilandlabor Britz e.V. ist ein – 1987 auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau des Jahres 1985 gegründetes – gemeinnütziges Umweltzentrum.
- Britzer Weingut
- Das Weingut Britz e.V. ist ein 2002 angelegter Weingarten und befindet sich im Koppelweg 70. Das gemeinnützige Weingut widmet sich der Tradition um die Pflege des Weinanbaus in Britz, wo bereits vor 300 Jahren Wein angebaut wurde.
Feste
- Britzer Baumblüte
- Die Britzer Baumblüte ist ein seit 1954 bestehendes Traditionsfest nahe der Fulhamer Allee mit Bierzelt, Karussels und Schaustellergeschäften.
Brunnen, Denkmäler
- Brunnen-Plastik Fette Henne (Brunnen) am Britzer Garten
- Ein Ensemble aus Zierbrunnen und fünf Schöpfstellen mit Skulpturen sowie die Monumentalfigur Persephone des Bildhauers Max Kruse stehen direkt neben dem Britzer Garten im weitläufigen Parkfriedhof Neukölln.
Großsiedlung Britz
Nach den planerischen Vorarbeiten der Kommune im Winter 1924/Frühjahr 1925 sollen auf dem Ackerland des ehemaligen Rittergutes Britz mit Hauszinssteuermitteln öffentlich geförderte Wohnungen erstellt werden. Die dabei entstehende Großsiedlung Britz wird an der trennenden Nord-Süd-Achse („Rote Front“) in zwei in sich geschlossene, aber sich beinahe feindlich gegenüber stehende Siedlungen mit jeweils rund 1000 Wohneinheiten geteilt, die im ersten Bauabschnitt 1925/1926 von zwei unterschiedlichen – erst im Jahre 1924 neu gegründeten – Wohnungsbaugesellschaften hochgezogen werden:
- Die Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus (DeGeWo) erhält den östlich des Grünen Rings (heute: Fritz-Reuter-Allee) liegenden Bereich zugeteilt und errichtet hier die sogenannte „Eierteichsiedlung“ bzw. „Krugpfuhl-Siedlung“ an der Buschkrugallee (Planung: Engelmann & Fangmeyer);
- die Gemeinnützige Heimstätten-Aktien-Gesellschaft (GEHAG), eine Tochtergesellschaft der von Martin Wagner geleiteten Deutschen Wohnungsfürsorge Aktiengesellschaft (DEWOG), stellt auf dem westlich der Fritz-Reuter-Allee liegenden Gelände unter der organisatorischen bzw. künstlerischen Leitung von Martin Wagner und Bruno Taut die bekannte „Hufeisensiedlung“ dagegen.
Bei der nach knapp einem Jahr Bauzeit anstehenden Fertigstellung des ersten Bauabschnittes sind „links“ das halbe Hufeisen, die „Rote Front“ und die Einfamilienhäuser im Hüsung und dem nördlich angrenzenden Gelände mit zusammen 500 Wohneinheiten zum 1. September 1926 bezugsfertig; dem steht „rechts“ die schon einige Monate eher begonnene DeGeWo-Siedlung fast abgeschlossen gegenüber.
Über das Belegungsverfahren in der Hufeisensiedlung gibt es unterschiedliche Ansichten; während auf der einen Seite die Belegung – quasi offiziell – durch die Wohnungsämter ohne große Mitsprache der gewerkschaftlichen Wohnungsbauorganisation geschehen sein soll, berichten die Betroffenen ex post, dass die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft Grundbedingung für den Einzug gewesen sei. Unabhängig von dieser offenen Frage des unmittelbaren Gewerkschaftsbezuges ist eindeutig belegt, dass die Mieter der Großsiedlung Britz hauptsächlich aus Anhängern der Sozialdemokratischen Partei (SPD) bestehen; das erste Wahlergebnis von 1928 weist über 50 % der Stimmen für die SPD bzw. fast 70 % für die – aus SPD und KPD bestehende – Linke aus.
Die Mieter der beiden Siedlungsteile schließen sich unmittelbar nach ihrem Einzug im Herbst 1926 zu zwei getrennten Mietervertretungen zusammen:
- In der DeGeWo-Siedlung gründet sich der „Siedlerverein am Buschkrug e.V.“: Dieser vertritt die Interessen der unter einem spitzen Dach lebenden Bewohner östlich der Fritz-Reuter-Allee und gibt als Informationsorgan das wöchentlich erscheinende „Nachrichtenblatt der Großsiedlung Berlin-Britz“, im Laufe des Jahres 1928 für kurze Zeit zusätzlich oder wahrscheinlich statt dessen das Informationsblatt „Heim am Buschkrug“ heraus.
- Auf der anderen Seite der Straße schließen sich die unter dem Flachdach wohnenden Mieter der Hufeisensiedlung zu einem „Bewohnerausschuss der Gehagsiedlung“ zusammen und geben im Herbst 1926 die noch im gleichen Jahr wieder eingestellte Zeitschrift Das Hufeisen heraus. An die Stelle dieser reinen Siedlungszeitschrift tritt ab März 1927 das wöchentlich erscheinende Organ Die Wohngemeinschaft – Das Blatt der Großsiedlung Britz, Neukölln-Dammweg und des Siedlervereins Neu-Rudow. Diese Zeitschrift erscheint bis mindestens Ende 1929, ab Ende 1928 überregional mit dem Untertitel Das Blatt der Großsiedlungen.
