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Michael Maier (Alchemist)

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Michael Maier, 48 Jahre alt. Einziges Porträt. 1617. Aus: Atalanta Fugiens. Oppenheim 1618. Kupfer von Matthäus Merian.
Ein Kupferstich aus Atalanta fugiens

Michael Maier (* 1569 in Kiel [1]; † 1622, vermutlich in Magdeburg[2]) war ein paracelsischer Arzt und Alchemist, der sich nach dem Erscheinen der Rosenkreuzerschriften maßgeblich für deren Echtheit und Ziele einsetzte. Im Gegensatz zu Johann Valentin Andreä und seinem Kreis stand für ihn nicht der reformatorische und soziale Gesichtspunkt im Mittelpunkt sondern das naturwissenschafftliche Interesse eines Alchemisten.


Michael Maiers Hochschulausbildung

Michael Maier studierte Sprachen und Rhetorik sowie Medizin, und zwar von 1587 bis 1591 in Rostock, seit Juli 1592 bereitete er sich an der Viadrina in Frankfurt an der Oder auf die Magisterprüfung vor, die er im Oktober 1592 ablegte.

In den nächsten beiden Jahren führte Dr. Matthias Carnarius (1562–1620) den jungen Arzt in die Lebenspraxis des ärztlichen Berufes ein. Bevor er im Sommer 1595 seine Ausbildung in Padua vervolllkommnete, empfahl ihm der erst dreiunddreißigjährige väterliche Freund eine Reise „in die Ostseeprovinzen“, um die Heilpflanzen, die man als Simplicia bezeichnet, besser kennenzulernen. Wo genau sich Maier aufhielt, als er den „uralten Naturweg“ betrat, wissen wir nicht.

Am 4. Dezember 1595 immatrikulierte er sich in Padua. Wegen eines Duells musste er Padua allerdings nach wenigen Monaten erneut fluchtartig verlassen. An der Universität Basel promovierte Michael Maier 1596 mit theses de epilepsia zum Doktor der Medizin. Hans Roger Stiehle, der Maiers Stellung in der Medizin seiner Zeit untersucht hat, bemerkt über die Dissertation, dass deren Beschreibung des Krankheitsbildes umfangreicher und ausführlicher als die anderer vergleichbarer Arbeiten aus der Zeit sei. Aber „religiöse, neuplatonische oder paracelsische Einflüsse sind in den Maierschen Doktorthesen noch nicht erkennbar.“ [3] Noch im selben Jahr kehrte er nach Rostock zurück, wo er ein Jahr später 1597 den Doktortitel der Philosophie erwarb.

Der Weg zum Alchemisten

In der Zeit zwischen 1597 und 1607 hat sich Michael Maier, der Junggeselle blieb, vom gelehrten Philosophen zum praktischen Okkultisten oder Alchemisten entwickelt. Dank einer biografisch erweiterten medizinischen Schrift „Medicina regia et vere heroica, Coelidonia[4], die Maier in Prag drucken aber nicht verkaufen ließ, lässt sich sein Weg nachzeichnen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Holstein suchte er 1597 erneut „jenes vielbesuchte Handelszentrum nahe der baltischen See[5] auf, das er schon 1595 besucht hatte. Figala und Neumann vermuten, es könne Königsberg gemeint sein oder eine preußische Stadt weiter ostwärts. Dort wohnte Maier im Haus eines berufsmäßigen Scheidekünstlers und Münzprüfers. Durch ihn lernte er eine örtliche Gruppe von Liebhabern der Alchemie kennen, wurde Zeuge einer rätselhaften Heilung mit Hilfe eines unbekannten goldgelben Pulvers und begann sich systematisch mit der Alchemie zu befassen. Die Medizin sollte nach Maier von einem „Engländer“ stammen.

Als im Sommer 1601 eine Seuche ausbrach, lud ihn ein wohlhabender Patient ein, bei ihm auf dem Landgut das Ende der Epidemie abzuwarten. Hier fand er eine umfassende alchemistische Bibliothek vor, aus der er im Sommer 1601 systematisch die Beschreibungen der verschiedenen Stufen des Prozesses abschrieb. Was nun geschah, fassen Figala und Neumann wie folgt zusammen: „Wegen der großen Unterschiedlichkeit der Termini, die von den verschiedenen Autoren gebraucht werden, legte sich Maier für den eigenen Gebrauch eine Konkordanz der alchemistischen Terminologie an. Mit deren Hilfe verglich er – und versuchte, sie in Zusammenhang zu bringen – die Aussagen der verschiedenen Autoren, soweit sie ihm zugänglich waren. Im Laufe des Sommers formulierte er eine Reihe von Arbeitshypothesen, die er wiederholt änderte und gelegentlich ganz verwarf. Am Ende glaubte er, eine Theorie der wahren materia philosophica formuliert zu haben, die den Aufwand an Material, Zeit und Geld für eine experimentelle Prüfung rechtfertigte.[6] Die Experimente beschreibt Maier leider nicht im Einzelnen. Figala und Neumann glauben aus den wenigen Hinweisen erschließen zu können, dass sie etwas mit Salpeter zu tun hatten. Als sein Gastgeber ihn aufforderte, seine Erkenntnisse mit ihm zu teilen, kehrte Maier Ende 1601 nach Kiel zurück. Nun begann er neben seiner ärztlichen Tätigkeit die Experimente vorzubereiten, indem er sich geeignete Räume und Werkzeuge verschaffte. Währenddessen erwarb und studierte er weitere alchemistische Literatur. Im Jahr 1603 ging er auf die Suche nach den nötigen Mineralien. Er besuchte dreißig Bergwerke in Deutschland, im Herbst reiste er bis in den Norden Ungarns, wo bestimmte Mineralien wegen der stärkeren Sonneneinstrahlung von höherer Qualität sein sollten.

