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Billunger

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Die Billunger sind ein sächsisches Adelsgeschlecht aus dem frühen Mittelalter. Sie werden in die älteren und jüngeren Billunger unterteilt, wobei der verwandtschaftliche Zusammenhang zwischen beiden nicht eindeutig geklärt ist.

Die älteren Billunger traten zur Zeit Karls des Großen auf. Erster namentlich bekannter Billunger ist Graf Wichmann (Wychmannus comes), der 811 Verhandlungen an der Eider geführt haben soll. Wichmann II. war Graf im Hamaland. Zur Familie gehört auch der „princeps“ Billung, der durch seine Tochter Oda († 913) der Schwiegervater des sächsischen Grafen Liudolf († 866) wurde.

In der 1. Hälfte der 10. Jahrhunderts stiegen die jüngeren Billunger in der gleichen Region zu Einfluss auf, Machtbasis waren der Eigenbesitz der Familie sowie die gräflichen Rechte an der Elbe, um Lüneburg und an der Oberweser. Hermann Billung († 973) wurde 936 von König Otto I. der Grenzschutz an der unteren Elbe, der nach ihm benannten Mark der Billunger, beauftragt, danach auch mehrfach mit der Wahrnehmung der königlichen Interessen im Herzogtum Sachsen. Diese Stellvertretung konnte er 961 mit herzoglichen Rechten ergänzen. Ihm folgte als Herzog sein Sohn Bernhard I., der durch Heirat mit Hildegard von Stade das Land Hadeln erwarb. Aus dieser Ehe stammt Herzog Bernhard II. († 1059). Sein Sohn, Herzog Ordulf, regierte bis 1072.

Der letzte männliche Billunger, Ordulfs Sohn Herzog Magnus (1072-1106), stand von 1073-1075 in Opposition zu den Saliern, was den Rückgang der Einflusses der Familie zum Ende des 11. Jahrhunderts nach sich zog. Nach seinem Tod wurde der Besitz aufgeteilt: Das Herzogtum fiel an Lothar von Supplinburg (auch Süpplingenburg), den späteren Kaiser, die Familiengüter durch die Ehen der Töchter des Herzogs an die Askanier und Welfen, die dadurch ihre vorherrschende Stellung in Sachsen und Thüringen begründeten.

Stammliste

Die Aufstellung der älteren Billunger reicht bis Hermann Billung; die Aufstellung zu den jüngeren Billungern beginnt mit Hermann Billungs Eltern; beide Aufstellung überschneiden sich und enthalten teils widersprechende Angaben, die auf die jeweils benutzten unterschiedlichen Quellen zurückzuführen sind.

ältere Billunger

Zu den Quellen siehe: [1].

Wichmann-Linie

  1. Wichmann, 811, [2]
    1. Wichmann (II.), 855 bezeugt, Graf im Hamaland, [3]; ∞ NN, Tochter von Graf Amelung (II.) und Haduwy (siehe unten)
      1. Ekbert, † 7. Februar vor 932, Graf, [4]
        1. Billing, Graf, [5] sowie [6]
          1. Wichmann der Ältere, * um 900, † 23. April 944, Graf im Bardengau, Graf in Wigmodien, [7]; ∞ Bia von Engern oder von Ringelheim, * um 895 † 25. Mai vor 932, Tochter von Graf Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Schwester von Königin Mathilde (Immedinger), [8]
            1. Wichmann II. der Jüngere, * um 930, † 22. September 967, Graf, [9]
              1. Imma
              2. Frederuna, † 3. Februar …, Äbtissin von Kemnade, [10]
            2. Ekbert der Einäugige, * um 930, † 4. April 994, Graf im Ambergau und Derlingau, Vogt des Bistums Münster [11]
              1. Wichmann III., † 5. Oktober 1016, Graf im Raum Goslar, Graf im Padergau und Wehsigau, [12]; ∞ NN, Tochter von Gottfried, Graf im Hattuariergau
                1. Wichmann IV., [13]
              2. Ekbert, * um 980, † nach 1013, Graf im Derlingau, [14]
              3. Amelung, † 1031, Vogt der Paderborner Kirche, [15]
            3. Bruno, † 14. Februar 976, Bischof von Verden 962-976, Stifter des Klosters Odenstadt, [16]
            4. Hadwig, * 939, † 4. Juli 1014, Äbtissin von Gernrode 959-1014, [17]; ∞ 952 Siegfried, X 24. Juni 959, Sohn Geros
            5. ? Dietrich I., Graf von Haldensleben
          2. Amelung,* um 908, † 5. Mai 962, Bischof von Verden 933-962, [18]
          3. Hermann Billung, * 900/912, † 27. März 973, Herzog von Sachsen 961-973, [19]
    2. Hermann (II.), Graf, [20]

