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Siegfried Lenz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Siegfried Lenz während einer Diskussion in einer Schule, Aufnahme 2004

Siegfried Lenz (* 17. März 1926 in Lyck, Ostpreußen) ist ein deutscher Schriftsteller und einer der bekanntesten deutschsprachigen Erzähler der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur.

Leben

Siegfried Lenz wurde 1926 als Sohn eines Zollbeamten in Lyck/Ostpreußen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog seine Mutter, samt Tochter von Lyck weg und ließ den gerade schulpflichtig gewordenen Siegfried bei der Großmutter zurück. Nach dem Notabitur 1943 wurde er zur Marine eingezogen.

Nach Unterlagen des Berliner Bundesarchivs ist Lenz in der Zentralkartei der NSDAP mit dem Beitrittsdatum 12. Juli 1943 verzeichnet.[1]. Lenz will davon nichts gewusst haben und geht davon aus, dass er ohne sein Wissen in einem Sammelverfahren in die NSDAP aufgenommen wurde.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs desertierte er in Dänemark und geriet auf seiner Flucht in Schleswig-Holstein in britische Kriegsgefangenschaft. Dort wird Lenz zum Dolmetscher einer britischen Entlassungskommission.

Nach seiner Entlassung besuchte er die Universität Hamburg, um dort Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft zu studieren. Sein Studium brach er allerdings vorzeitig ab und wurde Volontär bei der Tageszeitung Die Welt und von 1950 bis 1951 Redakteur dieser Zeitung. Dort lernte er auch seine zukünftige Ehefrau Liselotte († 5. Februar 2006) kennen. Die Ehe wurde 1949 geschlossen.

1951 unternahm Siegfried Lenz eine von dem Honorar für seinen ersten Roman (Es waren Habichte in der Luft) finanzierte Afrikareise nach Kenia. Über das, was er in dieser Zeit erlebte, unter anderem den Mau-Mau-Aufstand, schreibt er in seiner Geschichte Lukas, sanftmütiger Knecht.

Siegfried Lenz lebt seit 1951 als freier Schriftsteller in Hamburg und war Mitglied des Literaturforums „Gruppe 47“. Gemeinsam mit Günter Grass engagierte er sich für die SPD und unterstützte die Ostpolitik Willy Brandts. Zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages wurde er 1970 sogar nach Warschau eingeladen.

Siegfried Lenz ist seit 2003 Gastprofessor an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. In der erneuten Verfilmung des "Feuerschiffs" (für ARD/NDR 2008) spielt Siegfried Lenz selbst in einer Gastrolle einen Angler.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Es waren Habichte in der Luft, Roman, 1951
  • Duell mit dem Schatten, Roman, 1953
  • So zärtlich war Suleyken, Kurzgeschichten, 1955
  • Das schönste Fest der Welt, 1956
  • Das Kabinett der Konterbande, 1956
  • Der Mann im Strom, Roman, 1957
  • Jäger des Spotts. Geschichten aus dieser Zeit, Erzählungen, 1958
  • Lukas, sanftmütiger Knecht, Erzählung, 1958
  • Brot und Spiele, Roman, 1959
  • Das Feuerschiff, Erzählungen, 1960
  • Zeit der Schuldlosen, szenisches Werk, 1961
  • Stimmungen der See, Erzählungen, 1962
  • Stadtgespräch, Roman, 1963
  • Das Gesicht, szenisches Werk, 1964
  • Lehmanns Erzählungen, 1964
  • Der Spielverderber, Erzählung, 1965
  • Haussuchung, szenisches Werk, 1967
  • Deutschstunde, Roman, 1968
  • Leute von Hamburg, Erzählung, 1968
  • Beziehungen, Essay, 1970
  • Die Augenbinde, szenisches Werk, 1970
  • Die Herrschaftssprache der CDU, Rede, 1971
  • Verlorenes Land - Gewonnene Nachbarschaft, Rede, 1971
  • So war das mit dem Zirkus, Kinderbuch, 1971
  • Das Vorbild, Roman, 1973 (Ungekürzte Ausgabe: Februar 1979)
  • Wie bei Gogol, Erzählung, 1973
  • Der Geist der Mirabelle, Erzählung, 1975
  • Einstein überquert die Elbe bei Hamburg, Erzählung, 1975
  • Heimatmuseum, Roman, 1978
  • Drei Stücke, szenisches Werk, 1980
  • Gespräche mit Manès Sperber und Leszek Kołakowski, 1980
  • Der Verlust, Roman, 1981
  • Über Phantasie: Gespräche mit Heinrich Böll, Günter Grass, Walter Kempowski, Pavel Kohout, 1982
  • Elfenbeinturm und Barrikade. Erfahrungen am Schreibtisch, Essay, 1983
  • Ein Kriegsende, Erzählung, 1984
  • Exerzierplatz, Roman, 1985
  • Das serbische Mädchen, Erzählung 1987
  • Die Klangprobe, Roman, 1990
  • Über das Gedächtnis. Reden und Aufsätze, 1992
  • Die Auflehnung, Roman, 1994
  • Ludmilla, Erzählung, 1996
  • Über den Schmerz, Essay, 1998
  • Arnes Nachlaß, Roman, 1999
  • Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur, Essay, 2001
  • Fundbüro, Roman, 2003
  • Zaungast, 2004
  • Die Erzählungen, 2006, ISBN 3-455-04285-6
  • Selbstversetzung,-über Schreiben und Leben- 2006, ISBN 3-455-04286-4
  • Ein Freund der Regierung, Kurzgeschichte
  • Schweigeminute, Novelle, 2008


Verfilmungen (Auswahl)