Währenddessen hatte ein hoffnungsvoller junger Tübinger Student eine Art von Eingebung, die ihn die Chymische Hochzeit niederschreiben ließ: Johann Valentin Andreae. Im Januar 1604 wollte Maier mit den Versuchen beginnen. Doch musste der Schmelzofen noch verbessert und die wesentliche Substanz, die materia philosophica, vervollkommnet werden. So konnte die Arbeit erst Ostern 1604 ausgeführt werden: Der Zeitpunkt ist bemerkenswert, denn auch der Weg der Chymischen Hochzeit begann nach mehrjähriger Vorbereitung 1459 an einem Abend vor Ostern, als Christian Rosenkreutz sich „sein Osterlämmlein zubereiten“ wollte. Dass Maiers substanzverwandelnde Versuche ebenfalls an demjenigen Zeitpunkt im Jahreslauf unternommen wurden, an dem die verwandelnde Kraft des Christus in besonderer Weise in die Substanzen eingegriffen hat und weiterhin einwirkt, kann kein Zufall sein: „Aber dann gelang das Experiment vollständig wie geplant und der zukünftige Adept war in der Lage alle Erscheinungen wiederum zu beobachten, die in seinen literarischen Vorlagen beschrieben worden waren: er arbeitete seine materia aus dem Schwarzen ins Weiße, setzte die Arbeit fort, indem er den weißen Stein zum ‚gelben Goldtstein’ fixierte; und nach etwa drei Jahren gelang ihm die dritte Arbeit und er erlangte die ‚wahre Universalmedizin von einer Zitrinfarbe’.“[7]

Maier hat in dem gedruckten, aber nicht veröffentlichten Büchlein „De medicina regia et vere heroica, Coelidonia“ eine Universalmedizin beschrieben. Die Autobiographie fügte er ein, um darzulegen, wie er an diese Medizin gekommen war. Der Titel sagte schon, dass neben den Gerätschaften und Stoffen drei Dinge nötig waren: die königliche selbstbestimmende Kraft des Ich, das mutig heldenhafte Ringen mit den gegnerischen Kräften und die gnadenhafte Mitwirkung des Himmels: „Von der königlichen Medizin, der wahrhaft heroischen, der Himmelsgabe“ heißt der Titel übersetzt. Die innere Seite dieses Prozesses hat auch Stiehle im Blick, wenn er schreibt, dass die Quintessenz (quinta essentia) des Heilmittels „nur mit dem philosophischen Auge erfaßbar ist“.[8]

Im Frühjahr 1607 hatte Maier die dritte Arbeit des großen Werkes abgeschlossen. Nun konnte er wie ein Rabe aus dem Kyffhäuser ausfliegen und von dem verborgenen König und dem verschlossenen Palast Nachricht bringen.

Der vierte Teil des Großen Werkes gelang Maier zunächst nicht. Nach zwei mislungenen Versuchen, brach er die Experimente vorläufig ab. Verdächtigungen seitens der Nachbarn, wachsende Kosten und das Fehlen des richtigen „Feuers“ sollen zum Abbruch geführt haben.[9] 1608 eröffnete Maier eine Arztpraxis in Rostock.[10]

Am Hof Kaiser Rudolf II.

Etwa in der Mitte des Jahres 1608 zog Maier nach Prag, wo der habsburgische Kaiser Rudolf II. (HRR) residierte. Zwischen Rudolf II. und seinen Brüdern war der „Bruderzwist im Hause Habsburg“ ausgebrochen. Seine Familie zwang den Kaiser auf seine angestammten Rechte in Österreich, Ungarn und Mähren zu verzichten. Erzherzog Matthias war mit einem Heere zu diesem Zweck vor den Mauern Prags erschienen und der Kaiser hatte auf seine Macht in den habsburgischen Stammlanden verzichten müssen. Rudolf galt seinen Brüdern und den katholischen Mächten als unsicherer Fürst. Er wollte Kaiser aller Untertanen sein, welcher Zunge und welcher Religion sie auch angehörten. Matthias und seine Anhänger wollten der Gegenreformation den Weg ebnen. Rudolf II. stand im Rufe, den Regierungsgeschäften wenig Zeit zu widmen. Seine melancholische Ader wurde als krankhafte Schwermut misverstanden, seine Ehelosigkeit als Gefahr für die Monarchie angesehen.

Kaiser Rudolf II. 1609 in Prag. Kupferstich von Aegidius Sadeler.

Dass Michael Maier seine Nähe suchte, war kein Zufall. Der Kaiser war selbst ein leidenschaftlicher Jünger des Mercurius. Rudolf II. hatte Dutzende von Alchemisten nach Prag berufen. Auf sein Interesse an der Alchemie ist auch die Einrichtung des durch Gustav Meyrink berühmt gewordenen Alchemistengässleins in der Prager Hochburg, dem Hradschin, zurückzuführen. Die Alchemie galt damals nicht als etwas Weltfremdes, sondern war noch untrennbar der Naturwissenschaft einverwoben und eine Marmortafel im Hradschin verkündet noch heute, dass dem Kaiser gemeinsam mit dem polnischen Alchemisten Michael Sendivogius eine Transmutation gelungen sei: „Möge jeder das vollbringen, was der Pole Sendivogius vollbracht hat.“ [11]

Als Maier nicht gleich von Rudolf II. empfangen werden konnte, schrieb er seine Medicina regia, wahrscheinlich um sich damit dem Kaiser zu empfehlen. Im Juli 1609 war die Schrift gedruckt; Maier verkaufte sie aber nicht über den Buchhandel, sondern verschenkte sie nur an den Kaiser sowie an ausgewählte Freunde. Der Erfolg blieb nicht aus. Rudolf II. berief den weitgehend Unbekannten zu seinem Leibarzt. Im Laufe des Jahres erhob der Kaiser ihn zum Pfalzgraf, in den erblichen Adelstand. Das war zwar nicht mit Einnahmequellen verbunden, aber Maier war nunmehr sein eigener Herr, niemand hatte mehr Anspruch auf ihn als Landeskind.

