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Yaoi

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Yaoi (jap. やおい) ist ein Ende der 1970er-Jahre in Japan entstandenes Manga- und Fanfiction-Genre, das homosexuelle Beziehungen zwischen männlichen Protagonisten zum Thema hat und diese mehr oder weniger pornographisch abhandelt.

Im Zuge der wachsenden Beliebtheit von Manga außerhalb Asiens findet das Genre heutzutage auch viele westliche Anhänger und Nachahmer. Die Verwendung des Begriffs gestaltet sich im westlichen und östlichen Kulturkreis jedoch unterschiedlich.

Yaoi in Japan

Der Begriff Yaoi ist ein Akronym für den japanischen Ausdruck 山無し 落無し 意味無し (yamanashi ochinashi iminashi), was auf Deutsch soviel heißt wie „kein Höhepunkt, keine Pointe, keine Bedeutung“. Viele Yaoi-Autoren hegen daher nicht den Anspruch, einen tragenden Plot aufzubauen oder die Entwicklung der Charaktere aufzuzeigen. Im Vordergrund steht genretypisch die Darstellung von homoerotischen Liebesbeziehungen, sowie expliziter sexueller Handlungen. Aufgrund der ursprünglichen Wortherkunft kann der Begriff in Japan aber auch grundsätzlich für Geschichten stehen, die keine eigene Idee haben, sondern nur vom Kopieren bekannter Charaktere und der Nachahmung anderer Werke leben. Diese Bedeutung ist nicht genregebunden. [1]

Yaoi wird überwiegend von jüngeren Frauen gezeichnet und gelesen, die sich teilweise selbstironisch als Fujoshi (verdorbene Mädchen) bezeichnen.

Bei den Protagonisten der Yaoi-Geschichten handelt es sich in der Regel um den Lesern bereits bekannte männliche Figuren aus Film, Fernsehen oder der Literatur, deren Beziehung zueinander durch die Yaoi-Autoren als homoerotisch reinterpretiert wird. Der fehlende Kontext der Geschichte ist dabei durch die Originalwerke gegeben und wird meist nur in Andeutungen aufgegriffen.

In diesen Beziehungen gibt es einen Seme und einen Uke. Der Seme übernimmt den aktiven Part, meist gehen die sexuellen Handlungen in der Beziehung von ihm aus. Er ist oft groß, dunkelhaarig und sehr maskulin. Der Uke ist das passive, oft schüchterne Gegenteil dazu. Durch das oft sehr feminine aussehen, die hellen Haare und die großen Augen soll er besonders kawaii wirken.

Es handelt sich um einen Nischenmarkt. Ein Großteil findet auf Fan-Ebene in Fanzines und Internet-Foren statt und ist rechtlich gesehen durch das Übernehmen von unter Lizenz stehenden Charakteren oft mit Urheberrechtsverletzungen verbunden. Die meisten Yaoi-Werke bedienen sich Figuren aus Anime und Manga, es existieren jedoch auch größere Fangemeinden zu Filmreihen wie Der Herr der Ringe oder Romanserien wie Harry Potter.

Streng genommen zählen ausschließlich Sekundärwerke wie Dōjinshi oder Fanfiction zu dem Genre Yaoi. Veröffentlichungen kommerzieller Verlage laufen unter dem pseudoenglischen Pendant Boyslove (ボーイズラブ), oft abgekürzt als BL (japanisch ausgesprochen bi eru). Durch den Begriff grenzen sich Verlage zum Einen von der rechtlichen Grauzone der Fan-Szene ab, zum Anderen zeigen sie auf, dass es sich um unabhängige Werke des Autors handelt.

Yaoi in westlichen Ländern

Im Gegensatz zu Japan, wo Yaoi primär der pornographischen Literatur zuzuordnen ist, beginnt sich der Begriff im Westen als Synonym für asiatische Slash-Literatur einzubürgern. Stellenweise fungiert er sogar als Oberbegriff für jegliche Anime und Manga, sowie Fanfiction und Fan-Art, die sich mit romantischer, homosexueller Liebe auseinandersetzen.

Die hiesige Bedeutungserweiterung des Begriffs führt zu häufigen Missverständnissen seitens der Presse. Tatsächlich sind ein Großteil der in Deutschland veröffentlichten, als Yaoi-Manga bezeichneten Werke nicht pornographischer Natur. So finden die Liebesszenen in Minami Ozakis Manga Zetsuai zwischen den Panels statt oder werden symbolisch kodiert, während das Liebespaar in Sanami Matohs Krimi-Komödie Fake erst nach über 1200 Comicseiten zusammenkommt. Ein weiteres Indiz ist die fehlende Altersbeschränkung bisheriger Comic-Veröffentlichungen, die lediglich mit einer Altersempfehlung für den Buchhandel ausgeliefert werden.

Der Bedeutungswandel mag in der Tatsache begründet liegen, dass westliche Fans des Genres das Fremdwort als Sammelbegriff für jegliche Fanfiction und Fan-Art übernahmen, die Liebesbeziehungen zwischen Männern darstellt und sich dabei an japanischen Werken und Stilmitteln orientiert.

Viele Autoren ziehen eine Grenze zwischen Yaoi-Geschichten, die vordergründig explizite Erotik zum Thema haben und Shōnen Ai, in dem Erotik eine untergeordnete Rolle spielt und eher die geistige Komponente der Beziehung betont wird. Beide Begriffe werden jedoch bis heute nicht einheitlich verwendet.

Für Geschichten, die nicht auf Werken anderer Autoren basieren, ist zuweilen der Titel original yaoi gebräuchlich.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vortrag von Tow Ubukata über Anime- und Mangaindustrie in Japan in der Leipziger Messe am 28.9.2007