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Liste geflügelter Worte/V

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Juli 2008 um 08:18 Uhr durch Blauwassermann (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Varus, gib mir meine Legionen wieder!

Der gescheiterte Varus. Skulptur

Während Publius Quinctilius Varus sich im Jahr 9 n. Chr. mit drei Legionen auf dem Rückzug in sein Winterlager am Rhein befand, lockten ihn die Germanen unter dem Cheruskerfürsten Arminius in einen Hinterhalt und schlugen ihn in der so genannten Varusschlacht vernichtend.

Die Schlacht gilt mit dem Verlust von drei Legionen und ebenso vielen Reiterabteilungen sowie sechs Kohorten als eine der größten römischen Niederlagen. Varus nahm sich noch auf dem Schlachtfeld das Leben. Als Kaiser Augustus von der Niederlage in Germanien erfuhr, soll er nach den Ausführungen des Biographen Sueton ausgerufen haben:

Quintili Vare, legiones redde!
Quintilius Varus, gib die Legionen zurück!

Vater, ich habe gesündigt.

Worte des verlorenen Sohnes bei der Rückkehr zu seinem Vater.

Ein junger Mann verlangt von seinem Vater sein Erbteil und verprasst es. Dann kehrt er reumütig zum Vater zurück und sagt:

Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.

Vater unser

Im Evangelium nach Matthäus und Evangelium nach Lukas[1] steht das Vaterunser (lateinisch: Paternoster), ein Gebet, das Jesus Christus seine Jünger gelehrt hat. Es ist das einzige Gebet, von dem die Bibel unter Berufung auf Jesus überliefert, dass es die Christen beten sollen: „Darum sollt ihr so beten:“ und ist das am weitesten verbreitete Gebet im Christentum. Nach dem ursprünglichen Text von Lukas zerfällt es in fünf, nach Evangelium des Matthäus in sieben Bitten (um Zuwendung geistiger [1-3] und leiblicher [4] Güter sowie Abwendung von Übeln [5-7]).

Bitten des Vaterunsers
Nr. Bitte Anmerkungen
Geheiligt werde dein Name Mit dieser Bitte wird auch vor dem Fluchen gewarnt.
Dein Reich komme. Viele Urchristen verstanden diese Bitte durchaus politisch: „Schluss mit der Diktatur der Römer!“
Dein Wille geschehe. Adele Schopenhauer schrieb: „Dein Wille geschehe! – Doch was ist dein Wille?“
Unser tägliches Brot gib uns heute. Unser Täglich Brot ist ein Dokumentarfilm der sich mit der Massenproduktion von Lebensmitteln in Europa beschäftigt.
Vergib uns unsere Schuld. Wichtig ist hier der Zusatz: „… wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“
Führe uns nicht in Versuchung. Martin Luther sagt hierzu: „Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet, dass uns Gott behüte und erhalte, damit uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe in Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und wenn wir damit angefochten wurden, dass wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.“'
Erlöse uns von dem Bösen. „Und erlöse uns von dem Bösen“ ist auch ein Roman von James Patterson.

Vater, vergib ihnen!

Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ sagt im Evangelium nach Lukas der gekreuzigte Jesus zu seinen Peinigern.

Vater werden ist nicht schwer.

Vom Junggesellen Wilhelm Busch stammt die folgende Erkenntnis:

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.

Venceremos.

Venceremos (spanisch: „Wir werden siegen“) ist ein politisches Kampflied aus Chile, welches 1970 für den Wahlkampf von Salvador Allendes Bewegung geschrieben wurde. Es wurde schnell so populär, dass es bis zum Putsch 1973 die inoffizielle Nationalhymne Chiles war. In der spanischsprachigen Welt hat es in etwa die gleiche Bedeutung wie das Lied We Shall Overcome in der englischsprachigen.

Der Kehrvers lautet folgendermaßen:

Venceremos, venceremos,
mil cadenas habrá que romper,
venceremos, venceremos,
la miseria sabremos vencer.

 
...

: Venceremos, Venceremos!

Schlagt das Volk aus den Ketten, schlagt los!
Venceremos, Venceremos!
Aus dem Elend befreit sind wir groß. :| [2]

Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.

Diese Überzeugung, auf der Organisationen oder Zusammenschlüsse basieren, spricht

In Schillers Drama Wilhelm Tell (I, 3) sagt Werner Stauffacher, Vertreter des Kantons Schwyz, als er sich Gedanken über die Erhebung der Schweizer gegen den Reichsvogt macht:

Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.

