Mädler-Kalender

1864 schlug der deutsche Astronom Johann Heinrich Mädler einen Kalender vor, der den alten Julianischen Kalender einerseits als auch den Gregorianischen Kalender andererseits ersetzen sollte. Mädler schlug vor, 31 Schaltjahre in einem 128-jährigen Schaltzyklus im neuen Kalendersystem unterzubringen, deshalb wäre jedes vierte Jahr dem Entwurf nach ein Schaltjahr gewesen, aber alle 128 Jahre würde nach Johann Heinrich Mädler ein Schaltjahr entfallen; also hätte das Jahr eine Länge von 365 + 31/128 bzw. 365,2421875 Tagen gehabt, daher wäre das Jahr exakter eintgeteilt gewesen als je zuvor; es bestünde ein sehr viel geringfügiger Unterschied zum Tropischen Jahr mit einer Länge von 365,24219052 Tagen als beim Gregorianische Kalender, nach dem ein Jahr durchschnittlich 365,2425 Tage dauert. Folgende Tabelle soll dies noch einmal veranschaulichen:
Kalendersystem Tageslänge Differenz zum Tropischen Jahr Tropisches Jahr 365,24219052 Tage -------- Mädler-Kalender 365,2421875 Tage 0,00000302 Tage bzw. 0,260928 s zu kurz Neujulianischer K. 365,242222 Tage 0,000031702 Tage bzw. 2,73907008 s zu lang Gregorianischer K. 365,2425 Tage 0,00030948 Tage bzw. 26,739072 s zu lang Julianischer K. 365,25 Tage 0,00780948 Tage bzw. 11 min, 14,739072 s zu lang
Um Mädlers Vorschlag jedoch in Russland (s.u.) zu verwirklichen, hätte man vor Einführung des Kalendersystems die zwölf Tage, die im 19.Jahrhundert die Differenz zum Julianischen System bildeten, welches zu dem Zeitpunkt in Russland noch galt, überspringen müssen. Mädler wollte 1901 mit einem 128-Jahreszyklus beginnen, daher hätte seine Überarbeitung bis zum 28. Februar 2028 mit dem Gregorianischen Kalender übereingestimmt. Die erste Differenz zwischen Gregorianischem Kalender und Mädlers Vorschlag hätte im Jahr 2028 stattgefunden; Mädlers erster 128-Jahreszyklus hätte geendet und somit wäre in dem Jahr nach der Überarbeitung der 29. Februar weggefallen - nach Gregorianischem System wäre dies aber nicht der Fall gewesen, weil 2028 wie z. B. 2008 im Vierjahresrhythmus ein Schaltjahr sein wird.
Im Jahre 1899 schlug die "Kalenderreformkommission der Russischen Astronomischen Gesellschaft", auf der Suche nach einem exakteren System der Zeitrechnung, den Überarbeitungsvorschlag Johann Heinrich Mädlers vor, aber das Russische Zarenhaus war nicht an einer Kalenderreform interessiert und somit konnte sich Mädlers Vorschlag nicht durchsetzen. Jedoch wird heute noch in den größten Teilen der Welt der Gregorianische Kalender verwendet - Mädlers Überarbeitungsvorschlag ist leider beinahe in Vergessenheit geraten, auch wenn er einen Vorschlag zur Zeitberechnung gemacht hat, der aufgrund der verschwindend geringen Differenz zum tropischen Jahr kaum mehr zu überbieten ist.