Fechten

Fechten ist in erster Linie eine Kampfsportart, die sich aus einer Kampftechnik heraus entwickelt hat. Vor der Etablierung als Sportart war die Austragungform als Duell, weniger auch als kriegerischer Kampf, weit verbreitet. Die historischen Ursprünge gehen auf eine Verfeinerung der Waffen und Bewegungsabläufe gegenüber Schwert- und Säbelkämpfen zurück.
Ursprünglich ist Fechten ein bewaffneter Kampf von meist zwei Personen, bei dem Blankwaffen mit relativ langen Klingen und mit einem Handschutz verwendet werden. Diese können so geführt werden, dass die Angriffe des einen Gegners durch den anderen Gegner mit der Klinge bzw. an der durch Klinge und Handschutz gebildeten konkaven Form abgefangen werden. Beim Fechten kommt es also zum direkten Kontakt der eingesetzten Blankwaffen, anders als beispielsweise dem Einsatz von Messern oder Dolchen (bei denen Ausweichen oder der Griff ans Handgelenk zur Verteidigung eingesetzt werden), oder beim mittelalterlichen Schwertkampf (bei dem die Schläge in der Regel mit einem Schild pariert wurden).
Heute wird mit Fechten überwiegend das Sportfechten (dieser Artikel) bezeichnet. Theaterfechten und Mensurfechten werden ebenfalls mit Klingenwaffen ausgeführt.
Weiterhin gibt es Stockfechten (Kendo); Boxen wird auch als Faustfechten bezeichnet.
Der Fechtsport ist eine olympische Disziplin.
Merkmale des Fechtsports
Fechtsport ist ein Kampfsport, bei dem zwei Gegner versuchen, sich gegenseitig mit einer Stoß- oder Hiebwaffe zu treffen. Die im Wettkampf zum Einsatz kommenden Fechtwaffen bzw. Waffengattungen sind der Säbel, der Degen und das Florett. Florett und Degen sind reine Stoßwaffen, der Säbel ist eine Hieb- und Stoßwaffe. Es wird auf einem stegartigen (lang und schmal) Boden, der Fechtbahn (frz.: Planche) gefochten. Je nach verwendeter Waffe zählen Berührungen in bestimmten Regionen am Körper des Gegners als Treffer; diese werden im Wettkampf heute mit einer elektrischen Trefferanzeige erfasst. Sieger ist, wer zuerst eine bestimmte Anzahl von Treffern am Gegner gesetzt hat.
Die Sprache des Fechtens ist französisch, früher auch deutsch.
Fechten als olympische Disziplin
Fechten zählt zu den olympischen "Gründungs-Sportarten" von Athen 1896. In Athen standen drei Wettbewerbe auf dem Programm: Säbel, Florett und Florett für Fechtmeister. Das Degenfechten kam in Paris 1900 dazu, seit Antwerpen 1920 fechten die Männer die heute noch üblichen Wettbewerbe mit Florett, Degen und Säbel (Einzel und Mannschaft).
Ebenfalls in Antwerpen feierten die Fechterinnen ihren olympischen Durchbruch. Erstmals durften sie, aber nur im Florett-Einzel, um Medaillen kämpfen. In Rom 1960 kam ihr Mannschaftstitel im Florett hinzu, und in Atlanta 1996 traten die Frauen auch erstmals mit dem Degen (Einzel und Mannschaft) an. Schließlich wurde in Athen 2004 auch das Säbelfechten der Frauen als sechste Einzeldisziplin ins Olympische Programm aufgenommen. Als Ausgleich für die Aufnahme des Frauen-Säbel (nur Einzel) wird bei den Olympischen Sommerspielen 2004 der Wettbewerb im Damen-Florett (Mannschaft) ausgesetzt, so dass insgesamt 10 Wettkämpfe ausgetragen werden. Bei zukünftigen olympischen Wettbewerben sollen jeweils andere Wettkämpfe pausieren.