Amelung-Linien

  1. Amelung (I.), † nach 811, Graf, [21]
    1. Billung
    2. Bennid (Bernhard I.), Graf,[22]
      1. Amelung (II.), Graf, [23]; ∞ Haduwy, † 887, Tochter von Herzog Ekbert, Äbtissin von Herford 858-887 (Ekbertiner), [24]
        1. Bennid (II.)
        2. Amelung (III.), Graf, [25]
        3. Tochter; ∞ Wichmann (II.), 855 bezeugt, Graf im Hamaland, [26] (siehe oben)
      2. Wichmann comes, X 880 [27]; ∞ Imhild, vielleicht Tochter von Graf Rikdag
        1. Athelbert comes
        2. Rihhilt
    3. Rudrat


  1. NN
    1. Amelung IV. genannt Hampo, † vor 944, Graf, [28]
    2. Bruning, Graf, [29]
      1. Amelung V., † um 976, [30]
        1. Sigebodo I. (Siboda), [31]; ∞ Hildegunde, Tochter von Bernhard Billung, als Witwe Äbtissin von Geseke
          1. Dodico, † 29. August 1020, Graf von Warburg, [32]
          2. Sigebodo (II.), [33]; ∞ Weldilmod
      2. Brunhard, ∞ Gerburg

Weitere Familienmitglieder

  • Billung, „princeps“ ∞ Aeda, Eltern von
  • Bernhard, † 14. Dezember 935, Graf von Borghorst [34]; ∞ Bertha, * um 915, † 12. März 989, [35]
  • Billung, * um 880, † 26. Mai 967, Graf