Wilhelm Tell aus dem Kanton Uri hingegen sagt:

„Der Starke ist am mächtigsten allein.“

Verdammt in alle Ewigkeit

Verdammt in alle Ewigkeit (englisch: From Here to Eternity) ist der deutsche Titel eines 1951 erschienenen und 1953 von Fred Zinnemann in Hollywood verfilmten Romans von James Jones. Der englische Titel ist ein Zitat aus dem Gedicht „Gentleman Rankers“ („Gemeine Soldaten aus gutem Haus“) von Rudyard Kipling. Im Roman wird geschildert, wie der Soldaten Prewitt auf Hawaii kurz vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor durch seine Vorgesetzten unterdrückt wird.

Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss!

Diese Aufforderung stammt aus Bertolt Brechts Drama Der gute Mensch von Sezuan und soll die Zuschauer zu Entscheidungen zwingen. Im Epilog tritt ein Schauspieler auf die Bühne und begründet den offenen Schluss damit, dass das Publikum selbst über die Konsequenzen aus dem Dargestellten nachdenken soll:

Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss!
Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss!

Brechts Ziel war es, dem Publikum stets vor Augen zu halten, dass es sich im Theater befindet und dazu diente ihm auch der Verfremdungseffekt.

Verflixt und zugenäht

Die Wendung Verflixt und zugenäht (bzw. „Verflucht und zugenäht“) entstand aus einem kleinen Studentenlied, , in dem es heißt:

Ich habe eine Liebste, die ist wunderschön,
sie zeigt mir ihre Äpfelchen, da ist's um mich gescheh'n.
Doch als mir meine Liebste der Liebe Frucht gesteht,
da hab' ich meinen Hosenlatz verflucht und zugenäht.

Das Lied hat aber auch ein Happy-End:

Doch als sie dann zu sehr geflennt,
hab ich ihn wieder aufgetrennt.

Vergeben, aber nicht vergessen.

Die Aufforderung, etwas zu vergeben, aber den Gegenstand der Vergebung im Gedächtnis zu behalten geht auf eine Anekdote um den Staatsmann Otto von Bismarck zurück, die dieser in seinem Buch „Gedanken und Erinnerungen“ selbst erzählt. Es geht dabei um die Beziehung zu seinem alten Freund, Feldmarschall Friedrich von Wrangel, mit dem ein langjähriges Zerwürfnis beendet wurde.

Während des Deutsch-dänischen Krieges hatte Wrangel zunächst den Oberbefehl über die preußisch-österreichischen Truppen. Er wurde im Kriegsverlauf aber schnell abgelöst, da er eigenmächtig vorging und wurde auf Betreiben Bismarcks abgelöst. Wrangel verzögerte die Operationen und verbot die Verfolgung der geschlagenen dänischen Truppen.

Von Bismarcks Verhältnis zu Wrangel wird erzählt, dass Bismarck als junger Gesandter an der Hoftafel dem alten Wrangel gegenüber saß, mit dem er einen schweren Streit gehabt hatte. Die beiden reden kein Wort miteinander, bis der alte Wrangel zu Bsmarck sagt:

Mein Sohn, kannst Du nicht vergessen?

Bismarck antwortet abweisend:

Nein!

Dann schweigen beide lange bis Wrangel erneut anfängt:

Mein Sohn, kannst Du nicht vergeben?

Da streckt Bismarck ihm die Hand über den Tisch entgegen und sagt:

Von Herzen gern![3]

Verhaftet die üblichen Verdächtigen!

„Verhaftet die üblichen Verdächtigen!“ (englisch: „Round up the usual suspects“) stammt aus dem 1942 gedrehten Film Casablanca und ist die zynische Beschreibung der kriminalistischen Vorgehensweise eines Polizeichefs. Als Major Strasser am Flughafen eintrifft und den Kontrollturm verständigen will, wird er von Rick erschossen. Den anrückenden Polizisten gibt Renault die Anweisung, „die üblichen Verdächtigen“ zu verhaften und stellt sich damit auf Ricks Seite.

Dieses Filmzitat wird heute manchmal zur Rechtfertigung einer praxisorientierten Problemlösungsstrategie herangezogen.

Die üblichen Verdächtigen ist ein Spielfilm, welcher 1995 in den USA unter dem Regisseur Bryan Singer produziert wurde. In dem Film wird ein körperbehinderter Kleinkrimineller verhaftet, weil er einer der wenigen Überlebenden einer Schiffsexplosion ist.

