Zum Inhalt springen

Britisches Englisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. März 2005 um 22:37 Uhr durch 80.141.243.101 (Diskussion) (Charakteristik der "Received Pronunciation"). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Britisches Englisch ist die Bezeichnung für die englische Sprache, wie sie auf den britischen Inseln gesprochen wird.

Häufiger und in einem spezielleren Sinne bezeichnet man unter diesem Begriff die von den Sprachvarianten in Schottland, Wales und Irland unterschiedene Sprachvariante, die man in England mit dem Begriff "Received Pronunciation" (RP) benennt, die mitunter, aber immer seltener, auch als "Queen's English", "King's English", "Oxford English" oder "BBC English" bezeichnet wird. RP geht auf Merkmale der Aussprache im Südosten Englands zurück und galt bis vor einigen Jahre noch als die englische Aussprachevariante, wie sie für gebildete Sprecher empfohlen wurde.


Received Pronunciation (RP) als Standardvariante in Großbritannien

Bei seiner Beschreibung über die Aussprache des Englischen bezog sich der englische Phonetiker Daniel Jones auf RP als Referenzsystem. Er selbst sprach diese Sprachvariante und bezeichnete sie als eine Aussprache, die mit keiner bestimmten Region assoziiert werden könne. RP ist in dieser Hinsicht ein Soziolekt.

In seinem "English Pronouncing Dictionary" vermerkt Daniel Jones, dass die in seinem Buch benutzten Ausspracheregeln der Aussprache entsprechen, wie man sie in der Alltagssprache südenglischer Familien antrifft, deren Söhne die bekannten Internatsschulen (public boarding schools) besucht haben. Diese Aussprache hätten auch viele Sprecher angenommen, die nicht aus dem Süden Englands kommen und an diesen Schulen unterrichtet wurden. Auch die Mehrzahl der nicht an diesen Schulen ausgebildeten Sprechern aus den angesehenen Gesellschaftschichten würden RP benutzen.

Zur Verbreitung von RP trug vor allen Dingen die BBC bei, denn als Ansager wählte man grundsätzlich Sprecher mit diesem Akzent. RP wurde so zu einer Norm in der BBC.

Charakteristik der "Received Pronunciation"

RP gilt in Großbritannien als Referenzsystem für die Dialekte auf den britischen Inseln und die anderen Varianten der englischen Sprache. In Deutschland und in den meisten anderen Ländern Europas bildet RP die Grundlage des englischen Fremdsprachunterrichts.

RP zeichnet sich hauptsächlich durch die folgenden charakteristischen Aussprachemerkmale aus:


Vokalviereck mit Angabe der Zungenstellungen der RP-Monophthonge
  • RP unterscheidet zwischen (geschlossenen) gespannten und (offenen) ungespannte Vokalen, deren Länge sich nach dem Konsonanten richtet, der ihnen folgt. Vor stimmhaften Konsonanten und Sonaranten sind sie länger, vor stimmlosen Konsonanten werden sie kurz ausgesprochen, ohne allerdings dabei ihre Lautqualität zu verändern. Die vorderen Vokale sind generell ungerundet, die hinteren Vokale gerundet und die zentralen Vokale werden mit neutraler Lippenhaltung gesprochen.
  • 'Aussprache des /r/ nur in prävokalischen und intervokalischen Positionen.
  • intrusive /r/: Einschub eines /r/ an Silbengrenzen, wo zwei Vokale aufeinander treffen. Beispiel: law and order, wo zwischen law und and ein /r/ gesprochen wird.
  • Unterscheidung zwischen palatalem /l/ und velarem /l/.
  • Keine Unterscheidung zwischen behauchtem und unbehauchtem /w/ (Kein Unterschied bei der Aussprache des /w/ zwischen whale und Wales).
  • Realisierung des Endungsschwas als offener, gedehnter sich an /a/ annähender zentraler Vokal (here, order).