In Prag kam Maier aber nicht nur mit den höfischen Hermetikern und Alchemisten in Kontakt. Rudolf II. hatte berühmte Astronomen wie Tycho Brahe und Johannes Kepler an den Hof gezogen. Giuseppe Arcimboldo, Bartolomäus Spranger, Hans von Aachen und Roelant Saverij seien als Hofmaler genannt. Der Bildhauer Adriaen de Vries, der Kupferstecher Aegidius Sadeler, der Alchemist und Arzt Oswald Croll bereicherten das vielfältige geistige und kulturelle Leben am Prager Hofe. [12]

Maier war für kurze Zeit auf einem Höhepunkt seiner äußeren Lebensstellung angelangt. Aus dem unbekannten Arzt aus Rostock war mit einem Schlage ein einflussreicher Mann am Hof des Kaisers geworden, allerdings eines Kaisers, der im Begriff war, seine Macht zu verlieren. Schon am 23.Mai 1611 verlor Rudolf II. durch die Krönung Matthias zum König von Böhmen seine letzte Machtbasis. Zwar blieb er nominell Kaiser, doch besaß er keine eigenen Einnahmequellen mehr und keine militärische Macht. Am 20.Januar 1612 verschied der Kaiser, wurde öffentlich aufgebahrt und im Veitsdom beigesetzt.

Aufenthalt in England

König Jakob I. von England (1566–1625). Kupferstich von Wolfgang Kilian. Nach 1610.

Michael Maier musste Prag verlassen und suchte die Niederlande auf, insbesondere Amsterdam. Im Winter 1611/12 schickte er auf der Suche nach einem neuen Geldgeber und Schutzherrn dem König Jakob I. von England (James I.) einen Weihnachtsgruß. Ähnlich wie Rudolf II. soll auch König Jakob in den geheimen Künsten wohlbewandert gewesen sein. Jakob scheint auch das Vorbild für Shakespeares Prospero gewesen zu sein, den einsamen durch ein glückloses Geschick auf eine Insel geratenen König und Zauberer in Shakespeares „Sturm“. Maiers Gruß bestand aus einer gestochenen, achtblättrigen, symmetrischen Blüte, deren Fläche mit Reihen von Buchstaben ausgefüllt ist: In lateinischer Sprache steht da unter anderem in Großbuchstaben: „Heil und langes Leben sei König Jakob, dem göttlichen König des großen Britanniens; möge unter seinem Schutz die Rose wahrhaft fruchtbar sein.[13] Ramsbotham sieht das als einen Beleg der frühen Verbundenheit Maiers mit dem Rosenkreuzertum an.

Nach Rudolfs II. Tod ging Maier nach England. Es ist zwar keine Begegnung mit Jakob I. bekannt geworden, doch lernte Maier den Leibarzt des Königs, Sir William Paddy, sehr gut kennen. Daraus könnten sich durchaus außerprotokollarische Begegnungen ergeben haben. Außer mit dem Leibarzt des Königs verkehrte er mit Francis Anthony, einem in der Nähe von London äußerst zurückgezogen lebenden Erforscher der Alchemie. Auch mit dem Arzt Dr. Robert Fludd, einem Freund Paddy's, soll er zusammengearbeitet haben.

Ron Heislers Vermutung, Maier könne mit dem Tod des genialen englischen Kronprinzen Henry [14] am 6. November 1612 irgendetwas zu tun haben, ist spekulativ. [15] Möglicherweise hat Maier aber die Hochzeit des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz mit Elisabeth, der Tochter des Königs, am 14. Februar 1613 in London noch miterlebt, ehe er auf den Kontinent zurückkehrte.

Der von Richard Ramsbotham übersetzte Text des Maierschen Geschenkes unterstützt die ältere Darstellung J.B.Cravens, dass „Maier der Bruder war, der den Orden vom Rosenkreuz in England einführte“. [16] In jüngerer Zeit hat die einflussreiche Frances A. Yates entgegen den klaren Aussagen der drei sog. „echten“ Rosenkreuzerschriften, dass das Rosenkreuzertum in Deutschland am Anfang des 15.Jahrhunderts entstanden sei die These aufgestellt, Maier habe das Rosenkreuzertum in England kennengelernt, wo es ursprünglich entstanden sei. John Dee habe auf seinen Reisen in Mitteleuropa den Boden für das Rosenkreuzertum vorbereitet. [17] Ihr Ansatz, eine rosenkreuzerische Kultur und Weltanschauung zu untersuchen ohne auf die Frage, ob es Christian Rosenkreutz gegeben habe, einzugehen, fand zunächst großen Widerhall, ermöglichte er doch eine wissenschaftliche Erforschung des Renaissanceokkultismus ohne sich auf die Esoterik einlassen zu müssen. Gerade die daraus folgenden wissenschaftlichen Untersuchungen haben aber die Problematik ihrer These, das Rosenkreuzertum komme aus England, zur Genüge erwiesen. [18]

Maier kehrte bald zurück nach England. Craven, der erste Biograf Maiers, der geschrieben hatte, Maier sei mit dem englischen Theosophen Robert Fludd freundschaftlich verbunden gewesen, erzählt, Maier habe bei seiner zweiten Rückkehr aus England ein umfangreiches Manuskript Fludds mitgebracht, es für den Druck vorbereitet und 1617 als Tractatus Theologo-Philosophicus. De Vita, More et Resurrectione unter dem Pseudonym Rudolf Otreb herausgegeben. Dies umfangreiche Werk war den „Fratribus a Cruce Roseae dictis“ gewidmet. „Man sagt, es sei auf Maiers Anregung geschrieben worden“, schreibt Craven sogar. [19] Maiers Bekanntschaft mit Fludd ist allerdings in jüngster Zeit bezweifelt worden.