Verlorene Liebesmüh

Verlorene Liebesmüh ist der deutsche Titel von Shakespeares Komödie Love's Labour Lost, in der ein König (Ferdinand von Navarra), zwei Herzöge (De Longueville und Du Maine) und ein Marschall (De Biron) einen philosophischen Club gründen, dessen Ziel es ist, für drei Jahre den Anblick von Frauen zu meiden. Kurz darauf trifft jedoch die Prinzessin von Frankreich mit ihren Hofdamen Maria, Kathrine und Rosaline ein. Ferdinand „verfällt“ der Prinzessin, Berowne verliebt sich in Rosaline, Dumaine in Kate und Longaville in Maria.

Das Stück endet mit einem Fest, auf dem ein Bote die heitere Atmosphäre mit der Nachricht vom Tod des Königs von Frankreich zunichte macht. Die Prinzessin erklärt, dass sie noch am selben Abend aufbrechen werden und gibt König Ferdinand den Rat, ein Jahr als Einsiedler zu leben, danach könne er sie wieder aufsuchen.

Die erste Übersetzung ins Deutsche veröffentlichte 1774 Jakob Michael Reinhold Lenz unter dem lateinischen Titel Amor vincit omnia. Vier Jahre später erschien das Drama als Der Liebe Müh ist umsonst.

Verlorener Sohn

„Die Rückkehr des verlorenen Sohnes.“ (Rembrandt)

In dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn erzählt Jesus von einem der beiden Söhne eines wohlhabenden Vaters, der sich sein Erbteil auszahlen lässt und es verprasst. Als er reumütig zu seinem Vater zurückkehrt wird er von diesem ohne Vorwurf wieder aufgenommen:

„[[Liste griechischer Phrasen/Pi#Πάτερ, ἥμαρτον.|Vorlage:Polytonisch]]“ [4]
(Pater, hēmartōn eis ton ouranon kai enōpion sou.)
Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.

Als sich der ältere Sohn über das großzügige Verhalten des Vaters beklagt, der auch noch ein gemästetes Kalb schlachtet, um die Rückkehr seines Sohnes zu feiern, entgegnet dieser:

Du bist immer bei mir gewesen, was mein ist, ist dein. Freue dich über die Rückkehr deines Bruders, der tot war und wieder lebendig geworden ist.

Veronika, der Lenz ist da!

Veronika, der Lenz ist da! war ein Schlager Vokalensembles Comedian Harmonists, mit dem diese in den 1930er Jahren großen Erfolg hatten. Die Melodie stammt von dem österreichischen Schlagerkomponisten Walter Jurmann, den Text schrieb sein Landsmann Fritz Rotter. Das Zitat ist zugleich die erste und letzte Zeile des Refrains:

Veronika, der Lenz ist da,
Die Mädchen singen tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext,
Veronika, der Spargel wächst! [5]

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Nach Auskunft des Instituts für Russische Sprache ist der Lenin zugeschriebene Satz Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! nicht seine Erfindung und kommt in dieser Form auch in keiner seiner Reden und Werke vor. Verwendet hat er aber die russische Redewendung:

Доверяй, но проверяй. - „Dowerjai, no prowerjai“
„Vertraue, aber prüfe nach.“

Dies war einer seiner Lieblingssätze und ist wahrscheinlich über eine propagandistische Übersetzung als Wort Lenins in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen.

Die englische Version „Trust, but Verify“ wurde gerne vom US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan verwendet, wenn es um das Verhältnis der USA zur Sowjetunion ging.

Verweile doch! Du bist so schön!

Der Teufelspakt, Stahlstich von Julius Nisle (um 1840)

Dieses berühmte Zitat stammt aus Goethes Drama Faust I [6]

Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
dann will ich gern zu grunde gehen!

Aus Fausts Unzufriedenheit mit seinem Leben entwickelt sich der sogenannte Teufelspakt: Mephisto verpflichtet sich, Faust im Diesseits zu dienen, ihm alle Wünsche zu erfüllen und tiefste Einsichten zu gewähren; dafür verpflichtet sich Faust, dem Teufel seine Seele zu überantworten, wenn er durch Mephistos Dienste Zufriedenheit erlangt.

Verwirrung der Gefühle

Verwirrung der Gefühle ist der Titel einer 1927 erschienenen Novelle des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig. Diese Novelle ist so etwas wie ein Klassiker der homosexuellen Literatur, in der die seelischen Konflikte eines verheirateten Professors geschildert werden, bei dem ein Student einzieht, der ihn als Wissenschaftler verehrt.