Unterschiede im Vokabular zwischen BE und AE

Folgende Tabelle gibt eine Auswahl von Begriffen wieder, die im britischen und amerikanischen Englisch mit unterschiedlichen Vokabeln bezeichnet werden.


BE AE deutsche Übersetzung
bath bathe baden (in der Badewanne)
biscuit cookie Keks
bonnet hood Motorhaube
braces suspenders Hosenträger
caravan trailer Wohnwagen
chemist's drugstore Drogerie
caretaker janitor Hausmeister
chicory endive Chicorée
cotton thread Nähfaden
diversion detour Umleitung
fortnight two weeks vierzehn Tage
form grade Schulklasse
football soccer Fußball
garden yard Hausgarten
gear lever gear shift Gangschalthebel
hire purchase instalment plan Ratenkauf
jug pitcher Kanne
let rent mieten (z. B. Auto)
lorry truck LKW
number plate license plate Autonummernschild
petrol gas Benzin
public convenience rest room öffentliche Toilette
return ticket round trip ticket Rückfahrkarte
solicitor attorney Rechtsanwalt
spanner wrench Schraubenschlüssel
subway underpass Unterführung
sweets candy Süßigkeiten
transport transportation Transport
underground subway UBahn
windscreen windshield Windschutzscheibe
wing fender Kotflügel


UK Slang - Britischer Slang

Um den Slang der englischen Sprache ranken sich so manche Sagen und Legenden. Er gilt als einzigartig und als eine besondere Erscheinung des Englischen. Tatsächlich ist es nicht nur dem Englischen vorbehalten, etwas wie einen "Slang" zu haben. Die theoretische Beschäftigung mit ihm hat allerdings in den USA und in England bereits früher als in manch anderen Ländern begonnen. Der Slang ist unterhalb der informellen Umgangssprache (informal speech) angesiedelt. Slangwörter sind meist sehr kurzlebig. Man unterscheidet gruppenspezifischen Slang (Jugendslang, Computerslang und so weiter) vom Slang, der allgemeingültig ist und überall in der englischsprachigen Welt verstanden und benutzt wird. Der allgemeine Slang umfasst Slangwörter, die sich länger halten als das durchschnittliche Slangwort und im Begriff sind, in den Bereich der informellen Umgangssprache "aufzusteigen", insbesondere dann, wenn es sich nicht um Vulgärausdrücke handelt. Bei den folgenden Ausdrücken handelt es sich um typisch britische langlebige Slangwörter, die von Amerikanern oft nicht verstanden werden:

  • Adam and Eve
  • berk
  • bollocks
  • bunged up
  • barmy
  • dotty
  • decko
  • dead on
  • fanny
  • flash
  • gamp
  • gob
  • goolies
  • grotty
  • knackered
  • lolly
  • loo
  • Marks and Sparks
  • mate
  • moggie
  • naff off
  • natter
  • nick
  • nipper
  • odds and sods
  • poofter
  • prole
  • randy
  • togs
  • whacked

Oft kann es sogar zu Mißverständnisssen kommen: wenn eine Engländerin den amerikanischen Angestellten an der Rezeption des amerikanischen Hotels darum bittet, am nächsten Morgen geweckt zu werden und dabei die für sie unverfänglichen Worte knock up (aufwecken) benutzt, so wird der Amerikaner ziemlich konsterniert sein, da für ihn knock up ein Slangausdruck ist und er ihn mit ganz anderen Dingen assoziiert.

Britische Dialekte des Englischen

Die altenglischen Dialekte lassen sich grob in eine nördliche, eine westliche und eine südöstliche Großvariante einteilen. Kennzeichen der nördlichen Dialekte (Midlands,North) ist die Realisierung des im Süden Englands üblichen Lautes [ʌ] in but, cut als [ʊ] und [æ] als [a]. Der Westen zeichnet sich dadurch aus, dass das r in allen Positionen gesprochen wird.