jüngere Billunger

  1. NN (? Billung † 26. Mai 967, Graf)
    1. Amelung, † 5. Mai 962, 933 Bischof von Verden
    2. Wichmann I. der Ältere, † 23. April 944, 937 Graf
      1. Wichmann II. der Jüngere, X 22. September 967, Graf, 953 bezeugt
      2. Ekbert der Einäugige, † 4. April 994, 953 bezeugt, Graf im Hastfalagau
        1. Wichmann III., erschlagen 9. Oktober 1016 bei Burg Upladen, Graf in Königsdahlum (heute Ortsteil von Bockenem) 1001/09, wohl 993 Vogt von Metelen, 999 Vogt von Borghorst, begraben in Vreden, ∞ NN (wohl Reinmed † 18. Mai …) Tochter des Grafen Gottfried im Hattuariergau
          1. Sohn, 1016 unter Vormundschaft des Herzogs Bernhard II.
    3. Hermann Billung, † 27. März 973 in Quedlinburg, 936 princeps militiae, 940 Graf im Wetigau, 953, 961 und 966 procurator regis in Sachsen, 965 Graf im Tilithigau, im Marstemgau, 956 marchio (Markgraf), 961 Dux (Herzog) in Sachsen, gründet das St. Michaeliskloster in Lüneburg, dort auch begraben; ∞ wohl I Oda, † 15. März; ∞ wohl II Hildesuit
      1. Bernhard I., † 9. Februar 1011 in Corvey, 975 bezeugt, Herzog in Sachsen, begraben im St. Michaeliskloster in Lüneburg; ∞ um 990 Hildegard, 25. Juli 1004 bezeugt, † 3. Oktober 1011, Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade (Udonen)[1], begraben im St. Michaeliskloster in Lüneburg,
        1. Hermann, † jung
        2. Bernhard II., * nach 990, † 29. Juni 1059, urk. 1004, Herzog in Sachsen, begraben in St. Michaelis in Lüneburg; ∞ Eilika, † 10. Dezember nach 1055/56, Tochter des Heinrich von Schweinfurt, Markgraf auf dem Nordgau, Witwe von Graf Benno, wohl Graf von Northeim
          1. Ordulf (Otto), † 28. März 1072, Herzog von Sachsen, begraben in St. Michaelis in Lüneburg ∞ I November 1042 Wulfhild von Norwegen, † 24. Mai 1071, Tochter des Königs Olav II. Haraldsson; ∞ II Gertrud von Haldensleben, † 21. Februar 1116, Tochter des Grafen Konrad, Witwe von Friedrich (wohl Friedrich von Formbach), 1076 in Mainz gefangen
            1. (I) Magnus, † 23. August 1106 auf der Ertheneburg) Herzog von Sachsen wohl vor 1047, begraben in St. Michaelis in Lüneburg; ∞ 1070/71 Sophia von Ungarn, † 18. Juni 1095, Tochter des Königs Béla I. (Arpaden), Witwe von Ulrich I. von Weimar, Markgraf von Krain und Istrien, begraben in St. Michaelis in Lüneburg
              1. Wulfhild, † 29. Dezember 1126 in Altdorf, begraben in WeingartenHeinrich IX. der Schwarze, 1120 Herzog von Bayern (Welfen), † 13. Dezember 1126 in Ravensburg, begraben in Weingarten
              2. Eilika, † 18. Januar 1142; ∞ Otto von Ballenstedt, † 9. Februar 1123, 1112 Herzog von Sachsen (Askanier)
            2. (II) Bernhard, † nach Sturz vom Pferd 15. Juli … in Lüneburg
          2. Hermann, † 1088 Graf 1059/80
          3. Gertrud, † 4. August 1089 (oder 1093), ∞ I Florens I. Graf von Holland, ermordet 28. Juni 1061 bei Hemert (heute Zaltbommel-Nederhemert) (Gerulfinger), ∞ II 1063 Robert I. der Friese, † 13. Oktober 1092, 1062-1071 Graf von Holland, 1071 Graf von Flandern
          4. Ida, † 31. Juli 1101, Erbin von La Roche-en-Ardenne; ∞ I Friedrich II. von Luxemburg, † 28. August 1065, 1046 Herzog von Niederlothringen (Wigeriche), ∞ II 1065/66 Albert III., † 22. Juni 1102, 1063/1064 Graf von Namur, 1035 bezeugt
          5. ? Benno, bis 1047 Graf
        3. Thietmar, X im Zweikampf 1. April 1048 in Pöhlde, Graf, 1004 bezeugt
          1. Thietmar, ex lex 1053
        4. Gedesdiu (Gedesti), † 30. Juni nach 1040, wohl 993 Äbtissin von Metelen, 1002-1040 Äbtissin von Herford, gründet 2. Juni 1011 das Stift Herford
        5. ? Mathilde, neptis des Bischofs Thietmar von Merseburg, † 28. April 1014 in Gernrode, Nonne in Gernrode, begraben daselbst
        6. ? Othelendis, † 9. März 1044; ∞ Dietrich III. Hieroselymita Graf von Holland 993, † 27. Mai 1039
      2. Liutger, † 26. Februar 1011, 991 bezeugt, 1001 Graf im Westfalengau, begraben in St. Michaelis in Lüneburg, ∞ Emma, † 3. Dezember 1038, Tochter des Immed IV. (Immedinger), Schwester des Bischofs Meinwerk von Paderborn, begraben im Bremer Dom
        1. Imad, † 3. Februar 1076, 1051-1076 Bischof von Paderborn, begraben im Paderborner Dom
        2. Tochter, 1024-39 bezeugt, vielleicht identisch mit einer 1047 bezeugten Emma
      3. Suanhilde, † 26. November 1014, begraben im Kloster Jena, nach 1028 in die Georgskirche von Naumburg (Saale) umgebettet, ∞ I Thietmar I., † nach 979, 970 Markgraf von Meißen, ∞ II vor 1000 Ekkehard I., ermordet 30. April 1002 in Pöhlde, 992 Markgraf von Meißen, Thronkandidat bei der Königswahl von 1002, begraben im Kloster Jena, nach 1028 in die Georgskirche von Naumburg (Saale) umgebettet
      4. Mathilde, † 25. Mai 1008 in Gent St. Peter, ∞ I 961 Balduin III. Graf von Flandern, † 1. Januar 962, ∞ II um 963 Gottfried der Gefangene, † 3./4. April nach 995, 963-982 Graf von Verdun (Wigeriche), begraben in Gent St. Peter
      5. Imma, 995 Nonne zu Herford

