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Un ballo in maschera

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Un Ballo in Maschera (auch Masquera oder Mascera geschrieben), deutsch: "Ein Maskenball", ist eine Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi. Das Libretto stammt von Antonio Somma nach dem Drama "Gustave III.: ou le bal masque" von Eugène Scribe.

Die Uraufführung dieser Oper fand am 17. Februar 1859 am Teatro Apollo in Rom statt.

Aufführungsdauer der Oper: ~140 min.

Historisches

Schon seit dem Jahre 1843 kam Verdi immer wieder einmal der Gedanke, eine Oper über Shakespeares Werk Re Lear zu komponieren. So beauftragte er den Dichter Antonio Somma (1809 – 1864) ein Libretto zu verfassen. Als Verdi dann für die neapolitanische Oper einen Kontrakt für ein neues Werk für das Jahr 1858 bekam, ließ er Somma das Libretto stoppen (Verdi wollte unbedingt, dass Maria Piccolomini die Rolle der Cordellia singt, und sie war für Neapel nicht verfügbar) und er widmete sich einen anderen Werk.

Seine Entscheidung fiel auf Eugéne Scribes Werk Gustave III, ein Drama über Leben und Tod des schwedischen Königs. Gustav III. von Schweden galt seinerzeit als eine der schillerndsten Persönlichkeiten Europas. Er war ein aufgeklärter Monarch, berühmt als Kunstfreund und berüchtigt für seine Lebenslust. Da er Privilegien des Adels abschafen wollte, zog er in diesem Stand mächtige Feinde zu. 1792 schliesslich wurde der König auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper vor den Augen der Ballgesellschaft von einem Maskierten, dem Grafen Johann Jakob Anckerström, erschossen. Dieser historische Vorfall inspirierte Verdi zu seiner Oper Un Ballo in Maschera.

Auf Bitte Verdis erklärte sich Antonio Somma bereit, auch dieses Libretto zu schreiben, aber mit der Bedingung: ... möchte ich gerne die Anonymität dieses Werkes bewahren oder es mit einem Pseudonym unterzeichnen. Auf diese Weise kann ich mit mehr Freiheit schreiben.

Sommas Vorsicht war nur allzu verständlich. Im Jahre 1848/49 war er an einem Aufstand in Venedig gegen die österreichischen Feudalherren beteiligt, und wurde seither polizeilich überwacht. Er wollte nicht in Verbindung mit einem Stück gebracht werden, welches einen Königsmord als Inhalt hat. Für Neapel war es ein geradezu revolutionärer Stoff, denn man konnte sich in Neapel noch gut an das vier Jahre zuvor verübte Attentat gegen den König von Neapel erinnern. Am 13. Januar 1858 wurde von Graf Felice Orsini ein Attentat auf Kaiser Napoleon III von Frankreich verübt. So war es verständlich, dass die Zensur des von den Bourbonen abhängige Neapel, diese Oper ablehnte.

Die Zensur schrieb die Oper total um, nannte sie nun Adelia degli Adimari und Verdi musste praktisch jede Szene der Oper vor der Zensur rechtfertigen. Der Komponist war aufs höchste entrüstet. Da sich das Volk, und einige Persönlichkeiten Neapels, darunter auch der Bruder des Königs, Ferdinand, Graf von Syrakus, hinter den Komponisten stellten, kam es zu Tumulten. Es gab Demonstrationen gegen die Regierung und für die künstlerische Freiheit eines Komponisten. Schließlich entband der König Verdi aus seinem Kontrakt. Verdi verließ die Stadt und wollte nie wieder eine Oper für Neapel schreiben.

Das Teatro Apollo in Rom bot Verdi an, seine neue Oper dort aufzuführen. Doch dort machte die päpstliche Zensur zunächst ebenfalls Probleme. Man gab sich dann allerdings damit zufrieden, wenn die Handlung nach Boston verlegt werde, und einige Personen, vor allem die Adligen, umbenannt werden. Die Musik und der Text wurden beibehalten. Der Titel des Stückes aber wurde umbenannt in Un Ballo in Maschera.

Am 17. Februar 1859 war die Uraufführung der Oper. Sie wurde zu einem Triumph. Nicht nur für Verdi, sondern auch für den Freiheitskampf der Italiener. Der Name Verdi wurde personifiziert in Vittorio Emanuele Re d‘Italia.

Am 7. September 1860 stürzt in Neapel der verhasste bourbonische Thron. Als eine der ersten Opern, die im befreiten Neapel aufgeführt werden, war Un Ballo in Maschera.