Die Fechtstellung
Die Fechtstellung ist die zweckmäßigste Ausgangs- und Endstellungs aller Bewegungen auf der Fechtbahn. Sie gewährleistet günstigste Bedingungen für alle Bewegungen und wird durch folgende Kriterien charakterisiert: - Stellung der Füße im Verhältnis zur Gefechtslinie - Lage des Körperschwerpunktes - Drehung der Schulter und des Beckens im Verhältnis zur Gefechtsebene. Dabei steht der vordere Fuß 1 1\2 bis 2 Fußlängen im rechten Winkel vor dem hinteren Fuß. Der Körperschwerpunkt ist senkrecht über der Stützfläche. Hauptstützpunkt sind die Fußballen. Die Drehung der Schulter und des Beckens beträgt etwa 25 Grad im Verhältnis zur Gefechtsebene. Abweichungen von dieser Fechtstellung sind bei erfolgreichen Fechtern meist taktisch begründet,oftmals aber auch anatomisch oder physiologisch bedingt und werden nicht als fehlerhaft beurteilt.So wird z.B. von BULOTSCHKO (1967) die Stellung des hinteren Beines im rechten Winkel zum Zentrum des hinteren Beines als für die besten Fechter charakteristisch bezeichnet. Die Lage des Schwerpunktes ist vom Abstand der Füße in der Fechtstellung, der Beugung der Beine in den Fuß-, Hüft- und Kniegelenken und der Neigung des Oberkörpers abhängig. Als typische Varianten sind neben der gekenzeichneter Stellung die hohe-enge und tiefe-weite Fechtstellung zu nennen. Eine Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorn ist möglich. Die Fechtstellung ist kein festes Element, sondern erforderlich für schnelle und lockere Bewegungen.
Rollstuhlfechten
Fechten wird in Deutschland von Rollstuhlfahrern seit 1962 betrieben. Die Fechter bewegen sich nicht - wie allgemein immer wieder vermutet - mit dem Rollstuhl über die Fechtbahn, sondern sind in "Fechtgestellen" festgeschnallt.
Die Initiative ging von dem Direktor des Berufsförderungswerkes Wildbad, Walter Weiß, aus. Zunächst wurde unter Fechtmeister Richard Heimke mit 12 Teilnehmern nur Säbel trainiert. Im Jahre 1964 kamen Degen und Florett dazu. Seit 1985 wird das Fechten innerhalb des DRS auch von Damen betrieben.
Schon frühzeitig pflegten die deutschen Fechter internationale Sportbegegnungen. Die Olympiade in Tokio 1964 machte den Anfang. Die danach folgenden Weltspiele in Stoke Mandeville und die Paralympics der Behinderten wurden von den deutschen Aktiven mit immer größeren Erfolgen bestritten. Heute zählen die deutschen Rollstuhlfechter zur absoluten Spitze.
Bisheriger sportlicher Höhepunkt waren die Europameisterschaften 1985 in Foggia, bei denen in den Herrenkonkurrenzen 10 von 11 möglichen Goldmedaillen gewonnen werden konnten.
Elektrische Trefferanzeige
Die elektrische Trefferanzeige wird bei allen Turnieren und meistens auch im Training verwendet. (Klassische Fechter haben die elektrische Trefferanzeige nicht verwendet, weil sie glaubten, dies hätte einen schlechten Einfluss auf ihren Fechtstil.)
Wenn ein Fechter seinen Gegner mit einer bestimmten Kraft trifft, wird ein Kontakt geschlossen, der am Anzeigegerät ein Licht- und Tonsignal auslöst. Wenn beim Florett ein Treffer außerhalb der gültigen Trefferfläche erfolgt, leuchtet ein weißes Licht auf, innerhalb der gültigen Trefferfläche ein rotes oder grünes. Beim Säbel werden ungültige Treffer nicht angezeigt und der Kampf somit auch nicht unterbrochen. Der Obmann beobachtet die Fechter und das Anzeigegerät, um zu entscheiden, wer einen gültigen Treffer gesetzt hat, die Entscheidung über einen gültigen Treffer liegt beim Obmann.
Für die elektrische Trefferanzeige wird eine zusätzliche, elektrisch leitfähige Weste benötigt, auch Elektroweste oder E-Weste genannt: Florettfechter tragen eine Weste, die den gesamten Rumpf bedeckt, bei Säbelfechtern sind der Oberkörper und die Arme bedeckt und die Maske ist ebenfalls elektrisch leitend, bei Degenfechtern ist der gesamte Körper gültige Trefffläche, daher wird keine Elektroweste benötigt. Bei allen Waffenarten ist die Waffe angeschlossen. Die Fechtbahn ist geerdet, um eine ungültige Trefferanzeige zu vermeiden (wenn beim Degen zum Beispiel der Fuß des Gegners getroffen werden soll). Degen und Florett haben einen mechanischen Schalter an der Waffenspitze, der mit 500 g (Florett) bzw. 750 g (Degen) gedrückt werden muss, um den Stromkreis zu schließen. Beim Säbel reicht eine Berührung mit irgendeinem Teil der Klinge.