Literatur

  • Winfried Baßmann: Siegfried Lenz. Sein Werk als Beispiel für Weg und Standort der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland. Bouvier, Bonn 1976. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 222) ISBN 3-416-01271-2
  • André Brandenburg: Siegfried Lenz, Deutschstunde. Beyer, Hollfeld 1997. (= Blickpunkt - Text im Unterricht; 512) ISBN 3-88805-512-1
  • Hans-Jürgen Greif: Zum modernen Drama: Martin Walser, Wolfgang Bauer, Rainer Werner Fassbinder, Siegfried Lenz, Wolfgang Hildesheimer. 2. Aufl. Bouvier, Bonn 1975. (= Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik; 25) ISBN 3-416-00936-3
  • Wilhelm Große: Erläuterungen zu Siegfried Lenz, Deutschstunde. Bange, Hollfeld 2000. (= Königs Erläuterungen und Materialien; 92) ISBN 3-8044-1678-0
  • Rachel J. Halverson: Historiography and fiction. Sigfried Lenz and the „Historikerstreit“. Lang, New York u.a. 1990. (= German life and civilization; 8) ISBN 0-8204-1288-0
  • Ming-fong Kuo: Das Romanwerk von Siegfried Lenz unter besonderer Berücksichtigung des Romans Das Vorbild. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1991. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1; 1223) ISBN 3-631-40857-9
  • Siegfried Lenz, hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. Ed. Text u. Kritik, München 1976. (= Text + Kritik; 52) ISBN 3-921402-33-6
  • Siegfried Lenz. Werk und Wirkung, hrsg. v. Rudolf Wolff. Bouvier, Bonn 1985. (= Sammlung Profile; 15) ISBN 3-416-01825-7
  • Anmerkungen zu Siegfried Lenz, hrsg. v. Corinna Schlicht. Laufen, Oberhausen 1998. (= Autoren im Kontext - Duisburger Studienbögen; 2) ISBN 3-87468-150-5
  • Felicia Letsch: Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Moment der Gegenwartskritik. Die Romane „Billard um halb zehn“ von Heinrich Böll, „Hundejahre“ von Günter Grass, „Der Tod in Rom“ von Wolfgang Koeppen und „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz. Pahl-Rugenstein, Köln 1982. (= Pahl-Rugenstein Hochschulschriften; 118; Ser.: Literatur und Geschichte) ISBN 3-7609-5118-X
  • Erich Maletzke: Siegfried Lenz. Eine biographische Annäherung. 2. Aufl. Zu Klampen, Springe 2006. ISBN 3-934920-88-8
  • Dorothée Merchiers: Le réalisme de Siegfried Lenz. Lang, Bern u.a. 2000. (= Publications universitaires européennes; Ser. 1, Langue et littérature allemandes; 1770) ISBN 3-906758-81-8
  • Hagen Meyerhoff: Die Figur des Alten im Werk von Siegfried Lenz. Lanf, Frankfurt am Main u.a. 1979. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1; 327) ISBN 3-8204-6645-2
  • Fred Müller: Siegfried Lenz, Deutschstunde. Interpretation. Oldenbourg, München 1996. (= Oldenbourg-Interpretationen; 80) ISBN 3-486-88679-7
  • Martin Neubauer: Siegfried Lenz, Deutschstunde. Mentor-Verl., München 2000. (= Mentor-Lektüre-Durchblick; 342) ISBN 3-580-63342-2
  • Claus Nordbruch: Über die Pflicht. Eine Analyse des Werkes von Siegfried Lenz. Versuch über ein deutsches Phänomen. Olms-Weidmann, Hildesheim u.a. 1996. (= Germanistische Texte und Studien; 53) ISBN 3-487-10078-9
  • Hartmut Pätzold: Theorie und Praxis moderner Schreibweisen. Am Beispiel von Siegfried Lenz und Helmut Heissenbüttel. Bouvier, Bonn 1976. (= Literatur und Wirklichkeit; 15) ISBN 3-416-01258-5
  • Elfie Poulain: La recherche de l'identité sociale dans l'oeuvre de Siegfried Lenz. Analyse de pragmatique romanesque. Lang, Bern u.a. 1996. (= Collection contacts; Sér. 3, Études et documents; 37) ISBN 3-906754-68-5
  • Trudis E. Reber: Siegfried Lenz. 3., erg. Aufl. Colloquium-Verl., Berlin 1986. (= Köpfe des 20. Jahrhunderts; 74) ISBN 3-7678-0678-9
  • Nikolaus Reiter: Wertstrukturen im erzählerischen Werk von Siegfried Lenz. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1982. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1; 560) ISBN 3-8204-7262-2
  • Irene Schlör: Pubertät und Poesie. Das Problem der Erziehung in den literarischen Beispielen von Wedekind, Musil und Siegfried Lenz. Wisslit, Konstanz 1992. ISBN 3-89038-821-3
  • Werner Schwan: „Ich bin doch kein Unmensch“. Kriegs- und Nachkriegszeit im deutschen Roman. Grass, Blechtrommel - Lenz, Deutschstunde - Böll, Gruppenbild mit Dame - Meckel, Suchbild. Rombach, Freiburg im Breisgau 1990. ISBN 3-7930-9062-0
  • Hans Wagener: Siegfried Lenz. Edition Text u. Kritik, München unter anderem 1979. (= Autorenbücher; 2) ISBN 3-406-04152-3

Quelle

  1. Die Welt: Dieter Hildebrandt soll in NSDAP gewesen sein 30. Juni 2007
  2. Alster Schleusenwärter: Die Ehren-Schleusenwärter

http://debatte.welt.de/kommentare/27064/das+haben+wir+nicht+gewusst

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