Als Nachwirkung seines englischen Aufenthaltes wertet man es ferner, dass er in dem Buch Tripus Aureus zwei englische alchemistische Traktate übersetzt hat.

Maiers erste hermetische Schriften

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland veröffentlichte er 1613 oder 1614 sein erstes eigenes Werk „Arcana arcanissima“. Das Buch enthält keine Orts- und Zeitangabe. Ob es in Oppenheim oder irgendwo in England gedruckt wurde, wie die Widmung an Sir Paddy vermuten lässt, ist ungewiss. In diesem Werk deutet Maier die ägyptischen Göttergeschichten und die griechischen Göttersagen als imaginative Bilder, die alchemistische Vorgänge bedeuten sollen. Auch die 12 Taten des Hercules versteht er als Entwicklungsweg so wie auch den Trojanischen Krieg.[20] 1614 kehrte Maier nochmals für einige Zeit nach England zurück.

Spätestens im Sommer 1616 war er aber wieder auf dem Kontinent und nun erschienen in rascher Folge drei lateinische Schriften, in denen er das hermetische Weltbild, das sich als Bindeglied zwischen den religiösen Glaubensauffassungen und der beginnenden, sich auf die Beschreibung der äußeren Tatsachen beschränkenden Naturwissenschaft verstand, darstellt. Die erste, De circulo physico quadrato, widmete er im August 1616 dem Landgrafen Moritz von Hessen. Maier stellt darin die Beziehung zwischen dem Gold, dem Herzen und der Sonne dar. Es ist das, was im Okkultismus das „Geheimnis der dreifachen Sonne[21] genannt worden ist. Das Gold nimmt unter den Metallen den wichtigsten Platz ein, es ist das wichtigste Heilmittel für das Herz. Zwischen dem Gold (dem perfekten Zentrum der Metalle), dem Herzen (Zentrum des menschlichen Körpers) und der Sonne (Zentrum des Planetensystems) besteht eine Übereinstimmung. Frick fasst zusammen: „Unter ihnen gibt es eine Kreisverbindung, in der sich der Mensch und Gott miteinander berühren: Gott gibt der Sonne die Stärke und Kraft, diese läßt die Metalle im Innern der Erde zu Gold reifen, das Gold wiederum kräftigt in Form des Aureum potabilis das menschliche Herz. Durch diesen Kreislauf, der ganz dem antiken und mittelalterlichen Makrokosmos-Mikrokosmos-Denken der Gnostiker und Pansophen entspricht, besteht für den Menschen die Möglichkeit, zu leben und nach seinem Tode für die Seele, zu Gott zurückzukehren.“[22]

Fast gleichzeitig erschien im September 1616 die Schrift Lusus Serius in Frankfurt. In dem seriösen Spiel deutet Maier die vielseitige Funktion Merkurs: Tiere als Vertreter der einzelnen Naturgewalten erscheinen vor einem Tribunal und verteidigen die Alchemie. Der Schiedsspruch des Menschen erklärt dann den Merkur zum Vater aller Metalle und krönt ihn zum König aller Weltbürger.

Schließlich erschien Anfang 1617 sein Examen Fucorum Pseudo-Chymicorum, dessen Widmung ebenfalls in Frankfurt, September 1616 unterzeichnet ist. [23] In dieser Schrift entlarvt Maier eine Reihe von falschen Pseudo-Alchemisten. Um die Alchemie zu verteidigen muss er zwischen den Betrügern und den wahren Schülern des Mercurius unterscheiden. Bei seiner Rückkehr aus England soll Maier ferner ein umfangreiches Manuskript von Robert Fludd mitgebracht haben, das er für ihn veröffentlicht haben soll.

Wie Maiers erste alchemistische Schriften zeigen, unterschied er zwischen dem uralten hermetischen Weltbild und dem Rosenkreuzertum, denn er stellte das uralte Wissen ohne jeden Bezug zum Rosenkreuzertum dar.

