Bedburg
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Bedburg ist eine mittlere kreisangehörige Stadt im Rheinland in Nordrhein-Westfalen, mit rund 25.000 Einwohnern. Die Stadt gehört zum Rhein-Erft-Kreis im Regierungsbezirk Köln. Sie liegt geografisch zwischen den Großstädten Düsseldorf, Köln, Mönchengladbach und Aachen.
Geografie
Lage und Nachbarstädte
Bedburg liegt linksrheinisch in der Kölner Bucht und grenzt an den Naturpark Kottenforst-Ville sowie im Uhrzeigersinn an folgenden Städte und Gemeinden: Jüchen, Grevenbroich, Rommerskirchen, Bergheim, Elsdorf, Titz und indirekt Erkelenz.
Flüsse und Seen
Der Fluss Erft verläuft in seiner breitesten Bahn durch Bedburg. Ebenso gibt es in Bedburg den Kasterer See und Peringsmaar. Es ist geplant, den Peringsmaar an die Erft zu verbinden.
Stadtgliederung
- Bedburg
- Blerichen
- Broich
- Kaster
- Kirchherten mit Grottenherten
- Kirchtroisdorf mit Kleintroisdorf
- Kirdorf
- Königshoven
- Lipp mit Millendorf
- Pütz
- Rath mit Garsdorf
Wappen
Das Wappen in der heutigen Form existiert auf Grund eines Ratsbeschlusses seit der kommunalen Neugliederung und dem sogenannten „Köln-Gesetz“, das die fünf Orte Bedburg, Kaster, Königshoven, Lipp und Pütz zur Stadt Bedburg zusammenschloss. Es zeigt in der oberen Hälfte einen silbernen gekrönten, zweigeschwänzten wachsenden Löwen auf rotem Grund mit rot ausgeschlagener Zunge und fünf silberne rautenförmige silberne Schindeln (für die fünf Orte). In der unter unteren Hälfte einen fünflätzigen blauen Turnierkragen und darunter in der Mitte ein leeres kleines rotes Schild.
Einwohner
(jeweils zum 31. Dezember)
- 1998 - 24.061
- 2000 - 24.237
- 2002 - 24.712
- 2004 - 24.861
- 2006 - 24.926
- 2007 - 24 859
Geschichte
Der Ort Bedburg wurde 893 erstmalig im Urbar der Abtei Prüm erwähnt und erstmalig 1295 als Stadt ("oppidum") bezeichnet. Im Mittelalter war Bedburg und das benachbarte (heute zu Bedburg gehörende) Kaster[Anmerkung 1] Schauplatz der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Grafen (späteren Herzögen) von Jülich um die Machtfrage im Erftraum.
Die Stadt Bedburg in ihrer heutigen Form ist aber noch jung. Zum 1. Januar 1975 wurden die damaligen Städte Bedburg und Kaster sowie die damaligen Gemeinden Lipp, Königshoven und Pütz durch das Köln-Gesetz zur neuen Stadt Bedburg zusammengelegt. Die damaligen Ämter Bedburg und Königshoven wurden aufgelöst. Durch den Braunkohleabbau im Rheinischen Braunkohlerevier mussten seit den 1950er Jahren mehrere Ortschaften mit insgesamt fast 7.000 Einwohnern innerhalb des Stadtgebiets umgesiedelt werden, darunter auch der 1311 erstmalig erwähnte Ort Königshoven. Mittlerweile hat die Stadt Bedburg knapp 25.000 Einwohner.
Bedburg zwischen Bürgerkrieg und Werwolfpanik (1581-1589)

Historische Bedeutung erlangte Bedburg in den 1580er Jahren im Zusammenhang mit dem direkten Vorläufer des Dreißigjährigen Krieges, dem so genannten „Kölnischen Krieg“ oder „Truchsessischen Krieg“ (1582-1587). Auslöser war die versuchte Einführung der protestantischen Lehre im Erzstift (Kurfürstentum) Köln durch den bisherigen Erzbischof Gebhard I. von Waldburg ab dem Jahre 1581. Zugleich wollte er das Erzstift in ein weltliches Fürstentum mit dynastischer Erbfolge umwandeln und selber die Gräfin von Mansfeld, eine ehemalige Stiftsnonne, heiraten. Der Erzbischof verstieß damit gegen Reichsrecht und wurde deshalb 1583 abgesetzt. Das Domkapitel wählte den Wittelsbacher Herzog Ernst von Bayern, der bereits das wichtige Fürstbistum Lüttich und ab 1584 auch Münster regierte, zum neuen Erzbischof und Kurfürsten. Der neue Kirchenfürst war zwar nicht als theologisch versierter Seelsorger hervorgetreten, wohl aber als radikaler Befürworter einer rigorosen Gegenreformation und von Hexenverfolgungen, da für ihn „Ketzer“ und Hexen als Diener des Teufels beinahe identisch waren.
