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Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung

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Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung


Internes Verbandsabzeichen
Aufstellung 15. Feb. 1957
Staat Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Organisationsbereich Datei:Streitkräftebasis.png Streitkräftebasis
Truppengattung Jägertruppe
Truppenteile 8 Kompanien
Stärke 1800 Mann
Unterstellung Standortkommando Berlin
Standorte Berlin, Siegburg
Motto Semper talis
(Stets gleich)
Datei:Wbtlmtl.jpg
Barettabzeichen

Das Wachbataillon (eigentlich Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung oder kurz WachBtl BMVg) ist der Verband der Bundeswehr für protokollarische Einsätze. Außerdem sichert es das Verteidigungsministerium und (im Verteidigungsfall) Mitglieder und Objekte der Bundesregierung (wie beispielsweise früher den Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes)


Allgemein

Das Wachbataillon wurde als einer der ersten Verbände der Bundeswehr am 15. Februar 1957 aufgestellt; in den Jahren seit Gründung der Bundesrepublik hatte der Bundesgrenzschutz die Aufgabe des protokollarischen Ehrendienstes wahrzunehmen. Das Wirken und die Einsätze des WachBtl BMVg richten sich nach dem internationalen Protokoll. Das Wachbataillon ist mit etwa 1.800 Soldaten das größte Bataillon der Bundeswehr. Es ist in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Wedding sowie in der Brückberg-Kaserne in Siegburg stationiert. Seit 2001 ist es dem Organisationsbereich der Streitkräftebasis unterstellt, nachdem es zuvor Teil des Heeres gewesen war. Ihm gehören Soldaten an, die die Uniformen aller drei TeilstreitkräfteHeer, Marine und Luftwaffe – tragen und teilweise von diesen Teilstreitkräften in das Wachbataillon versetzt wurden.

Ausbildung

Das Wachbataillon ist für seine fordernde Ausbildung sowie seine strikte militärische Disziplin und seinen hohen Korpsgeist bekannt. Der Ablauf von Großen Zapfenstreichen, öffentlichen Gelöbnissen, Empfängen mit militärischen Ehren und anderen protokollarischen Ritualen und Zeremonien wird intensiv geübt. Zum protokollarischen Ehrendienst im Wachbataillon werden nur Soldaten zugelassen, die eine Körpergröße von 178 cm bis 195 cm haben(Tauglichkeitsstufe 1 oder 2). Die Grundwehrdienstleistenden dieser Einheit erhalten eine spezielle Ausbildung im Marschieren in Formationen und in der Handhabung des Karabiners. Neben der Protokollausbildung erhalten die Soldaten eine Ausbildung, die Gemeinsamkeiten mit denen der Jägertruppe aufweist. Die Soldaten im niedrigsten Dienstgrad im Wachbataillon bekleiden den Dienstgrad Grenadier.

Ausrüstung

Soldaten des Wachbataillons

Anders als Repräsentationseinheiten anderer Staaten verwendet das Wachbataillon für zeremonielle Anlässe keine aktuellen Sturmgewehre, sondern den Karabiner K98k aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die eingesetzten Exemplare sind nicht mehr schussfähig, da der Verschluss umgebaut wurde. Bei Schauauftritten so genannter Drill-Teams kann höchstens mit Platzpatronen geschossen werden. Erst 1995 wurden von den aus der Zeit vor 1945 stammenden Karabinern das teilweise noch vorhandene Hakenkreuz entfernt, nachdem dies im Bundestag seitens der SPD kritisiert worden war[1]. In seinem Auftrag zur Sicherung des Ministeriums und der Bundesregierung verwendet das Wachbataillon hingegen die übliche Bewaffnung der Bundeswehr.

Seit 2006 ist das Wachbataillon außerdem mit 6 Feldhaubitzen 105 mm ausgerüstet, um damit gemäß internationalem Protokoll Salutschüsse zur Ehrung entsprechender Würdenträger abgeben zu können. Der Salutauftrag oblag vorher einem normalem Artilleriebataillon, von dem auch die Geschütze übernommen wurden. Die meisten Würdenträger verzichten heutzutage auf eine Begrüßung mit Salutschüssen, so dass die Geschütze nur selten zum Einsatz kommen.

Tradition und Herkunft

Das Wachbataillon führt aufgrund einer Ausnahmeregelung zum Traditionserlass seine Herkunft über das königlich-preußische 1. Garde-Regiment zu Fuß (Garderegiment) und das Infanterie-Regiment 9 der Reichswehr bis ins Jahr 1688 zurück und ist damit der einzige Verband mit einer offiziellen Tradition aus der Zeit vor Errichtung der Bundeswehr. Sein Schlachtruf ist daher in Anlehnung an das 1. Garde-Regiment „Semper Talis“ (lat.: „Immer gleich“ oder auch „Immer vortrefflich“). Das 1. Bataillon dieses Regiments führte den Spruch im Helmzierat. Durch die Fortführung dieser Tradition ist das Wachbataillon eng mit dem Semper talis Bund (StB), dem Haus Hohenzollern und dem von Rohdich’schen Legatenfonds verbunden.

Gliederung

Das Bataillon ist in neun Kompanien gegliedert, wovon die 9. Kompanie als Feldersatzkompanie nur im Spannungs- und Verteidigungsfall aktiviert wird und dann der personellen Auffüllung des Bataillons dient.

Kompanie Kompanieart Uniform entspricht der Teilstreitkraft stationiert in
1./WachBtl BMVg Stabs- und Versorgungskompanie Heer, Marine, Luftwaffe Berlin
2./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Heer Berlin
3./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Heer Siegburg
4./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Marine Berlin
5./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Luftwaffe Berlin
6./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Heer Siegburg
7./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Heer Berlin
8./WachBtl BMVg Sicherungskompanie Heer: Jägertruppe, Luftwaffe/Marine: stellen einen Teil der Mannschaftsdienstgrade Berlin

Bis März 1994 bestand in Bergisch Gladbach die Wachausbildungskompanie 902, die für die Grundausbildung der Heeres- und Marinesoldaten im Wachbataillon zuständig war. Sie wurde als 7./WachBtl BMVg in den Protokolldienst eingebunden. Ebenso standen dort die 2./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Heer und die 3./WachBtl BMVg Protokoll- und Sicherungskompanie Heer, die nach Schließung der Kaserne nach Berlin bzw. Siegburg verlegt wurden.

Alle Protokollkompanien dürfen nach einer bestandenen Protokollabnahme, in der die Soldaten ihre protokollarischen Fähigkeiten zeigen und bei Bedarf wiederholen müssen, im protokollarischen Ehrendienst mitwirken.

Ab dem 1. Juli 2008 wird die 8./ WachBtl BMVg in 9./ WachBtl BMVg umbenannt und eine neue Protokoll- und Sicherungskompanie der Luftwaffe als 8./ WachBtl BMVg aufgestellt.

Einzelnachweise

  1. DER SPIEGEL 38/1995 Seite 16a vom 18.09.1995, Staatsbesuche - Hakenkreuze präsentiert abgerufen am 06. Mai 2008

Verweise

Siehe auch

Literatur