Der Student ist ursprünglich begeistert von einer enthusiastischen Vorlesung des Professors über die Zeit Shakespeares und entwickelt einen engen Kontakt zu diesem und dessen Frau. Er wohnt im selben Haus und kommt regelmäßig zu Gesprächen. Dabei beobachtet der Student verwirrt die heftigen Stimmungsumschwünge des Professors. Nähe kippt schlagartig in Zynismus um. Die Novelle beschreibt diese seltsame Ambivalenz aus der Perspektive des Studenten, der hinter all dem ein Geheimnis der Ehepartner vermutet.

Viel Lärm um nichts

Viel Lärm um nichts (englisch: Much ado about nothing) ist der deutsche Titel einer Komödie von William Shakespeare, bei der es sich um ein Stück voller Intrigen, Verleumdungen und Verwechslungen handelt, bei dem aber die Liebe und die Wahrheit über Täuschung und Falschheit siegt.

Viel Steine gabs und wenig Brot.

Dies ist ein Zitat aus dem Gedicht Schwäbische Kunde von Ludwig Uhland, in dem auf komische Weise beschrieben wird, wie sich Kaiser Barbarossa mit seinem Heer auf einem Kreuzzug befand. Die Ballade beginnt mit den folgenden Versen:

Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt' er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhob sich große Not.
Viel Steine gab's und wenig Brot.
Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgetan.
Den Pferden ward so schwach im Magen,
fast mußt der Reiter die Mähre tragen.

Mit dieser Formulierung bezieht sich Uhland auf eine Stelle aus dem Evangelium nach Matthäus [7, 9), an der es heißt:

Steine geben statt Brot.

Vierzig Jahrhunderte blicken auf euch herab.

Napoléon in der Schlacht bei den Pyramiden

Napoléon Bonaparte sagte zu seinen Truppen in einer Ansprache vor der Schlacht bei den Pyramiden am 21. Juli 1798 wörtlich:

„Soldaten, seid euch bewusst, dass von diesen Pyramiden vierzig Jahrhunderte auf euch herab blicken.“
(«Soldats, songez que du haut de ces pyramides quarante siècles vous contemplent!»)

Im Kontext klang es folgendermaßen:

„Soldaten! Ihr seid in diesen Landstrich gekommen, um ihn der Barbarei zu entreißen, die Zivilisation in das Morgenland zu bringen und diesen schönen Teil der Welt vom Joch Englands zu befreien. Wir werden kämpfen. Denkt daran, dass von diesen Monumenten 40 Jahrhunderte auf euch herabblicken.“
(«Soldats ! Vous êtes venus dans ces contrées pour les arracher à la barbarie, porter la civilisation dans l'Orient, et soustraire cette belle partie du monde au joug de l'Angleterre. Nous allons combattre. Songez que du haut de ces monuments quarante siècles vous contemplent.»)

Waren es nun wirklich vierzig Jahrhunderte? Die Pyramiden entstanden etwa zwischen 2620 bis 2500 v. Chr. in der 4. Dynastie. Genau genommen waren es noch mehr, nämlich 4.299 bis 4.418 Jahre.

Volk der Dichter und Denker

Die Formel von den Deutschen als Volk der Dichter und Denker stammt von dem so genannten „FranzosenfresserWolfgang Menzel, der im Jahr 1836 schrieb:

Die Deutschen thun nicht viel, aber sie schreiben desto mehr. [...] Das sinnige deutsche Volk liebt es zu denken und zu dichten, und zum Schreiben hat es immer Zeit. Es hat sich die Buchdruckerkunst selbst erfunden, und nun arbeitet es unermüdlich an der großen Maschine. [...] Was wir in der einen Hand haben mögen, in der anderen Hand haben wir immer ein Buch

Der Schriftsteller Johann Karl August Musäus schrieb im Vorbericht an Herrn David Runkel, Denker und Küster ... zu seinen Volksmärchen der Deutschen (1782-86):

Was wäre das enthusiastische Volk unserer Denker, Dichter, Schweber, Seher ohne die glücklichen Einflüsse der Fantasie?[7]

Der Satiriker Karl Kraus wandelte den Begriff zu „Volk der Richter und Henker“, indem er schreibt:

Die deutsche Bildung ist kein Inhalt, sondern ein Schmückedeinheim, mit dem sich das Volk der Richter und Henker seine Leere ornamentiert.[8]

Volk ohne Raum

Volk ohne Raum ist der Titel eines Romans des Schriftstellers Hans Grimm aus dem Jahr 1926. Der Titel dieses Kolonialromans, der die deutsche Expansionspolitik rechtfertigte wurde zum nationalsozialistischen Schlagwort.