Unterstützung fand Gebhard Truchsess von Waldburg in seinem mächtigen Lehnsmann, dem Grafen Adolf von Neuenahr, der zugleich auch Herr von Bedburg war. Der Graf hatte in seinen Herrschaften Moers und Bedburg die protestantische Lehre eingeführt und wurde dabei von der Bevölkerung unterstützt, nicht zuletzt von den wohlhabenden Bauern, die als Meinungsmacher in der ländlich geprägten Gemeinde fungierten. Im Jahre 1584 wurde Bedburg von den katholischen Truppen unter dem Kommando des Grafen Werner von Salm-Reifferscheidt-Dyck belagert und 1585 schließlich erobert. Das umliegende Land war weitgehend verwüstet.

Ein Vorläufer des Dreißigjährigen Krieges war dieser Krieg insofern, als in großem Maße Söldnerheere das Land verwüsteten, Kirchen niederbrannten (in zwei Fällen sogar mit der darin versammelten Gemeinde!) und systematisch plünderten – auch in den Gebieten, die ihrem Dienstherren unterstanden. Mit dem Ende der Kampfhandlungen waren die Leiden der Bevölkerung jedoch noch nicht beendet. Nun beherrschten Räuberbanden, vermutlich entlassene Söldner, das Umland zwischen der Erft und dem Rhein. Aber auch die katholische Burgbesatzung von Bedburg betätigte sich als Wegelagerer. Im Jahre 1587 machten die spanischen und bayerischen Söldner des Grafen von Salm-Reifferscheidt-Dyck bei Jüngersdorf (heute Ortsteil von Köln) einen ganzen Handelszug nieder, ohne dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen wurden. Wir müssen davon ausgehen, dass zahlreiche oder alle Mordtaten, die später dem Werwolf von Bedburg angelastet wurden, in Wirklichkeit von diesen Banden verübt wurden.
Trotz der endgültigen Niederlage des abgesetzten Erzbischofs Gebhard von Waldburg unternahm das Haus der Grafen von Neuenahr im Jahre 1589 einen letzten Versuch, die Herrschaft über Bedburg mit Hilfe niederländischer Söldner wiederzuerlangen. In dieser Situation sah sich Graf Werner möglicherweise gezwungen, die drohende Unterstützung der Bevölkerung für die Angreifer durch ein brutales Exempel an einem führenden Kopf der Protestanten zu statuieren. Hier ist möglicherweise der Hintergrund für den spektakulären und zugleich einzigartigen Werwolfprozess gegen den als wohlhabend und einflussreich geschilderten Bauern Peter Stübbe (auch Stubbe oder Stump genannt) zu suchen. Vermutlich wird sich nie mehr klären lassen, ob der Mann wirklich dreizehn Frauen und Kinder ermordet hat oder ob die ihm zur Last gelegten Mordtaten auf das Konto von marodierenden Söldnern und Räubern gingen. Es gibt jedoch genügend Indizien dafür, dass die äußerst grausam und vor aller Augen vollzogene Hinrichtung, bei der auch Angehörige des hohen Adels (vermutlich sogar der Kurfürst selber) zugegen waren, vornehmlich dazu diente, die als konfessionell unsicher eingestufte Bevölkerung nachhaltig einzuschüchtern. In der Tat finden sich in den Jahren nach 1589 keine Hinweise mehr auf ein Bekenntnis zum Protestantismus in der Herrschaft Bedburg.