Einsatz für das Rosenkreuzertum

Im Herbst 1616 war Maier zu Michaeli auf der Frankfurter Buchmesse, wohl auch um seine drei Bücher zu verkaufen. Dort kamen ihm die ersten beiden Rosenkreuzerschriften in die Hände und er wusste sofort, dass sie echt seien. Nach eigenen Angaben hatte er 1613 zum ersten mal in England von den Rosenkreuzern gehört. Doch hätten seine englischen Freunde die Nachrichten, die sie erhalten hatten und ihm weitergaben, ganz missverstanden. Erst nach seiner Rückkehr 1616 habe er erkannt, dass die Rosenkreuzerschriften die Wahrheit sagen, bekennt Maier in dem im Dezember 1616 abgeschlossenen Werk Symbola Aureae Mensae: „Jene Fama der besagten Bruderschaft, um die hier vor aller Augen und Ohren schon viel Lärm gemacht worden ist, und die, nachdem sie weit und breit im Umlauf war, bis an die äußersten Küsten gelangt ist, drang auch an mein Ohr, als ich in England war und mich ausschliesslich mit Alchymie befasste, und zwar durch einige unglaubliche Gerüchte, die gegenüber der Wahrheit weit übertrieben waren. Ich bezweifelte im Vertrauen auf meinen Gewährsmann die Fama zuerst. Zu jener Zeit [1613] wurden aus dem Berberland wundersame Neuigkeiten überbracht, daß nahe an Marokko und Fez irgendein Prophet mit Namen Mullei Om Hamet Ben Abdela sich aus der Zahl der Weisen erhoben habe, der viele okkulte Erkennungszeichen [occulta signa] vorweisen konnte und den König dieser Region, Mullei Sidan, der mit einem genügend großen Heer ausgerüstet war, fast unbewaffnet mit einer sehr kleinen Schar ... besiegt habe. Weil aber auch diese Brüder [vom Rosenkreuz] nach unbestätigten Gerüchten aus dem Berberland über Spanien gekommen sein sollen, hat man geglaubt, dass sie und der Berber-Prophet dieselben Künste und Einrichtungen besässen. Nachdem das Buch selbst über die Fama und Confession der [Brüder] herausgegeben worden war [1616] und durch Fügung des Geschicks seinen Weg zu mir fand, bin ich soweit unterrichtet, daß ich anders über sie urteile und spreche. Es ist in der Tat eine große Sache, die von ihnen betrieben wird, und fast unglaublich; wenn sie sich als erfolgreich herausstellt und sich in der Lebenspraxis als wahr erweist, werden wir ein Leben lang genug haben, über das wir staunen können, und für das wir uns in Wort und Tat mit allen Kräften einsetzen können.[24] Tatsächlich veröffentlichte er in den folgenden Jahren eine Reihe von Schriften, in denen er sich offen für das Rosenkreuzertum einsetzte.

Die Symbola Aureae Mensae duodecim nationum 1617

Zwölf Alchemisten tragen das Wissen aller Völker über die Alchemie an einer Tafel zusammen, um die Alchemie zu retten. Titel der Symbola Aureae Mensae duodecim Nationum. Franfurt 1617.

Das Titelblatt der ersten Verteifdigungsschrift vereinigt an einer goldenen Tafel (Aurea Mensa) die führenden Alchemisten von zwölf Nationen. Es sind am oberen Ende der Tafel sitzend: Hermes, der Ägypter, und Maria, die Hebräerin. Im Uhrzeigersinne folgen: der Grieche Democrit, der Römer Morienus, der Araber Avicenna, der Deutsche Albert der Große. Am unteren Ende der Tafel sitzen der Franzose Arnoldus von Villanova und Thomas von Aquin für Italien. Den Kreis beschliessen der Spanier Raymundus Lullus, der englische Mönch Roger Bacon, der ungarische Priester Melchior Cibinensis und ein anonymer Sarmate (Pole oder Russe). Jede dieser Persönlichkeiten trägt ihre Symbole herbei und wirft ihre Erkenntnisse gegen die Feinde der Alchemie in die Waagschale.

Das Buch ist dem Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg gewidmet, den Maier, wie das Vorwort vom Dezember 1616 berichtet, einst besucht hatte. Er residierte in Bückeburg und Stadthagen. Sein Interesse an der Alchemie ist gut bezeugt. Reich geworden, reformierte der Fürst seinen Kleinstaat, indem er ihm eine neue Residenzstadt schuf, Schulen, eine Universität, eine Druckerei. Das Musikleben am Bückeburger Hof zog Musiker wie Heinrich Schütz an. Auch die berühmte Goldene Pforte im Bückeburger Schloß belegt das Interesse Ernsts an der Alchemie, indem die Gestalt Merkurs in der Mitte unverkennbar die Züge des Fürsten Ernst trägt. [25] Das siebeneckige Mausoleum des Fürsten in Stadthagen, eine Ikone der Weserrenaissance, gleicht in vielem dem in der Fama Fraternitatis beschriebenen "wiederaufgefundenen Grab" des Christian Rosenkreutz. [26] Diesem Fürsten war es vorbehalten, am Schluß des umfangreichen Buches das Urteil darüber zu sprechen, ob die Verteidiger der Alchemie oder der Angreifer die Oberhand behalten hätten.

Das Bild, das Maier hier zeichnet, dass bedeutende Alchemisten aus zwölf Nationen sich um eine lange Tafel versammeln, ihr Wissen zusammentragen und preisgeben, um die Alchemie für die Zukunft zu retten, erinnert an jene Vorgänge, die Rudolf Steiner als konstitutiv für das Rosenkreuzertum beschrieben hat: das Zusammentragen des gesammelten hermetischen Wissens der Vergangenheit und dessen Umwandlung in ein christliches Wissen, das die Verwandlungskraft des Christus mit den Wandlungsvorgängen der Initiation verbindet. [27]

Der ungarische Alchemist Melchior Cibinensis. Der Stein der Weisen müsse genährt werden wie das Kind durch die Milch der Mutter, schreibt Maier. Aus Symbola Aureae Mensae, 1617, S.509

Fünf vorchristliche Weise und sieben christliche sind es, die sich an Maiers goldener Tafel versammeln. Der vorletzte, der vor dem Anonymus Sarmatus erscheint, ist ein ungarischer Priester. Er wird abgebildet am Altar und ausdrücklich wird die Wandlung am Altar, die ja auch bis in die Substanzen wirken soll, als ein alchemistischer Prozess angesehen.

Die Atalanta fugiens 1618

Das bekannteste Werk Michael Maiers ist wohl die 1618 bei Johann Theodor de Bry in Oppenheim erschienene kunstvoll komponierte Sammlung von Abhandlungen mit dem Namen Atalanta fugiens, zu der de Brys Schwiegersohn Matthäus Merian ein Titelbild, ein Porträt Maiers und 50 Kupferstiche im Text beisteuerte.