Sendeanlage RIAS/Deutschlandradio
- Hauptartikel: Sendeanlage Berlin-Britz

1946 errichtete die amerikanische Militärverwaltung auf dem Areal einer ehemaligen Baumschule eine Sendeanlage für den neu gegründeten RIAS. Die Antenne war zwischen zwei 30 Meter hohen Holzmasten gespannt. 1947 wurde sie durch einen 60 Meter hohen gegen Erde isolierten abgespannten Gittermast ersetzt. Dieser wiederum wurde 1948 von zwei noch heute vorhandenen – gegen Erdung isolierten – abgespannten Stahlfachwerkmasten von je 100 Metern Höhe abgelöst.
In den Folgejahren wurden beide selbststrahlende Sendemasten auf ihre heutigen Höhen von 160 Metern und 144 Metern aufgestockt und auch mit Sendeantennen für UKW versehen.[1]
Ab 1949 wurde von Berlin-Britz aus auch auf Kurzwelle gesendet. Hierfür wurde eine in Ost-West-Richtung orientierte Dipolantenne auf dem Stationsgelände errichtet. Als zweite Kurzwellenantenne kam 1983 ein Ganzwellendipol hinzu.
1978 ging zur besseren Rundfunkversorgung der DDR mit dem 1. Programm des RIAS auf dem Stationsgelände eine Kreuzdipolantenne für die Mittelwellenfrequenz 990 kHz in Betrieb. Diese zirkular polarisierte Antenne strahlte steil in die Ionosphäre und ermöglichte so während der Nachtstunden einen guten Empfang dieses Programms in der gesamten DDR. Diese – an fünf 30½ Meter hohen abgespannten Masten aufgehängte – Sendeantenne musste Ende 1995 aus Gründen der nicht gegebenen elektromagnetischen Umweltvertäglichkeit stillgelegt werden. Mittlerweile wird von hier das Deutschlandradio-Programm gesendet.
Bildungseinrichtungen
- Albert-Einstein-Oberschule (AEO)
- Fritz-Karsen-Schule
- Alfred-Nobel-Schule
- Otto-Hahn-Oberschule
- Anna-Simsen-Oberschule
Parks
- Das 90 Hektar große Gelände der Bundesgartenschau 1985 wird heute als Parkanlage Britzer Garten geführt. Auch der benachbarte Parkfriedhof Neukölln weist weite parkähnliche Areale auf.
- Der Gutspark Britz wurde mehrfach als schönster Park Berlins ausgezeichnet. Der Park blickt auf eine 300-jährige Geschichte zurück. Er wurde erstmals 1690 angelegt.
- Grünanlage Britz-Süd
- Der Carl-Weder-Park entstand als Kompensation für den Bau des Autobahntunnels Britz. Er wurde auf dem Tunnel angelegt.
Öffentlicher Nahverkehr
- 170 Baumschulenstraße/Fähre ↔ S+U Rathaus Steglitz
- 171 U Hermannplatz ↔ Flughafen Schönefeld
- 181 Britz, Kielingerstraße ↔ U Walther-Schreiber-Platz
- M44 Buckow-Süd, Stuthirtenweg ↔ S+U Hermannstraße; nachts weiter als Linie N8 in Richtung Wittenau
- M46 U Britz-Süd ↔ S+U Zoologischer Garten
- U7 U Rudow ↔ S+U Rathaus Spandau
Auswahl bekannter Britzer Einwohner
- Frank Bielka, Vorstandsvorsitzender der DeGeWo
- Jürgen Brinckmeier, SPD-Politiker und Journalist
- Wolfgang Branoner, Senator für Wirtschaft und Technologie
- Hanno Günther, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
- Hanns-Peter Herz, Journalist und ehemaliger Leiter der Senatskanzlei Berlin, Träger des Verdienstordens von Berlin
- Ella Kay, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus
- Erich Mühsam, politischer Aktivist, Anarchist, Publizist und Schriftsteller
- Marianne Rosenberg, Schlagersängerin
- Heinrich Vogeler, Künstler
Nationalsozialismus und Widerstand in Britz
Im Dritten Reich war die Hufeisensiedlung und die angrenzende Siedlung am Krugpfuhl durch Widerstand gegen den Nationalsozialismus in seiner unterschiedlichsten Form geprägt. Durch die Bewohnerstruktur (viele Sozialdemokraten und Kommunisten) war dieser Widerstand in der Großsiedlung Britz besonders stark ausgeprägt. Die Lösches, Hanno Günther, Hans-Peter Hertz oder Erich Mühsam stehen für diese Haltung. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten waren besonders in der Siedlung am Krugpfuhl etliche Bewohner gezwungen auszuziehen, da es sich in den meisten Fälle um Beamte gehandelt hatte. In der Zeit zwischen 1934 und 1938 gehörte auch der „industrielle Massenmörder“, so Hannah Arendt und Organisator des Holocaust Adolf Eichmann zu den Bewohnern der Siedlung am Krugpfuhl.[2]
Literatur
Ronald Kunze: Mieterbeteiligung im Sozialen Wohnungsbau. Entstehung und Entwicklung der Mietervertretungen in den Siedlungen der Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen. Kassel 1992
Belege
- ↑ Pflichtangabe
Typ
und/oderID
fehlt, siehe Doku - ↑ Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Neukölln. Heft 4 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945. Herausgegeben von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1990
Weblinks
- "Berlin-Neukölln, seine Geschichte und Denkmale - Britz", Broschüre (Archiv / Publikationen), BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH (Neubritz.de), August 2000
- "Britzer Heimatbote", und Archiv der Heimatkundlichen Vereinigung, Bürgerverein Berlin-Britz e.V.
- Betrieb der Britzer Mühle, mit Britzer Müller Verein e.V. Berlin, Hrsg. Gerald Bost (Diplom-Windmüller)
- Britzer Heimatgeschichte, veröffentlicht im Gemeindebrief der Dorfkirche Britz, Ausgaben Feb. 1979 bis Dez. 2000