Die elektrische Trefferanzeige wurde beim Degen 1936 (?) eingeführt, beim Florett 1957 (?) und beim Säbel 1988 (?).
Seit einiger Zeit entwickeln verschiedene größere Fechtgerätehersteller ein System zu kabellosen Fechten. Dabei werden die Fechter mit einem Funksender ausgestattet, der mit dem Gegner und dem Meldegerät kommuniziert. In die Maske eingebaute Leuchtdioden (für die Trefferanzeige) erlauben ein Fechten ohne externen Melder. Solche Systeme sind bisher nur für Säbel verfügbar. 2001 wurde in Koblenz erstmals kabelloses Fechten bei einer Europameisterschaft eingesetzt.
Die Waffengattungen
Sowohl im modernen als auch im klassischen Fechten gibt es drei verschiedene Waffen: Degen, Florett und Säbel. Diese Waffen wurden Ende des 19. Jahrhunderts standardisiert.
Fechtanfänger beginnen üblicherweise mit dem Florett, um die Grundlagen des Fechtens leichter lernen zu können. Aufgrund seines geringen Gewichtes ist das Florett auch gut für Kinder geeignet. In der Vergangenheit war es Frauen nur erlaubt, mit dem Florett zu fechten.
In einigen klassischen Fechtschulen werden historische Fechtwaffen gelehrt, zum Beispiel Langstab, Rapier und Dolch.
Florett
Das Florett ist eine Stoßwaffe, d.h. Treffer müssen mit der Spitze beim Gegner aufkommen. Wurden ursprünglich nur möglichst gerade Stöße ausgeführt (Arm wird gestreckt, durch Beinbewegungen wie Ausfall oder verschiedene Vorwärtsschritte wird die Distanz endgültig verkleinert), sind im modernen Sportfechten auch hiebähnliche Bewegungen üblich. Diese Bewegungen hat man sich vom Ablauf ähnlich jenen mit einer Peitsche oder Angel vorzustellen, wobei der Taster an der Spitze den Treffer anzeigen muss. Allerdings sind diese Treffer oft umstritten, da als Voraussetzung für das Erlangen des Angriffsrechts eine Bedrohung der Trefferfläche sowie ein gestreckter Arm vorliegen soll (Reglement der FIE), was bei den Peitschentreffern durch die Ausholbewegung nicht gegeben ist.
Trefffläche beim Florettfechten ist nur der durch die Elektro-Weste gekennzeichnete Oberkörper mit einem V-förmig im Schritt zulaufenden Ende nach unten. Insbesondere Kopf, Arme und Beine sind dadurch ausgenommen.
Das Florett hat sich aus dem Leichtschwert bzw. Rapier entwickelt. Es hat eine dünne, biegsame Klinge und eine so genannte Glocke als Handschutz.
Florettduelle haben durch die Leichtigkeit der Waffe früher schnell mit tödlichen Stichen in den Oberkörper geendet, weswegen sie rasch an Bedeutung verloren und das Florett recht früh nur noch als Übungswaffe zur Verbesserung der eigenen Fechtkunst eingesetzt wurde.
Beim Florett gibt es im Gegensatz zum Degen keine Doppeltreffer, sondern ein Angriffsrecht (s.u.).
Das Florett besteht aus Spitze, Klinge, Glocke und Griff.
Die als Taster wirkende Spitze besteht aus einem stumpfen Kopf und Feder mit Hülse. Die Feder muss bei senkrecht gehaltenem Florett ein Gewicht von mindestens 500 g hochdrücken. Damit soll vermieden werden, dass der Gegner nicht bereits bei leichten Berührungen als getroffen angezeigt wird.
Die Klinge hat einen quadratischen Querschnitt und wird von der Spitze bis zur Glocke immer dicker und unflexibler. Man unterteilt sie in Klingenstärke, Klingenmitte und Klingenschwäche, was insbesondere den Punkt angibt, wo sie bei einer bestimmten Aktion die gegnerische Klinge berührt.