Der Aufbau der Atalanta fugiens weist auf ein spirituelles Anliegen und Wissen Michael Maiers hin. Nach dem Titelblatt, dem ein erläuterndes Gedicht beigefügt ist, folgt eine Widmung vom August 1617, sowie eine Vorrede an den Leser. Der Hauptteil besteht aus 50 Kapiteln von je 4 Seiten, deren viergliedrige Struktur sich bei allen 50 Kapiteln wiederholt. Auf der ersten Seite ist jeweils eine dreistimmige Fuge auf einen lateinischen Text abgedruckt. Darunter eine deutsche Übersetzung des Liedes. Auf der zweiten Seite befindet sich ein Kupferstich Merians zum Text des Gedichtes. Darunter der lateinische Text des Liedes. Die dritte und vierte Seite enthalten jeweils eine alchemistische Abhandlung in Prosa, die Bild, Lied und Gedicht erklären sollen. In diesem Punkt unterscheidet sich Maiers Schrift grundlegend von älteren alchemistischen Schriften. Er bemüht sich, die drei Formen der spirituellen Erfahrung, nämlich imaginatives Bild, inspirierten Ton und intuitiv vernommenes Wort dem gewöhnlichen Verstand zugänglich zu machen, indem er sie durch einen rein denkerisch und empirisch bestimmten Teil ergänzt. Die Texte dieser Erläuterungen - wie auch der Lieder - enthalten natürlich eine Fülle von Zitaten aus der chymischen Literatur, die von Helena de Jong akribisch nachgewiesen wurden [28], aber auch "vernünftige Überlegungen".

Hippomenes gewinnt die schnellfüssige Atalante mit Hilfe von drei goldenen Äpfeln im Wettlauf. Kupfer von Matthäus Merian. Titelbild der Atalanta Fugiens. Oppenheim 1618

Das Titelblatt erzählt die Geschichte der leichtfüssigen Atalante, Königstochter auf dem Peloponnes. Atalante hatte sich den Versuchen, sie günstig zu verheiraten, lange entzogen. Als der Vater dies nicht länger dulden wollte, bestimmte sie, auf welche Weise ein würdiger Mann gefunden werden sollte. Da sie eine schnelle Läuferin war, versprach sie, dem zu eigen sein zu wollen, der sie im Laufen besiegen würde. Eine Niederlage sollten die Freier aber mit dem Leben bezahlen. Nach vielen Unglücklichen versuchte es auch Hippomenes. Auf sein Bitten hin empfing er von Venus drei goldene Äpfel aus dem Garten der Hesperiden. Mit Hilfe dieser Äpfel gelang es ihm Atalante zu besiegen. Siegessicher hatte sie dem Hippomenes einen Vorsprung beim Start eingeräumt. Als sie ihn nun im Wettlauf überholte, warf er einen der goldenen Äpfel in hohem Bogen so zur Seite, daß sie dessen Glanz sehen mußte. Von der Neugierde des weiblichen Geschlechtes angezogen, wich sie vom Parcours ab, um sich des goldenen Kleinods zu bemächtigen. So konnte Hippomenes wiederum an ihr vorbeiziehen. Als sie ihn erneut eingeholt hatte, warf er den zweiten Apfel; auch diesmal ließ sie sich von der Aussicht auf ein weiteres Schmuckstück vom Wege abbringen. Das wiederholte sich ein drittes Mal und diesmal gelang es ihr nicht, den Jüngling rechtzeitig einzuholen, so daß sie gewonnen hatte. Das Paar betrat sogleich den Tempel der Venus und vereinigte sich leidenschaftlich. Venus, dadurch erzürnt, verwandelte sie in ein Paar Löwen.

Die 50 kurzen Fugen, die Maier selbst komponiert hat, bringen den Sinn dieser Parabel zum Erlebnis und offenbaren ihn. Maier nennt die Oberstimme Atalanta Fugiens, die mittlere Stimme Hippomenes Sequensund die Unterstimme Pomum Morans. Der Melodienverlauf spiegelt nun den Gedanken der Nikomachischen Ethik wieder, daß in allem die rechte Mitte einzuhalten sei. Die davoneilende flüchtende Oberstimme wird von dem ihr folgenden mittleren Part dadurch eingebunden, daß ihr eine dumpf pochende, langsame Unterstimme entgegengesetzt wird. Zwei Gefahren bedrohen den mittleren Weg jedes Menschen: Weltflucht und Weltsucht. Hippomenes hält das Gleichgewicht zwischen diesen beiden, zwischen dem träge in langen Noten dahinfliessenden Basso Continuo und den flüchtig versprühenden Tönen der Oberstimme. Maier fordert in seinem Vorwort, jedermann solle dichten und musizieren, wie es an Platos Tafel üblich gewesen sei. Er hoffte also, daß seine dreistimmigen Lieder gesungen würden und ihre mäßigende Wirkung ausüben könnten.