In dem Roman propagiert Grimm, der selbst einige Jahre in Südafrika lebte, den Erwerb von Lebensraum als Lösungsstrategie für die Probleme der deutschen Republik. Der Roman entwickelt sich zu einem der meistverkauften Bücher der Weimarer Republik. Der Slogan „Volk ohne Raum“ bot sich als griffige Formel an, mit der alle Probleme der Republik kausal auf einen vermeintlichen Raummangel zurückgeführt wurden. Grimms Roman und seine Rezeption wirkten als Resonanzverstärker einer Stimmung, die als "kollektive Klaustrophobie" bezeichnet werden könnte, die wenig später von den Nationalsozialisten in ihren Vorstellungen vom "Lebensraum im Osten" aufgegriffen wurde. Grimm gilt gar als ein Lieblingsautor Hitlers.

Hinzuzufügen ist jedoch, dass Grimm selbst nicht von Lebensraum im Osten träumte, sondern vielmehr vom klassischen Kolonialismus der Kaiserzeit:

Der deutsche Mensch [braucht] Raum um sich und Sonne über sich.

Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter!

Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter!

Dies ist der Titel eines Bilds, dass der Historienmaler Hermann Knackfuß nach einem Entwurf von Kaiser Wilhelm II. als Geschenk an den russischen Zaren Nikolaus II. anfertigte.

Dargestellt ist der Erzengel Michael (als Schutzpatron der Deutschen), der, umgeben von einer Anzahl walkürenhafter Frauen, die die Völker Europas symbolsisieren (Germania, Britannia usw.), der auf einen in dunklen Gewitterwolken über eine europäische Landschaft aus dem Osten heranschwebenden Buddha hinweist.

Mit diesem allegorischen Gemälde wollte Wilhelm II. die europäische Christenheit zum gemeinsamem Kampfe gegen die Gelbe Gefahr bzw. den gottlosen Buddhismus aufzurufen.

Völker, hört die Signale!

Der Refrain der Internationalen, des Kampflieds der internationalen Arbeiterbewegung, beginnt mit diesen Worten. Der ganz Refrain lautet folgendermaßen:

Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
Erkämpft das Menschenrecht!

Volkes Stimme ist Gottes Stimme.

Die lateinische Sentenz Vox populi vox dei bedeutet „Volkes Stimme (ist) Gottes Stimme“. Der Satz wird manchmal zur Rechtfertigung der Volksherrschaft zitiert, oft aber auch als ironischer Kommentar auf den Ausgang von Wahlen.

Der Satz erscheint u. a. in einem Brief des französischen Theologen Petrus von Blois, in dem er die Geistlichkeit daran erinnert, wie wichtig das Urteil der Gemeinde über sie ist:

„Scriptum est: quia vox populi, vox dei.“„Geschrieben steht: Weil es Volkes Stimme ist, ist es Gottes Stimme.“

Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt.

Napoléon Bonaparte auf dem Rückzug von Moskau

„Du sublime au ridicule il n’y a qu’un pas“ (Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt.) sagte Napoléon Bonaparte auf seiner Flucht aus Russland mehrmals zu seinem Gesandten in Warschau, Dominique Dufour de Pradt. Auch in den „Memoires de Mme de Remusat“ heißt es:

„Bonaparte hat oft gesagt, dass vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein Schritt wäre.“

Napoleon gab damit einem oft ausgesprochenen Gedanken lediglich seine bleibende Form. Der Schriftsteller Jean-François Marmontel schrieb bereits 1799:

„En géneral le ridicule touche au sublime“ („Ganz allgemein, das Lächerliche berührt das Erhabene“).

Und Thomas Paine stellte 1794 fest:

„Wenn Schriftsteller und Kritiker vorn Erhabenen sprechen, so sehen sie nicht, wie nahe es an das Lächerliche grenzt.“

Vom Winde verweht

Vom Winde verweht ist ein Roman von Margaret Mitchell, der in den Südstaaten der USA während des Sezessionskriegs in den 1860er Jahren und der darauf folgenden Reparation spielt. Das Buch sollte zuerst „Tote Your Heavy Bag“ oder „Tomorrow is Another Day“ („Morgen ist auch noch ein Tag“) lauten. Der letztlich verwendete Titel „Gone with the Wind“ stammt aus der dritten Strophe des Gedichts „Non Sum Qualis eram Bonae Sub Regno Cynarae“ des englischen Dichters Ernest Dowson. Dort heißt es:

I have forgot much, Cynara! gone with the wind.