Familienmitglieder, deren Verwandtschaftsverhältnis nicht bekannt ist:

  • Hathui (Hadwig), * 939, † 9. Juli 1014, als Witwe Äbtissin von Gernrode, begraben in der Stiftskirche von Gernrode, ∞ 952 Siegfried, † wohl 959, Sohn des Markgrafen Gero von der Ostmark
  • Bruno, † 976 wohl am 26. Januar, vor 942 Mönch zu Corvey, 965-976 Bischof von Verden
  • Amelung, Graf 1015/1031, Domvogt zu Paderborn
  • Ekbert, Graf, urk. 14. September 1024, Bruder des Domvogtes Amelung, wohl um 1013 Graf im Derlingau

Literatur

  • Wolfgang Giese: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. 1979
  • Hans-Werner Goetz: Der Herzogtum der Billunger – Ein sächsischer Sonderweg? In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. 1994
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln Band I.1, 2005

darin benutzt (chronologisch):

  • Sabine Krüger: Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert. In: Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Norddeutschlands. 19. Heft Göttingen 1950
  • Ruth Bork: Die Billunger mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraums im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation phil. masch. Greifswald 1951
  • Hans-Joachim Freytag: Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Göttingen 1951. In: Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Norddeutschlands. 20. Heft
  • Albert K. Hömberg: Westfalen und das sächsische Herzogtum. In: Schriften der historischen Kommission Westfalens 5. Münster 1963
    • Besprechung dazu von Karl Jordans, in: Osnabrücker Mitteilungen 71, 1963
  • Albert K. Hömberg: Die Urkunde Heinrichs IV. für Herzog Ordulf von Sachsen, in: Archiv für Diplomatik 9/10, 1963/64
  • Reinhard Wenskus: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Göttingen 1976 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse, 3. Folge Nr. 93)
  • Gerd Althoff: Das Necrolog von Borghorst. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Westfälische Gedenkbücher und Nekrologien. Band 1. Münster 1976.
  • Gerd Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. In: Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. München 1984
  • Hans Jürgen Brandt, Karl Hengst: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Paderborn. Paderborn 1984
  • Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Berlin 1985
  • Winfried Glocker: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. In: Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sächsischen Kaiserhauses. Köln-Wien 1989
  • Gerd Althoff: Die Billunger in der Salierzeit. In: Die Salier und das Reich. Band 1: Salier, Adel und Reichsverfassung. Sigmaringen 1991
  • Matthias Becher: Rex, Dux und Gens. Untersuchungen zur Entstehung des sächsischen Herzogtums im 9. und 10. Jahrhundert. In: Historische Studien Band 444. Husum 1996

Fußnoten

  1. zu dieser Ehe siehe Hauptartikel Bernhard I. (Sachsen)