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Demut

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Demut meint eine Bescheidenheit, die bis zur Selbstunterwerfung reicht; demgemäß wird Demütigung als eine öffentliche Beschämung (bis an den Rand der Schande) verstanden. Ihr Gegenstück ist die Überheblichkeit (vulgär: die Großkotzigkeit, in der Sprache der Prägungszeit von "Demut": die Hoffart; als Superbia eine der sieben Todsünden), oder auch die Dreistheit.

Sie spielt im jüdischen und christlichen Denken eine besondere Rolle. Im Alten wie im Neuen Testament ist Demut eine wesentliche Eigenschaft des wahren Gläubigen, desjenigen, der mit Gott im Reinen ist. Die Wurzel des verwendeten hebräischen Wortes enthält die Bedeutungen von "sich beugen" oder "herabbeugen". In Psalm 18,35 und 2. Samuel 22,36 wird die die Demut Gott selbst zugeschrieben: »deine Demut machte mich groß« (Martin Luther übersetzte: »wenn du mich demütigst, machst du mich groß.«). Demut wird im Alten Testament dem Hochmut entgegen gesetzt (Sprüche 29, 23).

Gott demütigt Menschen, um sie zu ihm (zurück) zu bringen (z.B. 5. Mose 8,2-3), und Menschen demütigen sich selbst vor Gott, um von ihm angenommen (akzeptiert) zu werden (z.B. 1.Könige 21,29; 2. Chronika 7,14).

»Demütig mit/vor seinem Gott zu wandeln« vollendet Gottes Anspruch an den Menschen (Micha 6,8). »Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.« (Jesaja 57,15; vgl. Jesaja 66,2).

Entgegen manchen Fehlformen des religiösen Lebens, in denen eher Demütigung als Demut im Vordergrund stand, wird in der heutigen christlichen Spiritualität Demut nicht als ein sich klein Machen oder als Leugnen des eigenen Wertes gesehen, sondern als realistische Selbsteinschätzung des Menschen in seiner Position in der Welt: seiner eigenen Geringfügigkeit im Vergleich mit der Größe Gottes, aber zugleich seine Würde und seinen Wert als Geschöpf und Kind Gottes.