Dem Mann ohne Füße bleibt der Philosophische Rosengarten verschlossen. Aus: Michael Maier. Atalanta Fugiens. 1618. Emblem XXVII. S.117
Der Forscher sucht die Spuren der Göttin Natura. Aus: Michael Maier. Atalanta Fugiens. 1618. Emblem XLII. S.177

Die 27. und die 42. Abhandlung enthalten eine Erkenntnistheorie des rosenkreuzerischen Geistesweges. Während der Mann in Emblem 27 keine Füsse hat und seine Hände nicht regt, tritt der Forscher in Emblem 42 mit seinen Füssen vorsichtig in die Fußtapfen der Göttin Natura. Man muß die Spuren des geistig Wesenhaften in der Natur, wie z.B. die Formen einer Pflanze, mit der eigenen Seelentätigkeit hervorbringen und sich ganz an sie anschmiegen (Fuß in Fußspur), dann erlebt man das Tun der Göttin nach. Das ist eine anschauliche Schilderung der Goetheschen Phänomenologie. Der Mann im Emblem 27 hat keine Füße ausgebildet und kann den Formen der Natur nicht begegnen. Er muß über das, was sich hinter der Mauer der Naturerscheinungen verbirgt, spekulieren. Maier sagt in der Erläuterung zu Emblem 27, jeder Mensch habe nicht nur zwei Beine, an denen sich Füsse befinden, sondern zwei Seelentätigkeiten, nämlich experientia und ratio, d.h. Wahrnehmung und Denken. Wenn er die richtig anwende, dann sprängen die Schlösser an der Pforte auf und er könne in den verschlossenen Garten eintreten. Andernfalls gleiche er Erichthonius, der ohne Füße geboren sei. Der Schmied Vulkan sei nämlich in Athene, die Göttin der Weisheit, verliebt gewesen. Unerhört, habe er versucht ihr Gewalt anzutun. Sie habe sich ihm erfolgreich entwinden können, doch habe seine Erregung sich entladen. Der Same sei auf die Erde geflogen und daraus sei Erichthonius erwachsen. Das Bild weist darauf hin, daß man Geduld braucht, um die (Göttin der) Weisheit zu erringen. Dem ungebärdigen Willen ergibt sie sich nicht. Nur dem geduldigen Liebhaber ihrer Spuren zeigt sie sich, der ihr lange im Dunkel folgt. Im Gedicht zum 42.Emblem fasst Maier zusammen:

"Dein Führerin die Natur sey, welch'r du must folgen von weiten,
Williglich, anderst du irrst, wo sie dich nicht thut leyten,
Die Vernunfft sey dein Stab, und es muß stärcken die Erfahrnheit
Dein Gesicht, daß du könnst sehen, was gelegt ist weit und breit,
Daß Lesen sey wie ein Lamp im finstern leuchtend hell und klar,
Dadurch du mögst verhüten der Sachn und Wörter Gefahr." [29]

Die Themis Aurea 1618

Im ebenfalls 1618 bei Lucas Jennis erschienenen Buch Themis Aurea kommt Michael Maier direkt auf die Rosenkreuzer zu sprechen. Er rechtfertigt und erklärt die in der Fama beschriebenen Gesetze des Rosenkreuzerordens. In der 1617 erschienen Schrift Silentium post clamores soll er das Schweigen der Rosenkreuzer damit verteidigt haben, dass er sagte, sie schwiegen nur, um den Gegnern Zeit zum Überlegen zu geben und sich nicht unüberlegt in einen Disput zu stürzen.

Maiers letzte Jahre

1619 war Maier zum Leibarzt des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel ernannt worden. Da er aber spätestens 1620 in Magdeburg wohnte, war dies offensichtlich eine Ehrenernennung, die ihm den Lebensunterhalt sichern sollte. In Magdeburg verliert sich seine Spur im Herbst 1622. „Von seinem Freunde, der 1624 seinen Ulysses veröffentlicht hat, wird uns erzählt, dass er ‚fromm‘ gestorben sei, und ihm vor dem Tode den kleinen Traktat zu getreuen Händen übergeben habe.[30] Maier scheint bis zuletzt dem Lutherischen Bekenntnis treu geblieben zu sein. Er habe den Gottesdienst regelmäßig besucht und als Christ gehandelt, wie es in der Parabel des guten Samariters beschrieben sei, schreibt der Freund weiter. Auch die Fama Fraternitatis nennt als Aufgabe der Brüder u.a., dass sie ihre ärztliche Kunst unentgeltlich üben sollen. Von Michael Maiers Grab gibt es keine Spur.

Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, die 1631 die totale Zerstörung Magdeburgs mit sich brachten, haben in Magdeburg weder die Kirchen noch die Sterberegister überstanden. So teilt Michael Maier das Schicksal des Rosenkreuzertums auch in dieser Hinsicht.

Nachleben

Das Titelblatt der ersten englischen Übersetzung der Themis Aurea von 1656.

Während Michael Maier mehrere Schriften aus dem Englischen ins Lateinische übertrug, wurden seine Werke mit einer Ausnahme nicht ins Englische übersetzt. Die Ausnahme bildet die Themis Aurea, die 1656 übertragen wurde. Die Übersetzer N.L. und T.S.H.S. widmeten ihr Buch „dem einzigen Philosophen der gegenwärtigen Zeit“ Elias Ashmole. Als dieser gefragt wurde, wer die Verfasser der Zueignung seien, soll er gesagt haben, er habe es vergessen. In England betrachtete man die echten Rosenkreuzerschriften als symbolische Darstellungen der Templergeheimnisse und der Freimaurergrade.[31] So hatte man kein Interesse, die Verbreitung dieser Schriften zu fördern.

