Sozialer Status
Allgemein ist der soziale Status die soziale Lage oder Position einer Person, die sie bezüglich bestimmter sozialer Merkmale in Relation zu anderen Personen in der Sozialstruktur einer Gesellschaft einnimmt. Dabei werden in in der soziologischen Theorie zwei Begrifflichkeiten von Status unterschieden.
Sozialer Status in der Rollentheorie
In der Rollentheorie beschreibt der soziale Status, die Position, die einem Indivuum in einem sozialen Zusammenhang zugewiesen wird (z.B. Lehrer in der Schule, Mutter in der Familie). Mit diesen Position sind gesellschaftliche Erwartungen und Rollenansprüche verbunden.
Sozialer Status in der Schichtungstheorie
Die etwas geläufigere Bedeutung betont die hierarchische Differenzierung einer Gesellschaft durch den sozialen Status, wie sie auch in der Schichtungstheorie beschrieben wird. Sozialer Status kann hier synonym stehen, für den Rang, das Prestige, die soziale Wertschätzung, die einer Person aufgrund ihrer Position in der Gesellschaft zugewiesen wird. An diese Postition sind bestimmte, Privilegien, Fähigkeiten, Rechte und Pflichten gebunden. Der soziale Status kann bezüglich verschiedener relevanter Merkmale unterschieden werden, wie Abstammung, Beruf, Einkommen, Bildung. Von Statuskonsistenz spricht man, wenn diese Merkmale miteinander hoch korrelieren (wenn also z.B. mit einer hohen Bildung auch ein hohes Einkommen verknüpft ist), von Statusinkonsistenz, wenn nicht (z.B. der Obdachlose mit Grundschulabbruch als Lottomillionär).
Statusdifferenzen, werden durch Symbole legitimiert und gefestigt, so sind beispielsweise der Kunstgeschmack, die Essgewohnheiten, oder das Auto, das ein Individuum (sozialer Akteur) fährt, Ausdruck seines sozialen Status. Alltagssprachlich gilt das Auto als typisches Statussymbol. Diese Symbole sind jedoch nicht nur äußerlich, sondern auch mit einem bestimmten Habitus, also Einstellungen, Fähigkeiten und Gewohnheiten der Individuen verknüpft.
Inhaltlich lassen sich der erworbene Status (achieved status) und der zugeschriebene Status (ascribed Status) unterscheiden. Dabei bezeichnet der erworbene Status, die unabhängig von sozialer Herkunft durch Leistung oder Fähigkeiten erreichte Position, der zugeschrieben Status beschriebt die dem Individuum unabhängig davon zugeschrieben Position durch z.B. Alter oder Geschlecht.
Historische Entwicklung
Allgemein wird zwischen Gesellschaft, die stark differenzierte soziale Untergliederungen und fließende Status-Übergänge aufweisen, und sog. Klassengesellschaften unterschieden. Im Zuge des Übergangs von der ständischen zu industriellen Gesellschaftsformen kam es in Westeuropa zu einer Aufweichung althergebrachter Statusdifferenzierungen. Dies führt einerseits zu einer größeren sozialen Moblität, aber auch zu mehr Statusunsicherheit und höheren Anpassungs- und Orientierungserfordernissen. Dabei nimmt die Bedeutung des Erworbenen Status gegenüber dem zugeschriebenen Status zu (z.B. Machtverlust des Adels). In anderen Gesellschaften, wie z.B. dem indischen Kastensystem, kommt dem zugeschriebenen Status immer noch eine erhebliche Bedeutung zu. Dabei ist es jedoch auch in den westlichen Industriegesellschaft nicht do, dass Status allein durch Leistung erworben wird, sondern bestimmte, mit dem Status der Eltern verbundene Kompetenzen, Symbole und Beziehungen an die Kinder weitergegeben werden. Soziologische Untersuchungen haben ergeben, dass dem Beruf heute in westlichen Gesellschaften eine zentrale Bedeutung zur Statusdifferenzierung zukommt.
Forschung zum sozialen Status
Zur Untersuchung der Statusdifferenzierung versucht man, neben "objektiv" gegebenen Größen, wie Einkommen und Beruf, auch Selbsteinschätzungen zum eigenen Status, sowie zu einem "Höher-als" und "Tiefer-als" zu erheben. Eine weitere wichtige Forschungsrichtung befasst sich mit dem Zusammenhang von sozialem Status und bestimmten Lebenseinstellungen, Gewohnheiten und Milieus. Soziologische Forschung hat ergeben, dass dem Sozialen Status auch in westlichen Gesellschaften eine handlungrelevante Bedeutung zukommt: So sind z.B. Heirats- und Liebesbeziehungen stark über den sozialen Status strukturiert. Über den sozialen Status sind auch weiterhin Lebenschancen ungleich verteilt: So geht mit einem höherem sozialen Status, bessere Bildung, Gesundheit und höheres Einkommen einher.
Literatur
- Ralf Dahrendorf (1974): Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. München.
- Daniel Bell (1975): Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt a. M.
- Pierre Bourdieu (1982): Die feinen Unterschiede. Frankfurt a. M.
- Stefan Hradil (1987): Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Opladen.