In der Mitte einer Seite (in der Regel oben) hat die Klinge eine Längsrille, in die eine elektrische Leitung eingeklebt ist.
Die runde und tellerartig geformte, kleine Glocke dient zum Schutz der Hand und enthält neben einem Polster einen Stecker für den Anschluss des Kabels.
Für den Griff gibt es drei verschiedene Arten:
- der französische Griff (ein langer glatter Stab)
- der italienische Griff (ein geriffelter Stab)
- der orthopädische oder Pistolengriff (in verschiedenen an die Hand angepassten Ausführungen)
Durch das Angriffsrecht, das Aktivität belohnt, ist das Florettfechten dynamisch, die Gegner ständig in Bewegung, und Treffer fallen meist vor Ablauf einer halben Minute.
Degen
Der Degen ist der Nachfolger des beim Duell verwendeten Degens aus dem 19. Jahrhundert. Er ist stabiler und schwerer und mit einer größeren Glocke als das Florett versehen, da auch die Hand geschützt werden muss.
Der Degen ist wie das Florett eine Stoßwaffe. Das oben zu hiebähnlichen Bewegungen gesagte gilt analog, wenngleich nicht so hoch ausgeholt werden kann, weil sonst der eigene Arm leicht getroffen wird.
Der ganze Körper ist Trefffläche, auch Kopf und Füße. Es gilt die Regel "Jeder zweite Treffer zählt". Dadurch gibt es Doppeltreffer (zwei Treffer innerhalb von 25 msec) und deswegen kein bestimmtes Angriffsrecht.
Durch diese natürlichen Regeln wird die Abstammung von einer Duellwaffe betont. Da der gegnerische Arm und insbesondere die Hand von der Entfernung her am nächsten liegt, konzentrieren sich jedoch beim Sportfechten viele Aktionen darauf, die Hand zu treffen bzw. die eigene Hand zu verbergen, was einem Degengefecht ein etwas statisches, mitunter hölzernes Aussehen geben kann.
Die Bestandteile des Degens sind im Wesentlichen die gleichen wie beim Florett. Im Unterschied muss die Degenspitze ein Gewicht von mindestens 750 g hochdrücken.
Die Degenklinge hat einen leicht V-förmigen Querschnitt und wird ebenfalls von der Spitze bis zur Glocke immer dicker.
Säbel
Der Säbel stammt vom Militärsäbel der Kavallerie des 19. Jahrhunderts ab. Er besitzt eine flache und leichte Klinge.
Der Säbel ist eine Hieb- und Stoßwaffe, d.h. Treffer können mit der (stumpfen) Klingenschärfe gesetzt werden. Die Trefferfläche ist der gesamter Oberkörper inkl. Kopf und Armen, wobei allerdings der Schritt im Gegensatz zum Florett ausgeklammert ist, das heißt die Trefffläche horizontal unter dem Bauch endet.
Das Säbelfechten ist in der Regel noch schneller als mit dem Florett. Treffer fallen oft schon nach wenigen Sekunden. Wie beim Florett gilt ein Angriffsrecht. Ungültige Treffer werden nicht angezeigt, so dass z.B. bei einem Treffer auf ein Bein das Gefecht nicht unterbrochen wird.
Der Säbel ist ähnlich aufgebaut wie die obigen beiden Waffen, hat aber keine Spitze mit beweglichem Kopf als Treffersensor, sondern die Klinge läuft in einer Rundbiegung aus. Die Säbelklinge hat einen annähernd rechteckigen Querschnitt, benötigt aber keine eingeklebte Litze, sondern ist als ganze elektrisch leitend, damit gültige Treffer angezeigt werden können.
Die Säbelglocke ist anders geschnitten und eher halbkugelförmig um die Hand nach unten herumgezogen als die tellerartigen Glocken der beiden anderen Waffen.
Für den Säbel gibt es nur eine dem französischen Griff ähnliche Griffart.
Analog zum Florett gilt es auch im Säbelfechten das Angriffsrecht zu erlangen, bevor ein Treffer gesetzt wird. Zusätzlich ist es, und das ist von allen Fechtwaffen nur beim Säbel so, kein Kreuzschritt erlaubt. Zu dieser Massnahme wurde gegriffen, da Säbelgefechte immer schneller wurden und ein vernünftiger Kampfaufbau nicht mehr gewährleistet war.