Heute wird immer häufiger wieder die Originalversion der Oper mit König Gustav aufgeführt, was mit Sicherheit im Sinne des Komponisten sein dürfte.

Die Oper

Zitat: Musikalisch ist der Maskenball eine der bedeutensden und reizvollsten Opern Verdis. Dramatisch folgt er seinen eigenen Vorbildern eines Rigoletto, Troubadour, Traviata oder Macbeth. Aber er berührt diese nur noch. Was er dort errungen hat, führt er im Maskenball zu einer neuen Reife. Er verschmilzt das Lustspiel mit der Tragödie, ein Kind, der Knabe Oskar wird auf die Bühne gebracht, und ein Page, der über der Handlung zu stehen scheint, wird eine der wichtigsten musikalischen Hauptfiguren. Das Orchester hält Verdi kammermusikalisch, ein Brio trägt das komplette Geschehen voran, und selbst Konventionelles erscheint wie zum ersten Male völlig neu.

Personen

  • König Gustav III. von Schweden/(Graf Richard); Tenor
  • Graf Anckarström/(Rene), sein Freund und Sekretär; Bariton
  • Amelia, dessen Gemahlin; Sopran
  • Ulrica Arfvidsson, Wahrsagerin; Mezzosopran
  • Oscar, Page; Sopran
  • Silvano, Matrose; Bariton
  • Graf Horn, Verschwörer im Kampf gegen den König/(Tom); Bass
  • Graf Ribbing, weiterer Verschwörer/(Samuel); Bass
  • Oberrichter; Bass
  • Diener Amelias; Tenor
  • Chöre: Hofleute, Gesandte, Offiziere, Abgeordnete, Künstler, Gelehrte, Verschworene, Diener, Maskierte, Tänzerinnen, Tänzer, Soldaten, Bürger, Bauern, Matrosen, Schiffer, Volk

Ort der Handlung: Stockholm 1792 / (Boston und Umgebung am Ende des 17. Jahrhunderts.)

Handlung

Erster Akt

Erstes Bild – Audienzsaal im Schloss des Königs

König Gustav wird von Bürgern und Adeligen, Bittstellern und Höflingen erwartet. Er tritt ein und prüft einige Schriftstücke. Ein Page reicht ihm die Liste der zum bevorstehenden Maskenball eingeladenen Gäste. Gustav wirft einen Blick darauf und ist erfreut, dass seine heimliche Liebe Amelia, die Gattin seines Sekretärs Graf Anckarström, mit aufgeführt ist. Anckarström, zugleich der beste Freund des Königs, warnt ihn vor einer Verschwörung. Doch der König nimmt die Warnung gelassen auf. Da tritt ein Richter auf, mit einem Urteil gegen die Wahrsagerin Ulrica, die des Landes verwiesen werden soll. Der Page Oscar setzt sich für die Wahrsagerin ein, und berichtet, dass bisher alles, was die Wahrsagerin vorhersagte, auch eingetroffen sei. Der König will dies überprüfen, und fordert alle Anwesenden auf, ihn verkleidet zur Wahrsagerin zu begleiten.

Zweites Bild – Hütte der Wahrsagerin Ulrica

Der Matrose Silvano fragt bei Ulrica an, ob er für die Opfer, die er Jahre lang in Diensten des Königs erbracht hat, belohnt werden wird. Die Wahrsagerin sagt ihm allerlei Gutes voraus, und dass er bald reich sein werde. Der König, als Fischer verkleidet, steckt dem Matrosen heimlich einen Beutel voller Münzen in seine Tasche. Als er zu seiner Tasche zurückkommt ist die Freude groß, dass ein Teil der Prophezeiung sich schon erfüllt hat. Da kommt ein Diener, und meldet die Ankunft einer hohen Persönlichkeit. Ulrica schickt alle aus der Höhle. Gustav hat Amelias Diener erkannt, und versteckt sich. Als Amelia auftritt, berichtet sie der Wahrsagerin, dass sie jemanden liebe, aber ein Mittel gegen diese Liebe wünscht. Ulrica empfiehlt ihr als Gegenmittel ein magisches Kraut, dass auf dem Galgenberg, vor den Toren der Stadt, wächst. Sie müsse es aber selbst und noch heute nacht pflücken. Amelia entfernt sich wieder. Die Hofleute kommen zurück. Dann tritt Gustav zur Wahrsagerin und lässt sich seine Zukunft vorhersagen. Diese erzählt ihm, dass er bald ermordet werden würde, und zwar von demjenigen, der ihm als nächstes die Hand reicht. Der König geht mit ausgestreckter Hand zu jedem der Umstehenden hin, doch keiner will diese Hand ergreifen. Da erscheint Graf Anckarström und begrüßt den König per Handschlag. Der König lacht über eben gemachte die Prophezeiung. Ulrica aber warnt ihn.