Einzelnachweise

  1. Priesner und Figala: Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München 1998. In der älteren Literatur wird angegeben * 1566 in Rendsburg. Die Aussage ist aus dem 17. Jahrhundert überliefert, aber ohne jeden Beleg.
  2. Sicher ist nur, dass es nach Maiers Aufenthalt in Magdeburg 1622 keine Spuren mehr gibt
  3. Hans Roger Stiehle: Michaelus Maierus Holsatus (1569–1622), Alchemist und Arzt. Ein Beitrag zur naturphilosophischen Medizin in seinen Schriften und zu seinem wissenschaftlichen Qualifikationsprofil. Diss. München. 1991, S. 269
  4. Es ist nur ein Exemplar davon erhalten: Kopenhagen. Königliche Bibliothek. 12,-159,4°.
  5. Michael Maier: Medicina regia et vere Coelidonia. Zitiert nach Karin Figala und Ulrich Neumann: „Author Cui Nomen Hermes Malavici“. New Light on the Biobibliography of Michael Maier (1569–1622). In: Alchemy and Chemistry in the 16th and 17th Centuries. Ed.Piyo Rattansi & Antonio Clericuzio. Kluwer Academic Publishers. Dordrecht/Boston/London 1995, S. 127.
  6. Dito, S. 128.
  7. Karin Figala und Ulrich Neumann: „Author Cui Nomen Hermes Malavici“. New Light on the Biobibliography of Michael Maier (1569–1622). In: Alchemy and Chemistry in the 16th and 17th Centuries. Ed.Piyo Rattansi & Antonio Clericuzio. Kluwer Academic Publishers. Dordrecht/Boston/London 1995, S. 128–129
  8. H. R. Stiehle. a.a.O. S. 270.
  9. Brief vom 4. August 1610 von Maier an Prinz August von Anhalt-Plötzkau. Siehe: Karin Figala und Ulrich Neumann: „Author Cui Nomen Hermes Malavici“. New Light on the Biobibliography of Michael Maier (1569–1622). In: Alchemy and Chemistry in the 16th and 17th Centuries. Ed.Piyo Rattansi & Antonio Clericuzio. Kluwer Academic Publishers. Dordrecht/Boston/London 1995, S. 129 und Anm.47
  10. Bruce T. Moran: The alchemical World of the German Court. Occult Philosophy and Chemical Medicine in the circle of Moritz of Hesse. Stuttgart 1991, S. 103
  11. Gertrude von Schwarzenfeld: Rudolf II. Der saturnische Kaiser. München 1961, S. 71.
  12. Erich Trunz: Wissenschaft und Kunst im Kreise Kaiser Rudolf II. 1576–1612. Neumünster 1992. Mit vielen Abbildungen von Kupferstichen.
  13. Richard Ramsbotham: Jakob I. (1566–1625) Inspirator von Shakespeare und Bacon. Basel 2008, S. 171.
  14. Roy Strong: Henry Prince of Wales and England's Lost Renaissance. London 1986
  15. Ron Heisler: Michael Maier and England. In: The Hermetic Journal. 1989.
  16. J. B. Craven: Dr. Robert Fludd. The English Rosicrucian. Life and writings. 1902, S. 40
  17. Frances A. Yates: The Rosicrucian Enlightenment. London und Boston 1972, S. 220–221
  18. Ralph White (Hrsg.): The Rosicrucian Enlightenment revisited. Lindisfarne Books, Hudson 1999, ISBN 0-940262-84-3
  19. J. B. Craven: Count Michael Maier, S. 6
  20. Ausführliches Referat in englischer Sprache in J. B. Craven: Count Michael Maier. S. 31–50.
  21. Rudolf Steiner. .....
  22. R. H. Frick 1972
  23. Wolfgang Beck, Michael Maiers Examen Fucorum (Diss. TU München), 1992
  24. Michael Maier: Symbola Aureae Mensae duodecim nationum... Frankfurt 1617. Nachdruck Graz 1972, S. 290
  25. Helge Bei der Wieden. Ein norddeutscher Renaissancefürst. Ernst zu Holstein-Schaumburg. 1569-1622. Bielefeld 1994. S.29.
  26. Marie-Theres Suermann. Das Mausoleum des Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg in Stadthagen. Berlin 1984. S.67ff.
  27. Rudolf Steiner. Das rosenkreuzerische Christentum. 2 Vorträge. Neuchatel 27.+ 28. 9. 1911. In: R.Steiner. Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit. Gesamtausgabe Bd.130. Dornach 1962. S.57-79, hier S.60-63.
  28. H.M.E. de Jong. Michael Maier's Atalanta Fugiens: sources of an alchemical book of emblems. Leiden 1969., 2.Aufl. York Beach 2002.
  29. Michael Maier. Atalanta Fugiens. Frankfurt. 1618. S.176
  30. J. B. Craven: Count Michael Maier. 1902. S. 8
  31. John Yarker: Notes on the scientific and religious Mysteries of Antiquity. London 1872, S. 77.

Literatur

  • Michael Maier: Symbola Aureae Mensae Duodecim Nationum. (Faksimile-Druck der Ausgabe Frankfurt, bei Lucas Jennis, 1617). Akademische Druck und Verlags Anstalt, Graz 1972.
  • Michael Maier: Atalanta Fugiens, hoc est emblemata nova de secretis naturae chymica ... authore Michaele Majero (Faksimile-Druck der Ausgabe Oppenheim 1618 mit 52 Stichen von Matthaeus Merian d. Ä.), Kassel (Bärenreiter) 1964.
  • Michael Maier: Laws of the Fraternity of the Rosie Cross. (Themis Aurea). London 1656. Reprint Los Angeles, California, 1976.
  • J. B. Craven: Count Michael Maier. Doctor of Medicine, Alchemist, Rosicrucian, amd Mystic. 1568–1622. Kirkwall 1910. Nachdruck: Kessinger Publications.
  • Helena Maria Elisabeth De Jong: Michael Maier's Atalanta Fugiens. Sources of an Alchemical Book of Emblems. (E.J.Brill, Leiden 1969) Nicolas-Hays, Inc. York Beach, Maine. 2002.
  • Dr. Hans Schick: Das ältere Rosenkreuzertum. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Freimaurerei.(Habilitationsschrift Straßburg 1942). Nachdruck: Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur. Struckum. o.D. bes. S. 246–257.
  • Arthur E. Waite: The Brotherhood of the Rosy Cross. 1924.
  • Ulrich Neumann: Maier, Michael. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 562–564.