Schutzkleidung
Die Fechtkleidung, die heutzutage beim Sportfechten getragen wird, dient dem Schutz der Fechter. Sie besteht aus sehr fester Baumwolle, Nylon oder Kevlar. Es gibt folgende Kleidungsstücke, die festen Sicherheitsnormen unterliegen:
- Fechtmaske aus dichtem Drahtgitter (V2A-Stahl) oder Plexiglas mit Halsschutz; Säbelfechter tragen eine elektrisch leitfähige Maske
- Fechtjacke mit Fixierung zwischen den Beinen; unterschiedliche Modelle für Links- beziehungsweise Rechtsfechter
- Unterziehweste ("Plastron") aus stichsicherem Material, um einen zusätzlichen Schutz auf der Waffenseite zu haben
- Brustschutz für Frauen
- Fechthose bis über die Knie, gehalten von Hosenträgern
- (optionaler) Tiefschutz (Suspensorium) für Männer
- Handschuh mit Handrückenpolsterung zum Schutz gegen Stiche in den Ärmel
- Kniestrümpfe
- zusätzlich gibt es für Florett- und Säbelfechter noch eine Elektroweste (kein Schutz, sondern notwendige Ausrüstung zur Trefferbeurteilung).
Nicht nur die Kleidung trägt zur Sicherheit der Fechter bei, sondern auch die Waffen ansich. Die Klingen werden so hergestellt, daß sie beim Abbrechen stumpf brechen. Die Abgestumpfte Klinge kann dann kein Material aufbohren oder das Maskengitter auseinanderschieben. Vorherschendes Material ist Maraging, es gibt aber mittlerweile auch eine Reihe anderer ähnlicher Materialien. Klingen die von der FIE zugelassen wurden, tragen das Siegel der FIE.
Traditionell ist die Fechtkleidung weiß, um es dem Schiedsrichter zu erleichtern Treffer zu erkennen. Fechtmeister tragen üblicherweise schwarz. Seit neuem erlauben die offiziellen FIE-Regeln (s.u.) bunte Fechtkleidung.
Das Fechtturnier
Erfolgt der Aufruf, muss man sich beim Kampfrichter (Obmann) melden. Die Erstgenannte steht rechts vom Obmann; Linkshänder stehen immer links vom Obmann, damit der Obmann eine unverdeckte Sicht auf die Waffe und den Waffenarm hat.
Ein Kampf dauert in der Vorrunde maximal 3 Minuten oder bis einer der Fechter 5 Treffer erzielt hat, in den Finalrunden maximal 9 Minuten (mit einminütiger Pause nach jeweils 3 Minuten (im Säbelfechten eine Minute Pause nachdem ein Fechter 8 Treffer gesetzt hat)) oder 15 Treffer. Wenn der Kampf gestoppt wird, z.B. bei einem Treffer oder wenn einer der Fechter seitwärts der Planche steht, wird auch die Uhr gestoppt.
Bei Gleichstand gibt es 1 Minute Verlängerung, wobei vorher ein Treffervorteil ausgelost wird. Falls in der Verlängerung kein Treffer erzielt wird, erhält der Fechter mit dem Treffervorteil den Sieg zugesprochen.
Während des Gefechts darf die Bahn nur nach vorheriger Anfrage verlassen werden. Eine Anfrage an den Obman erfolgt durch Heben des waffenfreien Arms.
Verwarnungen
Durch den Obmann können Verwarnungen ausgesprochen werden:
- Gelbe Karte = einfache Verwarnung: Verwarnungen werden z.B. erteilt für defektes Material oder Verdecken der Trefffläche mit dem waffenfreien Arm.
- Rote Karte = Straftreffer: Straftreffer werden z.B. erteilt für das Verlassen der Bahn nach hinten.
- Schwarze Karte = Ausschluss vom Turnier/Disqualifikation
Angriffsrecht
Das Angriffsrecht beim Florett und beim Säbel bedeutet, dass der zuerst Angreifende Trefferpriorität hat. Anders ausgedrückt: Wenn man angegriffen wird, muss man sich zuerst verteidigen, bevor man einen Gegenangriff durchführen kann; man darf nicht versuchen den Angreifer ebenfalls zu treffen und dabei riskieren selbst getroffen zu werden. Eine Abwehr des Angriffs mit der Klinge (Parade) bewirkt eine Umkehr des Angriffsrechtes und gibt so dem gerade Angegriffenen die Möglichkeit zu einem Gegenangriff (Riposte). Der Angriff ist definiert als eine Vorwärtsbewegung die vor der des Gegners beginnt und mit dem Strecken des Armes verbunden ist (Einschließlich der Streckbewegung). Man darf sich jedoch nicht zu Beginn eines Gefechtsabschnittes mit gestrecken Arm aufstellen. Sobald der Arm angezogen wird, ist der Angriff beendet und der Gegner erhält die Gelegenheit, seinerseits anzugreifen.