Zweiter Akt

Bild - Auf dem Galgenberg, vor den Toren Stockholms

Amelia ist auf dem Galgenberg gegangen, um das Kraut zu pflücken. Gustav ist ihr heimlich gefolgt. Auf sein Drängen gesteht sie ihm ihre Liebe, aber auch, dass sie sich diese Liebe aus dem Herzen reißen wolle. Sie hören Schritte. Amelia kann gerade noch mit einem Schleier ihr Gesicht verbergen, als auch schon ihr Gemahl, Graf Ankarström auftaucht. Er teilt dem König mit, dass Verschwörer im Anmarsch seien, die ihn ermorden wollen. Der König übergibt Graf Ankarström die Frau mit dem Befehl, den Schleier der Dame nicht zu lüften. Dann eilt er davon. Die Verschwörer erscheinen, und sind enttäuscht, da sie nur den Sekretär mit einer Dame vorfinden. Wenigstens wollen sie wissen, wer die Dame sei. Graf Ankarström will die Dame mit dem Schwert vor den Zudringlichkeiten der Verschwörer schützen, als plötzlich Amalie sich den Schleier selbst herunterreißt. Graf Ankarström ist entsetzt. Seine Frau bei einem Techtelmechtel mit dem König. Die Verschwörer verspotten den Sekretär. Er fasst sich wieder und verbündet sich mit den Verschwörern.

Dritter Akt

Erstes Bild – Arbeitszimmer Graf Ankarströms

Graf Ankarström tröstet seine Frau in seinem Arbeitszimmer. Sie verläßt dieses, um noch einmal nach ihrem Kind zu sehen. Da treten die Verschwörer Graf Horn und Graf Ribbing zu ihm. Der Sekretär kann ihnen die Verschwörung nachweisen, aber nicht um sie zu verraten, sondern um mitzuwirken. Das Los soll entscheiden, wer den Dolchstoß gegen den König ausführen soll. Amelia, die soeben ins Zimmer zurückkommt, soll das Los ziehen. Auf dem Los, das sie zieht steht der Name .... Graf Ankarström. In diesem Augenblick erscheint der Page Oskar und Überbringt die Einladung zum Maskenball.

Zweites Bild – Arbeitszimmer des Königs

König Gustav schreibt einen Erlass, mit welchem er Graf Anckarström zum Botschafter in England befördert und wonach dieser und Amalie deshalb schon bald das Land verlassen sollen. Er will die Ehe und den Ruf seines besten Freundes nicht länger gefährden. Ein anonymer Brief warnt den König vor einem Mordanschlag auf den Ball. Doch der König ist kein Feigling und nimmt an dem Ball teil.

Drittes Bild – Großer Ballsaal

Der Maskenball ist in vollem Gange. Die Verschwörer - unter ihnen Anckarström - mischen sich unter die maskierten Gäste. Graf Anckarström versucht vom Pagen Oskar zu erfahren, hinter welcher Maske sich der Königs verbirgt. Doch Oskar verrät nichts. Amelia erkennt jedoch den König. Beide treffen sich abseits und verabschieden sich voneinander. Als beide auseinander gehen wollen streckt Graf Anckarström mit einem Dolchstoß den König nieder. Die Menge ist aufgebracht und will sich auf den Mörder stürzen. Der König beschützt ihn jedoch und zeigt ihm den Erlaß, mit dem er ihn zum Botschafter ernennt. Er schwört seinem Freund, dass zwischen Amelia und ihm nichts unziemliches vorgefallen sei. Der König vergibt seinem Mörder und stirbt. Die Prophezeiung Ulricas hat sich erfüllt.

Quellen

  • Kühner, Hans; Giuseppe Verdi in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag; ISBN 3-499-50064-7; 1970
  • Kultur Bibliothek; Band II; Opern- und Operettenführer; ISBN 3-88199-297-9; 1986
  • Decca Records, Aufnahme und Textbuch Un Ballo in Masquera von Gerd Uekermann; 1985