Im Roman fragt sich Scarlett O'Hara nach der Eroberung ihrer Heimatstadt, ob ihr Haus noch steht, oder ob es von dem Wind verweht wurde, der durch Georgia fegte. (or if it too is „gone with the wind“ that swept through Georgia).

Von Gottes Gnaden

Das Gottesgnadentum ist eine Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche. Der Begriff entwickelte sich aus dem Titelzusatz Dei Gratia („von Gottes Gnaden“). Es findet seinen Ausgangspunkt bei den Karolingern, speziell bei Karl dem Großen, der seine Herrschaft als römischer Kaiser im Mittelalter kirchlich legitimiert sah und der sein Reich als Einheit von Staat, Kirche und Religion verstand.

Im 1. Korintherbrief (15,10) bezeugt Paulus, dass er das, was er ist, göttlicher Gnade verdankt:

„Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“

Von nichts kommt nichts.

Die Redensart „Von nichts kommt nichts“ geht zurück auf die lateinisch formulierte These „Ex nihilo nihil fit“ („Aus nichts entsteht nichts“) bei Aristoteles, Lukrez und Thomas von Aquin.

Von Pontius bis Pilatus

Meister Bertram von Minden: Christus vor Pilatus, um 1390

Die Redewendung „von Pontius zu/nach Pilatus laufen/rennen/geschickt werden“ beschreibt eine ziellose Reise, da Pontius und Pilatus ein und dieselbe Person ist.

Zurückzuführen ist die Redewendung darauf, dass Pontius Pilatus Jesus zu dem Tetrarchen Herodes Antipas schickte (Lk 23,7-12 EU). Dieser sollte über Jesus richten, trieb aber seinen Spott mit ihm und sandte ihn zur Aburteilung wieder zurück an Pilatus.

Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern.

Die respektlosen Worte „Von Zeit zu Zeit seh' ich den Alten gern'“ stammen aus dem Monolog Mephistos in Goethes Drama Faust I, (Prolog im Himmel). Der Teufel sagt dies, nachdem er mit Gott die Wette um Faustens Seele abgeschlossen hat - deshalb bezieht sich 'der Alte' auch auf Gott.

Von Zeit zu Zeit seh' in den Alten gern,
und hüte mich, mit ihm zu brechen.
Es ist gar hübsch von einem großen Herrn
so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.

Heute wird die Zeile oft mit ironischem Bezug auf den Chef zitiert.

Vor Tische las mans anders.

Dieser Ausspruch stammt aus Schillers Drama Wallenstein (Die Piccolomini), in dem der „kaiserliche Generalissimus“ Wallenstein sich der bedingungslosen Parteinahme seiner Generäle schriftlich versichern möchte und dazu ein entsprechendes Schriftstück verfassen lässt, das sie bei einem Bankett unterschreiben sollen. Zu Beginn wird das Schriftstück verlesen, das eine wichtige Vorbehaltsklausel enthält („soweit nämlich unser dem Kaiser geleisteter Eid es erlauben wird“). In der zweiten Version fehlt diese. General Tiefenbach vermisst die Klausel und sagt:

„Ich merkt' es wohl, vor Tische las mans anders.“

Der Ausspruch wurde zum geflügelten Wort, das im Zusammenhang mit einem auffallenden Sinneswandel zitiert wird.

Quellennnachweise

  1. Evangelium nach Matthäus, 6,9-13 und Evangelium nach Lukas 11,2-4
  2. http://www.andreasferl.de/Lieder/Venceremos.htm
  3. Zitiert nach http://www.hochmeisterkirche.de/site/druckversion.php?id=33&tab=geschichte&text=Die%20Zeit%20des%20Wiederaufbaus%20der%20Kirche
  4. Evangelium nach Lukas, 15,11-32
  5. http://ingeb.org/Lieder/madchenl.html
  6. Johann Wolfgang von Goethe: Faust I
  7. http://www.springerlink.com/content/lxx54336uw085510/
  8. Zitiert nach http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=46174006&top=SPIEGEL