Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden

Die Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden am 13. November 1308 ist ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Stadt Danzig, in dessen Folge die Stadt bzw. das umliegende Pommerellen in den Ordensstaat eingegliedert wurde. Die Übernahme, in deren Verlauf eine umstrittene Anzahl der Einwohner von Danzig getötet wurden, führte zum Zerwürfnis mit dem Königreich Polen. Danzig sagte sich 1454 zusammen mit dem Preußischer Bund vom Orden los und unterstellte sich 1466 als Teil von Königlich Preußen dem polnischen König, und wurde 1795 ins Königreich Preußen annektiert. Zwischen den Weltkriegen war die Freie Stadt Danzig, und die deutsch-polnisch Geschichte der Hafenstadt, ein Zankapfel zwischen Deutschen und Polen. Nicht zuletzt hier begann der Zweite Weltkrieg.
Vorgeschichte

Danzig (Dantzike[1][2][3]) war im 13. Jahrhundert eine multiethnisch bewohnte Hafenstadt mit deutschem Lübisches Recht, die von mehreren Seiten umkämpft war, nicht zuletzt durch die pommerschen Herzöge untereinander.
Swantopolk von Danzig regierte als Zwantepolc Danceke von 1220-1266 in Pomerellen. Er erhielt im Jahre 1227 den pommerschen Herzogtitel und Kaiser Friedrich II. bestätigte die schon vorhandene Lehnshoheit Brandenburgs über das Herzogtum Pommern. Während seiner Regierung wurde die deutschrechtliche Stadt Danzig mit Lübeck Recht gegründet, wo sich schon deutsche Handels- und Kaufleute niedergelassen hatten. In 1236 im Vertrag zu Kremmen erkannte Wartislaw Brandenburgs Oberlehnshoheit über Pommern an. 1269 erhielt Brandenburg mit dem Vertrag von Arnswalde ebenfalls Oberlehnshoheit über Pomerellen, in dem sich die Stadt Dantzike (Danzig, heute Gdansk) befand. Konrad, Markgraf von Brandenburg-Stendal erbte Pomerellen von Herzog Mestwin II. von Pommern. 1282 erbte der Deutsche Orden Mewe von Sambor II. und kam so auf die linke Seite des Weichselufers.
Die Region geriet in Erbfolgekriege des Pommerschen Adels. So rief Mestwin II. gegen seinen Bruder die Brandenburger zur Hilfe, von denen er 1271 wiederum seine Hauptstadt zurückerobern musste. Kämpfe innerhalb der Dynastie der Samboriden, wie auch die wachsende Bedrohung seitens der Mark Brandenburg und des Deutscher Orden führten zu einem engeren Anschluss Pommerellens an Polen. Als Mestwin II. 1294 ohne männliche Erben starb, fiel Danzig, laut dem Vertrag von Kempen (Kępno) von 1282 an den Herzog von Großpolen und König von Polen Przemyslaw II., nach dessen Tod 1296 übernahm sein Erbe der spätere König von Polen und Herzog von Kujawien Wladyslaw IV., der aber um 1300 von den Böhmen (Tschechen) Wenzel II. aus Polen vertrieben wurde. Nach dem Mord am letzten Vorsteher der Przemysliden Wenzel III. 1306 konnte Wladyslaw aus dem ungarischen Exil nach Polen zurückkehren und sich wieder in Teilen Polens und in Pommerellen durchsetzen.
Im Sommer 1308 kam es zu einer Pommerschen Rebellion in der Stadt Danzig gegen die seit 1306 anwesende kleine polnische Garnison von König Władysław. Die Stadt verbündete sich mit Waldemar von Brandenburg[4] , der in die Stadt einmarschierte, und belagerten die Burg, in der sich die polnische Garnison verschanzt hatte.
Diese und der Pommersche Richter und Kastellan Bogusza riefen auf Anraten von Dominikaner-Prior Wilhelm[5] im Sinne von Wladyslaw I. Ellenlang den Deutschen Orden gegen die Brandenburger zu Hilfe[6].
Die Deutschritter unter Heinrich von Plötzke (ein Verwandter von Günther von Schwarzburg) kamen im August in der Burg an und vertrieben die Brandenburger im September aus der Stadt. Als Władysław es ablehnte, 10000 Mark für die Schützenhilfe zu zahlen, verblieben sie in Burg und Stadt, was dort teilweise auf Widerstand stoß.
Der Markgraf von Brandenburg wurde nun zwar geschlagen, der Deutsche Orden besetzte aber die Stadt und behielt sie, da die versprochene Entschädigung nicht aufzutreiben war, in seinem Besitz. Um den Besitz Pommerellens mit Danzig rechtlich abzusichern kaufte der Orden im Vertrag von Soldin am 13. September 1309 den Brandenburgern alle ihre, allerdings umstrittenen Besitztitel an Pommerellen ab, die sie ab 1269 besaßen (siehe auch Vertrag von Arnswalde) für 10000 Mark Silber ab.
