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Diminutiv

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Diminutiv, (auch Deminutiv, Diminutivum oder der Diminuitiv - von lat.: deminuere = verringern, vermindern) ist die Verkleinerungsform eines Substantivs und dient meistens dessen Verniedlichung.

Kennzeichen und Herkunft

Das Diminutiv ist eine grammatikalische Verkleinerungsform und definiert als die kleinste selbständige bedeutungstragende Einheit der Sprache. Sie wird in der Regel durch ein angehängtes Wortteil, ein Suffix gebildet. Die Häufigkeit des Gebrauchs von Diminutiven ist von Sprache zu Sprache und von Dialekt zu Dialekt unterschiedlich.

Im Deutschen wie auch in anderen Sprachfamilien ist das Diminutiv gekennzeichnet durch die Endsilben -chen und (seltener) -lein. Die Endsilbe -chen ist aus mitteldeutschen Dialekten entnommen, während sich -lein vom mittelhochdeutschen -lin herleiten lässt und in den oberdeutschen Diminutivsuffixen -le, -li, -l, -erl eine Entsprechung findet.

Laut Nelson Cartagena und Hans-Martin Gauger sind solche Diminutiva als ein Kennzeichen der gesprochenen Sprache anzusehen und insbesondere bei niederen sozialen Schichten anzutreffen.

Regeln

Die Bildung des Diminutivs ist im Deutschen oft mit einer Änderung des Vokals der Stammsilbe zum entsprechenden Umlaut verbunden (z. B. Sack und Säckchen) oder gar mit einer zusätzlichen Entfernung des letzten Vokals (z. B. Schraube und Schräubchen).

Merkspruch: -chen und -lein machen ein Wort klein.

Der Artikel

Jedes Diminutiv ist sächlich und besitzt somit den bestimmten Artikel "das". Dies ist beispielsweise auch der Grund, warum es "das Mädchen" heißt und nicht "die", obwohl Mädchen eigentlich weiblich sind.

Beispiele

  • Das Diminutiv von Baum ist Bäumchen
  • Das Diminutiv von Hans ist Hänschen
  • Das Diminutiv von Mann ist Männlein
  • Das Diminutiv von Rippe ist Rippchen

Beim Wort Tour (z. B. Radtour) stellt sich bei Verwendung des umgangssprachlich gebräuchlichen Deminutivs mit dem Suffix "chen" die Frage nach der korrekten Schreibweise: "Tourchen" oder doch "Türchen"? Letzteres wäre dann jedoch der Deminutiv von Tür zu verwechseln.

Verwendung

Besonders häufig ist die Benutzung von Diminutiven in den alemannischen Dialekten (Schwäbisch, Badisch, Schweizerdeutsch) sowie im ostfriesischen Plattdeutsch. Etwas weniger ausgeprägt erfolgt sie in der niederländischen Sprache, im Mecklenburger Plattdeutsch und in der lateinischen Sprache.

Auffallend selten werden Diminutive im nordniedersächsischen, speziell im Hamburger Platt verwendet. Dort wird der Verkleinerungsumstand in der Regel durch ein vorangestelltes Adjektiv ausgedrückt (de lütte Deern). Dies korrespondiert mit dem weitestgehenden Fehlen von Diminutiven im angelsächsischen und vor allem skandinavischen Sprachraum.

Diminutive haben häufig eine verniedlichende Funktion, was auch sehr gut satirisch genutzt werden kann.

Beispiele

Hochdeutsch

  • -chen, z. B. Hündchen für kleiner Hund, verwandt mit dem niederdeutschen -ke und -(t)je
  • -lein, z. B. Äuglein für kleines Auge, verwandt mit dem lateinischen -ulus / ula und den oberdeutschen Formen -le, -la, -li, -l

oberdeutsche Dialekte

niederdeutsche Sprachen (Plattdeutsch, Niederländisch, Flämisch)

  • -ke, -ken, z. B. Manneke, kleines Männchen
  • -je, tje, z. B. Manntje, Buscherumpje, Meisje

Latein

  • -cula, z. B. Navicula (Schifflein) von Navis (Schiff)
  • -culus, z. B. Homunculus (Menschlein) von Homo (Mensch), Fasciculus (Bündelchen) von Fascis (Bündel), davon als Fremdwort abgeleitet: Faszikel

Englisch

  • -let, z. B. leaflet (Blättchen) von leaf (Blatt), booklet (Büchlein) von book (Buch)
  • -kin, z. B. lambkin (Lämmchen) von Lamb (Lamm)

Irisch

  • -ín, z. B. leabhairín (Büchlein)

Koseformen bei Vornamen

Gebräuchliche Vornamen werden aus verschiedenen Gründen zu Koseformen abgekürzt. Dies geschieht beispielsweise um innerhalb einer Gruppe mehrere Personen gleichen Namens unterschieden zu können oder um eine besondere Nähe zu dieser Person auszudrücken. Koseformen von Vornamen sind häufig Verwandten und engen Freunden vorbehalten (dies gilt besonders für die klassischen Verniedlichungsformen wie Ricky oder Hansi); einige Künstler nutzen die Koseform jedoch auch als Künstlernamen. Manche Koseformen haben sich im Laufe der Jahre zu eigenständigen Vornamen entwickelt.

Einige Beispiele:

Vorlage:Wort