  • North
    • Northeast
      • Northumberland
      • Durham
    • Humberside
    • Central North
      • Cumbrian
      • Yorkshire
    • Lancashire
  • Midlands
    • Merseyside
    • Central Midlands
      • Derbyshire
    • Northeast Midlands
      • Nottingham
      • Lincolnshire
  • East Midlands
    • Leicestershire
    • Warwickshire
  • West Midlands
    • Black Country
    • Birmingham (Brummie)
  • Northwest Midlands
    • Manchester
    • Stoke-on-Trent
    • Cheshire
  • East
    • (Broad Norfolk)
    • South Midlands
  • South East
    • Estuary English (London, Essex)
    • Cockney
    • Kentish
    • Surrey, Sussex
  • Upper South West
    • Gloucestershire
    • Worcestershire
    • Herefordshire
    • Shropshire
  • Central South West
    • Bristol
    • Oxfordshire
    • Berkshire
    • Somerset
    • Wiltshire
  • Lower South West
    • Devon
    • Cornwall
  • Schottische Dialekte des Englischen
  • Walisisches Englisch
  • Irisches Englisch
    • Nordirland
      • Mid Ulster English
      • Ulster Scots
    • Republik Irland
      • Dublin
      • Cork
      • Limerick
      • Kerry
      • Donegal
      • Cavan

Cockney und Estuary English

Bereits Alfred C. Gimson, ein Schüler von Daniel Jones, konstatierte in den 60er Jahren eine "moderne" RP-Aussprache, die er Advanced RP nannte. RP war immer schon ein Akzent, der auf der Grundlage der südöstlichen Dialekte basierte. Advanced RP zeichnete sich nun dadurch aus, dass das gesamte Vokalsystem der von Daniel Jones beschriebenen "Conservative RP" offener wurde, und zwar indem die gesamte Artikulationsbasis offener wurde und letztlich nur eine Verschiebung des gesamten Vokalsystems darstellte. Advanced RP war allerdings immer noch RP, und in den 60er Jahren hörte man nun diese moderene Art zu sprechen in wachsendem Maße auch in den Medien. Vor allen Dingen trug hierzu auch die Tatsache bei, dass das RP der "alten Leute" und "Reichen" immer mehr als allzusehr distinguished und elitär empfunden wurde und Advanced RP dem britischen Understatement entgegenkam. Da sich die südöstlichen Dialekte Englands generell durch einen offenere und laxere Aussprache auszeichneten, beinhaltete ein "Advanced RP"-Akzent die Tendenz, den Dialekten wie z. B. dem Cockney und dem Dialekt in Essex ähnlich zu werden. Der Vokal in good wurde entrundet und die Vokale in see und mood wurden nun leicht diphtonghiert, während die Diphtonge selbst etwas gelängt wurden. Auch die Intonation des "RP", die ohne Zweifel "südostenglisch" war, tendierte immer mehr in Richtung der südöstlichen Dialekte. 1984 prägte David Rosewarne, ein Englischlehrer, der Ausländer unterrichtete, den Begriff Estuary English, das er als eine Sprachvariante bezeichnete, die als eine Vermischung typisch südöstlicher Aussprachemerkmale mit RP beschrieben werden kann, also als eine Art Mittelding zwischen dem Londoner Akzent und RP. Es handelt sich hier genauer um eine Weiterentwicklung des Advanced RP, die auf den britischen Inseln immer mehr als Standardenglisch angesehen wird.

Literatur

  • Daniel Jones: The Pronunciation of English, 1956
  • Daniel Jones: English Pronouncing Dictionary, 1998, ISBN 0521425867
  • A. C. Gimson: An Introduction to the Pronunciation of English, 1980, ISBN 0713162872
  • Alan Cruttenden: Gimson's Pronunciation of English, 2001, ISBN 0340759720
  • Roland Arnold,Klaus Hansen: Englische Phonetik, 1996, ISBN 3324003490
  • Karl Hubmeyer: Lautveränderungen im gegenwärtigen Englisch. Eine experimentalphonetische Studie zur lautlichen Performanz der "Received Pronunciation", 1980, ISBN 3853694276