Vereinigung evangelischer Freikirchen
Die Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) ist ein lockerer Zusammenschluss deutscher Freikirchen und freikirchlicher Gemeinschaften mit den Zielen, gemeinsame Anliegen öffentlich besser zu vertreten, die Zusammenarbeit im theologischen und diakonisch-sozialen Bereich zu intensivieren sowie die Gemeinschaft der verschiedenen Freikirchen untereinander zu fördern.
Geschichte
Anfänge
Die VEF wurde 1926 in Leipzig ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren die Baptisten, die Freie evangelische Gemeinden, die Evangelische Gemeinschaft und die Methodistenkirche. Schritmmacher dieser Gründung war der Freikirchliche Predigerbund von Berlin und Umgebung, aus dem bereits 1916 ein Hauptausschuss Evangelischer Freikirchen hervor gegangen war.
Hauptanliegen der Vereinigung war die Anwendung und Durchsetzung der durch die Weimarer Verfassung garantierten Rechte für Religionsgemeinschaften. Insbesondere ging es den in der Vereinigung zusammengeschlossenen Freikirchen um die Erlangung der Körperschaftsrechte und da mit um die formalrechtliche Gleichstellung mit den Landeskirchen.
Von Anfang an suchte die VEF auch das Gespräch mit den Volkskirchen. Hier ging es vor allem um Streitfragen des kirchlichen Alltags. So war es in vielen Fällen freikirchlichen Pastoren verboten, auf landeskirchlichen Friedhöfen Trauerandachten und Beerdigungen durchzuführen. Da die meisten Friedhöfe der damaligen Zeit in landeskirchlicher bzw. römisch-katholischer Hand waren, war es vielfach unmöglich freikirchliche Beerdigungen in würdigem Rahmen durchzuführen.
Im Dritten Reich
Zwischen 1933 und 1934 steht die VEF vor der Frage, wie sie sich zu einer (zwangsweise verfügten ) Eingliederung in eine deutsche evangelische Reichskirche stellt. Es gab in den Reihen der Freikirchler durch aus Befürworter einer einheitlichen Reichskirche. Andere versuchten Kontakt zur Bekennenden Kirche aufzunehmen. Karl Barth stellte sich jedoch in einer persönlichen Stellungnahme gegen dieses Begehren.
1937 nahmen zwei Vertreter der deutschen VEF an der Ökumenischen Weltkonferenz in Oxford teil. Den landeskirchlichen Deligierten war per Passentzug die Ausreise zu dieser Konferenz durch die deutschen NS-Behörden verweigert worden. Die vom Methodistenbischof Dr. Sommer vor der Ökumene-Konferenz gehaltene Rede, in der er er die nationalsozialistische Politik verteidigte, führte verständlicherweise zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen Landeskirchen und Freikirchen.
Nachkriegszeit
Die entstandenen Spannungen konnten erst in den Nachkriegsjahren abgebaut werden. Eine erste Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen und Freikirchen entwickelte sich auf Druck der ausländischen Kirchen und der von ihnen gestarteten Hilfsaktionen für das vom Krieg zerstörte Deutschland. Da erhebliche Teile der Geld- und Sachspenden von ausländischen Schwesterkirchen (u.a. Baptisten, Methodisten, Mennoniten, Quäker) der deutschen Freikirchen stammten, wurden bei den Landeskirchen darauf hingewirkt, auch die deutschen Freikirchen an der Verteilung der Hilfsgüter zu beteiligen. So kam es zur Gründung des gemeinsamen Hilfswerkes Evangelischer Kirchen. Der Name dieses Hilfswerks war ein Signal: Zum ersten Mal wurden damit die Freikirchen seitens der Landeskirchen als gleichberechtigte evangelische Kirchen bezeichnet. Weitere Zusammenschlüsse und Arbeitsgemeischaften entwickeln sich in den Folgejahren: 1948 kommt es zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, 1957 bilden die Hilfswerke der EKD und der VEF die Diakonische Arbeitsgemeinschaft evangelischer Kirchen.
Gegenwart
Aufgrund der politischen Entwicklungen im geteilten Deutschland trennt sich 1963 auch die Vereinigung Evangelischer Freikirchen in eine Vereinigung-Ost und eine Vereinigung-West. Kontakte durch jährliche Begegnungen blieben jedoch auch in der Zeit des Kalten Krieges bestehen. Nach der Wiedervereinigung kommt es 1991 auch zu einem Zusammenschluss der getrennten Vereinigungen.
1990 entsteht in Münster der Verein zur Förderung der Erforschung der freikirchlichen Geschichte und Theologie (seit 2001: Verein für Freikirchenforschung - VEF). Er gibt eine eigene Zeitschrift heraus.
Seit 2000 ist die Vereinigung Evangelischer Freikirchen durch einen eigenen Beauftragten am Sitz der Bundesregierung in Berlin vertreten.
Die Freikirchen der VEF
Mitglieder
- Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland KdöR in Enkenbach-Alsenborn
- Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten und Brüdergemeinden) KdöR, Wustermark-Elstal
- Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR in Witten
- Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR in Erzhausen
- Evangelisch-methodistische Kirche KdöR in Frankfurt am Main
- Die Heilsarmee in Deutschland - Nationales Hauptquartier - KdöR in Köln
- Kirche des Nazareners e.V. in Gelnhausen
- Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden GmbH in Bremen
Gastmitglieder
- Herrnhuter Brüdergemeine KdöR in Herrnhut und Bad Boll
- Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes e.V. in Wietzendorf
- Gemeinde Gottes e.V. in Urbach
- Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland KdöR in Hannover und Ostfildern
Siehe auch: Portal Freikirchen, Freikirchen in Ostfriesland
Literatur
- Vereinigung Evangelischer Freikirchen (Hersg.): Freikirchenhandbuch - Informationen, Anschriften, Texte, Berichte, Wuppertal 2004 [ISBN 3-417-24868-X]