Die Annexion Pommerellens durch die Ritter des Ordens, wonach der Orden 1411 einige Ratsherren Danzig's, darunter Arnold Hecht und Konrad Letzkau hinrichteten, führten u.A. zur Bildung des Preußischen Bundes und einer jahrhundertlangen Feindschaft zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden.
Kontroverse
Was genau am 13. November 1308 passierte, als die Ritter einen Aufstand niederschlugen, war und ist umstritten, im 14. Jahrhundert ebenso wie im 20., und besonders in der Zeit zwischen und nach den Weltkriegen und im Kalten Krieg. Auf polnischer Seite wird behauptet, die Deutschritter hätten 10000 Polen massakriert. Die Webseite der Stadt (Stand 31. Mai 2008) gibt an, dass die Ritter die Bevölkerung abgeschlachtet hätten[7] was als "the Gdańsk slaughter" (im Englischen) bekannt sei, was jedoch eien Recherche nicht bestätigt[8]. Zudem gebe es ein Denkmal für das Massaker der Bevölkerung von Danzig im Jahre 1308.[9]
Norman Davies, ein in Polen sehr geschätzter englischer Historiker schreibt lapidar, dass die Ritter Waldemar vertrieben und kaltblütig die Einwohner abgeschlachtet hätten [10].
Das "New Cambridge Medieval History" (1999) berichtet im Detail, erwähnt jedoch keine Verbrechen, nur daß der Orden weitere Städte wie Schwetz erobert hätte [11]. Die Danziger Kolonie von Deutschen Kaufleuten sei jedoch von den Ordensrittern angegriffen worden da sie im Wettbewerb lag mit der der Stadt Elbing (Elbląg), einer Hansestadt des Ordens.[12],
Verweise
Literatur
- Werner Neugebauer, Neue polnische Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte Westpreußens, Westpreußen Jahrbuch 1953, Leer/Ostfriesland
- Andrzej Zbierski, Początki Gdańska w świetle najnowszych badań (Die Anfänge Danzigs im Lichte der neuesten Forschungen) in: Gdańsk, jego dzieje i kultura, Warschau 1969, S. 11 – 27
- Wilhelm Brauer, Prußische Siedlungen westlich der Weichsel, Siegen 1983, J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e. V.
- Heinz Lingenberg, Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig, Stuttgart, Klett-Cotta, 1982, ISBN 3-12-914900-7
Weblinks
- [10] Historie, Danziger Verfassung und Recht]
Fußnoten
- ↑ das älteste Siegel der Bürger in Danzig, aus dem 13. Jhd. ist beschriftet mit Sigillum Burgensium in Dantzike - Edmund Cieślak, Historia Gdańska, 1978 [1]
- ↑ Die Schreibweise "Dantzike" erscheint in Dokumenten von 1248 bis 1305 - Heinz Lingenberg, Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der Deutschen Stadt Danzig, 1982 [2]
- ↑ während das Siegel noch 1352, 1379 und 1399 in Gebrauch war - Erich Keyser, Die Baugeschichte der Stadt Danzig, 1972 [3]
- ↑ Norman Davies, God's Playground: A history of Poland, 1979 [4]
- ↑ Poland's Ministerstwo Spraw Zagranicznych, Dzieje miast Rzeczypospolitej Polskiej: Polska w słowie i obrazach, 1928 [5]
- ↑ Gieysztor, Alexander, Stefan Kieniewicz, Emanuel Rostworowski, Janusz Tazbir, and Henryk Wereszycki. History of Poland. PWN. Warsaw, 1979. ISBN 83-01-00392-8
- ↑ the governor of the castle, Bogusza, called on the Teutonic Knights for help. Those, having captured the castle in 1308 butchered the population. Since then the event is known as "the Gdańsk slaughter ". - www.gdansk.pl [6]
- ↑ Google Books Suche nach "Gdansk slaughter" Gdańsk slaughter 1308
- ↑ "Monument commemorates the massacre of the population of Gdansk in 1308." - Lech Krzyżanowski, Gdańsk, Sopot, Gdynia: A Guide to the Triune City, 1974 [7]
- ↑ the Knights "drove Waldemar from the city, and calmly slaughtered its inhabitants" - Norman Davies, God's Playground: A history of Poland, 1979 [8]
- ↑ "when the Poles refused to accept monetary compensation, the Order resolved the ensuing conflict by conquering further towns like Schwetz" - David Abulafia et al., The New Cambridge Medieval History, 1999, Vol.5 [9]
- ↑ Urban, William. The Teutonic Knights: A Military History. Greenhill Books. London, 2003. ISBN 1-85367-535-0