Germaine Greer
Germaine Greer (* 29. Januar 1939) ist eine australische Intellektuelle, Autorin und Publizistin, die als eine der wichtigsten Feministinnen des 20. Jahrhunderts gilt.
Sie ist Professorin für englische Literatur an der Universität Cambridge in England und Autorin mehrerer viel beachteter Bücher. Ihr 1970 veröffentlichtes Buch The Female Eunuch (deutscher Titel: Der weibliche Eunuch) wurde ein internationaler Bestseller. Ihre Thesen wurden Allgemeingut in der Ideenwelt des Feminismus und werden seit den 1970er Jahren lebhaft und kontrovers diskutiert.
Biografie
Germaine Greer wurde am 29. Januar 1939 in der Nähe in der Nähe von Melbourne geboren. Ihre Schulausbildung beendete sie 1956 am Star of the Sea College in Gardenvale, Melbourne, die von Nonnen geführt wurde. Danach erhielt sie ein Stipendium für die Universität von Melbourne und studierte dort englische und französische Literatur. Sie wechselte an die Universität von Sydney und erreichte dort 1961 mit Auszeichnung einen Abschluss als M.A..
Anfang der 1960er trat sie ihre erste berufliche Stelle als Lehrerin an einer Mädchenschule in Sydney an. 1963 erhielt sie eine Tutorenstelle an der dortigen Universität.
1964 wechselte sie, versehen mit einem Commonwealth-Stipendium, an die Universität Cambridge in England. 1967 promovierte sie dort über Shakespeares frühe Komödien. Nach der Promotion erhielt sie einen Lehrauftrag für Drama an der University of Warwick in Coventry. In dieser Zeit schrieb sie häufig Artikel für angesehene Wochenzeitungen, war Gast in Talkshows und war Mitbegründerin der erotischen Zeitschrift Suck.
1968 heiratete sie den Bauarbeiter Paul du Feu, der gelegentlich Artikel in der Untergrundpresse veröffentlichte. Die Ehe wurde 1973 geschieden.
Ihr furioser Angriff gegen die Auffassung von der Frau als Sexualobjekt, das Buch Der weibliche Eunuch, erschien 1970. Die Promotionstour in den USA erregte großes Aufsehen, insbesondere die Diskussion mit Norman Mailer in New York, der sich bei dieser Gelegenheit selbst als Chauvinist bezeichnete.
In den 1970er Jahren war Germaine Greer freiberuflich als Journalistin tätig. Sie unternahm ausgiebige Reisen nach Asien und Afrika, um die dortigen Lebensverhältnisse zu studieren. 1972 besuchte sie Bangla Desch und informierte sich über die Lebenssituation von Frauen, die während des Sezessionskrieges mit Pakistan vergewaltigt worden waren. 1980 erhielt sie ein Professur für Poetik an der Universität von Tulsa, Oklahoma. Dort rief sie ein Studienzentrum für feministische Literatur ins Leben und leitete es bis 1982.
1984 erschien ihr Buch Sex and Destiny: The Politics of Human Fertility, das ebenfalls eine heftige öffentliche Kontroverse auslösen sollte. Ausgehend von ihren Erfahrungen auf ihren Reisen in die Dritte Welt kritisierte sie darin die westlichen Einstellungen zur Kleinfamilie: Die Welt sei nur nach westlichen Maßstäben übervölkert. Sie forderte eine Rückkehr zu den Idealen des Familienlebens und zu Bescheidenheit statt grenzenlosen Konsumanspruch. Sie zeichnete ein positives Bild von der Frau als Mutter der Großfamilie und propagierte Keuschheit als ein mögliches Mittel zur Geburtenkontrolle. Damit verprellte sie Teile ihrer Leserschaft.
1989 wurde sie zur Professorin für Literatur an die Universität Cambridge berufen. Diesen Lehrstuhl hat sie noch heute inne.
2003 erzeugte sie abermals eine öffentliche Kontroverse, diesmal mit ihrem Buch The Beautiful Boy (deutsch: Der Knabe), ein mit vielen Fotografien bebildertes Buch über die künstlerische Darstelling pubertierender Knaben und die Kunstgeschichte dieser Darstellungen. Kritiker sehen dieses Buch in bedenklicher Nähe zur Pädophilie. Sie verteidigt ihr Buch mit dem Argument, die Darstellung der Knaben impliziere nicht den sexuellen Übergriff, und sie habe die Fähigkeit und das Recht der Frauen zur visuellen Freude im Sinn gehabt.
Bücher von Germaine Greer
- The Female Eunuch, 1970, ISBN 0374527628
Deutsch: Der weibliche Eunuch, ISBN 3423361964 - The Obstacle Race:The Fortunes of Women Painters and Their Work, 1980, ISBN 1860646778
- Sex and Destiny: The Politics of Human Fertility, 1984, ISBN 0060912502
- Shakespeare, 1986, ISBN 0192875396
- The Madwoman's Underclothes: Essays and Occasional Writings, 1986, ISBN 0871133083
- Daddy, We Hardly Knew You, 1989, ISBN 0241125383
- The Change : Women, Aging and the Menopause, 1993, ISBN 0449908534
- The Whole Woman, 1999, ISBN 0385720033
Deutsch: Die ganze Frau, ISBN 3423242043 - One Hundred Poems by Women, 2001, ISBN 0571207340
- Shakespeare: A Very Short Introduction, 2002, ISBN 0192802496
- The Beautiful Boy, 2003, ISBN 0847825868
Deutsch: Der Knabe, ISBN 3806729204 - Chico, El - El Efebo En Las Artes, 2004, ISBN 8449426006
- Whitefella Jump Up: The Shortest Way To Nationhood, 2004, ISBN 1861977395