Die Rheinische Ritterakademie
Im Jahr 1839 erwarben Mitglieder des rheinischen ritterbürtigen Adels das Bedburger Schloss und eröffneten darin am 1. Mai 1842 die "Rheinische Ritterakademie", dem Vorläufer des heutigen "Silverberg Gymnasiums". Sie war bis 1850 nur dem Adel zugänglich, ab dann aber auch bürgerlichen Schülern und wurde 1929 in das "Städtische Realgymnasium Bedburg" umgewandelt.
Politik
Kommunalwahl 2004
Partei / Wahl |
CDU | SPD | Bündnis 90/ Die Grünen | FDP | FWG | |
---|---|---|---|---|---|---|
Kommunalwahl Ergebnisse | 49,7% | 30,8% | 3,9% | 4,5% | 11,9% | |
Gewinn/Verlust | -11,9% | -2,1% | +0,9% | +2,0% | +11,9% |
Ergebnis Bürgermeisterwahl
- Gunnar Koerdt, CDU
- 52,1%
Städtepartnerschaften
Bedburg unterhält eine Städtepartnerschaft mit Vetschau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke

- Grottenhertener Turmwindmühle aus dem 19. Jahrhundert
- Schloss Bedburg aus dem 12. Jahrhundert
- Gut Etgendorf aus dem 15. Jahrhundert
- Rather Mühle aus der Ritterzeit
- Wappenbaum der St. Sebastianus-Bruderschaft Bedburg am Kölner Platz
Parks und Naherholung
- Schlosspark Bedburg
- Peringsmaar - Ein durch abgepumptes Grundwasser gefüllter See, Naturschutzgebiet
- Kasterer See
- Klärteiche in Broich
Medien
- Kölnische Rundschau
- Kölner Stadtanzeiger
- Radio Erft
- Werbepost / Sonntagspost
- Stattblatt - kostenloses, regionales Monatsmagazin, welches auch in der Gemeinde Rommerskirchen, Jüchen und Grevenbroich erscheint.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßen
Bedburg verfügt an der A 61 über einen eigenen Autobahnanschluss. Folgende Autobahnen und Bundesstraßen befinden sich in unmittelbarer Nähe des Stadtgebiets bzw. sind in wenigen Autominuten zu erreichen: A 44, A 540, A 46, A 4, B 477, B 55
Bahn
Linie | Linienbezeichung | Linienverlauf |
---|---|---|
RB38 | Erft-Bahn | Köln–Bergheim–Bedburg–Grevenbroich–Neuss–Düsseldorf |
RB38 | Erft-Bahn | Horrem–Bergheim–Bedburg |
Busse
Linie | Linienverlauf |
---|---|
987 | Bedburg Mitte - Kirch-/Grottenherten - Klein-/Kirchtroisdorf - Kaster |
988 | Elsdorf Busbahnhof - Oberembt - Bedburg Bf |
975 | Erftstadt - Horrem - Bergheim - Bedburg |
924 | Bedburg Bf - Bedburg-Rath - Bergheim - Niederaußem |
Radwege
In Bedburg befinden sich Zahlreiche Rad und Wanderwege. Darunter die Kaiserroute, Wasserburgen-Route und den Erft-Radweg.
Flughäfen
Die nächsten Flughäfen sind
- Flughafen Köln/Bonn, 55 km
- Flughafen Mönchengladbach, 41 km
- Flughafen Düsseldorf International, 56 km
Häfen
Der nächste Hafen ist der ca. 25 km entfernte Neuss-Düsseldorfer Hafen.
Unternehmen
Am 1. August 1883 wurde die Zuckerfabrik Bedburg gegründet. Am 18. Mai 1995 schloss sich die Zuckerfabrik Bedburg mit der Zuckerfabrik Jülich zu einem neuen Unternehmen zusammen. Hierauf wurde die Zuckerfabrik Bedburg am 31. März 1997 geschlossen. Zuletzt hatte sie noch 127 Mitarbeiter.
Viele Firmen haben im Industriegebiet Mühlenerft in Bedburg ihre Existenz gegründet. Dieses Gebiet war früher eine ungenutzte Fläche von RWE Power AG. In Zukunft plant die Stadt mit RWE Power AG diese Fläche um ca. das doppelte zu erweitern. Damit wäre es das einer der größten Industriegebiete in der Region.