Ein Beispiel: Der erste Fechter greift an, der zweite Fechter führt einfach einen Gegenangriff durch und beide Fechter erzielen einen Treffer. Nun erhält der erste Fechter den Punkt, da er das Angriffsrecht besaß. Falls jedoch der zweite Fechter mit einer Parade den Angriff des ersten abwehrt, hat sich das Angriffsrecht umgekehrt und der erste Fechter muss sich nun seinerseits verteidigen.
Beim Florett und Säbel muss der Obmann entscheiden, wer das Angriffsrecht hatte und somit den Punkt erhält. Falls der Obmann keine Entscheidung treffen kann, werden die Treffer für nichtig erklärt und der Kampf wird fortgeführt.
Im Degen gibt es kein Angriffsrecht: Wer zuerst trifft, dessen Treffer zählt. Treffen beide innerhalb von 5/100 sec. werden beide Treffer gewertet. Nach dieser Zeit zeigt der Melder keine weiteren Treffer mehr an.
Geschichte
Fechten gehört neben Boxen und Ringen naturgemäß zu den frühesten Zweikampf-Wettbewerben der Menschen und ging aus dem kriegerischen Fechten mit dem Schwert als Trainings- oder Spielform hervor. Eine Art sportliches Fechten betrieb man schon sehr früh in Ostasien mit blanken Waffen und in Afrika und Japan mit Stöcken. Die Antike kannte Fechtschulen, und im Römischen Reich des Augustus liebte die Jugend das Schaufechten.
Mit der Verbreitung des Schießpulvers im ausgehenden Mittelalter, dem Erstarken der Infanterie, Bogen- und Armbrust-Schützen verlor der gepanzerte Ritter seine Bedeutung. Das Schwert wurde nun vorwiegend gegen leicht oder komplett ungerüstete Gegner verwendet, und es kam das Fechten mit leichten Waffen wie dem Rapier auf, für das es bald einheitliche Regeln und Lehrbücher (zuerst 1410 in Italien) gab. Da das Rapier nicht mehr von Rittern, sondern von Bürgern geführt wurde, entwickelte sich der Umgang damit zum ersten "Breitensport". Von Italien ausgehend erlebte dann das Rapierfechten in Frankreich seine erste Blütezeit, Gesichtsmasken machten es gefahrloser. 1570 erfand der Franzose Henri Saint Didier die meisten Fechter-Fachausdrücke, die auch heute noch verwendet werden.
In Deutschland, das sich mit den Italienern um die Urheberschaft des sportlichen Fechtens streitet, wurde es vor allem an den Universitäten betrieben, verlor aber durch die studentische Mensur (blutige "Hiebe") seinen sportlichen Charakter. Eine Förderung erfuhr das Fechten dann wieder durch die Turnerbewegung im 19. Jahrhundert. 1862 entstand der erste Fechtklub in Hannover, 1896 fanden die ersten Meisterschaften statt.
Organisation
Internationaler Dachverband ist seit 1913 die Fédération Internationale d'Escrime. Die nationale Sportverbände sind der Deutsche Fechter-Bund, der Österreichische Fechtverband sowie die Fédération Suisse d'Escrime (FIE). Ausbildungsorganisation für Fechtmeister ist in Deutschland die Akademie der Fechtkunst Deutschlands ADFD.
Bekannte deutschsprachige Fechter
Marcel Fischer, Anja Fichtel, Alexander Pusch, Arndt Schmidt, Zita Funkenhauser, Matthias Behr, Mathias Gey, Elmar Borrmann
Für eine Liste aller Fechter mit eigenen Einträgen, siehe: Kategorie Fechter
Siehe auch
- Flèche
- Mensur (Studentenverbindung)
- Duell
- Kampfkunst
- Kampfsport
- Schwertkampf
- Kampf
- Waffen
- Säbel
- Messer
- Dolch
- Planche