Zukunft
Die Braunkohleindustrie ist eine der hauptarbeitgebenden Kräfte in der Region. Da im Jahr 2045 langsam die Braunkohleindustrie rückläufig wird, denkt man jetzt schon über Alternativen nach, z. B. durch das Projekt terra nova der Regionale 2010 bei dem Bedburg auch Mitglied ist.
Öffentliche Einrichtungen
- Krankenhaus St. Hubertusstift mit 150 Betten
Bildung
- Gemeinschaftsgrundschule Bedburg
- Gemeinschaftsgrundschule Kirdorf (Anton-Heinen-Schule)
- Gemeinschaftsgrundschule Kichherten
- Katholische Grundschule Kaster
- Gemeinschaftshauptschule Bedburg
- Städtische Realschule für Jungen und Mädchen Bedburg
- Silverberg-Gymnasium Bedburg
Persönlichkeiten, geboren in Bedburg
- Karl Leyhausen, (* 28. September 1899 in Bedburg; † 9. Mai 1931 in Paris (Selbstmord)) war Kunstmaler und Wahlfranzose.
- Hans Sabel, (* 27. Oktober 1912 in Bedburg; † 10. Mai 2003 Schweich) war ein deutscher Komponist.
- Josef Wieland (* 14. Mai 1951 in Bedburg), ist ein deutscher Wirtschaftsethiker.
- Paul Silverberg (* 6. Mai 1876 in Bedburg; † 5. Oktober 1959 in Lugano) war ein deutscher Industrieller.
- Johann Jakob Iven (* 26. Juni 1775 in Bedburg; † 3. Juli 1853 in Köln) war Priester und Generalvikar.
- Anton Heinen (* 12. November 1869 in Bedburg; † 3. Januar 1934 in Rickelrath) war ein katholischer Priester und Erwachsenenpädagoge.
- Dietrich Wichwael (* in Bedburg-Kaster; † 1519) war Weihbischof in Köln.
- Karl Gatzen (* 6. Juli 1921 in Kirchherten, † 15. August 1975 in der Nähe von Erkelenz) war ein Kommunalpolitiker und Bundestagsabgeordneter der CDU.
Persönlichkeiten mit Verbindung zu Bedburg
- Adolf Silverberg (* 1845 in Goch; † 1903 in Köln) war ein jüdischer Industrieller. Er trug Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung Bedburgs bei. Unter Führung von Adolf Silverberg entwickelte sich im Rheinland eine moderne Braunkohleindustrie. Für seine Verdienste erhielt er den Titel eines Kommerzienrates.
Ehrenbürger
- Leo Noppeney (10. Februar 1990), SPD, 1961 bis 1969 Bürgermeister der Stadt Bedburg, 1975 bis 1989 Mitglied des Rates der Stadt Bedburg, 1979 bis 1984 erster stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bedburg, 1978 Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
- Karl Friedrich Schild (10. Februar 1990), SPD, 1956 bis 1961 und 1969 bis 1975 Bürgermeister der Stadt Bedburg, 1964 bis 1969 und 1971 bis 1974 Amtsbürgermeister des Amtes Bedburg, 1975 bis 1989 Mitglied des Rates der Stadt Bedburg,
- Hans Schmitz (29. August 2006), SPD, ehemals ehrenamtlicher Bürgermeister von Bedburg, 1961 Ratsmitglied der Gemeinde Lipp, 1968 stellvertretener Bürgermeister, 1969 bis 1976 Bürgermeister von Lipp, 1976 bis 1997 Mitglied des Rates der Stadt Bedburg, 1979 bis 1988 stellvertretener Bürgermeister von Bedburg, 1988 bis 1994 Bürgermeister Stadt Bedburg, bis 1998 Mitglied des Kreistages
Literatur
- Hans Georg Kirchhoff und Heinz Braschoß: Geschichte der Stadt Bedburg. Bedburg 1992.
- Peter Kremer: Der Werwolf von Bedburg. Versuch einer Rekonstruktion des Werwolfprozesses von 1589. Düren 2005.
- Uwe Depcik: "Bedburg" (Bilder Taschenbuch)
Quellen
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Ein herausragendes Ereignis in diesem Zusammenhang war z. B. die Schlacht von Worringen im Jahre 1288.